r Tübinger», 23. Juni. (Der erste Festabend.) Als gestern gegen Abend das Wetter etwas lichter wurde, brachte die italienische Nacht aus dem Neckar eine wohl gelungene Beleuchtung der alten Giebelhäuser entlang dem Neckar usw. von der Neckar- zur Alleenbrücke, der Studenten- burgen, der Gebäude am Flutkanal und des ganzen Oester- bergs. Ganz besonders gelungen hatte das Württemberger- haus. das Kasino, das Franken- und Rhenanenhaus und das Bootshaus des Ruderoereins beleuchtet. Der Neckar war durch mtt Lampions geschmückte Gondeln, Nachen und Segler belebt. Das feenhafte, farbenprächtige, abwechs­lungsreiche Bild hielt die Menge, die sich oft bis zur Undurch­dringlichkett staute, bis um 11 Uhr fest. Dann begann das Leben und Singen in der Stadt und in den Straßen.

r Tübingen, 23. Juni. (Des Liedersestes zweiter Tag.) Bom schönsten Wetter begünstigt, hob heute der zweite Tag des 30. Allgemeinen Liedersestes des Schwäbi­schen Sängerbundes mtt der Wiederinstandsetzung dessen an, was das gestrige Regenwetter am Festkleide der Stadt und auf dem Festplatz verdorben hatte. Dann kam die Haupt­probe für die Festausführung und schließlich nahte diese selbst heran. Der König und die Königin waren im Auto­mobil von Bebenhausen gekommen, um die 6000 Sänger in den Massenchören zu hören. Oberbürgermeister Haußer und der Bundespräsident List empfingen an der Spitze der Ehrendamen und des Festausschusses und unter den don­nernden Hochrufen der Riesenoersammlung die Majestäten, auf die sodann der Vorstand des Stuttgarter Liederkranzes, Oberpräzeptor Scharrer, ein Hoch ausbrachte. Die Sänger sangen zum Gruß den bekannten Wahlspruch des Schwä­bischen Sängerbundes. Die Musikkapelle des 180. 3ns.- Regts. spielte unter Meister Schneckenburgers Leitung im Verein mit der Kapelle des 125. Irrf.-Regts. aus Stuttgart Wagners Einzug der Gäste aus der Wartburg aus dem Tannhäuser, woraus 3000 Sänger den Pilgerchor vortrugen. Dann folgten die einzelnen Programmpunkte unter der Leitung der verschiedenen Dirigenten in prächtigen, wohlab- gemndeten Chören von gewaltiger Wirlurng und mit Solo- oorträgen. Unter den KlängenHeil unserem König Heil" und den tausendfältigen Hochrufen der Sängerschaft verließ das Königspaar die Aufführung, über die es sich wiederholt hochbefriedigt geäußert hatte. Die Festtafel wurde im Museum abgehalten. Unter den Ehrengästen befand sich auch der Kuliminister Dr. v. Habermaas. Der Bun- derpräfident List brachte den Trinkspruch auf den Kaiser. Oberbürgermeister Haußer den aus den König aus. Der Vorstand des Tübinger Sängerkranzes, Katastergeo- meter Fischer, sprach auf den Schwäbischen Sängerbund.

Unter einer Reihe weiterer Trinksprüche zog sich die Tafel bis gegen 3 Uhr hin, worauf sich der Festzug am Kelter­platz durch die Stadt zum Festplatz in Bewegung setzte. Der Vorbeimarsch des äußerst farbenprächtigen und impo­santen Zuges dauerte fast eine Stunde. In der Festhalle begann alsbald die Preisoerteilung. An insgesamt 92 Vereine, die sich am Wettsingen beteiligt hatten, wurden 69 Preise und zwar 19 erste und 50 zweite verteilt. Sie entfielen in folgender Reihenfolge:

Einfacher Bolksgesang. Einen ersten Preis erhielten: 1. Germania-Schnaitheim, 2. Eintracht-Obertürk- heim, 3. Liederkranz-Weiler i. d. Bergen, 4. Liederkranz Echterdingen, S. Sängerkranz-Unterböbingen, 6. Eintracht- Unterboihingen. Einen zweiten Preis erhielten: 1. Männer- gesangoerein-Gönningen, 2. Liederkranz-Singen a. F., 3. Liederkranz-Unterrombach, 4. Liederkranz-Wurzach, 5. Lieder­kranz-Wäschenbeuren. 6. Frohsinn-Plochingen, 7. Lieder« Kranz-Dürrmenz, 8. Cäcilia-Waldstetten, 9. Concordia-Lauch- heim, 10. Sängerbund-Neckartailfingen, 11. Männergesang­verein Rohr, 12. Sängerlust-Scharnhausen, 13. Ltederkranz- Straßdorf, 14. Concordia-Wolsfchlugen, 15. Liederkranz- Hedelfingen, 16. Frohsinn-Altenstadt. 17. Bürgergesang- oerein-Betzingen, 18. Liederkranz-Gerstetten, 19. Sänger- bund-Oberkochen, 20. Liederkranz-Asperg.

