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durch Urkunden, Zeugnisse und Sachverständige unter­stützt werden. Derartige Urkunden müssen obrigkeit­lich beglaubigt sein.

Wer an Epilepsie zu leiden behauptet, hat auf eigene Kosten drei glaubhafte Zeugen hiesür zu stellen.

Werden Reklamationen mit der Erwerbsun­fähigkeit von Eltern und Geschwistern u. s. w. be­gründet, so haben die betreffenden Verwandten sich zur ärztlichen Untersuchung bei der Musterung der Ersatzkommission vorzustellen.

Schulamtskandidaten haben ihre Prüfungs­zeugnisse rechtzeitig, spätestens am Musterungstermin vorzulegen.

4) An- und Abmeldungen von Pflichtigen sind alsbald dem Oberamt anzuzeigen, zutreffendenfalls unter Anschluß der Loosungsscheine.

5) Bei der Musterung haben je die Ortsvor­steher der zu musternden Pflichtigen zu erscheinen, dagegen bei der Loosuug nicht. Die Stammrollen sind mitzubringen und bei der Musterung nach dem Ergebniß der letzteren genau zu ergänzen, der Ein­trag der Loosnummern erfolgt auf Grund der den Ortsvorstehern nach der Loosung zugehenden Loosungs­scheine vor deren Ausfolge an die Pflichtigen.

Die Ortsvorsteher sind dafür verantwortlich, daß die Pflichtigen bei der Musterung vollzählig und rechtzeitig in den Musterungslokalen sich einfinden und dort in Ordnung versammelt bleiben. Bei der Vorladung ist denselben all' Vorstehendes und weiter zu eröffnen, daß alles Lärmen und jede Störung der Verhandlungen strenge bestraft werden wird.

6. Ueber die Classification der Mannschaften der Reserve u. s. w. (siehe Amtsblatt Nr. 24) findet die Verhandlung je am Ende der Musterung bezüg­lich der Angehörigen derjenigen Gemeinden statt, welche am betreffenden Tage die Militärpflichtigen gestellt haben.

Calw, den 1. April 1890.

Der Civilvorsitzende der Ersatzkommission:

Supper,

Oberamtmann.

Die Gerneinderathe

werden auf Z 3 der Ministerialverfügung vom 7. Oktober 1885, betreffend die Vollziehung des Ge­meindeangehörigkeitsgesetzes, Neg.-Bl. S. 453 zur Nachachtung hingewiesen. Ueber den Vollzug ist jedesmal Eintrag in das Gemeinderathsprotokoll zu machen.

Calw, den 6. April 1890.

K. Oberamt. Supper.

Die Gerneinderiithe uni» Herren Derwaltungsaktuare

werden wiederholt darauf aufmerksam gemacht, daß gemäß dem den Gemeinderäthen am 31. Oktober 1. November 1889 zugegangenen gedruckten Mini- sterialerlaß vom 14. Oktober 1889, Ziffer 3, Absatz 3, zur Liquidation des Straßenunterhaltungsaufwands und zur Möglichkeit der Darstellung desselben wenig­stens in den Unterrubriken der Rechnungen die Aus­

scheidung nach dem dem genannten Erlaß angeschloffenen Formular Nro. 2 notwendig ist.

Die Rechner, beziehungsweise Frohnmeister haben deshalb die einzelnen Leistungen genau in die­jenige Rubrik einzutragen, welche in Betracht kommt; denselben ist daher pünktliche Aufzeichnung mnd genaue Einhaltung der gegebenen Vorschriften uttundlich zur besonderen Pflicht zu machen.

Calw, den 7. April 1890.

K. Oberamt.

Supper.

Die Ortsvorstehee

erhalten den Auftrag, binnen 1 Woche an das Ober­amt zu berichten, daß die Ergänzung des Mannschafts­stands der Feuerwehren auf 1. April d. I. in der durch Z 9 der Vollz.-Verf. zur Landesfeuerlöschordnung vom 24. Nov. 1885 (Reg.-Bl. S. 510) vorgeschriebenen Weise erfolgt ist.

Calw, den 8. April 1890.

K. Oberamt.

Supper.

Deutsches Reich.

