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Schwäb. Landwirt.

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Samstag, dm 6. Aezemver

191S

Amtliches.

Agk. Hbevcrrnt Magst-.

Die K. Pfarrämter

werden ersucht, etwaige Mügliederbeiträge sür 1913 zu Gunsten des Vereins zur Fürsorge für entlassene Strafgefangene an den Kassier, Oberamtssekretär Dollmer jhier gefl. einsenden zu wollen.

Nagold, den 2. Dez. 1913.

Für den Ausschuß des Bezirkehilssvereins: Oberamtmann Kommerell. Dekan Pfleiderer.

Bekannntmachnng

betr. die Saison- «nd Jnventnr Ansverkäufe.

Gemäß § 9 Abs. 2 des Gesetzes über den unlauteren Wettbewerb vom 7. Juni 1909 (R.Ges.Bl. S. 499) hat das Oberamt über die Veranstaltung von Saison- «nd Jnventurausv erAiusen am 9. Dez. 1912 zunächst auf die Dauer von drei Jahren folgende Vorschriften erlassen: ^

1. In jedem Geschäftsbetrieb dürfen jährlich nur 2 Saison­ausverkäufe und:! Inventurausverkauf stattfinden und zwar so, daß der Inventurausverkauf zeitlich mit einem der Saisonausverkäufe zusammensällt.

2. Die Dauer der Ausverkäufe darf nicht mehr als 14 Tage betragen.

3. Die Veranstaltung der Ausverkäufe darf nur in die Zeiten vom 15. Januar bis letzten Februar und vom 15. Juli bis 31. August fallen.

Die Geschäftsinhaber werden , auf diese Vorschriften zu deren Einhaltung hingewiesen. Zuwiderhandlungen sind in § 10 Ziffer 3 des erwähnten Reichsges-tzes mit Geldstrafe dis zu 150 ^ oder mit Haft bedroht.

Den 3. Dez. 1913. Kommerell.

Feuerwehrdienstehrenzeicheu.

Anträge aus Verleihung des Feuerwehrdienstehrenzeichens sind bis spätestens 20. Dezember ds. Is. beim Oberamt einzureichen, wobei auf die genaue Beobachtung der Vor­schriften des Ministerialerlasses vom 1. Nov. 1906 (Min.- Amtsbl. S. 321) hingewiefen wird.

Den 4. Dez. 1913. Kommerell.

Die Gemeindebehörde« und Obftbanmbesitzer Werden ausgefordert, die jungen Obstbäume insbesondere auf den Allmanden und an den Straßen, zum Schutzs gegen i Wildfraß unoerweilt so eindinden zu lassen, daß sie vom s Wilde nicht benagt werden können, auch soweit es noch nicht geschehen ist, die Obstbäume mit einem lehmhaltige« Kalkanstrich zu versehen und an zweckdienliche Baum­stütze« gut anzubinden, sowie gehörig zu dünge«.

Die Schulthelßenämtec wollen Vorstehendes Ln ihren Gemeinden auf ortsübliche Weise bekannt machen.

Den 4. Dez. 1913. Kommerell.

Deutscher Reichstag.

Besprechung der Interpellationen über die Vorgänge in Zabern.

