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hergelaufenem, disziplinlosem arabischen Gesindel. Nichtsdestoweniger hatte man sich in englischen Kreisen naiv in den Gedanken eingelebt, Deutschland würde es sich gefallen, wenn ihm seine wichtigsten Kolonial- und Handelsgebiete Fetzen für Fetzen weggerissen und dem großen englisch-afrikanischen Zukunftsreiche ein- verleivt würden. Es ist nicht die Art der deutschen Nation, anerkannte Rechte anderer Nationen anzutasten, wohl aber hat sie ein Recht, und sie wird sich das Recht zu wahren wissen, einen ebenbürtigen Anteil an der Erschließung des afrikanischen Erdteils für sich in Anspruch zu nehmen."
Berlin, 8. April. Der „Reichsanzeiger" veröffentlicht eine kaiserliche Kabinetts' ordre, welche den Reichstag auf den 6. Mai einberuft.
Ausland.
Petersburg, 5. April. Des Zars Krankheit wird durchaus bestätigt und von den Aerzten für einen Rückfall der Influenza erklärt. Seit Donnerstag ist er bettlägerig. Trotzdem verläßt die kaiserliche Familie Gatschina infolge der Entdeckung von Explosivstoffen. Die Studenten haben meist Petersburg verlassen. 262 Verhaftete warten ihr Urteil im Militärgefängnis ab.
Sansibar, 8. April. Bana-Heri und Tehasi haben sich gestern mit dem Rest ihrer Truppen Wiß- mann ergeben.
Tages Neuigkeiten.
* Calw, 9. April. Dem heutigen Markt waren zugeführt 244 Stück Rindvieh, 7 Pferde, 23 Stück Läuferschweine und 14 Körbe Saugferkel. Obwohl schöne, fette Ware und angefleischte Zugochsen Angebracht, wurde doch wenig gehandelt und blieben die Preise auf seitherigem Stand. Höchster Preis für 1 Paar Ochsen 1000 Gleich flau war der
Handel in Kühen und Jungvieh. Läuferschweine und Saugferkel wurden rasch und zu hohen Preisen, letztere zu 24—39 das Paar, verkauft.
Nagold, 7. April. In gestriger Nacht brach in einer Scheuer in der Maiengaffe Feuer aus. Die riesigen Flammen verbreiteten sich rasch weiter, so daß noch ein Wohnhaus und eine weitere Scheuer abbrannten und mehrere umliegende Gebäude, worunter das Zellerhaus, das städtische Feuerwehrrequifitenge- bäude neben dem Rathaus mehr oder weniger stark
beschädigt wurden. Ein junger Mann, welcher bei den Rettungsarbeiten behilflich war, wurde von einem herabstürzenden Balken zu Boden geschlagen, so daß er mit klaffender Wunde bewußtlos vom Platze getragen werden mußte. Anfänglich schien keine Hoffnung auf Erhaltung des Lebens vorhanden.
Schwaigern, 7. April. Heute Ostermontag großer Waldbrand auf der Hochfläche des Heuchelbergs nahe der Neipperger Straße. Der Sturm treibt die Rauchwolken weit hernieder ins Thal. Entstehung des Brandes unbekannt. -
Heilbronn, 3. April. In vergangener Nacht wurde in den Laden des Gold- und Silberarbeiters Stotz eingebrochen. Die Diebe schoben den Rolladen an der Eichgassenseite hinauf, drückten ein Schaufenster ein und entnahmen Silberwaren im Werte von etwa 100 Zu den wertvolleren
Sachen konnten sie glücklicherweise nicht gelangen. Die Versuche, auch an der anderen Seite gegen die Fleinerstraße den Rolladen zu heben, mißlangen.
Reutlingen, 2. April. Bei der auf heute einberufenen ersten Sitzung der Landarme nbehörde unter Vorsitz des Regierungsrat Hölldampf wurde gewählt: zum Landarmenpfleger (unter 40 Bewerbern mit 11 von 17 Stimmen) Stadtschultheiß Elwert von Neuffen; zum Protokollführer Reg.-Sekretär Kupferschmied; in den Ausschuß Oberbürgermeister Benz dahier, Stadtschultheiß Haffner von Calw, Stadtschultheiß Schmid von Nürtingen und Stadtschultheiß Caspar von Metzingen. Der Etat beziffert sich in der Einnahme auf 39,000 ^, in der Ausgabe auf 138,000
Neue Petroleumquelle im Elsaß. Im Felde des Bergwerks Oberstritten im Hagenauer Walde, der Gewerksschaft Rudolf gehörig, ist in diesem Monat bei 251,50 Meter'Teufe eine Springölquelle erbohrt worden, welche in gleicher Weise wie die Oel- quellen bei Pechelbronn ca. 50 Faß freiausfließendes Oel pro 24 Stunden liefert. Dieser Aufschluß ist insofern von größter Wichtigkeit, als dadurch nunmehr festgeftellt ist, daß sich auch im Hagenauer Walde reiche, unter hohem Druck stehende Oellager, ähnlich wie diejenigen Pechelbronns bei einer Entfernung von 5 km von letzterem Orte, vorfinden.
