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Fernsprecher Nr. 28.

87. Jahrgang.

Fernsprecher Nr. 29.

Anzcigev'DedLH» für die einspalt. Zeile an« gewöhnlicher Schrift oder deren Raum bet einmal. Einrückung lS bei mehrmaliger entsprechend Rabatt.

Beilagen: Plauderstüdchro.

H Illustr. Sormtagsblatl und

EchwSb. Landwirt.

17«

Aonerslag, dm 24. Juli

Amtliches.

Agt. HbenarnL WagotL.

Bekanntmachnng.

Ach die Bekanntmachung der K. Zentralstelle fiir Ge­werbe «nd Handel im Gewerbeblatt Nr. 29 betreffend Preisausschreiben zur Erlangung von Arbeiten für eine Ausstellung kleinbürgerlicher Wohnungs-Räume werden die beteiligten Kreise hiedurch hingewiesen.

Das betr. Gewerbeblatt kann aus dem Rathaus ein- gefthen werden.

Den 22. Juli 1913. Odrramimarm Kommens!!.

Versetzung (Gewerbeschule): Hilfslehrer Wilhelm Harr von Reutlingen nach Schorndorf.

TageS-NeuigkeLterr.

Lu- Stadt Md Amt.

Nago-d, 24. Juli 1913.

* Vom Rathaus. Sitzung des Gemeinderats unter Vorsitz von Stadrschultheitz Maier. Der Vorsitzende eröffnet diese erste Sitzung unter seiner Leitung mit Worten der Begrüßung, zugleich der Hoffnung Ausdruck gebend, daß die Beratungen von gutem Erfolg bereitet sein mögen zum Wähle der Stadtgemeinde. Bor Eintritt in die Tagesordnung wird aus Anregung des Vorsitzenden die Zustimmung gegeben zur Beibehaltung des Mittwochs als Tag der Sitzungen; die Sitzungen sollen in den Sommer­monaten morgens H Uhr, in den Wintermonaten um ^9 Uhr begnmen; des weiteren soll der Inhalt der jeweiligen Tages Ordnung jedem Mitglied des Gemeinderatskollegiums ! vorher zirgestellt werden, dem AmtsblattDer Gesellschafter" insoweit die Tagesordnung Gegenstände der öffentlichen l Sitzung betrifft.

Die Pachtverträge betr. die städtischen Steinbrüche' Ziegelberg und Mittlerbergle lausen auf 31. Dezvr. d. Is. > ab. Die Neuoergebung des Steinbruchs Ziegelberg an den bisherigen Unternehmer Ruckgaber von Bollmartngen zu 88 p. «Km auf weitere 5 Jahre wird beschlossen; bezüg­lich des Stetnbruchs im Mittlerbergle soll wegen der Neu­verpachtung an bisherigen Unternehmer Oestcrle von Unter-! jettingen mit letzterem noch Rücksprache genommen werden. Zn einem Baugesuch von Gottlod Mdmaier betr. La­deneinrichtung in dessen Anwesen und Herau rückung des­selben um 62 ew an der Ecke gegen das Anwesen von Metzgermeister Klumpp, sucht Petent um Überlassung von städtischem Platz im Meßgehalt von 4 gm nach. Be­schlössen wird, sofern das Daugssuch nach den ein- gereichten Plänen genehmigt wird, den Platz abzu- ireten zum Preis von 12 ^ p. g-u Beriefen wttd ein Schreiben des Bizevorstsnds des Schwarzwald- und Derschönemngsoereins Nagold an den Vorstand, welches dieser dem Kollegium mit dem Gesuch um Aeußemng zu­gestellt hat. Das Schreiben erinnert an das übliche Aus­scheiden der Stadt Nagold als Luftkurort. Zugleich wird der Vorschlag gemacht, das Ausscheiden bezw. die Em-

Das neue Bier.

Humoreske von Victor Blüthgen.

(Fortsetzung.) (Nachdruck verboten).

Sie sind ein geachteter Mann, Herr Drickes, ein hoch­geachteter Mann, sogar Magisttatsassesjor aber offen ge­sagt: jetzt möchte tch nicht in Ihrer Haut stecken."