Ungeheures Aufsehen erregt eine kaiser­liche Kabinettsordre, welche die Mängel des lückenhaften Ersatzes im Offizierkorps, nament­lich der Infanterie und der Artillerie, zum Gegenstand einer hochernsten Betrachtung macht und zur Besei­tigung desselben die Abstellung des in den Offiziers- kreisen herrschenden Luxus fordert. Der Kaiser be­stimmt, daß sich in Zukunft die Kreise der Ergänzung des Offizierkorps nicht allein auf den Geburtsadel beschränken, sondern auf den Adel der Gesin­nung erweitert werden, und daß auch Söhne ehren­werter bürgerlicher Häuser, in welchen die Liebe zu König und Vaterland, die Neigung zum Soldaten­stande und eine christliche Gesinnung gepflegt werden, nicht allein Söhne von Adeligen, Offizieren und Be­amten, zum Offizierstande herangezogen werden sollen u. s. w. Den Kommandeuren macht es der Kaiser zur strengen Pflicht, dem Luxus mit kostspieligen Ge­schenken, den häufigen Festessen u. s. w. nachdrücklich zu steuern. Nach des Kaisers Willen sind zum Re­präsentieren nur die kommandierenden Generale ver­pflichtet; es dürfe nicht Vorkommen, daß gutgediente Stabsoffiziere sorgenvoll Geldopfern entgegensähen, die mit der etwaigen Beförderung zu Regiments­kommandeuren ihrer vermeintlich warteten. Der Kaiser will nicht nur, daß ihm persönlich die Offizieraspiranten­listen vorgelegt werden, sondern es sollen ihm auch diejenigen Offiziere namhaft gemacht werden, welche den auf Vereinfachung des Lebens gerichteten Ein­wirkungen ihrer Vorgesetzten nicht entsprechen. Der Kaiser erklärt in der Ordre, er werde die Komman­deure wesentlich auch danach beurteilen, ob es ihnen gelinge, den geeigneten Nachwuchs an Offizieren heran­zuziehen und das Leben im Offizierkorps einfach und wenig kostspielig zu gestalten. Dem Ueberhandnehmen des Luxus in Offizierkreisen müsse mit allem Ernst und Nachdruck entgegengetreten werden.

Die Kabinettsordre ist der ausschließliche Gegen­stand des Gespräches in allen Kreisen, in allen öffent­

lichen Lokalen. Der Eindruck ist ein außerordentlich tiefer. Jedermann empfindet den hohen Ernst, das strenge Pflichtgefühl, welches der kaiserliche Erlaß, atmet. Man nimmt wohl nicht mit Unrecht an, daß: der Inhalt der jetzt veröffentlichten Kabinettsordre: einen wesentlichen Gegenstand der Beratungen bei der. jüngsten Konferenz der Korpskommandeure mit dem- Kaiser gebildet hat, denn es wird nachträglich bekannt^ daß sich der Kaiser gegen einzelne kommandierende. Generale bei jener Konferenz mit besonderer Schärfe- über den Luxus geäußert hat, der bei den Offizier­korps verschiedener Regimenter zur Gewohnheit ge­worden sei. Mit großer Befriedigung wird allgemein:, die kaiserliche Ordre ausgenommen.

DasMilitär-Wochenblatt" spricht sich im nichtamtlichen Teile seines jüngsten Blattes über die zu erwartende Militärvorlage, in welcher namentlich auch die Frage der zweijährigen Präsenzzeit angeregt, werden wird, über die letztere dahinaus:Abgesehen, von der ökonomischen Seite eine zweijährige Dienst­zeit würde sich bekanntlich sehr viel kostspieliger ge­stalten, als die dreijährige möchten wir die heu­tigen Zeitverhältnisse für die denkbar ungünstig­sten halten, um an den Bestimmungen der Wehr­pflicht zu rütteln. Die Konsequenzen der Einführung einer so hoch entwickelten Präzisionswaffe, wie unser neues Jnfanteriegewehr in Verbindung mit einem fast, rauchlosen Pulver, sind zunächst nur theoretisch zu er­örtern. Eins steht indes schon heute unbestritten fesft daß die Handhabung dieser Waffe, wenn anders sie ihre große Aufgabe erfüllen soll, ganz bedeutend ge­steigerte Anforderungen an die Einzelausbildung des Soldaten stellt. Nicht das Schießen allein, auch das Entfernungsschätzen, die Wahl der Ziele, Stellung des Visiers, die Feuerart, die Benutzung des Geländes alles dies sind Umstände, die ja auch bisher eine hoch­bedeutsame Rolle spielten, deren Bedeutung sich aber insofern steigert, als einer größeren Präzision gegen­über auch auf größere und schnellere Verluste zu rech­nen ist, mithin die Momente weit häufiger werden,, in denen der Mann, seiner Führer beraubt, sich selbst überlassen ist oder selbst die Führung von Kameraden übernehmen muß. In dem blutigen Ringen des Jn- fanteriekampfes gipfelt die Gefechtsthätigkeit auch der nächsten Kriege. Unter diesen Umständen eine Ver­kürzung der Dienstzeit einführen, wäre ein Experi­ment, für welches niemand die Verantwortung über­nehmen dürfte. Im übrigen können wir auf das bestimmteste aussprechen, daß (nicht wie ange­nommen wird) eine derartige Absicht der Re­gierung auch nicht im entferntesten vorliegt."

DieKöln. Ztg." schreibt:Die deutsche Kolonialpolitik hat eine scharfe Wendung gemacht;, wenn wir es nicht aus andern Thatsachen schließen, könnten, so müßte uns das Geschrei der Engländer hierüber belehren. Deutschland scheint entschlossen, die überlegene Macht, die es heute schon in Ostafrika be­sitzt, ausnutzen und erweitern zu wollen. Wir ver­fügen in Ostafrika über eine vortrefflich geschulte^ größtenteils kriegerprobte Truppe von etwa 2600 Mann, abgesehen von dem vor Sansibar kreuzenden Geschwader. Die englische Landmacht in Ostafrika, besteht nur in wenigen Hundert Mann, vorwiegend

Als Frau von Arnheim von ihrem Ausgang zurückkehrte, gab sie mit über­glücklichem Herzen dem Bunde Beider ihren Segen.

