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Fernsprecher Nr. 28. 87. Jahrgang. Fernsprecher Nr. 29.

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Beilage«: Plauderstiidcheu, Illustr. SouatapMatt und

Schwäb. Landwirt.

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Amtliches.

Agl. Hbevarnt Hl«gokL>.

Bekarrntmachrmg.

Der neugewählle Ortsoorsteher von Nagold

Herma«« Maier

Wurde heule verpflichtet und in sein Amt eingcsW.

Dies wird hiemit öffentlich bekannt gegeben.

Den 14. Juli 1913. Kommerell.

«mlskinWog des HM» SdLWiIIHche«

Maier.

* Der gestrige Tag war für unsere Stadtgemeinde von hoher Bedeutung. Bormittags 10 Uhr fand im festlich geschmückten Sitzungssaals des Rathauses die feierliche Amts- einsetzung des neuen Sladtschultheißen Herrn Maier statt.

Zu dieiem feierlichen Akt war als Vertreter der Regie­rung der Oberamtsoorstand Obeoamtmann Kommerell erschienen, ferner die städtischen Beamten, die Körperschafls- beamten und Staatsbeamte; die hiesigen bürgerlichen Kollegien, der Vertreter der eo. Kirchengemeinds, (derjenige der kath. Kirchengemeinde war dienstlich verhindert), die Vertreter der verschiedenen Echulanstalten und eine Anzahl sonstiger Festgäste.

Die Feier wurde durch Oberamtmann Kommerell mit einer Ansprache eröffnet, in welcher er etwa folgendes aussührte: Nachdem durch Erlaß der Kgl. Kreisregierung vom 20. Juni ds. Is. Herr Maier als Stadloorstand von Nagold bestätigt worden sei, habe er heute die Ausgabe, denselben in sein Amt einzusetzen und eidlich zu verpfl chten. Es erfolgt hiezu die Verlesung des Art. 63 der Gemeinde­ordnung über Wirkungskreis und Geschäftsführung des Ortsvorstehers, in welchem alle d'e vielseitigen Aufgaben desselben ausgesprochen und angedeutet sind. Der Redner fuhr dann fort:

Die Erfüllung aller dieser Aufgaben setzt einen ganzen Mann voraus. Nur mit Eifer, Gewissenhaftigkeit und Unparteilichkeit kann er seines Amtes gerecht werden. Freundliches Entgegenkommen und Handeln ohne Ansehen der Person werden ihm sein schweres Amt erleichtern.

Wenn ich noch einzelne der Erledigung zuzuführenden Ausgaben erwähne, so geschaht es nicht, well ich gerade diese allein für besonders dringend ansehe. So wird Sie in nächster Zeit die Ordnung ihres Finanzwesens durch Beratung des Haushaltsplans der Stadtgemeinde zu be­schäftigen haben. Ganz besonderes Augenmerk bitte ich der Verwaltung des Walde-, Ihrer kostbarsten Einnahme­quelle zu schenken. Auch die Weiterentwicklung ihrer schön gelegenen Stadt mit ihren herrlichen, so nahe gelegenen Wäldern als Luftkurort im Einvernehmen mit dem Der- schönerungsvercin wird große Beachtung verdienen. Ob nicht durch Anlegung von Billenstraßeu 5er Zuzug von er­holungsbedürftigen Privatleuten und Pensionären gefördert werdm Könnte, ist reichlicher Ueberlegimg wert. Nicht zu umgehen lein wird die baldige Einleitung der Ausführung des Plans der Waldachkorrektion im Anschluß an den be­vorstehenden Neubau der Brücke beim Anker. Eine Hebung der namhaften Möbelindustrie würde durch Einrichtung einer Ausstellungshalle durch die einzelnen Interessenten mit Unter­stützung der Stadtgemeinde zu erwarten sein. Auch die Anlegung von Baustraßen in neu zu eröffnenden Bau- quartieren namentlich für die Bedürfnisse der arbeitenden Bevölkerung als Voraussetzung für den Zuzug derselben aus den benachbarten Ortschaften und für die Weiterentwick­lung der Industrie wäre eingehend zu studieren. Mit der Hebung der Industrie würde Handel und Wandel eine Kräftigung erfahren und aus dem Verdienst, der geschaffen würde, wäre nicht bloß eine nicht zu unterschätzende Steuer- Kraft für die Stadt zu erwarten, sondern auch die Landwirt- schüft würde einen guten Abnehmer für ihreProdukie erhalten.

Ohne Ueberstürzung mit weiser Abwägung des Für und Wider und unter Beachtung der Finanzkraft der Stadt wären die von mir entwickelten Gedanken zu beraten und zutreffendenfalls ihrer Lösung entgegenzuführen.

Der Tätigkeit Ihres neuen Stadtvorstands wünsche ich von Herzen Glück und Segen. Möge seine Arbeit zum Wohl der Gemeinde und ihrer Glieder qcrcichen. Das walte Gott.

