höhere Lehramt, deren Bearbeitung die Unterrichtsoerwalt- ung schon seit längerer Zeit beschäftigt hat. Die im Jahre 1898 ausgegebenen Prüfungsordnungen für die Kandidaten des humanistischen und des realistischen Lehramts, die bei hrer Einführung einen wesentlichen Fortschritt gegenüber früher bedeuteten, haben sich infolge der Entwicklung, die das höhere Schulwesen in den letzten 10 bis 15 Jahren genommen hat, in mehrfacher Beziehung als den Verhältnissen nicht mehr entsprechend erwiesen.
p Stuttgart, 9. Fuli. (Bäumet st ertitel und Handwerk). Der Verband deutscher Architekten- und Ingen ieuroeretne hat an den Bundesrat die Bitte gerichtet, den Titel Baumeister den Bausachleuten mit voller akademischer Ausbildung oorzubehalten und den Baufachleuten mit mittlerer Fachausbildung den Titel Baugewerksmeister zuzusprechen. Nunmehr erhebt auch das Handwerk auf den Titel Baumeister Anspruch. In einer Eingabe des Deutschen Handwerks- und Gewerbekammertags an den Bundesrat wird daraus hingewiesen, daß im Königreich' Sachsen schon seit Jahren der Titel Baumeister hervorragenden Handwerksmeistern erreichbar sei, ohne daß dadurch eine Gefährdung der Interessen der akademisch vorgebildeten Bautechniker etngetreten wäre. Der Handwerks- und Gewerbekammertag ist der Ansicht, daß. falls der Bundesrat den Baumeistertitel dem Handwerk ^ zuspricht, es keine Schwierigkeiten bieten würde, die Interessen der akademisch gebildeten Bautechniker dadurch zu wahren, daß für diese der Baumeislertitel Zusätze erhielte, die eine deutlich erkennbare Unterscheidung mit dem Handwerkertitel ermöglichen. Im Falle der Erfüllung seines Antrags empfiehlt der Handwerks- und Gewerbekammertag, zur Schaffung einer völlig klaren Rechtslage, den Titel Baugewerksmeister gänzlich zu beseitigen.
r Stuttgart, 10. Juli. (Die Bäcker gegen die Stadtverwaltung). In dem schon wiederholt erwähnten Protest der Stuttgarter Bäckerschaft gegen die geplante Einrichtung einer städtischen Bäckerei ist nun eine größere Streitschrift der Bäckerinnung erschienen, die scharfe Angriffe gegen die Stadtverwaltung enthält. Es heißt darin unter anderem: „Die Hoffnung der Gewerbetreibenden, daß in der bisher wenig wohlwollenden Haltung der Stuttgarter Stadtverwaltung gegenüber berechtigten Wünschen des Kleingewerbes künftig eine Aenderung eintreten werde, hat sich nicht erfüllt. Die schöne Wahlrede war nur ein Köder. Im Bunde mit der Sozialdemokralle traten der Stadtvorstand und sein Stellvertreter, der besoldete Gemeinderat Klein, für die städtische Bäckerei ein. Diese Erscheinung ist übrigens nicht vereinzelt. Auch sonst kann man die Beobachtung machen, daß aus dem Rathaus seit dem Abgang des Oberbürgermeisters v. Gauß ein verschämtes Liebäugeln mit der Sozialdemokratie begonnen hat."
Stuttgart, 9. Juli. Zu dem Fall des Tübinger Universitätsprofessors Wilhelm Koch bringt heute das „Deutsche Volksblatt" eine längere Erklärung. Sie legt Verwahrung ein dagegen, daß es sich hier um einen persönlichen Konflikt zwischen Koch und dem Regens Rieg handle, oder daß dieser gegen den Willen des Bischofs seine Broschüre versaßt habe. Es handle sich vielmehr um die prinzipielle Frage, ob die Dogmatik, die der Professor in Tübingen vor- trage, noch in Einklang zu bringen sei mit den Grundlehren der katholischen Kirche. Die Erklärung bestätigt, daß das bischöfliche Ordinariat im Februar 1912 die Sache beim Ministerium anhängig gemacht habe, d. h. den Weg beschritten habe, den das Gesetz von 1862 allein offen lasse. Regens Rieg habe von der Kirchenbehörde den amtlichen Auftrag erhalten, für das fernere Klage- und Rechtsversahren das gesamte Beweismaterial zu sammeln und der Behörde zur Verfügung zu stellen. Das bestätigt die jüngst erwähnten Mitteilungen.