Gehobener Bolksgesang: Einen ersten Preis erhielten: 1. Liederkranz-Calw, 2. Harmonie-Feuerbach, 3. Liederkranz-Karlsoorstadt. Einen zweiten Preis er- hielten: 1. Sängerbund-Birkenseld, 2. Liederkranz-Böb- lingen, 3. Liederkranz-Eglosheim, 4. Liedertafel-Aalen, 5. Neuer Singverein-Zuffenhausen, 6. Sängerkranz-Reut- lingen, 7. Harmonie-Ebingen, 8. Lied er Kranz-Nagold, 9. Concordia - Reutlingen, 10. Liederkranz - Altenstädt, 11. Concordia-Degerloch, 12. Musikverein-Oberbettringen, 13. Liederhain-Ludwigsburg, 14. Liederkranz-Neuenbürg, 15. Harmonie-Rechberghausen, 16. Lyra-Schramberg.

Einfacher Kunstgefang: Einen ersten Preis erhielten: 1. Männergesangoerein-Vaihingen, 2. Liederkranz- Söslingen, 3. Alemannia-Karlsvorstadt, 4. Liederkranz. Botnang, 5. Liederkranz-Rottenburg, 6. Liederkranz-Tutt- ltngen, 7. Frohsinn-Schramberg, 8. Germania-Kleineis- fingen, 9. Sängerklub-Karlsoorstadt, 10. Sängerkranz- Heidenheim. Einen zweiten Preis erhielten: 1. Männer- gesangverein-Gaisburg, 2. Eintracht-Neuhausen, 3. Lieder- Kranz-Gablenberg, 4. Liedertafel-Reutlingen, 5. Liederkranz- Gaisburg, 6. Liederkranz Heubach, 7. Ltederkranz-Wangen- Allgäu, 8. Eintracht-Ebingen, 9. Urbanus-Heilbronn.

Gehobener Kunstgefang. Ein erster Preis wurde nicht verteilt. Einen zweiten Preis erhielten:

1. Senefeldtroerein-Stuttgart 2. Liederkranz-Schramberg 3. Sängerklub-Heidenheim 4. Frohsinn-Cannstatt 5. Frohsinn- Heilbronn.

An die Preisoerteilung schloß sich die feierliche Rück­gabe der Bundesfahne durch die Stadtverwaltung an das Bundespräsidium mtt den üblichen Ansprachen. Das große Feuerwerk und die feenhafte Schloßbeleuchtung bildeten den wohlgelungenen Schluß des großen Festes, von dem man so recht sagen kann: Ende gut, alles gut!

Gerichtssaal.

r Tübingen, 21. Juni. (Erfolgreiche Be­rufung.) Der Fabrikarbeiter Adolf Keinath von Tischardt war vom Schöffengericht in Nürtingen zu 24 Tagen Ge­fängnis verurteilt worden, weil er über den Schultheißen Ganter von Tischardt in einem Untersuchungsanträg ans Oberamt ausgesagt hatte, er begünstige den Unfug der Polizeistundenüdertretung und die Unsittlichkett und habe schon einen Rausch gehabt, daß ihn zwei Leute nach Hause führen mußten. Ferner hatte Keinath in der gleichen Ein­gabe an das Oberamt von dem Ortspolizeidiener Lehr be­hauptet, er führe zwei Dienstbücher über Uebertretungen und reiße manchmal ein Blatt heraus. Die vom Ange­klagten gegen das Nürtinger Urteil eingelegte Berufung hatte vor der hiesigen Strafkammer den Erfolg, daß der Angeklagte unter Uebernahme sämtlicher Kosten aus die Staatskasse sreigesprochen wurde.

Deutsches Reich.

r Pforzheim, 23. Juni. (Württembergischer Schwarz­waldverein). In Gegenwart der Vertreter von 45, unter insgesamt 50 Bezirksoereinen hielt der württembergische SchwarzwaldoerMjhier, wo er seinen zweitstärksten, 1500 Mitglieder starken Bezirksoerein hat, seine diesjährige Hauptversammlung ab. Der Borfitzende, Schulrat Dr. Salzmann-Stuttgart, leitete die Verhandlungen. Beschlossen wurde der Bau eines Aussichtsturmes aus dem Rinkenberg bei Baiersbronn. Me noch fehlenden 3500 ^ werden aus den laufenden Mitteln zur Verfügung gestellt. Auch der Bezirksoerein in Klosterreichenbach erhält einen Beitrag j von 400 ^ zum Bau einer Brücke für den automobil­freien Weg durch das Murgtal. Geh. Kommerzienrat Iunghans in Schramberg wurde zum Ehrenmitglied ernannt.

Pforzheim, 23. Juni. Am Samstag um Mitternacht ist bei der Heimfahrt von Enzklösterle nach Wildbad der 19jährige Chauffeur Willy Weigel bei einem Unfall des von ihm geführten Autos zu tot gestürzt. Die drei Mit­fahrenden blieben unverletzt.

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