seinen Bestrebungen zur Förderung der Halbblutzucht durch Gewährung eines Staatsbeitrags von 20000 Mark unter­stützt; für den kaltblütigen Schlag erhielt der württ. Pserde- zuchtoerband dis im Hauptfinanzetat eingestellte Summe von 1000 Mark. Für den kaltblütigen Schlag wurden im Berichtsjahr mit Staatsunterstützung 4 Zuchtstuten, 2 Zucht­hengste und 24 Stutenfohlen eingesührt. Die staatlichen Beiträge betrugen hierfür 13 678 Mark.

Aus de» Nachbarbezirkeu.

Rsttenbrrrg «ud das Erdbebe» vom :r. Ja». 1117.

In diesen Tagen erneuter Erdbeben ist ein Aufsatz von besonderem Intereffe, den im neuesten Heft derWürtt. Vierteljahrsheste für Landesgeschichte" Pfarrer Dr. I. Zeller- Ringingen über das Erdbeben vom 3. Januar 1117 ver­öffentlicht, von dem das römische und mittelalterliche Rot- tenburg oderLandskron" nach alter Ueberlieserung zerstört worden sein soll. Der Verfasser geht mit den Miiteln hi­storischer Kritik vor und behandelt zunächst die Quellen über das Erdbeben von 1117, dann die weit später ein­setzenden Quellen der Verbindung Rottenburg mit diesem Beben. Der erste Teil seiner Untersuchung führt zu einer sicheren Datierung des großen Erdbebens auf den 3. Jan. 1117, wo es in zwei starken Stößen, einem morgens früh, einem spät nachmittags, verspürt wurde. Es ist besonders stark und verheerend in Italien aufgetreten, hat aber auch ganz Deutschland, namentlich Schwaben, in Mitleidenschaft gezogen. So liegt es nahe, daß auch die Neckargegend von Rottenburg betroffen wurde. Fraglich ist aber, ob es eine Verheerung in dem von der Ueberlieserung angenom­menen Maß anrichten konnte. Ein alter Bericht von Rot- tenburg fehl», die erste Spur der Ueberlieserung stammt aus einer Chronik von 1450. Eine kritische Beleuchtung der Chronikberichte führt den Verfasser zu dem abschließenden Urteil:Eine Zerstörung Rottenburgs durch Erdbeben ist durch zuverlässige Quellen nicht bezeugt; doch ist der Befund der geschichtlichen Quellen der Annahme einer sol­chen Katastrophe, für die nur der 3. Januar 1117 in Frage kommt, nicht ungünstig". Durch bloße historische Forschung meint er wohl mit Recht wird diese Frage wohl nie geklärt werden können; der archäologischen und geologischen Erforschung des Bodens von LamsloevnnL bleibt vielmehr hier das letzte Wort. Wenn sorgfältige Grabungen an Ort und Stelle Spuren einer Erdbebenkatastrophe Nachweisen, wird der Historiker keinen Widerspruch erheben.

r Neuenbürg, 23. Juli. (Zwei Blitzschläge). Gestern abend 8 Uhr gingen über die Gegend sehr schwere Gewitter nieder. Dabei schlug in Birkenfeld der Blitz zweimal ein, einmal in die Wirtschaft zumHohenzollern" und einmal bei Albert Schmidt. Die Frau Schmidt wurde durch den Blitzschlag betäubt. Sie fiel vom Stuhl und war über eine Stunde bewußtlos, so daß man sie zuerst für tot hielt.

Larrdesrmchrichteu.

p Stuttgart, 23. Juli. Herzog Philipp von Württemberg begeht am nächsten Mittwoch 30. Juli seinen 75. Geburtstag. Herzog Philipp ist das Haupt der herzoglichen Linie des Hauses Teck. Er ist als Sohn des Herzogs Alexander am 30. Juli 1838 in Neuilly ge­boren und seit 1865 mit der Herzogin Maria Theresia von Oesterreich vermählt. Don seinen Söhnen ist Herzog Albrecht Generalinspekteur der 6. Armeeinspektion, Herzog Robert Dragoneroberst und Herzog Ulrich Oberstleutnant und Kom­mandeur des Ulanenregiments Nr. 20. Herzog Philipp hatte früher der österreichischen Armee angehört und wurde 1865 Oberst im württ. Heer, in dem er jedoch niemals Dienste geleistet hat. Seit 1894 war er General der Kavallerie.

