TageA-Nerrigkeilen.

A»s Stadt rmd Amt.

-D:-. Wildberg, 14. Juli. Reges Leben erfüllte am Sonntag unsere Stadt. Vom herrlichsten Wetter begünstigt konnte der Arbeiter-Unterstützungsoerein seine Fah­nenweihe begehen. Am frühen Morgen wurde die Ein­wohnerschaft durch Gewehrsalven und Tagwache aufgeweckt. Ueberall wurden noch die vorbereiteten Girlanden ange­bracht; Tannenbäumchen schmückten die Straßen, und an vielen Häusern flatterten die Fahnen lustig im Winde. Nach und nach stellten sich die Festgäste ein. Zu Fuß, per Rad und mit der Bahn rückten sie an. Um Vs 2 Uhr stellte sich der Festzug auf, und bald bewegte er sich unter den Klängen der hiesigen Musikkapelle durch die Stadt. Die Brudervereine aus Nagold, Ebhaufen, Altensteig, Effringen und Herrenberg hatten sich eingesunden. Die Radfahrer­oereine Pfrondorf und Esslingen brachten in den Festzug eine wohltuende Abwechslung. Der hiesige Liederkranz und Turnverein schlossen sich an. Auf dem schattigen Festplatz entwickelte sich schon vor Ankunft des Festzuges ein fröh­liches Treiben. Karussell und Schiffschaukel in nächster Nähe dursten natürlich auch nicht fehlen, denn sonst hätten ja die Kinder nichts vom Fest gehabt. Bald nach Ankunft des Festzuges auf dem Platz wurde die Fahne enthüllt. Borstand Schmid begrüßte die so zahlreich erschienenen Gäste und dankte der Stadtverwaltung und der Bürgerschaft für ihr freundliches Entgegenkommen bei den Vorbereit­ungen und die mannigfach gewährte Unterstützung. In einfach schlichter Rede gab er einen kurzen Rückblick aus die Entwicklung des Vereins, streifte die Zeitoerhältnifse und hob die Notwendigkeit des Zusammenschlusses der Arbeiter­schaft hervor. Mit einem freudig aufgenommenen Hoch auf die Arbeiter schloß er die Rede. Fräulein Marie Karle übergab die Fahne und sprach dabet ein sinniges Gedicht. Der Fahnenträger Wurster übernahm die Fahne und ge­lobte, das anoertraute Gut allzeit zu hüten. Der offizielle Teil war damit zu Ende, und es wechselten fröhliche Mustkvorträge und flotte Männerchöre des Liederkranzes miteinander ab. Bei gutem Stoff konnte man sichs wohl sein lassen und wirklich sah man auch überall nur fröhliche Gesichter. Am fröhlichsten war wohl die schmucke Fest- jungfrauenfchar, die auf der Tribüne gar manchmal das Tanzbein schwang zur Vorbereitung aus den Abend. In derSchwane" war Ball, dem voraus ein Festessen ging. Das war der Höhepunkt der Freude, was auch in verschiedenen Ansprachen zum Ausdruck kam. In ziemlich vorgerückter Stunde gingen die Letzten nach Haus. Heute findet noch eine kleine Nachfeier statt, die bei dem so schö­nen Wetter wieder auf dem Festplatz gehalten werden kann. Die Nachfeier ist zugleich Kinderfest für die Kinder der Bereinsmitglieder. In hochherziger Weise übersandte der Gründer des Vereins eine ansehnliche Summe für diesen Zweck. Damit hat er den Kindern eine große Freude ge­macht, die auch wirklich sehr vergnügt aus dem Festplatz waren. Mit höchster Befriedigung kann der Arbeiter-Unter- stützungsverein auf sein 10. Stiftungsfest zurücksehen und sich jederzeit der Fahnenweihe freuen.

Ebershardt, 14. Juli. (Korr.) Zur Ehrung des Waldmeisters I. G. Braun, der nun 30 Jahre seines Amtes waltet, fand am Sonntag eine kleine Feier statt. Eine stattliche Anzahl von Männern, voran die bürgerlichen Kollegien, versammelte sich im Saal zurKrone". Mit Worten des Dankes und der Anerkennung überreichte Schultheiß Rothsuß im Namen der Gemeinde dem Jubilar ein finniges Geschenk. Auch von andern Anwesenden wurde in Wort und Lied des Gefeierten gedacht mit dem Wunsche, es möge ihm noch eine gesegnete Arbeitszeit und darnach ein schöner Feierabend beschieden sein.

Das neue Bier.

Humoreske von Victor Blüthgen.

(Fortsetzung.) (Nachdruck verboten).

Ah ja: ah! Unter uns gesagt: was halten Sie von meinem Lagerbier?"

Hier gibt's eine Klippe, dachte der Braumeister. Wie wickelt man sich heraus?