..Dltte, ich habe auch durchaus nicht die Absicht, sie Ihnen abzutrrten. Was haben Sie denn an ihr auszusetzen?"

Es steckt ein krimineller Mensch darin, um es gerade herauszusogen. Sie haben Ihr Gewissen beschwert mit Betrug, mit Nahrungsmittelsälschung."

Unsinn," sprach Herr Drickes minder sicher als bis­her.Wollen Sie etwa gegen mich oustreten? Was wissen Sie? Ich verbitte mir jede Beleidigung, verstehen Sie?"

Verständigen wir uns, Herr Drickes. Im Publikum munkelt es. Wie leicht kann es kommen, daß einer unser letztes Bayrisches vom Apotheker unte suchen läßt daß eine direkte Anzeige beim Staatsanwalt erfolgt"

Ich gebe gar nichts zu, junger Mann, gar nichts. Sie können gar nichts bezeugen . . ."

So, Herr Drickes? Auch nicht, daß wir Säcke voll Tausendgüldenkraut und Bitterklee gekauft haben, die ich als Hopfen habe buchen müssen?"

Hat Ihnen der Schwätzer, der Rauchenegger, das er- zählt? Liegen noch ungebraucht im Schuppen draußen."

Auch nicht, daß Herr Rauchenegger hat späteren

pfehlung nach vorgelegtem Muster in der ZeitungNeues Tagblatt" erscheinen zu lassen. Die Musteranzeige wird verl;sen und beschlossen diese in besagter Zeitung zweimal aufzugeben. Ein Erlaß des K. Oberamts spricht aus, daß der Beschluß des Kollegiums betr. Ziegenbockhaltung mit 2 Böcken bei 168 Ziegen den Borschristen des Gesetzes nicht entspreche; es müßten 3 Böcke da sein, wobei dann die Zahl der Ziegen bis zu 210 betragen dürfe. Be­schlossen wird nach eingehender Besprechung einen dritten Ziegenbock anzuschaffen. Hiezu wird ein Schreiben des Vorstands des Bezirks-Ziegenzuchtverbands Stadtpfleger Rieger-Hatterbach verlesen, worin die Vermittelung beim Kauf eines Bocks angetragen wird. Beschlossen wird den Kauf des anzuschaffenden Bocks diesem Verband zu über­tragen. Genehmigt wird ein Gesuch des Vorstands des Landwirtschaftlichen Bezirksvereins Nagold um einen Beitrag und Ueberlassung des Siadiackers zur Abhaltung des Landwirtschaftlichen Bezirks-Festes am 27. und 28. Sept. d. Is. Der Beitrag wird in Höhe von 400 Mark bewilligt. Außerdem wird noch Dekorcttionsreis unentgelt­lich zur Verfügung gestellt. Verlesen wird des weiteren ein Gesuch der Geschäftsstelle des Süddeutschen Berbands Kyn. Vereine in Münklingen-Leonberg um Bewilligung von ein bis zwei Ehrenpreisen im Werte von zusammen 20 bis 40 zu der am 24. Aug. d. I. in Nagold abzuhaltenden Schau für Hunde, verbunden mit Rattenfängerprüfung. In Verbindung damit sucht der Vorstand des Vereins der Hundesreunde für Nagold und Umgebung noch um Ueber- Üassung des Stadtackers zu der besagten Veranstaltung. Beschlossen wird, einen Beitrag von 40 Mark zur Be­schaffung der Ehrenpreise zu verwilligen mit der Maßgabe, daß die Gegenstände am hiesigen Platz bezogen werden, ferner wird die Ueberlassung des Platzes genehmigt. Erledigt werden noch einige minderwichtige Gegenstände. Damit ist die öffentliche Sitzung geschlossen.

