Tages-Neuigkeiten.
Aus Stadt und Amt.
Nagold, 24. Februar 1914.
Die Zustellung der Kriegsbeorderuugen und Paßnotizen erfolgt von dicstm Jahre ab durch die Post, nicht mehr durch Vermittlung der Polizeibehörde.
Schwarzwaldvereinsansflug. Zur ersten heurigen Wanderung am letzten Sonntag: eure ^-Tagestour von Station Wildbecg über Holzbronn-Domadecg-Stammheim- Iägcrbecg-Alchengstelt-Talw hatte sich eine ansehnliche Zahl wanderfroher Damen und Herren eingssunden. Sie brauchten es nicht zu bereuen, denn die Witterung war bei der jetzigen Jahreszeit eine fehr günstige. War das eine Luft, an dem schönen Sonntag-Vormittag hinauszupilgem und an der nun wieder erwachenden Natur sich zu ergötzen; wie konnte man da ozonreiche Tannenlust schnappen, w'e sich den Kopf von frischem Tau brträufeln lasten! Bald war die Holzbronner Höhe und der Domaberg erklommen, wo in liebenswii,diger Werse uns ein Waldgeist mit dem Turm- fchlüstel empfing. Ueberrajcht wann alle von dem herrlichen Rundblick von des Turmes Zinnen. Ncch allen Richtungen war die Lust klar und nebelfrei. Nach einem kurzen Besuch in Stammhe m wurde die zweite Höhe, der Iäger- derg, genommen. Vergebens wurde nach dem Tmmwächier Umschau g, halten. Doch, wozu wurde klettern gelernt! einige kleine Hindernisse und man d.rsie sich an neuen Schönheiten, welche der Ausblick bot, erfreuen. Nun gings dinunt r nach dem schön gelegenen Calw, wo ein vorzügliches Nachtesten trefflich mundete. — Programmäßig wurde die 1. Wanderung durchgesührt. Sie bedeutet ein gutes Vorzeichen für die folgrnden in di-stm Jahre, welche bekanntlich bereits festgetegt sind.
Freier Arbeiterverein. Der am Sonntag in der Traube staltgesundene Unterhaltungsabend warsehr gut besucht. Die Theaterstücke „Die Heiratsglüschle", „Die Gmoiderotssitzung" wie auch die „Dickköps" wurden flott gespielt und fanden rauschenden Beifall. In rührigrr Weise tat Mitglied Ilg st in Möglichstes und gab manche Dreingabe. Ebenso seien die Klaoiervorlräge in den Zwischenpausen dankend anerkannt, welche stimmungsvolle Abwechslung brachten. Em flottes Tänzchen hielt die Anwesenden nach einige Zeit vctsommen, so daß alle hoch befriedigt von dem genußreichen Abend waren.
Die Sonntag nachmittag im Gasthaus z. Schwanen in Altensteig staitgesundene Hauptversammlung der Biehzuchtgeuosfeuschaft für den Obers mts bezirk Nagold erfreute sich eines guten Besuchs namentlich aus dem Hinteren Bezirk.* Der Vorstand, Gutsbesitzer Link von Trölleshos wies in seinen Begrüßungswortei, darauf hin, daß die Biehzuchtgerostenschast Nagold rine der ältesten des Landes sei, daß aber leider seit Bestehen der Milchlieferungswut die Viehzucht in den Hintergrund getreten sei. Er legte der Versammlung die Frage vor, ob die Genossenschaft nicht mit Rücksicht ans die bestehende Interesselosigkeit aufgelöst werden solle. Iu anderen Oberamtsbezüken z. B. Freudenstadt. Calw rc. werden zwar gegenwärtig aus Anregung der K. Zentralstelle f. d. Ldw. Viehz-.'chtgenosten- schasten gegründet und wäre deshalb di; Auslösung der Nagolder Genossenschaft sehr bedauerlich. Das Bestreben der Staatsregierung gehe dahin, in allen Oberamtsbezirken die Gründung von Biehzuchtgenossenschasten herbeizusührcn. damit Btst mmungen erlassen werden können, nach welchen nur noch Tiere, welche lm Herdbuch einer Genossenschaft ausgeführt sind und entspr. Ohrmarke haben zur Skaats- präm erung zugelaffen und Zusallsprämierungen, wie solche bish r möglich waren, vermieden werden. Die Be samm- lung spracht sich allgemein süc den Fortbestand der Genossenschaft aus und wurden hierauf die Neuwahlen oorge- nommen Auf den Barsch! g des Vorstands des landwirtschaftlichen Bezirksverelns Oderomimann Kommerell wurde Gutsdrsitzer Link per Akklamat an rviedcr zum Genossen- schaftsoorstand gewählt; ln geheimer Wahl wurden als Ausschußmilgiieder beztehungsrvetse Ersatzmänner gewählt: Schultheiß Schieeh in Ueberbecg, zugleich Bizevorstand,
wachen, oder auf den Fatznacht tag. Diß ist fürwar ein grosse sündt und jchandt. Dann man darff Len Teuffcl nicht an das Hauß mahlen, er kompt wol für sich selbs darein. Also darffst du dich nicht in des Teuffels gestalt verendern, du bist vorher ein ärger ond schwartzer Teuffel gnug, in dem du täglich wider Gott sündigest ond grosse Hoffart treibest, darinn du dann dich dem Teuffel v el gleicher ond förmlicher machest weder Gott. Derhalben wöl ein jeder Ehristenmensch gcwarnet sein, z er solche Heidnische bräuch ond sttten adthue, ond Christo seinem eriöser Nachfolge, damit nicht all sein Handel ond werck, so er hie ausf dieser welt begeht, vergebcns sei.