— Dieser Tage verunglückte der Professor der Mathematik an der Lausanner Akademie Odin. Derselbe stürzte von der Felswand Naye, oberhalb Terretet bei Montreux. Die Leiche wurde nach
Lausanne gebracht, sein Begleiter Jansen mußte andern Morgens in halberstarrtem Zustande von der gefährlichen Stelle, an welcher er durch den Schreck festgebannt war, herabgeholt werden.
— Die Lebensversicherung und Ersparnisbank in Stuttgart hatte im Jahre 1889 5452 Anträge mit ^ 33,482,000 zu erledigen. Es ist dies der höchste Zugang seit dem Bestände der Bank. Davon fanden 4345 Anträge mit 26,050,000 Aufnahmen, und im Laufe des Jahres waren infolge dessen 54,238 Personen mit 315,741,000 versichert. Der Abgang war äußerst mäßig; von den Lebensversicherten starben 203 Personen weniger, als zu erwarten gewesen, und wurden dadurch 1,304,000 an Ausgaben gespart. Der freiwillige Abgang beträgt blos V«°/o der im Laufe des Jahres in Kraft gewesenen Versicherungen. Als reiner Zuwachs des Versicherungsstandes ergeben sich 2317Personenmit-^ 18,742,338. Die Jahreseinnahme stieg von 13,391,955 auf^A 14,374,896. Für Sterbefälle wurden dagegen auf Todesfallver- ficherungen ^ 3,188,987 und für Verwaltungsaufwand, 5,10 °/° der Einnahmen verausgabt. Die Prämienreserven stiegen von 57,456,303 auf ^ 62,944,896, der Extra-Sicherheitsfonds von ^ 13,802,946 auf 14,671,296 und der Bankfonds von 72,153,971 auf ^ 78,769,041. Die Lebensversicherungsabteilung erzielte einen Hebers chuß von 3,451,330. Vom 1. Juli ab kommen voraussichtlich nach Dividendenplan ^ I 34 °/o nach ^4II 39 "/» und nach II eine um 3 "/» .steigende Dividende zur Rückvergütung an die Versicherten.
Kandw. Eon sumverein Colin.
Auf Lager ist: Knochenmehl, Superphosphat 8. k>. 14 und 18, Chilisalpeter, Thomasmehl und Kaimt.
Der Vorstand:
Hugo Rau.
Calw.
Georgenonm.
Nächsten Freitag, den 11. April, abends 8 Uhr, wird Herr Helfer Eytel einen Vortrag über „Fürsten und Völker im alten Babylonien" halten, wozu Jedermann freundlich einge- laden wird.
Anfstchtsrat des Heorgeuäums.
Amtliche Bekanntmachungen.
Calw.
Liegenschasts-Berkauf.
Das Königl. Amtsgericht Calw hat am 7. Januar 1890 die Zwangsvollstreckung in das unbewegliche Vermögen des Friedrich Weist, Bäckers hier, angeordnet und den Gemeinderat hier als Vollstreckungsbehörde mit dem Vollzüge beauftragt.
Als Verwalter ist bestellt Gemeinderat Giebenrath. Mitglieder der Verkaufskommisfion sind Stadtschultheiß Haffner und Gemeinderat Keller und in deren Verhinderung Gemeinderat Bozenhardt.
Demgemäß kommt die hienach beschriebene Liegenschaft am
Montag, de« 14. April 1890, vormittags 11 Uhr,
auf dem hiesigen Rathaus zum zweiten und letztenmale zur öffentlichen Versteigerung.
Gebäude.
'/-te an Nr. 186
1 a 99 qm Ein dreistock. Wohnhaus (und Scheuer) unter einem Dach,
— „39 „ Hofraum dabei.
