Klage sei noch nicht erhoben. Die Verhandlung vor der ersten Strafkammer des Landgerichts I dürste vor November nicht stattfinden.
Berlin, 20. Aug. Eine Reooloerschießerei spielte sich gestern abend auf offener Straße in Fürstenwalde ab. Dort begaben sich die Zigeuner, Musiker Eduard Weiß, dessen Bruder August, und Friedrich Steinbach auf die Promenadenstratze und gaben ohne jede Ursache auf vorübergehende Passanten Reoolverschüsse ab. Die Polizei wurde benachrichtigt. Als sie erschien, zogen sich die Zigeuner, fortwährend schießend nach ihrer am Schweinemarkt gelegenen Wohnung zurück. Vor dem Hause hatte sich unterdessen eine große Menschenmenge angesammelt. Die Zigeuner schossen aus den Fenstern auf die Menge. Schließlich gelang es der Polizei, der sich auch Fürstenwalder Ulanen angeschlossen hatten, die Haustüre einzuschlagen und die Revolverhelden zur Polizei zu bringen.
r Sigmaringen, 20. Aug. (Geburtstagsfeier.) Die Prinzessin Auguste Viktoria von Hohenzollern, die Braut des Königs Manuel von Portugal, hat gestern ihren 23. Geburtstag gefeiert. Die Feier hatte nach außen keinen pompösen Charakter, aber man sah doch, wie die Sigmaringer von ganzem Herzen an ihrer jungen Prinzessin hängen. Zn der Frühe war Gottesdienst, dann brachte die Kapelle des Fußartillerie-Regiments Nr. 13 von Ulm dem Geburtstagskind ein Ständchen und spielte hierauf ein interessantes Konzerlprogramm für die Bewohner der Stadt. Die Prin- zessin und ihr Bräutigam, der feit einigen Tagen als Gast tm Schlosse zu Sigmaringen wohnt, begaben sich zu dem Promenadenkonzert, und gingen dann durch die Straßen Sigmaringens, von allen Bewohnern freundlich begrüßt.
Pforzheim, 21. Aug. Die Gemeinden Wurmberg, Neubärental und Wimsheim haben an den hiesigen Stadkrat eine Eingabe gerichtet, in der sie die Erbauung einer elektrischen Straßenbahnlinie Pforzheim-Hetdach-Seehaus-Neu- bärental-Wurmberg-Wimsheim ersuchen.
Konstanz, 20. Aug. Das ehrwürdige Huß-Haus
— ein sowohl architektonisch wie historisch interessanter Bau
— soll niedergerissen werden, um einem modernen Neubau Platz zu machen. Im Jahre 1414, zur Zeit des Konstanz« Konzils, bewohnte dieses Haus Johannes Huß, der böhmische Reformator, und trat von hier aus seinen Gang erst in die Gefangenschaft und dann zu seinem Märtyrertode an. Das Gebäude befindet sich zurzeit im Besitz eines Herrn Leopold Meyer und soll nun, da sich weder von der Stadlgemeinde, noch von privater Seite Interesse für die Erhaltung des Baues gezeigt hat, vom Erdboden verschwinden.
r Sobernheim, 20. Aug. Das Automobil des Arztes Dr. Esch aus Monzingen stürzte infolge eines Zusammenpralles mit einem Lastfuhrwerk die hohe Böschung auf der Straße Sobernheim-Monzingen hinab. Dr. Esch und Gymnasiallehrer Cauer aus Traben bei Trarbach wurden lebensgefährlich, der Chauffeur leichter verletzt. Das Automobil wurde völlig zertrümmert.
r Gelsenkircheu, 21. Aug. Während des Spazierganges der Gefangenen aus dem Hofe des Gefängnisses überfielen 30 Gefangene den Aufseher und suchten ihm feine Waffe zu entreißen. Der Aufseher wehrte sich und verletzte einen der Gefangenen schwer durch einen Kolbenhieb auf den Kopf. Ein Bewohner des Nachbarhauses, der die Revolte beobachtete, beugte sich zu weit zum Fenster hinaus und stürzte ab. Er erlitt lebensgefährliche Verletzungen.
r Greiffenberg i. Schles., 20. Aug. Heute nachmittag fuhr in der Hirschberger Straße hier das Automobil des Agenten Brettschneider aus Fittau in eine Gruppe von drei spielenden Kindern im Alter von 9—10 Jahren hinein.
Schwäbische Gedenktage.
r Am 17. August 1030 fiel der aufständische Herzog Ernst II. von Schwaben im Kampf mit den Kaiserlichen in der Nähe der Burg Falkenstein (bei Schramberg).
Am 18. August 1784 wurde als Sohn eines Weißgerbers Christian Heller in Biberach geboren. Er starb als gesuchter Maler und Gemälderestaurator in Berlin 1872.
