und Förderung tapferen und mannhaften, deutsch-evangelischen Wesens in unserer Mitte aufs Neue auf. In sehr dankens­werter Weise verschönte Herr Stadtpsarrer Werner von Berneck den Abend durch seinen Gesang.

Rohrdorf, 23. Jan. In Wort und Schrift ist bereits eindringlich vor der Fremdenlegion gewarnt worden. Drastischer kann es aber nicht mehr geschehen, als in den heute auch hier von dem ehemaligen Legionär Müller gehaltenen Lichtbildervorträgen, die eine starke Anziehungskraft ausge­übt hatten. Hoffen wir, daß Unwissenden diese Aufklärung genügt und etwa nach Abenteuer Dürstende gründlich kuriert sind.

Aus de« Nachdarbezirke«.

Kuppiuge«, 22. Jan. Dieser Tage hat ein hiesiger Bürger 5 Stück 10 Wochen alte Spitzerhunde um 122 nach Stuttgart verkauft. Gewiß ein schöner Erlös!

Laude-nachrichtm.

r Stuttgart, 23.Jan. (Kaisers Geburtstag.) Herzog Albreckt und Herzog Philipp Albrecht werden sich am nächsten Sonntag zu Kaisers Geburtstag nach Berlin begeben. Die militärische Feier in Stuttgart findet nächsten Montag statt. Der König wird an ihr tellnehmen. Die Gottesdienste werden in der evang. Garnisonskirche und in der kath. St. Eberhardskirche mit nachfolgender Parole in der Gewerbehalle abgehalten. Abends ist Hoftasel.

Eine Erinnerung. Heute sind es 100 Jahre, daß Prinz August von Württemberg, der zweite Sohn des Prinzen Paul von Württemberg und der Prinzessin Char­lotte von Sachsen-Alienburg, am 24. Januar 1813, in Stuttgart das Licht der Welt erblickte. Mit den glänzen­den Waffentaten der preußischen Armee steht der Name des Prinzen in engster Verbindung und unter den Paladinen des alten Kaiser Wilhelm I nimmt er einen der ersten Plätze ein. 1831 trat der Prinz aus württembergischen in preußische Dienste und zwar zur Gardekaoallerie. Im Jahre 1859 wurde er als General der Kavallerie kommandierender General des Gardekorps, das er 1866 und 1870/71 von Sieg zu Sieg führte und bis 1882 inne hatte. Nach des alten Wrangels Tode wurde der Prinz, der schon 1883 zum Generaloberst ernannt worden war, Oberkommandieren­der in den Marken. Anfang Januar 1885 machte er in Begleitung des Kaisers eine Jagd bei Zehdenik mit und erlitt dabei einen Schlagqnfall, an dessen Folgen er nach Zlägigem Krankenlager am 12. Januar im 72. Lebensjahr starb. Er wurde in Ludwigsburg beerdigt. Der Prinz war eine treue deutsche Fürsten- und Soldalengestalt und stand seinem alten Kaiser besonders nahe. Der Prinz starb unocrmählt. Sein Erbe war sein Neffe, König Wilhelm II.

Der erste offiziöse Journalist.

In einer Versammlung des Reichsverbands der deutschen Presse Landesverband Württemberg (Verein Württ. Presse) hielt nach Erledigung einiger Verbands- und Berufsangelegenheiten, Chefredakteur Emst Keil einen Dortrag überden ersten offiziösen Journalisten."

Der Vortragende glaubt, in dem unter Richelieu leben­den französstschen Arzte Theophraste Renaudot den ersten Offiziösus sehen zu sollen, denn nachweislich hat dieser Mann nicht nur im modernen Sinne zum erstenmale wirklich journalistisch gearbeitet, d. h. in seiner Publizistik eine Idee vertreten, sondern er hat sein Blatt zum Sprachrohr der französstschen Regierung und ihrer Interessen gemacht. Theo- phraste Renaudot wurde von Kardinal Richelieu 1624 nach aris berufen, um dort in einer Zeit grenzenlosen Elendes eneralkommissar der Armen zu werden. Als solcher hat er außerordentlich wohltätige Einrichtungen getroffen, ein Auskunstsbureau gegründet, eine Polyklinik errichtet, lauter Gründungen der Menschenfreundlichkeit nnd Uneigennützig­keit. Aus solcher Gesinnung heraus hat er auch seine Zeitung, die Gazette, ins Leben gerufen, und Richelieu hat sich dieses Blatt in seinem Kampfe gegen die Feudal-Art-

EriMrmM m Med d. Merl«

veröffentlicht in dem demnächst erscheinenden neuesten Heft -er von Prof.Dr.LudwigStein herausgegebenen Zeitschrift Nord und Süd" Herr Wilhelm Georg, der dem verstarb. Staatssekretär nahegestanden hat. Er erzählt von Kiderlen, den er mit den Augen der Bewunderung sicht, u. a.