2 a 38 qm m der Lederstraße, neben Bierbrauer Haydt 's Wwe.
und dem Haaggäßle. Serv.-Buch T. I. Bl. 146. Steueranschl. 6200 ^ Brandvers.-Anschl. 5580 ^ ca. '/«tel an Nr. 186^4:
31 qm eine Stallung hinter dem Hauptgebäude, zwischen Garten PN. 221 und dem Haaggäßle. Serv.-Buch T. I. Bl. 146.
Steueranschl. 200 ^ Brandvers.-Anschl. 215 ^ Die Hälfte an einem der unter Gebäude Nr. 194 befindlichen 2 gewölbten Keller am Haaggäßle, neben Schreiner Ietter und Fabrikant Stroh. Serv.-Buch T. I. Bl. 68 b und 69.
Steueranschl. 600 Brandvers.-Anschl. 600 ^ Allein 0,4 Rt. Schwemstall, Brandvers.-Anschl. 90 und 0,5 Rt.
Dunglea
einschaftli
gemeinschaftlich 4,2 Rt. Hofraum,
Anschlag des Anwesens 6000 Höchstgebot beim ersten Verkaufstermin 5600 Erfolgtes Nachgebot 5610
Unbekannte Kaufslustige haben vor der Versteigerung beglaubigte Vermögenszeugnisse vorzulegen.
Den 18. Mürz 1890.
Gemeinderat als Vollstreckungsbehörde.
Namens desselben:
Stadtschultheiß Haffner.
Revier Altensteig.
Stamncholz-Werkauf.
Am Samstag, den 19. April, normst mittags II Uhr, werden in der Traube zu Altensteig vcr- kauft an Nadelholzstammholz aus Buhler Abt. 21, Neubann Abt. 10, Nonnenwald Abt. 12, Schornzhardt Abt. 3, 6 und 10, Eichhalde Abt. 5 und 6, Glashardt Abt. 5 und 6:
1929 Stück Langholz und 447 Stück Sägholz mit zus. 3130 Festm.
Calw.
Htäuöiger-Aufruf.
In der Verlaffcnschaftssache des ft Johann Friedrich Krouier, gewes. Feilenhauers dahier, werden diejenigen Personen, welche an den Verstorbenen irgend eine Forderung zu machen haben, aufgefordert, solche — sofern dies nicht schon geschehen ist — binnen acht Tagen
unter Vorlegung der Beweismittel bei der Unterzeichneten Stelle anzumelden, damit diese Ansprüche bei der Auseinandersetzung des Nachlasses berücksichtigt werden können.
Den 5. April 1890.
Namens der Teilungsbehörde:
K. Gerichtsnotariat.
-vie im Atter von 2U—ou Jahrer stehenden feuerwehrpslichtigen hiesiger Einwohner, welche der bestehenden Feuerwehr nicht beitreten, werden nach einem von dem K. Ministerium genehmigten Beschluß der hiesigen Gemeindebehörden mit einem nach den Einkommensverhältnissen des Pflichtigen sich richtenden
Jahresbeitrag von 2, 5 oder 8 ^ zu den Kosten des örtlichen Feuerlöschwesens belegt.
Von sämtlichen Pflichtigen, welche nicht innerhalb 8 Tagen der Feuerwehr beitreten, wird dieser Betrag sofort erhoben werden.
Stadtschultheißenamt.
Haffner.
Auflegung
des Verzeichnisses der Pferde- und Rindviehbefitzer.
Das durch den Ortseinbringer vorschriftsmäßig fertiggestellte Verzeichnis der Pferde- und Rindviehbesitzer und ihres beitragspflichtigen Pferde- und Rindviehbestandes ist 6 Tage lang, vom 10.—16. April, beide Tage einschließlich, auf dem Rathaus zur Einsichtnahme durch die Tierbesitzer aufgelegt und können innerhalb dieser Frist gegen die Einträge von den Beteiligten bei dem Ortsvorsteher Einwendungen vorgebracht werden.
Calw, den 8. April 1890.
Stadtschultheißenamt.
Haffner.
Mrtschafls-Verkanf.
Der dem Traubenwirt Wilhelm Kübler gehörige Anteil an dem dreistöckigen Wohnhaus Nro. 28 an der obern Marktstraße mit gewölbtem
-Keller und dinglicher
Schildwirtschaftsgerechtigkeit kommt am Montag, den 14. April 1880, vormittags 11 Uhr, auf dem hiesigen Rathaus zur dritten und letzten Versteigerung. Anqekauft zu 5010 ^
Ratsschreiberei. Haffner.
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