Berlin, 4. Dez. Der Reichskanzler Fortfahrend: Ich habe mich im vollen Einvernehmen mit dem Stadt­halter Gras Wedel dafür eingesetzt, daß im Reichsland die jetzige verfassungsmäßige Ordnung eingeführt wurde. Ich habe das nicht getan aus Vorliebe für die demokratische Doktrin, sondern weil ich mir sagte, daß es aussichtslos fei, aus den süddeutschen Reichrländern Norddeutsche und Preußen machen zu wollen. (Lebhafte Zustimmung). Meine Ansicht über die elsässtsche Verfassung hat sich nicht ge­ändert. Ich wiederhole meinen Appell an die elsässtsche Bevölkerung, an einer friedlichen Weiterentwicklung mil­zuarbeiten und sich durch übertriebene Empfindlichkeit nicht bestimmen zu lassen. Ich lese jetzt jeden Tag, daß die reichsländische Verfassung schuld sei an den üblen Dingen, die wir erlebt haben. Es ist nicht richtig, aus einem post live ein proxtsr doe zu machen. Haben wir doch auch vor der Einführung der Verfassung in Elsaß-Lothringen üble Dinge r riebt. Kein Mensch hat erwarten können, daß die Verselbständigung Elsaß-Lothringens ohne Er­schütterung vor sich gehen kann. Wir dürfen uns also nicht nervös machen lassen und auch in dieser ernsten Stunde die Geduld nicht verlieren. Ich nenne diese Stunde ernst, nicht weil ich für meine Stellung fürchtete, oder wegen der Mißbilligung der Politik, die gestern beantragt worden ist und die Sie heute beschließen werden, sondern ich nenne sie ernst angesichts der Gefahr, daß eine tiefe Kluft zwischen

der Armee und dem Volk sich austue. Um das abzuwen­den, habe ich aus die Notwendigkeit eines harmonischen Vorgehens zwischen den Militär- snd Zioilbehörden hinge­wiesen. Eine Nedenregierung existiert nicht. Es gibt nur eine Hauptregterung, für die ich dem Kaiser verantwortlich bin. Wenn ich diese Verantwortung nicht mehr tragen kann, so werden Sie mich nicht mehr an dieser Stelle sehen. Die Mahnung zum harmonischen Wirken von Zivil- und Militärbehörden ist von der ollerobesten Stelle an die Beteiligten gerichtet worden. Was gefehlt worden ist, wird gesühnt werden. Für die Zukunft handelt es sich, derlei Verfehlungen zu vermeiden und die Harmonie in Elsaß-Lothringen und Zabern wieder herzustellen. Und das kann nur geschehen durch Gesetz und Recht. (Der Reichskanzler sprach heute mit außerordentlicher Euergie und starker Wirkung. Bon Seiten der Sozialdemokratie und der Elsäßer erfolgten vielfach lebhafte störende Zwi­schenrufe, die jedoch von den übrigen Parteien des Hauses zur Ruhe verwiesen wurden. Nach Schluß der Rede er­scholl lebhafter Beifall rechts, worauf die Linke mit Zischen antwortete.) Abg. Rogalla v. Bieberstein (Kons.): Auch wir wünschen dringend, daß der Kontakt zwischen den Militär- und den Zivilbehörden wieder hergestellt wird. Trotzdem wird eine Kritik an der Haltung der Zioilbehör­den notwendig sein. Ein äiss ator wird der gestrige Tag nicht sein. Wenn ja, so hat Hr. Fehrenbach dazu beige- tragen. (Unruhe im Zentrum.) Ich erkläre, daß wir das inkorrekte Verhalten des Leutnants v Forstner in der Inftruktionsstunde selbstverständlich nicht verteidigen. Es ist aber nicht angängig, daß Hr. Peirotes die Offiziere durch die BezeichnungHochverräter" beleidigt. (Bravo