Volksmusikschulen.

Der in der Presse viel besprochene Vortrag, den vr. Karl Stork um die Oslerzeit beim ersten intemationalen musikpädagogischen Kongreß gehalten hat, liegt im Juni- Heft desTürmers" (Stuttgart, Greiner und Pfeiffer) im Wortlaut vor. Im Interesse der Verbreitung dieser wert­vollen Anregung geben wir ihn an dieser Stelle wieder.

Die Musik ist die eigentliche Volkskunst, weniger weil sie von allen Künsten am leichtesten und stärksten ohne besondere Vorbildung empfangen wird, als weil sie am ehesten auszuüben ist. Es ist aber klar, daß die tätige Beschäftigung mit Kunst eher zu einem fruchtbaren Verhält­nis gelangen muß, als die bloß empfangende, zumal die eigene künstlerische Tätigkeit auch die Empfänglichkeit gleich­zeitig steigert.

Diese bedeutsame Sonderstellung der Musik beruht darauf, daß in ihr die Reproduktion etwas ganz anderes ist, als in den anderen Künsten. In der Musik ist die Reproduktion ein wesentlicher Bestandteil des lebendigen Kunstwerkes, das ohne sie ja nicht zum erklingen kommt. So wird also der Reproduzierende jedesmal, wenn er ein musikalisches Kunstwerk singt oder spielt, gewissermaßen sein Neuschöpser. Die musikalische Reproduktion verwächst darum auch mit dem Menschen derartig, daß sie sich ihm nach seinem inneren Bedürfen einstellt. Ich singe ein Lied, ich spiele ein Musikstück, weil mich in dem betreffende» Augenblicke meine Stimmung, mein Erleben dazu drängt. Ich besitze also in diesen einfachsten Fähigkeiten zur must- kaliscken Reproduktion ein Mittel, mein Erleben künstlerisch zum Ausdruck zu bringen. Man braucht sich nicht nur zu vergegenwärtigen, welch ungeheures Gut der Menschheit in dieser Fähigkeit gegeben ist, um zur Ueberzeugung zu ge­langen, daß eine künstlerische Erziehung des Menschenge­schlechtes oder, wie wir uns wohl bester ausdrücken, die

Am Geburtstag des Königs im Februar d. I. wurde er zum Generalobersten L 1a snit« des Ulancnreglmens Nr. 19 befördert. Er ist Inhaber des 77. österreich. Infanterie­regiments. Ritter des St. Huberturordens und des Ordens vom Goldenen Vließ.

r Stuttgart, 23. Juli. (Ein neues Werk von Pro­fessor Endriß). Das Großherzoglich-Badische Geheime Kabinett hat dem Professor Dr. Karl Endriß in Stuttgart als dem Verfasser des gegegenwärtig im Druck befindlichen Bandes der Eybschen Delagführer:Im Luftschiff über dem Badener Land" die Mitteilung zugehen lasten, daß die Widmung des Werks vom Großherzog von Baden ange­nommen ist. Man darf jedenfalls aus das Erscheinen des Buches, das u. a. einen gemeinverständlich gehaltenen Ab­riß der Geologie Südwestdeutschlands bringt und in dem an anderer Stelle, dem Abschnitt über die Kultur, auch die Frage der Donauversinkung von einem neuen, dem oolkskundlichenStandpunkt aus,beleuchtet wird,gespannt sein.