Am 19. August 1522 starb in Heidelberg der bedeutende Jurist Theod. Linck, der aus Münsingen stammte.
Am 20. August 1800 ist in Schramberg geboren Bernhard Heine, der Sohn eines Weißgerbers, der als Professor. Orthopäde und Physiologe in Würzburg 1846 starb.
Am 21. August 1685 ist in Kirchheim u. T. der nachmalige Hofprediger in Stuttgart Samuel Urlsperger geboren. Er starb am 20. April 1772 als Senior der evangelischen Geistlichkeit Augsburgs.
Am 22. August 1790 brannten in Schramberg 14 Häuser nieder.
Am 23. August (860 brannten in Tuningen OA. Tuttlingen 95 Haupt- und 17 Nebengebäude ab. Die Zahl der Abgebrannten betrug 952.
Vom 23.—25. August 1504 weilte Kaiser Maximilian I. in Balingen.
Am 24. August 1485 war Kaiser Friedlich IV. in Rottweil.
Am 24. August 1765 brannten in Murrhardt innerhalb 5 Stunden 119 Häuser und 34 Scheunen nieder, wobei in dem Hause, in dem der Brand auskam, 5 Kinder ums Leben kamen.
Am 25. August 1736 ist in Oberdischingen OA. E- hingen Graf Franz Ludwig Schenk von Castell, der bekannte Malefizschenk, geboren. Er starb im Jahre 1821. Der Graf hat sich durch die Verfolgung der Gauner und Räuber sehr verdient gemacht.
Ein Sohn des Schuhmachermeisters Hoffmann aus Greiffen- berg wurde sofort getötet ; die beiden anderen Kinder wurden leichter verletzt. Den Führer trifft keine Schuld.
r Danzig, 21. Aug. Laut „Boss. Ztg." ist gestern abend in Schellmühl die Dachpappen- und Teerfabrik von Bascher L Hoffmann und die Eisengießerei Vulkan eingeäschert worden. Während des Brandes erfolgten mehrere Explosionen. Der Kronprinz und sein Adjutant weilten längere Zeit auf der Brandstätte.
SO. Generalversammlung der Katholiken Deutschlands.
r Metz, 20. Aug. Bei der heutigen Mifsionsver- sammlung führte Prälat Müller-Simonis aus Straßburg den Vorsitz. Erster Redner war der Generalleutnant z. D. Steinäcker-Berlin, der die Bedeutung der Mission behandelte, der der reichen Gaben für die Mission aus Anlaß des Kaiserjubiläums gedachte und dabei rühmend hervorhob, daß der Kaiser allezeit die Fahne des Erlösers hochgehalten habe. Der Franziskanerpater Ortsiever-DLsseldorf behandelte das Thema: „Die gegenwärtige Bedeutung der Mission in China". Er legte dar, daß China jetzt mitten in einer Umwälzung stehe, und daß es sich dann um die Frage handle, welches die zukünftige Religion des Volks fein werde. Da gelte für die Deutschen das Wort: Die Deutschen vor die Front! vor allem durch die Gründung von Schulen und Universitäten. Die Katholiken hätten hier sehr viel nachzuholen. Fürst zu Löwenflein ließ dann Mitteilung von dem Ergebnis der nunmehr abgeschlossenen Kaiserjubiläumsspende machen. Die katholischen Spenden haben die Gesamtsumme von 1414615 ^ ergeben.
Gerichtssaal.
r Leipzig, 21. Aug. Das Reichsgericht hat die Revision des Zinngießers Johann Stratzer, der am 13. Mai den preußischen Militärattache Major o. Lewinsky und den Polizeiwachtmeister Bohländer in München auf der Straße erschossen hatte und deshalb vom Schwurgericht zweimal zum Tode verurteilt worden war, verworfen.
Ausland.
Luxemburg, 21. Aug. Die Nachricht von der Verlobung der Großherzogin mit dem Prinzen Heinrich von Bayern wird auch vom hiesigen Hof amtlich für falsch erklärt. Dieser reichlich spät erfolgte Widerruf rief hier ziemlich Verwunderung hervor. Man hat allgemein bis in die Hofkreise hinein an die Wahrheit des Berlobungsgerüchts geglaubt. Die Bevölkerung war um so eher geneigt, die Gerüchte über die Heiratspläne der Landesfürstin für wahrscheinlich zu halten, als sie schon lange umlie en, ohne vom Hosmarfchallamt widerrufen zu werden und ihnen überdies eine sympathische Aufnahme gesichert schien.
Jnnsbrnck, 21. Aug. Der deutsche Kronprinz ist zu mehrwöchigem Aufenthalt im Bregenzer Walde angemeldet und wird dort in den nächsten Tagen erwartet. Auch die Kronprinzessin und die Söhne werden einige Zeit dort zubringen.