Er liebte es nicht, aus seinem Herzen eine Mörder­grube zu machen. Und gerade das zeichnete ihn vor so vielen Diplomaten aus. Es steckt nichts Falsches in ihm. Er war aufrichtig und unerschrocken gegen jedermann. Das bewies er wahrlich nicht nur einmal in der Marokkoaffäre, wo er an einem sehr heißen Tage in seinem Arbeitszimmer einen stürmischen, kriegslustigen Prinzen abkanzelte. An einer Verständigung mit England hat Kiderlen nie gezwetfelt. Als ich mich skeptisch dazu äußerte, hielt er mir vor:Die Engländer sind viel zu kluge Geschäftsleute, als daß sie nicht einiehen sollten: So kommen wir beide nicht weiter . .... Glauben Sie sicher, die Sache wird, egal, wer in London als Botschafter wirkt!" Weniger egal war's ihm. als Herr von Wangenheim nach Konstanttnopel kam. Mit meinem Willen ging er nicht hin . . . .?"

Daß der Staatssekretär als Gesandter in Bukarest und Kenner de» Orients nicht in dm Iubelhymnus auf das Iungtürkenregime in Konstanttnopel einstimmen wollte, dessen politische Kanäle er aus jener Zeit, da er Herrn von

Marschall »erlrat. sehr gut taxierte, hat man ihm-

verdacht. Und doch hat er Recht behalten! Die neueste Phase der politischen Lage so wie er sie jetzt unserem Auge in Konstanttnopel zeigt ruft mir seine Worte ins

stokratie mit Geschick bedient. Es sind unumstößliche Be­rn, ise dafür vorhanden, daß nicht nur der große Kardinal Frankreichs dem Renaudot Artikel zusandle, sondern daß auch Ludwig der XIII. Aufsätze der Gazette überließ, die in einer bestimmten Richtung, und zwar gegen die Feinde der französstschen Monarchie, wirken sollten. Irgend ein Odium läßt sich diesem ersten Offiziösus nicht anhängen, denn er glaubte als Patriot zu handeln, wenn er sich der Monarchie in ihrem Kampfe gegen die Anarchie zur Verfügung stellte, und er ist wenig dafür belohnt worden. Nicht nur, daß er arm, wie ein Maler, wie man spöttisch sagte, gestorben ist, er hat auch in den letzten Iahrm seines Lebens, nach­dem seine großen Gönner Richelieu und König Ludwig ge­storben waren, viel Anfeindungen über sich ergehen laste» wüsten, denn sein Streben ging immer daraus aus, der Gesamtheit zu nützen, und so geriet er in harte Konflikte mit Cliquen und Koterien, die Wissenschaft, Kunst und Politik für ihre eigenen Interessen ausbeuten wollten. Namentlich seine medizinischen Kollegen haben ihm das L'ben außerordentlich schwer gemacht. Ihnen war er als Neuerer verhaßt, der in der Medizi» nicht nsr die damals üblichen Mittel des Aderlafsens und der Purztermittel an­wandte. sondern auch neueren Medikamenten, beispirlweise dem Chinin das Wort redete und was ungeheuerlich war für die damalige Zeit, an die Zirkulation- des Blutes glaubte. Der Vortragende schloß seinen VortraA indem er diesen französischen Arzt jedem Journalisten im der Vielseitigkeit und in der Unermüdlichkett feiner Arbeit, in der Nrreigen- nützigkeit seines Charakters als Vorbild empfahl.

Der Vorsitzende, Chefredakteur Kemper, sprach' dem Vonragenden den Dank der Versammlung für das überaus interessante Charakterbild einer Persönlichkeit aus, vom der man in Deutschland bisher so gut wie nichts gewußt hat.

Die Novelle zum Pensionsgesetz der KörperschaftO- beamte« und ihrer Hinterbliebene».