Für das misfiorrsärztliche Institut in Tübingen hat der württembergische Landtag einen jährlichen Staatszuschuß von 1000 ^ in den kommenden Etat eingestellt. Eine andere öffentliche Anerkennung des Instituts liegt darin, daß mehrere preußische Konsistorien für ihre Provinzen
eine einmalige Kirchenkollekte zugunsten des Instituts angeordnet haben. Vor allem ist es mit Freuden zu begrüßen, daß sich das Haus immer mehr mit angehenden Missionsärzten füllt.
r Reutlingen, 9. Juli. (Wasserversorgung). Die Gemeinden Gomaringen, Bronnweiler und Stockach erhalten nunmehr unter dem Namen Wiesatz-Gruppe gleichfalls das langentbehrte Quellwasser, nachdem erhebliche Widerstände überwunden worden sind. Die Wasserversorgung wird noch im Laufe des Jahres zur Ausführung gelangen.
r Deutingen OA. Spaichingen, 9. Juli. (Teurer Bahn bau). Die Arbeiten am Bahnbau, die anfangs einen so raschen Verlauf nahmen, sind durch die Dammrutschungen erheblich gehemmt worden. Die Sickerungs- arbeiten erfordern eine Menge Zeit und Material, sodaß schon beim ersten Los mit einer beträchtlichen Ueberschreitung des Voranschlags zu rechnen ist. Noch weit mehr Hindernisse dürften sich beim zweiten Los am Ausstieg nach Gos- heim Herausstellen, sodaß man schon von einem sogenannten Millionenloch munkelt.
r Ebingen, 9. Juli. (Ein Fest blatt). Zur Erinnerung an das 25jährige Bestehen des Blattes und zum parlamentarischen Jubiläum des Reichs- und Landtagsabgeordneten Haußmann hat der ..Neue Albbote" aus das am Sonntag in Ebingen bevorstehende Sommersest der Volkspartei eine Festnummer herausgegeben, die an Text und Bilderschmuck in gleicher Weise reich ausgestattet ist und eine literarisch und technisch ausgezeichnete Leistung darstellt, wobei der Verlag opferwillig genug war, auf einen bei derartigen Festblättern immer störend wirkenden Inseratenteil selbstlos zu verzichten. Der Inhalt bringt zunächst zwei redaktionelle Artikel über das Jubiläum des Blattes und den Wert der freien Presse, wovon letzterer den ersten Leitartikel des „Neuen Albboten" am 1. Juli 1888 darstellt. Ueber Presse und Abgeordnete hat Friedrich Payer, über Deutschlands wirtschaftlichen Aufschwung in den letzten 25 Jahren der Landtagsabgeordnete Fischer geschrieben. Der Konrad Haußmann mit einem gntgetroffenen Bildnis gewidmete Aufsatz rührt vom Abgeordneten Theodor Liesching her. Der Bilderschmuck bringt außer dem Portrait, von Robert Göbel. dem Begründer und ersten Redakteur der Zeitung, Abbildungen des Geschäftshauses, der Städte Ebingen und Balingen, sowie verschiedene landschaftliche schöne Punkte in der Umgebung.
Die Gerichtsferien.
* Zu dem Artikel in Nr. 158 d. Bits, wird uns von zuständiger Seite behufs Richtigstellung folgendes mitgeteilt:
Sachen gegen faule Schuldner werden von den Gerichten aus Antrag als Feriensache weiter behandelt, eben weil sie besondere Beschleunigung bedürfen. Es nützt diesen Schuldnern also nichts, wenn sie im Termin erscheinen und in Derschleppungsabsicht Klagabweisung beantragen.
Zeppelins Geburtstag.
r Zu Graf Zeppelins Geburtstag am 8. Juli wurde der „Augsb. Postztg." folgendes humoristische Gedicht zur Verfügung gestellt, das zu der Zeit entstanden ist, als vom preußischen Kriegsministerium das erste Zeppelinluftschiff erworben wurde:
Das gescheiteste Bott.
(Frei nach Uhlands Gedicht „Der reichste Fürst", nur um eine Strophe länger von wegen des Bruders Preutz, der bekanntlich immer noch gescheiter ist als der Gescheiteste).
Preisend mit viel schönen Reden Ihrer Herkunst Volk und Land,
Saßen viele deutsche Männer Einst auf Sylt am Nordseestrand.
Här'n Se — sprach aus Sachsen einer —
Wo, Weeskneppchen, gann so kut Bliemchengaffee man bereiden Wie man das in Sachsen tut?
„So je jewaltije Kartoffeln" —
Sprach ein Herr aus Preußen dann —
„Wie et jibt in unsrer Iejend Nirjends sonst et jeden kann." „Kruzidaifidunnawetta" —
Rief ein Bayer süchtig drauf —
„Bei koam eanz'gan von Enk Fretta I a Bier wie z' Minka sauf."