Rom, 21. Aug. Der Schnellzug Rom-Neapel ist bei Neapel entgleist. Zwei Personen sind gelötet und zehn verletzt worden.
Neapel, 21. Aug. Ein bei dem Eisenbahnunglück getöteter Reisender ist als der lest mehreren Jahren in Neapel wohnende 33 Jahre alte Deutsche Karl Rentsch erkannt worden.
Paris, 20. Aug. Der „Matin" bezeichnet den vor einigen Tagen durch die deutschen Zeitungen gegangenen
Am 26. August 1552 wurde der erste evangelische Abt von Murrhardt, Otto Leonhardt Hosseß promulgiert.
Am 27. August 1098 wurde die Klosterkirche von Alpirsbach von Bischof Gebhardt von Konstanz eingeweiht.
Am 28. August 1828 ist in Buttenhaufen OA. Mün- stngen als Pfarrersohn geboren Otto Haldenwang, der es bis zum General brachte und geadelt wurde. Er starb im Jahre 1897. In seinem Heimatort ist ihm ein Denkmal gesetzt worden.
Am 29. August 1642 naffm Generalfeldzeugmeister v. Mercy mit kaiserlichen und bayerischen Truppen sein Hauptquartier zu Böhringen OA. Sulz, und brach erst am 14. September von dort wieder auf.
Am 30. August 1821 ist in Donzdorf OA. Geislingen geboren Franz Josef Schwarz, Stadlpfarrer in Sllwangen, päpstlicher Hausprälat und Vorstand des Kunstvereins der Diözese Rottenburg. Er starb 1885.
Am 31. August. 1685 ist zu Biberach als Sohn eines Kammachers der nachmals bedeutende Edelsteinschnei- der und Medailleur Christoph Schaupp geboren. Er starb als Senator 1757.
Bebel kommt! Ein gelegentlicher Mitarbeiter schreibt uns: Wer nicht in den Kreisen der Arbeiter gelebt hat, kann sich kaum recht vorstellen, welche elektrisierende Wirkung der Ruf „Bebel kommt!" namentlich in früheren Jahren aus die Gemüter ausübte. Wenn Bebel gemeldet wurde, traten alle anderen Ereignisse in den Hintergrund und die Freude tat dann zuweilen der nüchternen Erwägung Eintrag. Einen hübschen Beleg dafür bildet folgendes lustige Ge- fchichtchen, das sich vor einem Dutzend Jahren in Basel zutrug. Dort saßen einmal im deutschen Arbeiterverein die Genossen eben beim Nachtessen, als der Vorsitzende, ein biederer schwäbischer Schreiner, ein Telegramm mit der kurzen Meldung erhielt: „Bebel kommt." Die Nachricht wirkte, wie wenn eine Bombe in die Spätzlisuppe geschlagen hätte. Bei genauerem Hinsehen wäre der Vorsitzende vielleicht inre geworden, daß es aus dem Telegramm eigentlich
Brief des Fremdenlegionärs Max Simon, in dem er mitteilt, wegen viermaliger Desertion zum Tode verurteilt worden zu sein, für frei erfunden. Der Berichterstatter des Blattes in Sidi bel Abbes hat den dort stehenden Fremdenlegionär Max Simon gesprochen. Dieter ist bisher weder desertiert noch irgendwie bestraft. Sein Gesundheitszustand ist gut und er ist der Ausbildungs-Kompagnie zugewiesen. Er erklärt, keinen derartigen Brief geschrieben zu haben, dagegen habe er seinen in Wesel dienenden Bruder Otto in einem Brief veranlassen wollen, gleichfalls in die Fremdenlegion einzutreten.
Petersburg, 20. Aug. Der Zar begnadigte völlig 46 wegen angeblicher Beteiligung an einer revolutionären Geheimverbindung zu schweren Strafen verurteilte Matrosen der baltischen Flotte. Man erklärt das damit, daß die Verurteilten nur die Opfer von Lockspitzeln gewesen seien.
r Madrid, 20. Aug. Aus Tetuan wird amtlich bestätigt, daß eine militärische Aktion der Spanier auf dem Gebiet der Aifa stattgesunden und daß die Eingeborenen gezüchtigt worden seien. Beteiligt waren eine Brigade und 5 kleine Abteilungen, die das Gebiet säuberten, auf dem der Feind sich feit längerer Zeit gesammelt hatte. Der Kampf war sehr heiß. Er dauerte von 4 Uhr morgens bis Vz8 Uhr abends. Die Spanier halten 11 Tote und 30 Verwundete.
r Madrid, 20. Aug. „Imparcial" meldet aus Ceuta, daß eine Brigade das Gebiet von Benimsa vollständig gesäubert hat: Der Feind verteidigte sich mit Erbitterung, scheint jedoch sehr erschöpft. Ms gestern abend 6 Uhr hatten die Spanier 14 Tote und 25 Verwundete. Nach einer anderen Meldung aus Ceuta zog sich der vertriebene Feind auf Ceuta zurück und versuchte das Geleise einer kleinen für Hafenarbeiten bestimmten Bahn zu zerstören, wurde jedoch vertrieben.