Der Kampf bei Bosch.

x Stuttgart, 22. Juli. Zur Nachprüfung der An­gaben der Firma RobertBosch über die Zahlen der jetzt bei der Firma beschäftigten Arbeiter (1607 Leute) besuchten heute Redakteur Walcher von derSchwäb. Tagwacht" und Bureaubeamter Rau vom Metallarbeiter-Berband auf die. Aufforderung den Betrieb. Die Nachprüfung wurde in Gegenwart des Notars Gänßle durch die beiden von der Schwäb. Tagwacht" gesandten Herren in der Weise vor­genommen, daß die beiden Herren bestimmten, in welchen Abteilungen die Zahlen der Arbeiterliste stichprobenweise nachgeprüft werden sollten. Der Notar stellte über das Ergebnis der Nachprüfung eine Urkunde aus, die die Richtigkeit der von der Firma angegebenen Zahlen voll bestätigt. Unter den 1607 Leuten befinden sich 1042 frühere Arbeiter und Arbeiterinnen, d. h. solche, die am 2. Juni in Streik getreten sind oder ausgesperrt wurden. In der Urkunde wurde besonders zum Ausdruck gebracht, daß die Meister, Lehrlinge und das übrige Personal nicht mitge­zählt wurden.

p Stuttgart, 23. Juli. Zum Streik bei der Firma Bosch hat der Metollarbeiteroerband sich heute mit dem Verband Württ. Metall-Industrieller in Verbindung gesetzt, und es soll nun am nächsten Freitag zwischen den Parteien unter Führung des Verbands Württ. Metall-Industrieller eine Verhandlung stattfinden. Robert Bosch teilt mit. daß am heutigen Mittwoch die Zahl seiner Arbeiter den Stand von 1747 Leuten erreicht habe.

r Hoheuheim, 23. Juli. (Der Erdbebenherd). Nunmehr wird als wahrscheinlicher Herd des Erdbebens vom Sonntag eine Stelle etwa 100 Kilometer tief unter dem Kornbühl, allgemein bekannt als Salmendinger Ka­pelle bezeichnet. Demnach würde der Herd ebensotief, aber 11 Klm. nördlich von dem Herd des Bebens am 16. No­vember 1911 liegen.

r Waldenbuch, 22. Juli. Wie bereits kurz gemeldet, ist der ermordete Forstanwärter ein Sohn des staatlichen Forstworts Gottlieb Klingler, wohnhaft in Immerich Ge­meinde Korb. Als der Vater gestern nachmittag die Trauer­botschaft erhielt, fuhr er mit seiner Tochter im Automobil nach Plattenhardt und dann hierher. Er ist durch das schreckliche Ende seines hoffnungsreichen Sohnes wie ge­brochen. Der Schlag trifft ihn um so härter, als er früher schon einen Sohn verloren hat, der durch unvorsichtiges Schießen aus dem Leben schied. Die Leiche des Erschosse­nen dürste von den Behörden morgen zur Beerdigung frei­geben weiden.

Gmund, 21. Juli. (Schlossermeistertag.) Der Württ. Schlossermeisterverband und der Süddeutsche Schlosser-

Ausnutzung der Kunst bei der Erziehung des Menschenge­schlechts vor allem hier bei der Musik einsetzen müßte.

Man werfe nicht ein, daß es doch höchst seltsam wäre, wenn die Menschheit nicht längst zu dieser Einsicht gekommen wäre. Die Natur gibt uns die Parallele. Biele Blumen und Tiere sind in Ueberfülle von der Natur heroorgebracht worden und wurden jahrhunderte-, jahrtausendelang von der Menschheit als ein selbstverständlicher Schmuck dieser Natur gedankenlos und meist auch danklos hingenommen. Aber die Kulturtätigkeit der Menschheit baut nicht nur auf, sie muß auch zerstören. Und eines Tages wird die Menschheit gewahr, daß sie jenen von der Natur selbst ohne menschliche Beihilfe erzeugten Schmuck so weit zerstört hat, daß er jetzt nur noch durch eine besondere Pflege erhallen werden kann. Dann wird solchen Tieren und Pflanzen nicht nur eine ge­setzliche Schonung zuteil, man muß sie überdies mit allen Kulturmitteln wieder hegen, ja wir müssen uns dazu ver­stehen, mit großen Kosten und unter Aufbietung aller er­denklichen gesetzlichen Schutzmittel Naturschutzparke anzulegen. Glücklich werden wir sein, wenn es nun der Pflege gelingt, auch nur einen Teil dessen zu erhalten, was einst die Natur in Ueberfülle freiwillig heroorgebracht hat!