Eine reine Freude erfüllte sie, auf welche die Botschaft von der plötzlichen Heimkehr Helene's sich wie ein Frosthauch legen sollte. Frau von Arnheim hatte ihrer jüngsten Tochter wegen in den verflossenen zwei Jahren viele kummervolle Stunden verlebt. Frau von Born hatte es verstanden, die arme Mutter in steter Auflegung zu erhalten. Zuerst waren ihre Briefe voll zärtlichen Lobes über Helene gewesen, aber nach und nach hatte sich ein Ton in die Zellen eingeschlichen, durch welchen sie das gequälte Mutterherz wie mit unzähligen Nadelstichen zu verwunden und in ihr die Ueberzeugung zu erwecken wußte, daß Helene, schlimmer als je, zu ihrem alten Trotz und Starrsinn zurückgekehrt sei. In verdoppeltem Maße erfüllten deshalb Helene's heutige Zellen sie mit Bestürzung.

Instinktiv fürchtete sie, daß das Mädchen sich in Unbesonnmheit mit ihrer Wohlthätcrin, als welche sie Frau von Born ansah, entzweit habe.

Voller Ungeduld sah sie daher ihrer Ankunft entgegen. Als dann aber end­lich die Ersehnte erschien und sich zärtlich an den Hals der Mutter hing', da blickte diese mit freudigem Erstaunen auf die hohe, schlanke Gestatt, in die reinen, eben­mäßigen Züge des Antlitzes, in welchem großer Ernst, ja sogar Schwermut, aber nicht die geringste Spur von Trotz ausgeprägt stand. Sie fühlte sich einem Rätsel gegenüber, für daS sie keine Erklärung fand. Noch war die erste Freude des Wieder­sehens nicht vorüber, als der alte Heinrich das Zimmer betrat und der Regierungs- rätin einen Brief überreichte. Stürmisch eilte Helene auf ihn zu und begrüßte ihn mit einer Herzlichkeit, daß dem alten Manne Thränen der Rührung über die Wangen rollten.

Frau von Arnheim hatte indeß in der Aufschrift des empfangenen Briefes mit Erschrecken die Handschrift Frau von Born's erkannt. Die kaum zurückgedrängten Besorgnisse traten von Neuem an sie heran und in überwältigender Schwäche lehnte sie sich in ihren Sessel zurück. Doch nein, nein! Helene, die den alten Diener des Hauses so liebevoll begrüßte, konnte gegen die Tante, welche ihr so viel Liebe ent­gegengebracht, sich nicht undankbar bewiesen haben!

Wäh- end Helene, als der alte Heinrich das Zimmer wieder verließ, sich von Neuem der Mutter zuwandte, fiel ihr Blick auf den neben derselben auf dem Tische liegenden Brief und ein heftiges Zittern ergriff sie. Mit scharfem Blick hatte sie die Handschrift der Tante erkannt. Doppelt willkommen war ihr somit Margarethe's. Vorschlag in erster Linie ihr Zimmer aufzusuchen und ihre Toilette zu wechseln, ehe sie irgend etwas Anderes vornahm.

Sie willigte nur zu gern ein. Kaum aber daß beide Mädchen allein einander gegenüberstanden, vermochte sich Margarethe nicht länger zu beherrschen.

Hella, meine teure Schwester, bemerkst Du denn gar nichts Neues an mir?" stieß sie freudig aus.

Dabei hob sie wie unabsichtlich ein wenig ihre Hand, welche schon der Ver- lobungkring zierte, und schaute mit strahlendem Lächeln Helene an. Aber diese- schüttelte stumm das Haupt, während ihre Augen sich indeß mit seltsam bangem. Ausdruck auf das glückliche Gesicht der Schwester richteten. Jubelnd flog diese nun auf sie zu.

Hella, liebste Hella, ich bin unaussprechlich glücklich!" rief sie und unter- Jubeln und Lachen brach es sich Bahn über ihre Lippen, was ihr ganzes Sein bewegte.

Und Du, kleine Intrigantin," schloß sie,Du hast Dir den Bruder schon vor Jahren erworben, ohne mir das Geringste davon zu sagen? Erwin sagte mir, daß seine kleine Schwester ihn damals, als er fast verzweifelt wäre, so liebevoll ge­tröstet hätte. Wie wird der Gute erstaunt sein, daß diese kleine Schwester inzwischen größer geworden ist, als seine Braut!"

Sie lachte hell auf und bemerke in ihrer Glückseligkeit gar nicht, welchen- Eindruck ihre Worte auf Helene ausgeübt hatten. Regungslos, den Kopf wie in großer Ermattung zurückgelehnt, saß dieselbe da, während Margarethe fortfuhr,, lebhaft weiter zu plaudern um danach mit einem Scherz auf den Lippen das. Zimmer zu verlassen.

(Fortsetzung folgt.)

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