SV. Friedenskongreß.
r Haag, 21. Aug. Der Friedenskongreß hat heute auf Vorschlag seiner Kommission den Entwurf einer internationalen Polizei, der von einem holländischen Delegierten unterbreitet worden war, für unpraktisch erklärt und beschlossen, daß diese Frage aus der Tagesordnung des folgenden Kongresses bleiben soll. Das Bureau in Bern soll ersucht werden, eine Untersuchung einzuleiten über die mög- ichen Folgen der Maßnahmen zur friedlichen Vollziehung nsbefondere eines wirtschaftlichen Boykotts sowie eine Zu- ammenstellung von Mitteln zur Vollstreckung von Schieds- prüchen auszuarbeiten.
Die neue Lage auf dem Balkan.
r Berti«, 20. Aug. Die hiesige griechische Gesandtschaft teilt im Austrage der griechischen Regierung folgendes mit: Einige Konstantinopeler Zeitungen veröffentlichen eine offizielle Mitteilung, der zufolge der griechische Befehlshaber in Dedeagatsch dem Kommandanten der türkischen Armee vorgeschlagen haben soll, die Stadt nach der Räumung durch die Griechen zu besetzen. Diese Nachricht ist in allen Einzelheiten falsch. Die griechischen Truppen werden das zu räumende Gebiet gemäß den von Griechenland übernommenen vertragsmäßigen Verpflichtungen verlassen.
r Athen, 20. Aug. Ein Beamter des Ministeriums des Aeußern ist gestern abgereist, um den Text des vom König diktierten Friedensvertrags nach Bukarest zu bringen.
r Athen, 20. Aug. Heute mittag fand ein Minist errat statt, in dem Ministerpräsident Benizelos Einzelheiten über die Verhandlungen in Bukarest mitteilte und die
nicht Bebel, sondern Bebeli hieß, und er hätte dann vielleicht auch erraten, daß es sein in den Ferien weilendes braves Ehegefponst, die Barbara — mit ihrem Kosenamen Bäbeli oder Bebeli geheißen — sein konnte, die ihn mit der Nachricht ihrer Ankunft beglückte. So erriet er nun das nicht, sondern sammelte mit den übrigen Vorstandsmitgliedern in Eile alle Getreuen, um den verehrten Führer mit entrolltem Banner am badischen Bahnhof abzuholen. Als dann der Zug einfuhr, soll das Bebeli-Frauchen beim Aussteigen eine recht verwunderte Miene gezeigt haben, während die Bereinsmitglieder, als sich der Irrtum aufklärte, zuerst etwas lange Gesichter machten, dann aber in ein unbändiges Gelächter ausbrachen.
L.-L. Ueber das Niesen. Die Gewohnheit, dem Niesenden ein frommes „Helf dir Gott", das die moderne Zeit in das prosaische „Zur Gesundheit" umwandelte, schreibt sich aus den Zeiten der großen Pest im 14. Jahrhundert her. Der Glaube aber, daß dem Niesen eine besondere geheimnisvolle Kraft innewohne, scheint, wie die „Zeiten und Völker" schreiben, ebenso alt als verbreitet zu sein. So spielte es z. B. bei den Neuseeländern eine Rolle bei der Namenserteilung. Gleich nach der Geburt eines kleinen Weltbürgers rückte der Priester mit den Gevattern an. Langsam zählte er eine Reihe Namen auf. Niest einer der Anwesenden, so hält er tnne; denn diesen Namen hat nach ihrem Glauben die Gottheit für das Kind bestimmt. Die Koffern glauben, daß beim Niesen die Götter besonders geneigt seien, die Wünsche der Menschen zu erfüllen. Niest daher einer, so ruft er schnell: „Geist unseres Stammes, gib mir Vieh" usw. Daher soll auch die Beliebtheit des Schnupftabaks bei den Zulus und ihren Nachbarn herrühren. Auf den Tonga-Inseln gilt dagegen das Niesen als unheilvoll. Wenn im Kriegsrat ein Krieger niest, so wird das Unternehmen sofort verschoben oder aufgegeben. Niesen bet religiösen Zeremonien kann dem Uneingeweihten das Leben kosten. Dieselbe ungünstige Bedeutung legen dem Niesen die Hindus bei.