Ich meine ich denke es ist eine ganz andere Art Bier. In seiner Art ein ganz gutes Bier, ein sehr gutes Bier . . ."

Meinen Sie? Sehen Sie, das freut mich. Sie sind mir hundertmal kompetenter als die Schassköpse, die hier drauf schimpfen."

Es hat so jeder seinen Geschmack. Ich für mein.Teil trinke ja unser dickmaischiges Bier lieber, ich bin's halt so gewöhnt . . ."

Ganz recht. Was mich betrisst, so finde ich Ihr Bier erstens scheußlich, zweitens ungesund; die Gelehrten haben das bewiesen. Es ruiniert nämlich die Schleimhäute, schwemmt auf und nimmt den Appetit."

No, da tritt' ich aber zu grüßen" fuhr Herr Rauchenegger unwillkürlich heraus.

Grüßen Sie gefälligst soviel Sie wollen. Ich habe Sie den Sommer über beim Esten scharf beobachtet: für Ihre Körperkonstitution essen Sie ausfallend wenig, ver­brauchen ungewöhnliche Mengen von Salz, Pfeffer und Senf und haben eine ausgesprochene Vorliebe für Rettich und dergleichen ..."

Aber ich bitte Herr Drickes . . ."

Sie misten das gar nicht, leugnen es natürlich deshalb"

s Beihiugeu, 14. Juli. Der hiesige Radfahrer­oerein feierte gestern sein erstes Stiftungsfest verbunden mit Korso- und Langsamsahren. Bon herrlichem Weiter begünstigt konnte das gutbesuchte Fest programmgemäß statt- finden. Bei der Preisverteilung wurden für Korsofahren nachstehende Preise erzielt: 1. Preis Unterjettingen mit 6,90 Pkt., 2. Preis Nagold mit 5,70 Pkt., 3. Pr. Rohrdors mit 5,33 Pkt., 4. Pr. Oberschwandorf mit 4,88 Pkt., 5. Pr. Pfalzgrafenweiler mit 4,77 Pkt. und 6. Preis Ebhaufen mit 3,72 Pkt. Für Langsamsahren erhielt einen 1. Preis Schmtd-Dettenhausen, einen zweiten Haberer-Schönaich, einen dritten Schmid-Effringen und einen vierten Preis Wagner-Mötzingen und Weippert-Oberjettingen.

Ans de« Nachbarbezirken.

Gündringe«, 15. Juli. Bei der am 13. d. Mts. stattgehabten Kirchenstiftungsratswahl wurden gewählt August Stäche, Veteran mit 47 Stimmen und Ioh. Georg Schmider, senior mit 43 Stimmen.

r Horb, 14. Juli. (Die Sturmschäden.) Nach den bei dem Ministerbesuch abgeschlossenen Feststellungen beläuft sich der Sturmschaden im Oberamt Horb (für Herrenberg stehen die Zahlen noch nicht fest) an den Ge­bäuden aus 139 080, an Obstbäumen auf 240770, an Hopfenanlagen auf 6525, Mobiliar 2382, Wald 122 693, davon allein im Ort Mühlen 86172 Mark. Die Auf- räumungsarbeiten in den Straßen erforderten 3282 Mark. Der Gesamtschaden wird aus 514000 berechnet. Bei der Norddeutschen Hagelversicherung wurden bis jetzt An­sprüche von 104 000 ^ angemeldet. Infolgedessen wird beim Landtag eine besondere Exigenz zur Unterstützung der Geschädigten, soweit sie bedürftig sind, erforderlich; nament­lich sollen die Obstbäume gemeinschaftlich ersetzt werden.

Laude-mchrichLell.

p Stuttgart, 14. Juli. (Eine neue württembergische Anleihe). Die Kgl. Württ. Staatsfinanzverwaltung hat mit deni bekannten unter Führung der Württ. Bereinsbank stehenden Bankenkonsortium eine zu 4°/o verzinsliche, bis 1935 unkündbare Anleihe im Betrag von 13 Millionen Mark abgeschlossen. Diese Anleihe wird am 23. Juli zur allgemeinen Subskription zum Kurs von 96,40 °/g für Schuldbucheintragungen und 9S.60 °/g für Obligationen an den württembergischen Hauptplätzen, sowie in Frankfurt a. M. und Darmstadt gelangen.

r Stuttgart, 14. Juli. (Die Antwort der Firma Bosch). Die Firma Robert Bosch verbreitete heute abend Anschläge, in denen sie bekannt gibt, daß sie ihren Betrieb am Mittwoch den 16. Juli wieder zu öffnen gedenke. Alle Arbeiter, die sich bisher gemeldet hätten, könnten eintreten und wer sich weiter melden wolle, möge dies schriftlich tun.