rechts). Den Rekruten stand das Beschwerderecht osten. Remedur ist auch etngetreten. Die Höhe der Disziplinar­strafen mitzutetlen, war der Kriegsminister nicht berechtigt. Die Disziplin muß unter allen Umständen gewahrt werden. Das Gegenteil davon wäre ein gefundenes Fressen für die Sozialdemokraten. (Unruhe und Zurufe links). Als das Militär bei der Säuberung des Platzes einschritt, war die Polizei vorher befragt worden. Schon Bismarck sagte: Den preußischen Leutnant macht uns niemand nach. Ob das Militär immer richtig gehandelt hat, will ich nicht entscheiden. Wären besonders die Lokalbehörden rechtzeitig auf dem Posten gewesen, so wäre alles üble nicht passiert. Wir erwarten, daß die Armee die Disziplin aufrecht erhält und ihre Stellung in Elsaß-Lochringen wahrt. (Beifall rechts.) o. Tranpedtnski (Pole): Die Vorfälle sind Auswüchse eines Systems, von dem wir mehr reden können, als alle anderen Parteien. Die leichtfertige Aeußerung v. Forstners ist betrüblich, aber nicht w lterschütternd. Das Traurige ist nur das Verhalten der Militärbehörde. Sie hat gleich eine Anzahl votr Soldaten verhaften lassen in der Hoffnung, den Schuldigen herauszubekommen. Wir Polen, die wir von dem Staat und der Regierung so ungerecht behau- delt werden, können an Rechtsgrundsätze des Staates nicht glauben. Frhr. o. Gamp (Rchpt.): Das Verfehlen des Leutnants o. Forstner, der über den Regimentsbefehl quit­tiert hat, hätte schneller erkannt und gesühnt werden müssen. (Sehr richtig.) Man hätte uns viel Sorgen und Aufregung erspart, wenn sofort Remedur eingetreten wäre. Bei der Schil­derung der Vorgänge im Reichstag gestern hat man es an dem nötigen Ernst fehlen lassen. Allmählich hat sich ein großer Gegensatz zwischen Zivil und Militär herausgebtldet. Die Zioilbehörde war nichr genügend auf dem Posten. Die Behandlung der Verhafteten war unpassend. Einen sehr eigentümlichen Eindruck machte es, daß ein General­major zur Verhandlung nach Zabern geschickt worden ist und nicht ein Vertreter der Zivilverwaltung. Den Stand­punkt Herrn Calkers, daß in Elsaß-Lothringen alles zu- sammengebrochen ist, was in nationalem Sinne erreicht worden ist. teilen die meisten Elsässer und auch wir nicht. Wir wünschen alle, daß die Reichslande möglichst bald und möglichst innigst mit dem Deutschen Reiche verbunden werden. (Beifall. Präsident Dr. Kämpf macht darauf aufmerksam, daß in der Annahme, daß die Besprechung heute beendet wird, noch hrute die namentliche Abstimmung stattfindet.) Abg. Dr. Weil! (Soz.): Die Aussprache hat ergeben, wie die überwiegende Mehrheit im Reichstag über die unsinnige Politik im Elsaß denkt. Der Reichskanzler hat sich mit dem Kriegsminister solidarisch erklärt, und da- mit mit seiner Auffassung, die von dem ganzen Hause mit Entrüstung zurückgewiesen worden ist. Ich kann versichern, daß wir erstaunt waren über die Ausführungen der Abge- ordneten o. Calker und Fehrenbach, von deren Parteien wir keine übermäßige Heftigkeit gewöhnt sind. Der Reichs­kanzler hat kapituliert vor dem Militärkabinett. Er stand unter dem Einfluß der Unterredung in Donaueschingen. Zugezogen waren dazu der Kriegsminister und der Chef