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Das vorstehende Gedicht ist das 11l. Stück aus Sebastian Brandts „Narrenschiff". Die angeschloffene Predigt ist von Johann Geiler von Kaisersberg, der über Brands Narrenschiff 1489 zu Straßburg im Stift zu dem Alten St. Peter zu jedem der 111 Stücke eine solche Predigt gehalten hat. _
Schalks-Lcke.
Aus „Die ZleSer-Knte"
(eine lustige Sammlung unfreiwilliger Komik aus deutschen Zeitungen) o.Feltr Schloemp, Verlag Georg Müller, München.
Die gefräßige Waukwurfsgrisse
„Die Gefräßigkeit der Maulwurfsgrille ist eine unbe-
I Mühlebesitzer Silber in Altensteig, Gutsbesitzer Dichter in Trittlingen. L. Gärtner, Landwirt in Wildberg, Landwirt Stocklnger in Echöndronn, und Hirschwirt Kirn in Ueber- berg. Birhzuchtinspektor Mayer von Rottweil hielt hierauf einen einstündigen lehrreichen Vortrag über Zweck, Ziel und Nutzen der Biehzuchtgenossenschasten, an welchen sich eine lebhafte Debatte anfchloß. Der Vortragende hob insbesondere hervor, daß der Betrieb der Viehzucht im Bezirk Ncgold durch bas Vorhandensein der Ivngoiehweids in Urttcrschwandors, welche eine der besten des Landes sei, besonders begünstigt werde; es sei eine große Notwendigkeit, daß die jungen Tiere viel Bewegung in frischer Lust haben, der Knochenbau und die Wüchsigkeit werden hiedurch sehr gefördert. Ein großer Fehler sei das frühe Zulassen der Tiere, deren Entwicklung darunter nolleide. Wenn auch zur Förderung der einheimischen Farrenauszucht männliche Tiere in der Gegend für die Farrenhalrungen aufgekauft werden, so sei es doch unumgänglich notwendig zu' Blutauffrischungen Tiere aus dem Simmental zu beziehen, es empfehle sich aber dann nur erstklassiges Material zu erwerben, da sonst der Zweck nicht erreicht werde. Der Redner wies auch aüs die Erfolge in anderen Gegenden des Landes und in Baden hin; was dort möglich sei, sollte sich bei uns auch erreichen lassen. Eine richtige Viehzucht sei der Abmelkewirtschast entschieden oorzuziehen. Notwendig sei, daß in den Gemeinden tüchtige Landwirte mit gutem Beispiel vorangehen, in einzelnen Gemeinden habe sich bisher gezeigt, daß Landwirte durch die guten Erfolge anderer auf die richtige Betriebsweise ihres Stalles gekommen sind. Empfohlen wurde noch der gemeinsame Auskauf von Futtermitteln insbesondere von Leinsamen. Der Redner schloß mit drin Wunsche, daß seine Ausführungen aus guten Boden gefallen sein mögen. Oberamimann Kommerell teilte noch mit, daß vom landwirtschaftl. Bezirksverein bei der Amtskörperschast darum nachgesticht werde, daß die Beiträge, weiche bisher den Käufern von aus der Schweiz eingtführten Ocginal- Simmenialer Farren (12°/g der Kaussumme einschl. Kauss- und Trane portdosten) gewährt wurden, auch beim Erwerb eines Farrens innerhalb unseres Landes geleistet werden, vorausgesetzt daß das betr. Tier von Orginalsimmentaler- Eltern obstammt, was blos durch Vorlage von Auszügen aus den Herdbüchern, wie solche von den Dtkhzuchtgknossen- schasten zu führen sind, bewiesen werden kann. Vorstand Link schloß die Versammlung mit dem Wunsche, die Viehzucht im Bezirk Nagold möge wieder auf dieselbe Höhe kommen, auf welcher sie früher gewesen ist.