x Stuttgart, 14. Juli. (Zur sozialdemokratischen Landesoersammlung.) Mit dem Delegationsrecht zur sozialdemokratischen Landcsversammlung beschäftigte sich am Sonntag eine vom Landesoorstand einberusene Konferenz. Das Ergebnis der Konferenz war, daß Uebereinstimmung darüber herrschte, daß künftig den Wahlen zur Landesoer­sammlung statt des bisherigen Ortsvereinsprinzips das Kreis­prinzip zu Grund gelegt werden soll. Ein Antrag des Landesvorstands, der für die ersten 500 Mitglieder eines Relchstagswahlkreises aus je angesangene 100 Mitglieder 1 Delegierten, von 501 bis 2500 Mitglieder auf je 200 Mitglieder 1 Delegierten, von 2501 Mitglieder auf je an- gefangene 500 Mitglieder 1 Delegierten sestsetzte, soll für die Beratungen der Landesoersammlung als Grundlage dienen.

Stuttgart, 10. Juli. Die Stuttgarter Straßenbahnen haben bis aus weiteres Tageskarten eingeführt. Kar­ten zu 1 Mk. berechtigen zur eintägigen Benützung aller Stuttgarter und Eannstatter Linien, sowie der Vorortsbah-

Ich habe mir in meinem ganzen Leben nicht viel aus Rettich gemacht nur weil er immer auf dem Tische war."

Aha! Sehen Sie, Sie haben beständig Rettich ge­gessen, obwohl er eigentlich Ihrer Natur zuwider war. Sie mußten eben Rettich essen, weil Sie bayrisches Bier trinken."

Der Nümberger hatte nur noch ein Achselzucken der Verzweiflung.

Kurzum." fuhr Herr Drickes fort, das Lagerbier wird meiner Ueberzeugung nach das wahre Bier des Norddeutschen bleiben. Ich will Ihre patriotischen Gefühle nicht verletzen, aber ich spreche aus; der Kamps von 66 war der Kamps des Lagerbiers gegen Ihre Biere, und das Lagerbier hat gesiegt. Es macht gesündere Menschen, gibt Kraft und Geist. Ihr Bier verweichlicht und lähmt die Spannkraft. Es ist jetzt was Neues, aber zum Besten des Vaterlandes nehme tch an, daß es wieder aus der Mode kommt, so wie es in die Mode gekommen ist. Denken Sie, daß ich bay­risches Bier zu brauen angefangen habe aus Ueberzeugung? Mein Patriotismus hätte mir's nie erlaubt, wenn nicht diese verdammte Konkurrenz in Klitzhagen gekommen wäre."

Herr Drickes schloß diese längere Rede mit wiederholtem Räuspern, wobei er seinen Kontorsessel verließ und die Stube aus und ab ging.

Der Bayer wurde unruhig und zwischen seinen Brauen begannen sich Fittichen zu ziehen.

Gut, Herr Drickes; aber ich denke, wenn wir nun einmal bayrisches Bier brauen, so liefern wir ein exlragutes."

Da sind Sie eben auf dem Holzwege, mein Wertge­schätzter," unterbrach ihn der Ratsbrauherr mit einem Stich ins Boshafte, und hielt dicht vor ihm stille.Borausge- sagt: Sie sollen nicht darunter leiden. Ich entschädige Sie, daß Sie zufrieden sein können. Wenn die Leute über unser Bayrisch zu schimpfen anfangen ich nehme es auf mich. Jetzt sind sie alle zufrieden Sie haben Anspruch aus

nen; Karten zu 150 Mk. sind gültig für eine zweitägige Benützung der genannten Bahnen und außerdem bei länger­dauernden Kongressen und dergl. auf die Dauer der betref­fenden Veranstaltung, höchstens aber für 4 Tage. Einst­weilen ist die Ausgabe solcher Karten auf die Zeit bis 1. Juli 1914 beschränkt. Für die spätere Ausgabe solcher Karten hat sich die Stadlgemeinde die näheren Bedingun­gen Vorbehalten.

Stuttgart, 14. Juli. Im Lause des gestrigen Sonn­tagnachmittags zwischen 4 und r/,10 Uhr wurde in einem Hause der Olgastraße bei einem Juwelier, der in dieser Zeit in seiner Wohnung nicht anwesend war, ein schwerer Einbruchdieb stahl verübt. Als der Juwelier nach seiner Wohnung zurückkehrte, fand er, daß die Schmuck- gegenstände enthaltenden Kästen erbrochen waren. Es wurden ihm im ganzen etwa 1015000 ^ Wert- und Schmuckgegenstände gestohlen. Gleich nach Entdeckung des Diebstahls wurde die Suche nach dem Einbrecher aus­genommen. aber bis heute noch ohne Erfolg. Es fehlen von dem Täter bis jetzt alle Anhaltspunkte.