Ein Gleiches gilt auch im geistigen und seelischen Leben der Menschheit. Auch hier können sich die Lebensbedingungen derartig verändern, daß, was jahrhundertelang wie von selbst ausblühte und reifte, keinen Nährboden mehr findet und aus­gerottet wird, wenn nicht eine sorgsame Pflege sich seiner an- nimmt. Und wie bei der Natur ist auch hier das erste Gesetz: Beginnt euer Rettungswerk früh genug, dann werdet ihr sicheren Erfolg haben.

Für uns Deutsche scheint ein solches gewissermaßen von Natur gewordenes geistiges Gut die Musik zu sein. Schon die römischen Schriftsteller, Tacitus voran, betonen, in wie hohem Maße das Volk sein Leben (auch das religiöse und staatliche) in Liebem zum Ausdruck bringe. Zur Zeit der Kreuzzüge wunderten sich die von Westen her durch­

meisteroerband tagten seit gestern hier. Vormittags 11 Ubr begannen unter Rößler-Stuttgart die Verhandlungen. Der Jahresbericht beklagt den wirtschaftlichen Tiefstand von Handel und Gewerbe, dem am besten zunächst durch Stär­kung der Organisationen zu begegnen sei. Infolge der Be­mühungen des Verbandes wurde im Kammerbezirk Ulm die 3 Vs-jährige Lehrzeit festgelegt. Die Handwerkskammer Ulm hat auch entschieden, daß Lehrlinge, die zwei oder mehr Gewerbe lernen, für das zweite Gewerbe mindestens ein Jahr länger lernen müssen. Die Mitgliederzahl beträgt 330 und umfaßt etwa den 4. Teil der württ. Schlosseimeister. Ein Antrag Zimmermann-Sontheim fordert Bekämpfung des Psuscherwesens, d. h. der Tätigkeit solcher Leute, die tagsüber in Fabriken usw. arbeiten und nach Feierabend den Meistern ins Handwerk pfuschen. Pfitzer-Ludwigsbmg. Koch-Rottweil, Späth-Weinsberg und Mdmann-Heidenheim wurden in den Ausschuß wiedergewählt. Der Tagungsort ist im nächsten Jahr Ravensburg: für das württ. Hand- werkererholungsheim wurden 50 verwilligt. Nachm. 3 Uhr begannen unter Nickolaus-Mannheim die Verhand­lungen des Südd. Schlossermeisterverbandes, wobei Handels- kammersekretär H außer-Mannheim den Tätigkeitsbericht erstattete und mehrere Vorträge, die Fragen des Schlosser­handwerks im besonderen und des Handwerks im allge­meinen betrafen, gehalten wurden. Am Montag wurden die Verhandlungen nach einer Besichtigung des Kunstge­werbemuseums und Vorführung des autogenen Schweiß­verfahrens fortgesetzt. In seinem Vortrag über die Organi­sation im deutschen Schlossergewerbe empfahl Hahn- München den Anschluß an den Verband der Industriellen, welcher Vorschlag von einer Kommission durchberaten werden soll. Der Kassenbericht verzeichnte bei 3869.67 Ein­nahmen, einen Ueberschuß von 1800 Mitglieder sind es 1292, darunter 285 württembergische. Für die nächste Tagung komm! Nürnberg oder Augsburg in Frage.

p Aale», 22. Juli. Die ursprünglich geplante Er­richtung eines etwa 1000 Kbm. fassenden Hauptreservoirs auf dem Aalbuch für die Landeswasseroersorgung ist neuer­dings aufgegeben worden. Das Reservoir soll durch eine Kombination von Tunnel und Reservoir ersetzt werden. Das Tunnel wird zwischen hier und Essingen beginnen, das Aa!buch durchstoßen und bei Oderkochen den Anschluß ans Kocher- und Brenztal erreichen. Das Tunnel, das 1800 Meter lang, 2 Meter hoch und 3 Meter breit sein wird, wird ausgemauert werden und dadurch das geplante Haupireserooir ersetzen. Das Tunnel soll in 2 Jahren fertig sein und Vs Million Mark kosten; es dürfte eine der größten Werksanlagen nicht nur in Württemberg, sondern in ganz Deutschland werden.