Kleinlaut sprach ein Württemberger: „Meamleskaffee — süffegs Bier —
Und Kartoffla, grauß wia Kendsköpf —
Aelles dees geits net bei miar.
Aber ebbes Hot mei Ländle:
Daß d'r Deutsch' z'erscht in d'r Welt Lenkbar in d'r Lust rumseglet,
Dankt ma ema Schwoba, gelt!"
Und es rief der Herr aus Bayern,
Wie auch der vom Strand der Pleiß :
„Die Gescheitsten seit ihr Schwaben,
Zeppelin ist der Beweis!"
Nur der Preuße meint: "Nee, Kinner —
Der Iescheitscht bin ick von Euch;
Hab ick doch for mir det Luftschiff Anjekoft — mit Ield von's Reich!"
Dr. H. Rk.
I> Friedrichshofen, 9. Juli. Der König hat Direktor Colsmann das Ritterkreuz I. Klasse des Friedrichsordens verliehen. — Die Städte Lindau und Ravensburg haben zu Ehren des Grafen Zeppelin einer Straße den Namen Zeppelinstraße gegeben. — Gras Zeppelin hat der Vertretung der König Karl Ulanen, dis ihm zu seinem 75. Geburtstag gratulierten, für das Kasino des Regiments sein in Lebensgröße gemaltes Bild überreicht. Der Senat von Bremen hat dem Grafen Zeppelin ein Glückwunschtelegramm zugehen lassen, in welchem er den Wunsch ausgesprochen hat, daß der Graf seiner großen patriotischen Ausgabe noch lange in aller Frische erhalten bleiben möge. — Die ehemaligen Angehörigen des Ulanenregiments Nr. 19, die unter Gras Zeppelin gedient hatten, begingen den Geburts- tag des Grasen durch eine Feier in Stuttgart, an der 180 alte Reiter teilnahmen, die ihrem früheren Regimentskommandeur ein Glückwunschtelegramm sandten.
Deutsches Reich.
Süddeutschland und die Marinelieferungen.
Berlin, 9. Juli. Im Reichstag sind gelegentlich der Beratungen des Marinehaushalts wieder Wünsche laut geworden, die eine erhöhte Berücksichtigung der Süddeutschen Bundesstaaten bei den Lieferungen für die Marine fordern. Wie man der Post schreibt, ist diesen Wünschen bereits im letzten Berichtsjahr Rechnung getragen worden, was daraus heroorgeht, daß nach der vorliegenden Zahl von der Gesamtlieserung auf Bayern, Sachsen, Württemberg, Baden, Hessen und Elsaß-Lothringen im vorletzten Berichtsjahr 17,73 °/g, im letzten Berichtsjahr aber s28,290/g entfallen. An den Marinelieferungen des vorletzten Berichtsjahres waren de- teiligt (in Tausend Mark) Bayern mit 1092 (17 ",/g), Sachsen mit 1010 (16°/o)> Württemberg mit 226 (Zo/g), Baden mit 3374 (51 °/o), Hessen mit 342 (5 °/g), Elsaß-Loihringen mit 526 (8 °/g). Berpslegungsgegenstände sind im vorletzten Berichtsjahr in Süddeutschlond im Gesamtwert von 561069 Mark von der Marineoerwaltung beschafft worden. Hiervon entfallen auf Bayern 119647 aus Württemberg 8826 aus Baden 27196 ^ und aus Elsaß-Lothringen 405400
r Pforzheim, 10. Juli. (Brand). Gestern nacht 10 Uhr entstand hier auf dem neuen Güterbahnhos Großfeuer. Die neue Lagerhalle des Güterbeförderers Gropp brannte vollständig ab. Der Schaden beträgt 80—100000 Mark. Die Halle war 25 Meter lang. Darin befanden sich große Mengen Wein, Erdöl, Spiritus, Benzin, Fett, Oel, Holzwolle und Möbel für vier Wohnungseinrichtungen. Das Feuer war weithin sichtbar.
ats gewöhnlich. Er nahm es gar nicht übel, daß Trinken vergessen hatte zu sagen, wie ihr sein Bier schmeckte.
^_ (Fortsetzung salzt.)
Die Stabilität des „Imperator".