des Militärkabinetts, nicht aber der Reichskanzler. Da hätte er sagen sollen: Das besorge ich, sonst ziehe ich die Konsequenzen! Er schließt sich vielmehr dem Kriegsminister an, der den seltenen Mut gesunden hat, die Schuld lärmen­den Tumultuanten und hetzerischen Preßorganen zuzuschieben. Er stellt sich hin und spricht hier in schnodderigstem Tone. (Präsident Dr. Kämpf ruft den Redner zur Ordnung.) Es ist hohe Zeit, daß die Bürger sich aufraffen und den Bürgerrock höhereinschätzen als die Uiiform. Die Pflicht des Reichskanzlers ist klar und einfach. Wenn er auch das Mißtrauensvotum des Reichstags gering einschätzen wird, so weiß doch das Volk, was es von ihm zu erwarten hat. Wir haben die Autorität der Volksvertretung und das Ehrgefühl des Volkes zu wahren. (Beifall links.) Abg. Haas (F. Vpt.): Anstatt zu beruhigen, hat der Reichs­kanzler die Vorgänge beschönigt. Er besitzt nicht mehr das Vertrauen des Volkes. Er sollte nicht bloß der oberste Beamte Deutschlands, sondern der Hüter der Rechte und Gesetze des Volkes sein. Trotz tiefer Parteigegensätze stand das ganze Volk hinter der Rede Fehrenbach«. Es handelt sich hier nicht allein um das Interesse Elsaß-Lothringens sondern um das Interesse und die Würde Deutschlands vor dem Ausland. Der Reichskanzler meint, des Kaisers Rock müsse unter allen Umständen respektiert werden; re­spektiert werden muß auch der Bürgerrock. Man spricht so viel von dem Ehrgefühl des Offiziers. Wenn aber das Ehrgefühl des Bürgers beleidigt wird, so behandelt man das als Bagatelle. Zentrum, Fortschrittler, National­liberale und auch die Sozialdemokraten haben immer ge­arbeitet an der Beseitigung der Gkgensätze in Elsaß-Loth­ringen. Die Militärverwaltung hat in ihrem Verhalten gegen die Vorschriften des Strafgesetzss und die Vorschriften über die Anwendung von Waffengewalt verstoßen. Was in Zabern vorgekommen ist, ist die unverschämteste Freiheits­beraubung, die je oorgekommen ist, verbunden mit Körper­verletzung und sonstigen Uebelständen. Abg. Dr. Ricklin (Elf.): Dem Deutschtum ist ein unberechenbarer Schaden zugefügt worden. Es war stets bestrebt, die nationalen Gegensätze zu beseitigen, aber der gestrige Tag war schlim­mer als eine verlorene Schlacht. Der Reichskanzler kann unmöglich von seinem Standpunkt überzeugt sein, daß die Autorität der Gesetze ebenso zu schützen sei wie die der Ge­walten. Geschützt hat er aber nur die Militärverwaltung. Dazu passierte dem Reichskanzler das Mißgeschick, daß er hinsichtlich der Bedeutung des WortesWackes" von sei­nem Freunde im Stich gelassen wurde. Elsässtsche Re­kruten sind dauernd Beleidigungen ausgesetzt, ebenso wie die polnischen. Der Offizier hat keine besondere Ehre. Jeder Ehrenmann muß seinen Schild blank halten. Don Re­krutenehre hört man dagegen kein Wort. Forstner hätte dem elsässischen Volk öffentlich Abbitte tun müssen. Damit wäre der Armee am besten gedient gewesen. Jetzt wird auch der Blindeste einsehen, daß in Elsaß-Lothringen nicht so gute Zustände herrschen, wie man wünschen möchte. Ein Antrag aus Schluß der Debatte wird angenommen. Abg. Herzog (W.'Bgg.) bedauert, daß er nicht mehr zu einer kurzen Erklärung seiner Pattei zu Wort gekommen ist. Darauf erfolgte die namentliche Abstimmung über den Antrag der Fortschrittlichen Volkepartei und der Sozial­demokraten, daß die Behandlung der den Gegenstand der Interpellation bildenden Angelegenheiten durch den Reichs­kanzler der Anschauung des Reichstages nicht entspricht. Der Antrag wurde mit 293 gegen 54 Stimmen bei 4 Ent­haltungen angenommen. Nächste Sitzung Freitag 12 Uhr. Interpellationen über Arbeitslosigkeit und Dienstbotenver- stcherung. Schluß nach 5Vi Uhr.

Tages-Neuigkeiten.

Aus Stadt und Amt.

Nagold, 6. Dezember ISIS.

Es geht auf Weihnachten.

Bist du in Oede und Alltagsstaub das liebe Jahr lang gegangen?

Lag deine Seele wie blind und taub in lausend Sorgen gefangen?

Hast du vom Morgen bis Mitternacht nichts als Klage und Plage?

Arme Seele, nimm dich in Acht, es kommen heilige Tage!

L. v. Strauß-Tornay.

Liebe und Freude ist das Kennzeichen der Weih­nachtswochen; allen Menschen soll die Lindigkeit kund werden, allen! Auch die Weber in den Gebirgen sollen etwas von ihr spüren, auch die Kleinbauern auf den Hoch- flächen, auch die Witwen in den Großstädten, auch die