Konzert. (Mitgeteilt.) Am Dienstag abend gab das Gesongsquartett ,,D'Ojthaler" unter der Direktion von Rudi Scholz im Militärgenesungsheim Waldeck b. Nagold ein Zither- und Gesangskonzert, das allgemein großen Beifall gesunden hat. Nicht nur die musikalischen, sondern auch die gesanglichen Vorträge boten den Zuhörern reichlichen Genuß. Sämtliche Darbietungen fesselten durch den formvollendeten Bortrag wie durch den urwüchsigen Nationalstolz, den sie zum Ausdruck brachten. Der Besuch des Konzerts der ,,D' Osthaler" ist daher jedermann zu empfehlen.

r Im Zeichen der Vereinfachung. Das Kasten­wesen bei den Oberämtern hat wesentliche Vereinfachungen erfahren. Jedes Oderamt hat eine Kastenstelle, welche die Sportelkaste und die Kanzleikaste führt. Die oberamiliche Kaste ist an den Postüberweisungs- und Scheckverkehr an­geschlossen. Die Sportelkaste sammelt die eingehenden Sportelgelder und bestreitet zunächst die von den Oberämtern aus Rechnung der Ministerialkasie des Innern zu leistenden Zahlungen; sodann füttert sie die Kanzleikaste, welche die Aufwendungen für polizeiliche Zwecke, die persönlichen und sachlichen Kanzleikosten des Oberamts zu leisten hat. Ueber-

gehen müssen, während Sie das Drogenzeug haben ein­schütten lasten? Notabene, nicht Herr Rauchenegger hat mir das gesagt ich habe ihm erst den Rat gegeben: er soll sein Gewissen nicht beschweren, sondern die Sache von Ihnen besorgen lassen, und ich habe absichtlich Herrn Rauchenegger gar nicht darum gefragt, sondern den Horn der einge- schüttet hat."

Herr, Sie sind ein Spion ein gemeiner Spion"

Keine Eindeutigkeiten, wenn ich bitten darf. Herr Drickes"

Der sprang auf.

Sic sind ein frecher Mensch. Was ich in mein bay­risches Bier tue, ist meine Sache, damit hat das Gericht gar nichts zu schaffen."

Vielleicht belieben Sie einen Blick in diese Gerichts­verhandlung zu tun" damit zog Herr Labes gleichmütig ein Zeitungsblatt aus der Tasche und reichte es Herrn Drickes hin. der es ihm aus der Hand rieß und auf die Dielen warf.

Ganz nach Belieben. Ich habe nicht die Absicht bis­her, tm Blättchen zu veröffentlichen, wie man bayrisches Bier braut durchaus nicht. Aber es wäre doch recht peinlich, und für das Geschäft, das ich so auf dem Herzen trage, eklig ich möchte beinah sagen: der Ruin. Ich weiß nicht, ob der Magistrat auf die Reellität feiner Mit- glieder viel gibt."

Hol Sie der Teufel!" rief der in die Enge Getriebene und rannte wütend aus und ab.Was wollen Sie eigent­lich? Wollen Sie Zulage haben?"

1813

schösse an Sportelgelder sind vierteljährlich an die Kameral- ämter abzuliesern, auch immer dann, wenn der Kastenbestand die durchschnittlichen Monatsausgaben um 500 ^ übersteigt. Der Betrag dieser Ausgaben ist vom Oberamtsvorstand sestzusetzen. Reichen die eigenen Einnahmen der Kaflenstelle zur Bestreitung der Ausgaben nicht zu, so schießt die Mi- nisterialkasse die erforderlichen Mittel zu. Beim Iahresschlutz müssen sich Einnahmen und Ausgaben decken. Die Aus­gleichung wird durch Uebertragung von zuviel erhobenen Zuschüssen oder durch Einhebung restierender Zuschüsse oder Rückübertragung von für Rechnung des folgenden Jahres erhobenen Zuschüssen in die Rechnung des alten Jahres vollzogen.