Vielfach ist von den Teilnehmern der Probefahrt des „Imperator" die außerordentliche Stabilität des Riesenschiffes rühmend heroorgchoben worden. Diese hat ihren Grund in den sogenannten Frahm-Schlingertanks, mit denen die neuen Passagierdampfer ausgestattet werden. Uebrigens sind auch bereits verschiedene moderne Kriegsschiffe einiger Großmächte mit diesen Tanks versehen, die die Treffsicherheit der Geschütze bedeutend erhöhen. Einige Einzelheiten über diese geniale Konstruktion lesen wir im „Neuen Wiener Tagblatt": Ein schwimmendes Schiff kann um seine Gleichgewichtslage Schwingungen ausführen und daher mit einem Pendel verglichen werden. Leider teilt es mit diesem auch die unangenehme Eigenschaft, daß es durch äußere Einflüsse, zum Beispiel durch die Wellenimpulse, leicht zum Schwingen gebracht wird und natürlich von Schwingung zu Schwingung wachsende Ausschläge oufwetst, sobald die äußeren Kräfte in Uebereinstimmung mit den eigenen Schwingungen des Schiffes wirken. Wie jedes Pendel hat nämlich auch jedes Schiff eine ganz individuelle Schwingungsperiode, die je nach der Größe des Schiffes, der Form, der Gewichtsverteilung usw. verschieden ist. Alle großen Rollbewegungen von Schissen sind darauf zurückzusühren, daß das Schiff von einer Reihe von regelmäßigen Wellen im Takt seiner Eigenschwin
gungen getroffen wird. Es erfährt dabei von Wellenimpuls zu Wellenimpuls eine Vergrößerung des Schwingungsausschlages. Natürlich schwingt das Schiff nicht mit derselben Schnelligkeit, mit der die Wellen gegen die Bordwände anschlagen, sondern es bleibt in seiner Bewegung gegen die Geschwindigkeit der Welle zurück.
Auf diese Taisache stützt sich eine Erfindung des Direktors von Blohm und Boß in Hamburg, Hermann Frahm, die dem Schiffe beinahe vollkommene Stabilität verleiht. Direktor Frahm hat in das Schiff einen I7-förmigen, quer durch das Schiff laufenden Wasserbehälter, einen sogenannten Tank eingebaut, in dem eine Wassersäule pendelnd hin- und Herschwingen kann. Die Schwingungsperiode dieser Wassersäule wird nun derjenigen des Schiffes möglichst gleich- gemacht. Der Tank ist in Gestalt einer kommunizierenden Röhre gebaut und besteht aus zwei an den Bordseiten an- geordneten senkrechten Seitenschenkekn, die an ihrem unteren Ende durch einen horizontalen Schenkel miteinander verbunden sind. In diesem Tank wird so viel Wasser eingelassen, daß es den horizontalen Teil ganz und die Seitenbehälter ungefähr zur Hälfte füllt. In dem Moment, in dem sich das Schiff zur Seite neigt, folgt naturgemäß die Wassermasse in dem Behälter nicht sofort der Bewegung des Schisses, sondern bleibt hinter ihr zurück. Da nun das Schiff in seiner Bewegung um ebensoviel hinter der Bewegung der die Bordwände treffenden Wellen zurückgeblieben ist, so ergibt sich nach einigen Schwingungen, daß die Wassersäule im Tank, gerade in dem Moment zurückschwingt, wo ein neuer Impuls durch die Wellen gegen das Schiff erfolgt.
Die Schwingungen der Wellen und der Wassersäulen im Tank geschehen also in gerade entgegengesetzter Richtung, halten sich also beinahe vollständig aus.
Diese sinnreiche Vorrichtung wurde von ihrem Erfinder Schlingertank genannt. Sie ist in dem Riesendampser „Imperator" eingebaut und bewirkt den auffallend ruhigen Laus des Schiffes.
K.-L. Von der deutschen Kaiserkrone gibt es bis heule nur eine Zeichnung und ein Modell, und die in dem letzten Jahrzehnt immer wieder austauchende Nachricht, die Kaiserkrone des Deutschen Reiches sei wirklich vorhanden, beruht nach einer Notiz in den „Zeiten und Völkern" (Stuttgart) auf Verwechslung mit der preußischen Königskrone. Dagegen ist die Krone des heiligen römischen Reiches deutscher Nation in der Schatzkammer zu Wien aufbewahrt. Als 1769 die Franzosen ausrückten, rettete man sie aus den Mauern der Freien Reichsstadt Nürnberg nach Wien. Nach den Befreiungskriegen verlangten die Nürnberger, daß ihnen die Kaiserkrone mitsamt den andrren Reichs kl einodien wieder zur Aufbewahrung übergeben werde, weil Kaiser Sigismund 1424 Nürnberg zum Hort der Retchskieinodien gemacht hatte. Dis 1834 bemühten sich die Stadtväter von Nürnberg, bis Kaiser Franz l von Oesterreich dem Streit ein Ende machte, indem er daraus hinwies, daß das römischdeutsche Reich ausgelöst sei und daß die königlich bayerische Stadt Nürnberg nicht die Rechte der ehemaligen Reichsstadt in Anspruch nehmen könne. So di-eb die Krone in Wien, wo sie noch heute zu sehen ist.