sj Rohrdorf, 21. Februar. Gestern abend fand im Rathaus die Generalversammlung der Darlehnskasse über das 23. Geschäftsjahr statt. Die Aktiva betragen 88366.41, die Passiva .6 87866 91. Es konnte somit ein Iahresgewinn von X 499 50 gebucht werden. Der Reservefonds beträgt ^ 5206.74. Das Geschästsgut- haben der Mitglieder ^ 1631.99. Der Gesamtumsatz betrug ^ 176 749.03. Die vom Aussichtsral geprüfte Rechnung wurde anerkannt und nach Entlastung des Vorstehers und Rechners eine Dividende von 4°/g beschlossen. Die ausschkidenden Mitglieder des Vorstandes und Aussichls- rates wurden einstimmig aus 4 Jahre wiedergewähU und dem Vorsteher eins jährliche Vergütung von 50 —, in Anerkennung der sich Madig mehrenden Geschäfte bewilligt. Der gegenwärtige Mitgliederstand beträgt 87.
Ans de« Rachdarbezirken.
Reuenbürg, 23. Febr. Nach soeben eingetroffener Nachricht ist das Kursauto der Schämberger Krastwagengksellschafl in Liebenzell total verbrannt. Näheres über die Ursache konnte noch nicht ermittelt werden.
(Enzt.)
Landesmchrichten.
r Stuttgart, 23. Feör. (Die Rückkehr des Königspaares.) Morgen mittag 12.16 Uhr trifft die Königin über Ulm von ihrer italienischen Reise wieder hier ein. Der König wird wenige Stunden später um 2.03 über Immen- dirigen von seinem 7-wöchigen Erholungsaufenthalt an der Riviera hierher zurückkehren.
r Stuttgart, 22. Febr. (B om neuen Bah n- hosoiertel). Wenn am 1. Juli ein Teil de im Besitz der Eiseabahnoerwaltung befindlichen Häuser infolge der Uebrrstedelung der Generaldirektion in ihr neues Verwaltungsgebäude geräumt sind, beabsichtigt, einer Bläiiermeldung zufolge, die Smdiverwaltung. den bei der Niederlegung der alten Häuser fcri werdenden Platz alsbald mit dem pro- jekticrten neuen Straßennetz zu versehen. Die Fü stiick Donnersmarcksche Grundstücke Verwaltung als Eigentümerin der alten Grundstücke zahlt dazu einen Beitrag von 440000 Mark. Sobald als möglich sollen die Bauplätze auch wieder bebaut werbt n Es besteht die Absicht, einen Wettbewerb mit etwa 20000 Preisen auszuschreiben, r m von süddeutschen Architekten Vorschläge für dis Bebauung der dem neuen Empfangsgebäude zugewandtrn Schavsette zu erlange». Di-Ecke des Bahnhoso-rplatzes und der unteren Königsst aße wird wohl ein großes Hotel ersten Rangs mit rund 300 Betten apsnehw.en: danebkn dürsten Bier- Paläste nnd dergleichen zu stehen kommen. Die Donnersmarcksche Verwaltung wird hier zur Derweriung des Milliouknobjkkts cm eigenes Grundstücksdurcou errichten und beabsichtigt, die Verkaufspreise des Areals etwa dm bisherigen Gmndstückspreiseri in der linieren Königsstraße anzupaffen.
p Stuttgart, 22 Febr. Der Verband der St aßm- Fluß- und Schleußenwärier Würtirmbergs hat an Regierung und Landtag eine Eingabe gerichtet, in der er um Ablehnung der Eingabe des Verbandes südder sicher Schä- serLibesitzec bittet, die die Freigabe der Böschungen für dm Verkehr mit Schafherden aus den Staats- u?.d KSrper- schaftsstraßen und die Ablösung der bisherigen Grasnutzungsrechte der Straßenwärter verlangt. In der Eingabe wird aus die damit verbundene erhebliche Schädigung für die Sircißenwärter hingerviesen und weiter einige die Allgemeinheit berührende Gründe angeführt.
Schönmünzach, 22. Febr. Als der Murgzug gestern früh eben die Station Obertsrot verlassen hatte, stürzte eine größere Felsmasse auf den Bahnkörper. Der Verkehr der Züge ist unterbrochen. Die Personenbeförderung erfolgt in Automobilen. Da der Erdboden m l Regen- und Schneewasser ganz durchtränkt ist, werden weitere Rutschungen befürchtet.
Mühlacker, 23. Febr. Gestern vormittag brannte die Brauerei Hof. deren Betrieb seit Mitte Januar eingestellt ist, bis aus den Grund nieder. Es wird Brandstiftung vermutet. Der Schaden wird auf etwa 100000 Mark angegeben.