Friedrichshafen, 23. Juli. (Die Abnahme). Das Luftschiff L Z. 20 ist gestern endgültig unter dem Namen Z 5" in den Besitz der Militärbehörde übergegangen, nach­dem er von früh 4 Uhr an aus Straßburg eine Schnellix- keitsfahrt noch Baden-Oos unternommen hatte. Es traf dort um 7 Uhr ein und wird vorläufig dort verbleiben. Das Kommando des Luftschiffes befindet sich nunmehr in den Händen des Hauptmanns Lange.

Genchtssaal.

r Stuttgart, 23. Juli. (Maul- und Klauenseuche). Ein bemerkenswertes Urteil wurde heute von der Straf- Kammer gefällt. Ein Bauer hatte aus einem verseuchten Ort Mist aufs Feld gefahren, allerdings aus einem S:oll in dem die Seuche erloschen war und nachdem man den Stall desinfiziert hatte. Der Bauer wurde zu einer Geld­strafe von 20 Mark verurteilt.

r Stuttgart, 23. Juli. (Roßhandel.) Bor der Strafkammer stand heute der Pferdehändler Wieland unter

marschierenden Heere immer wieder über die vielen geistlichen Lieder, in denen sich gerade in Deutschland dieses stärkste' Empfinden der Zeit Ausdruck verschaffte. Daraus folgen die Jahrhunderte der Blütezeit des deutschen Volksliedes, dem an Mannigfaltigkeit, innerem Lebensreichtum und aus­gesprochener Volkstümlichkeit das Volkslied keiner anderen Nation an die Seite gestellt werden kann. Danach löst die ungeheure religiöse Erschütterung der Welt, die sich durch zwei Jahrhunderte in den Geißlersahrten, den mystischen Strömungen und der Reformation kundgibt, gerade in Deutschland eine Liederfülle aus, für die es ein Seilenstück überhaupt nicht gibt.Es ist in Germanien schier kein Pfarrer oder Schuster in Dörfern also untüchtig," schrieb da­mals G. Witze!,der ihm nicht selbst ein Licdlein oder zwei bei der Zeche macht, das er mit seinen Bauern zur Kirche singt."

Was so Anlage war, ist von den geschichtlichen Erleb­nissen, die unserem Volke beschicken waren, noch verstärkt worden. Gerade die furchtbare Heimsuchung des Dreißig­jährigen Krieges, in der alle andern Kulturgüter zugrunde gingen, begünstigte noch die musikalische Entwicklung. Die Pflege der anderen Künste setzt Wohlstand voraus, für die Musik trägt jeder das Nächstliegende Instrument die Stimme in sich selbst. Das gemeinsame Musizieren schließt sich als Chorgesang ebenso natürlich an. und auch die Instrumentalmusik erheischt keine Kapitakanlage. So vermochte Deutschland bereits fünfzig Jahre nach dem Dreißig­jährigen Kriege mit Bach und Händel angefangen durch anderthalb Jahrhunderte eine musikalische Kultur zu schaffen von einem Reichtum an überragenden Genies, aber auch einer solchen Fülle tüchtiger Talente und einer solchen Ge- famtanteilnahme des ganzen Volkes, für die man nur in der italienischen Renaissance und der klassischen Periode Athens auf anderen Gebieten gleichwertige Seitenstücke findet. Daß dann unser äußeres Leben sich in so kleinen Formen vollzog, daß die deutsche Kleinstaaterei und die infolge der