r Hohenheim, 14. Juli. (Nah beben.) Heute nacht von 12 Uhr 42 Min. 49 Sek. ab haben sämtliche Instru­mente der Erdbebenwarte ein schwaches Nahbeben ausge­zeichnet. Die Haupterschütterung war zun 12 Uhr 42 Min. 62 Sek. Der Herd der Erschütterung" befindet sich wahr­scheinlich im Erdbebengebiet der Schwäbischen Alb.

r Rottweil, 13. Juli. (IX. Berbandstag des Landesverbandes württ. Gemeindeunterbe- amter). Unser freundlich gelegenes Städtchen trägt heute Festschmuck. Es findet in seinen Mauern der IX. Ver- bandsiag des Landesverbandes württembergischer Gemeindc- unterbeamter statt. Gegen 500 Mitglieder aus allen Teilen des Landes hatten sich dazu eingefunden. Gegen elf Uhr begannen die geschäftlichen Verhandlungen im festlich ge- schmückten Sonnensaal, denen als Vertreter des K. Oberamts Amtmann Maier und als Vertreter der Stadt Stadlschutt­heiß Glückher, sowie die Landtagsabgeordneten Andrc- Oberndorf, Maier-Rottweil und Schwarz-Horb beiwohnten. Der Vorsitzende Goldschmidt-Stuttgart begrüßte die M- schienenen und schloß seine Ansprache mit einem begeistert aufgenommenen Hoch auf den König. Stadtschulthelß Glückher sprach im Namen der bürgerlichen Kollegien der Stadt Rottweil Begrüßungsworte. Nach dem Bericht des Berbandschriftführers zählt der Verband gegenwärtig 3954 Mitglieder gegen 3941 im vorigen Jahre in 60 Vereinen gegen 62 im Borjahr. Eingegangen sind die Vereine Neresheim und Gaildorf. Me Verbandskasse hatte Ein­nahmen von 2949 und Ausgaben von 2249 Mark. Das Berbandsvermögen beträgt rund 700 ^°. Die Unterstützungs­kasse hatte eine Einnahme von 4138 und eine Ausgabe von 1659 -H. Der Verbandsvorsitzende, der als Rekon­valeszent am längeren Sprechen verhindert war, hatte einen Vortrag über die Hebung der Lage der Unterbeamten aus­gearbeitet, der zur Verlesung kam und in dem Wunsche gipfelte, daß das Pensionsgesetz wenigstens im kommenden Winter seiner Erledigung zugesührt werde, sodaß es am 1. April 1914 in Kraft treten könne. Weiter wird verlangt die Festsetzung eines Beschwerderechtes gegen die Dienst- Kündigung und die Festsetzung von Mindestgehältern für die Unterbeamten im öffentlichen Sicherheitsdienst in einer Höhe von mindestens 400 In der Debatte, in die auch der Abg. Andre sehr ausgiebig eingriff, wurde der Mißstimmung darüber Ausdruck gegeben, daß das Pen- sionsgesetz bis jetzt noch nicht zustande gekommen ist. Schließ­lich wurde folgende Resolution angenommen: Der zahlreich besuchte heutige Berbandstag von württembergischen Ge­meindeunterbeamten spricht die Bitte und den Wunsch aus. daß das Pensiontzgesetz, eutfprechend der Erklärung des Ministers, sicher am 1. April nächsten Jahres in Kraft

meine volle Zufriedenheit aber das muß sachte, ganz gemächlich anders werden."

Das geht mir gegen die Ehre. Dazu müssen Sie sich jemand anders engagieren," sagte Herr Rauchenegger dunkelrot. Herr Drickes sah ihn grell an und ließ die Arme sinken.So. so hm, hm gegen Ihre Ehre was Sie sagen . . ."

Bor Herrn Raucheggers Blicken tauchte ein blondes Köpfchen aus, zwei ängstliche blaue Augen

Das heißt, eigentlich gesagt: ich weiß auch gar nicht, wie ich das ansangen sollte. Ich kann doch das Bier nicht verderben lassen."

Der Ratsbrauherr hatte wieder Oberwasser.

Denken Sie 'mal drüber nach: ich lasse Ihnen Zeit."

Hm wir könnten die Würze schwächer machen, noch weniger wie zehn Prozent"

Dem Bayer flog wieder dos Blut in den Kops, über er bezwang sich die Augen die lieben blauen Un­schuldaugen . . .! (Fortsetzung folgt.)

Waldseufzer.

Am Ruheplatz der Menschen,

Da pflegt es wüst zu sein Da liegen Schmutzpapiere Und andre Wüstemin.

Die Erde ist vollkommen Und reinlich überall.

Wo Menschen nicht verkehren Und halten Rast und Mahl.

Ihr Besperer im Walde Nehmt eure Sachen mit!

Verbrennet sie zu Hause!

Erfüllet diese Bill'!