Backnang, 21. Febr. Fabrikant Schweizer, der Vorsitzende des L eder Kranzes, hat zum Andenken an seinen jüngst verstorbenen Vater dem Liederkranz eine Stiftung von 10 000 Mark vermacht. Das Kapital bleibt in den Händen des Stifters, der es bis zu seinem Lebensende verzinst.
Deutsches Reich.
Berlin, 23. Febr. Die durch verschiedene Blätter verbreitete Meldung, der Reichslagsabgeordnete Bas? ermann beabsichtige, angesichts der du ch die Haltung der Altnationalllberolcn geschaffenen Situation von der Leitung der National! berclen Partei zurückzutreten und diesm Entschluß bri der zum 29 März nach Berlin einbecusmen Sitzung des Zcnlraloorstandes der Partei kundzuiun, wird heute entschieden dementiert.
* Die Erdölfunde in Ren-Guinea. In der Budgetkomnttssian des Reichstags erklärte heute Staatssekretär Dr. Sols, Qualität und Quantität der Erdölsunde in Neu-Guinea seien noch nicht genügend bekannt. Das Oelgebiei sei vorläufig gesperrt bis die Grundlagen süc einen Ausdeutungsoe trag zwischen dem Reich und kaufmännischen Firmen seslgcslellt worden seien. Redner des Zentrums, der Sozialdemokratie und der Wirtschaftlichen Bereinigung verlangten, das Reich solle das Erdötterram nicht aus der Hand geben.
r Berlin, 20. Febr. Bei Biratuug des Kolonial- eiats in der Budgetkommtjsion erklärte der Staatssekretär auf Anfrage eines Sozialdemokraten, ein Verbot der Misch
schreiblich große, hat man doch die Beobachtung gemacht, daß eine Maulwurfsgrille, der man den Kopf vom Rumps g et rennt hatte, solchen mit Wohlbehagen verspeiste."
Rheinisch-Westfälische Zeitung 1894, Nr. 207
(Da weiß man nicht, ob der Kops den Rumps, oder der Rumpf den Kops verspeist hat.)
Die verrückte Aedürfuisaustakt (Bericht einer Stadtver- ordneteu-Bersammlung).
„Der Redner schlägt vielmehr vor, das Denkmal (des Oberbürgermeisters) an der gegenwätttgen Stelle, nur etwa zehn Meter nach Norden verschoben, zu belassen. Mit dem Oberbürgermeister müßte dann gleichzeitig die Bedürfnis an st all ein wenig verrückt werden."
Magdeburger General-Anzeiger, 9. Juni 1896.
Ileöer den Aufstieg des Nassaus „Fhüriugru"
„Wer noch nie einen solchen Ausstieg aus nächster Nähr gesehen hat, auf den macht das Hineinsegeln eines Balkons in die Lust einen großen Eindruck."
Altenburger Zeitung 1909, Nr. 115.
(Tr wird jedenfalls schleunigst beiseite springen, damit ihm der Balkon nicht auf den Kops fällt.)
Ziericht vo« Kreisturufek
„Gar manches Sträußchen und manches Paar von Augäpfeln, das hin- und hergeworfen
wurde, stellte den Kontakt zwischen jungen, frommen, fröhlichen Mädchen und frischen, freien Turnerherzen her."
Frankfurter General-Anzeiger, 18. Juli 1880
(Das Hin- und Herwerfen von Augäpfeln muh schmerzhaft und gefährlich sein, wie leicht kann ein Augapfel daneben fallen und zertreten werden.)
Die gerettete« Kuteu
„I.l Atzmannsdors warf sich ein gereizter Bienenschwarm auf eine Herde Enten und stach acht derselben so sehr, daß sie alsbald erlagen, während hinzueilende Leute noch vier vor dem Erstickungslode retteten, indem sie ihnen die Hälse ab schnitten."
Elbtalbote 1880. Nr. 212
(Dafür werden die Enten sicher sehr dankbar gewesen sein.)
Vom Druckfehlerteufel. Die norwegische „Asten- posten" erzählt: In einem Korrekturabzug unserer Ztttung waren kürzlich die Ueberschristen zweier Notizen vertauscht worden. Die eine Notiz lautete: Der größte Ochse des Landes setzt am Freitag im Höisaal Nr. 4 des Universitäts- gebäudes seine Vorlesungen fort. In der anderen Notiz aber hieß cs: Professor N. N. mußte gestern im Schlachthaus von Ehcisttania sein Leben lassen. Der Körper wog ; Kilo. Die Vertauschung wurde glücklicherweise vor dem Erscheinen der Zeitung rückgängig gemacht.