r Pferdezucht in Württemberg. Die K. Land- gestützkommisston hat an das Ministerium des Innern einen Bericht über die Verwaltung des Landgestüts und der Fohlenaufzuchtsanstalt und die Förderung der Prioatpferde- zucht des Landes im Jahre 1912 erstattet, dem wir folgende Mitteilungen entnehmen: Am 31. Dezember 1912 betrug die Zahl der Zuchthengste 134, die Zahl der Stuten 70. Der älteste Hengst und die älteste Stute ist 1893 geboren, während die 16 jüngsten Hengste und die 9 jüngsten Stute« 1909 geboren sind. Das Durchschnittsalter eines Hengstes beträgt 8,69, das einer Stute 7,54 Jahre. Der Stand der Hengstfohlen zählt 42, der der Stutensohlen 62. Bon dem Gesamtpferdebestand (566 an der Zahl) sind im Gestüt gezüchtet 76,34 °/<>, im Lande «kaust 13,88 o/g, eingeführt 9,78 °/g. Was die Krankenbewegung im Jahre 1912 an­langt, so kamen im Gestüt 264 Fälle zur Behandlung, (davon sind genesen 205). In der Fohlenzuchtsanstatt waren 239 Erkrankungssälle zu konstatieren, (genesen 220). Gedeckt wurden im Jahre 1912 im Stammgestüt 68 Stu­ten; die Zahl der mit Landbeschälern besetzten Platten be­trug im ganzen 47; die Gesamtzahl der gedeckten Stuten beläuft sich auf 6403. Pferdeschauen (Prämierungen) haben im letzten Jahre für Pjerde des Landschlags in Oehringen, Horb, Biberach und Ehingen, wofür 315 Preise, mit 30 520 Mark ausgesetzt waren, für Pferde des kaltblütigen Schlages in Langenau stattgesunden, wofür 53 Preise mit 5810 Mark ausgesetzt waren. Bei den an 17 Orten statt- geftnrdenen Stutenmusterungen kamen 1825 Stuten zur Vorführung; von diesen gehörten an: 1177 dem reinen Warmblut, 385 der Kreuzung von Warm- und Kaltblut, dem Kaltblut 263. Davon wurden vom Landoberstallmeister als zur Zucht besonders gut und brauchbar bezeichnet 23, als unbrauchbar 542, als gut und brauchbar 362 und als bedingt brauchbar 893. Im Prioatbeschälbetrieb wurden Beschälpotertte für 24 Hengste erteilt, von denen dem Land­schlag 2, dem Kaltblut 22 angehörten. Sämtliche Hengste wurden zur Zucht verwendet, sie deckten an 14 Ausstellungs­orten zusammen 1395 Stuten. An Deckgeld ist im Be­richtsjahr erhoben worden: 12 Mark von Nichimitgliedem und 8 Mark von Mitgliedern des Vereins von 3 Hengsten, 10 Mark von 9 Hengsten, 8 Mark von 7 Hengsten und 6 Mark von 5 Hengsten. Durch die Deckiätigkeit im Jahre 1911 wurde ein Trächtigkeitserfolg erzielt von 42,3 °/g der gedeckten Stuten. Der württ. Pferdezuchtverein wurde in

Ach, Sie verkennen mich so ich bin ganz an­spruchslos. Ich gedenke im Frühjahr zu heiraten und ein Delikaleßgeschäft am Platze zu begründen. Mir liegt nur am Herzen, daß Sie sich keine Ungeleqenheiten bereiten, der Gedanke, daß ein ss ehrenwerter Mann in öffentlichen Schimpf geraten, möglicherweise brummen müßte seine Familie unglücklich sein Geschäft ruiniert . . . o" hier wischte sich Herr Labes über die Augen.Und dann mein Busenfreund, Herr Rauchenegger, ein so tüchtiger Mann» ein so gebildeter, gemütvoller Mann Ihr Fräulein Tochter, ein so zartes, liebliches Wesen denen soll das Herz gebrochen werden? Welchen großartigen Aufschwung könnte die Brauerei nehmen, wenn der leisten dürfte, was er kann, der Herr Rauchenegger! Sie das beste Lagerbier, er das beste Bayrisch zehn Meilen in der Runde! Ein ehren­voller Wettkamps der beiden besten Biere in der Welt! Und Ruhm und Verdienst bleiben auf jeden Fall in der Familie"

.Sehn Eie 'mal, Sie können ja reden wie besessen, obwohl ich das alles für faulen Zauber halte, was Sie da sagen. Sie scheinen mir ein höchst geriebener junger Mann zu sein; vielleicht werden Sie noch 'mal Stadtverordneten- Vorsteher."

Wenn ich dereinst erst mein Platzgeschäst eingerichtet haben werde und meine Mitbürger mich der Ehre wett schätzen ich darf doch übrigens auf gegenseitige gute Kundschaft rechnen? Ich beabsichtige, nebenbei gesagt, außer den Delikatessen der Saison auch ein vorzüglich assortiertes Weinlager zu führen.

(Schluß folgt).