Dekan Psleiderer begrüßte den neuen Herrn Sladt- schultheißen im Namen der evangelischen Kirchengemeinde und sprach den Wunsch aus, daß das Nebeneinanderwirken ein freundliches sein möge. Das Miteinanderwirken ge­schehe zum Besten der Bürger; freilich sei weniger Dank

Dienstag, dm 15. Zuli

als Kritik der Lohn. Das Amt des Stadtvorstands sei Gott verantwortlich, nicht bloß den Menschen; der Stamm seiner Tätigkeit wurzle in dem ewigen Grund der zehn Gebote Gottes. Möge der Herr Sladlschullheiß lange Zeit der Stadt zum Segen gesetzt sein.

Stadischultheißen-Amtsverweser Stadtrat Schaible brachte dem neuen Herrn Sladtschultheißen seine herzliche Gratulation dar und wünschte ihm eine lange Zeit ersprieß­lichen Wirkens aus dem Rathaus. Möge er seines Amtes so warten, daß der Bürger guten Rat holen könne, der Schwache eine Stütze, der Arme Hilfe, der Bedrängte Schutz finden möge. Dies sei sein Wunsch auch im Sinne aller Einwohner. Der Herr Stadtschultheiß begegne vollem Ver­trauen und großen Hoffnungen; möge Gott das Seinige beitragen.

Bürger-Ausschuß-Obmann Mayer schloß sich den Wün­schen der Vorredner an und sprach die Hoffnung aus, daß sich der Herr Sladtschultheiß bewähren werde.

Stadtschultheiß Maier ergriff nun das Wort. Er führte etwa aus: Er danke der Bürgerschaft für die Beteiligung an der heutigen Feier, besonders auch für die bei der Wahl gezeigte Ruhe und Besonnenheit. Mit der Uebemahme des Amts sei alles was zurückliege, was aus die Wahl Bezug habe, beseitigt, so daß hoffentlich keine Störung des Zusammenlebens ein­trete. Er bitte um Vertrauen und sei stolz auf seine Stel­lung; sein Lebenswerk werde sein die Stadt vorwärts zu bringen; er bitte um die Mitwirkung der bürgerlichen Kollegien; er habe volles Vertrauen zu ihnen, daß sie ihn unterstützen werden. Er wünsche freie Aussprache im Sinne des Gemeinde- und Gemeinwohls, aber keine persönliche Politik; er bitte auch um die Unterstützung seitens der städti­schen Beamten. Die Anregungen des Herrn Bezirksvor­stands werden ihm zur Richtschnur dienen, er werde an die betreffenden Fragen herantreten, sie prüfen und evtl, nach Lage der Verhältnisse zu einer Lösung bringen. Er werde seinem Wahlprogramm treu bleiben, und unentwegt und unbeirrt seine Pflicht tun mit der Hoffnung auf das Blühen und Gedeihen der Stadtgemeinde. Das walte Gott!

Hierauf folgte die Beeidigung und der Verles des Protokolls über diese feierliche Handlung.

Dem feierlichen Akt der Amtseinsetzung des neuen Stadloorstandes auf dem Rathause folgte um ^2 Uhr ein Festessen im Hotel zur Post, das der rühmlich bekannten Küche und dem Keller des Posthalters Luz alle Ehre machte und das den neuen Stadtschullheißen Maier mit den staat­lichen und städtischen Beamten, mit den Vertretern der Kirchen und Schulen, mit den städtischen Kollegien und vielen Bür­gern auf einige Stunden gemütlich vereinigte. Den Reigen der Reden, die das Festmahl würzten, eröffnete Oberamt­mann Kommerell, der seiner Freude über den heutigen Tag beredten Ausdruck gab und das Gleichnis, nach welchem er denselben als den Hochzeitstag zwischen Stadtschultheiß Maier und der Stadtgemeinde Nagold bezeichnete, in launigen und treffenden Worten ausmalle, dem Ehemann den rechten Takt und gutes Dienstpersonal wünschte und sich als Trau­zeuge hilfsbereit im Notfälle erklärte, indessen eine Ein­mischung in die durch die Gesetze freiheitlich gestaltete Ehe nur in den dringendsten Fällen in Aussicht stellte, um zum Schluß auf unfein König, der in loyaler Weise diese Frei­heit den Gemeinden gegeben habe, ein begeistert ausgenom­menes Hoch auszubringen. Auch in der logisch gegliederten und formschönen Rede des Dekans Pfkeiderer fand der Humor immer wieder sein sonniges Plätzchen. Er wünschte dem neuen Ortsvorsteher eine vierfache Ausrüstung zu seinem Amte: 1) eine sichere Unterscheidungsgabe, 2) den Mut zu einem kräftigen Nein, 3) in einer sonnigen Frau einen Hellen Sonnenschein und 4) vertrauensvolle Mitarbeiter in den Kollegien und Bürgern. Der seitherige Stadtschultheißen- amtsverweser Etadtrot Schaible, aber war in der Lage, neben dem Unangenehmen und neben den Fallen, die das Amt des Ortsvorstehers oft auf die Stirne seines Trägers bringt, auch die Kehrseite der Medaille, das innerlich Befriedigende und das Ideale an dieser Stellung zu zeigen und d?m neuen Stadtschuliheißen auch manch einen Finger­zeig für die Zukunft zu geben. Mit der Versicherung des vollen Vertrauens, das ihm die gesamte Bürgerschaft ent­gegenbringe, mit dem Wunsche, daß er sich hier bald heimisch fühle und mit einem Hoch auf den Gefeierten des Tages schloß er seine Rede. Stadtpfarrer Stemmler, der amt­lich verhindert war, der Amtseinsetzung des neuen Stadt­schultheißen aus dem Rathause beizuwohnen, bedauerte dies herzlich und bat, dieses sein Nichterscheinen nicht falsch beur­teilen zu wollen, er bringe dem neuen Stadloorstand sein und seiner Gemeinde volles Vertrauen entgegen und könne das umsomehr, als das bis jetzt von demselben Gehörte zu den besten Hoffnungen berechtige. Sein Wunsch galt dem Wohl

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des neuen Sladtschultheißen sowohl als dem Blühen und Ge­deihen der Stadt Nagold. Die drei^nächsten Redner sprachen im Namen der hiesigen Schulen: Oberreallehrer Essigals stellv. Schulvorstand der Latein- und Realschule, mit der der Stadl­vorstand als Vorsitzender der Studienkommission in enger Verbindung steht, Reallehrer Bodamer als Vorstand der Frauenarbeitsschule und Fortbildungsschule und Hauptlehrer Kläger für den durch Krankheit am Erscheinen verhinderten Vorstand der hiesigen Volks- und Mittelschule, die in dem Stadloorstand den geschäftsführenden Vorsitzenden des Orts- schulrats erblickt. Mit einem Gedicht (s. unten) schloß letzterer seine Worte. Im Namen und Aufträge der hiesigen städtischen Beamten und zum Schluß auch der Unterbeamien begrüßte und beglückwünschte Stadtpfleger Lenz den neuen Stadlschultheiß zu seinem Amt, ihn ihres vollen Vertrauen» versichernd und ihn um sein Wohlwollen und in gewissen Fällen um seinen Schutz bittend. Für alle diese Worte und das darin bekundete Vertrauen der Stadl in allen ihren Zweigen dankte Sladtschultheiß Maier in zu Herzen gehender Rede, durch die immer wieder die Versicherung durchklang, daß er der gesamten Einwohnerschaft mit vollem Vertrauen entgegenkomme und daß er bei dem Gegenoertrauen, das ihm heute überall entgegengeklungen sei, mit Freudigkeit sein verantwortungs­volles Amt antrete und immer bestrebt sein werde, ein gutes Einvernehmen zu den bürgerlichen Kollegien, zu den städti­schen Beamten und Unterbeamten und zu der ganzen Bürger­schaft zu pflegen. Zum Schluß verlas Oberamtmann Küm­mere!! ein während des Essens an den neuen Stadloorstand von den städtischen Beamten Tübingens eingelaufenes Tele­gramm, in dem sie ihrem seitherigen Freund und Kollegen Glück und Segen zu seinem Ehrentage wünschten, eine Kundgebung, die aufs neue ein gutes Licht auf unser Stadt- oberhaupt wirst.

Möge dieser vom schönsten Wetter umrahmte Tag der Anfang einer für unsere Stadl gesegneten neuen Zeilepoche sein)

Festgruß beim Amtsantritt

von Herrn Stadtschultheiß Maier.

Im Schloßberg und ringsum im Tanne Da hört' ichs rauschen heute leis':

Wißt Ihr, daß in die Stadt heut da drunten Einzieht der neue Stadtschultheiß?"

Der Nagold muntre Wellen stimmten Gar freudig in das Lieülein ein:

Der neue Ortsvorsteher soll uns Inf Tale hier willkommen sein!"

Die Sonne lacht von ihren Höhen Heut wieder uns nach langer Zeit.

Die Festesfreud uns zu erhöhen Und uns zu scheuchen alles Leid.

So laßt auch uns ihn froh begrüßen,

Den wir erwählt zu unsrem Haupt,

An besten Wort und dessen Wesen Des Volkes Seel' so stark geglaubt.

Noch ist er fremd im eignen Reiche,

Noch fremd ihm unsres Städtchens Art,

Das es sich aus der Väter Zeiten Als Schatz gerettet und bewahrt.

Drum daß er bald sich heimisch fühle In seiner und der Bürger Stadt Und uns in vollem Maße schenke,

Was er an Kraft und Liebe hat,

So sei des Hauptes Bolloertrauen,

Das uns sein Wort entgegenträgt,

Der Bürgers edle Gegengabe,

Die froh sein Herz und still bewegt.

Der Friede, der so bald ja wieder Durch unsre Straßen lieblich ging,

Er sei es, dessen Silberglocke In jedem Herzen wiederkling'

Dann wird zu einem Segensbunde Sich finden Stadt und Stadloorstand,

Und über die Iahrzehntesschwelle Gehen sie dann friedlich Hand in Hand.

So grüßen wir das Haupt des Städtchens Mit frohem hoffnungsvollem Blick Und wünschen ihm zu seinem Amte Den Segen Gottes, Heil und Glück.

<L. H. Klüger.