r Das Körperschastspensionsgesetz vom 25. Juni 1894, das am 13. Sept. 1898 die erste, am 28. Juli 1905 die zweite und am 15. August 1909 die dritte Aenderung er­fuhr, erhält jetzt die vieNe Novelle, die in der Hauptsache dem Uebelstand begegnen will, daß die Unterbeamten der Körperschaften bis jetzt von der zwangsweisen oder? freiwil­ligen Teilnahme an der Pensionskaffe ausgeschlossen und, abgesehen von den Angestellten einiger größeren Städte, bei eintretender Dienstunfähigkeit aus die Leistungen der Inva­lidenversicherung angewiesen waren. Me Siaatsregiernng nimmt heute den Standpunkt ein, daß sie ettrc Verbindung der landesgesetzlichen Fürsorge für die körperschaftlichen Unterbeamten mit ihrer reichsgesetzlichen Invalidenversiche­rung ebenso im Interesse der betr. Beamten, wie in dem der Körperschaften selbst für gelegen erachtet. Einen gang­baren Weg zu einer solchen Verbindung bildet eine Gestal­tung, bei der die Invalidenversicherung der Beamten neben ihrer Aufnahme in die Pensionskaffe aufrecht erhalten; die Zahlung der Beiträge zu dieser Versicherung aber aus Re Pensionskaffe übernommen und die von der Invalidenver­sicherung gewählte Rentenleistung auf die von der Pensions- Kasse zu leistenden Pensionen angerechnet wird. Dadurch wird erreicht, daß die körperschaftlichen Beamten und Unter» beamten und deren Hinterbliebene für ihre Tätigkeit irw öffentlichen Dienst bei eintretender Dienstunfähigkeit bezw. im Todesfall Fürsvrgeleistungen von demselben Umfang er­halten, gleichviel ob sie während dieser Dienstleistungen der Invaliden- und Hinterbliebenenversicherung angehörten oder nicht. Auch haben Angestellte die vor der Erreichung des 10. Dienstjahres wegen Dienstunfähigkeit ohne Anspruch auf Ruhegehalt aus der PensionsKvsse ausscheiveu, und Hinterbliebene von Angestellten, die vor Erreichung eines Pensionsanspruchs sterbsn, wenigstens Anspruch auf Inva­liden- bezw. Hinterbliebenenrente. Verpflichtet, der Pensions- Kasse beizutreten, sind fortab auch die Körperschafts-Unter- beamten mit einem pcnsionsberechtigten Jahreseinkommen

Gedächtnis, die er mir am 11. August 1909 aus Sinaja schrieb:

Ein bedenkliches Symptom für die Türkei sehe ich in der Wiedereinmischung von allerlei jungtürkischen Ele­menten in die Regierung, namentlich der sog. Freiheits­helden L la Niazt Bey: In der Negative, dem Sturz des Abdul Hamidschen Regiments waren sie alle einig; ich kann den Boden noch nicht erkennen, auf dem sich Iungtürken. Alltürken, Parlament. Christen. Araber und Albanesen und das kleine Häuslein erfahrener und' Klar­sehender Männer der Regierung, wie Gilmi Rifaat, Ferid ete. sich auch zu positivem Tun vereinigen sollen . . ."

Dieser Brief ist heute bald vier Jahrs alt. Ist er nicht mit wahrhaft poetischem Blick geschrieben? Ist Kiderlen nicht ein besserer Seher gewesen wie Herr von der Goltz? _

r Goethe oder Göthe U Die Vorfahren Goethes schrieben sich Göthe, .der Dichter selbst heißt in amtlichen Schriftstücken, so auch aus seinem Taufschein Göthe, ja er schrieb in späten Jahren seinen Namen mitö". Und doch hat sich die Schreibatt mitoe" langsam durchgesetzt, da man in ihr den Willen des Dichters achtet; dem eben dasoe" besser als dasö" gefiel. Seit den 80er Jahren des vorigen Jahrhunderts hat man denn überall- begonnen, nur noch Goethe zu schreiben. Es dauerte freilich lange, bis sich die Welt an diese Schreibweise gewöhnte.. Nament­lich die Frankfutter städtischen Behörden kleben immer noch zäh an dem altenö". So konnte man noch lange, als säst jeder schon Goethe schrieb, an den Straßenschildern neben der richtigen auch immer noch die alte Schreibatt lesen. Herrscht jetzt da Einheitlichkeit und Fortschritt, so hinkt nun die Verwaltung der Frankfutter Straßenbahn

von mindestens 500 Freiwillig können beitreten die Beamten und Unterbeamten der Handels- und der Hand- Werkskammern der Innungen, sowie der Berufsgenossen- schasten, die nicht über dos Gebiet des Landes hinaüsreichen. Die Versetzung in den Ruhestand auf die die Mitglieder der Pensionskasse kein Recht haben, war bisher nur bei zurückgelegtem 70. Lebensjahr, jetzt bei 65. zu.ässtg.

r Stuttgart, 22. Jan. (Kgl. Hoftheater.) In letzter Zeit hat sich in Stuttgart ein Gerücht verbreitet, welches in so sicheren Formen austritt, daß die Hoftheater- Intendanz sich genötigt sieht, ihm aufklärend entgegenzu- treten. Es wird behauptet, daß sich ein Umbau der neuen Hoftheater, speziell des Zuschauerraumes des kleinen Hauses als nötig erwiesen habe, daß die Theater zu diesem Zwecke während der Sommerszeit drei Monate geschlossen bleiben müssen, und man spricht von einer halben Million, die dieser Umbau kosten würde. An alledem ist nur wahr, daß sich einige Plätze im Kleinen Hause als nicht gut erwiesen haben; dieser Uebelstand kann aber ohne Schwierigkeit während der Theaterserien beseitigt, jedenfalls aber der Zu­stand wesentlich verbessert werden. Es ist bei einem Rang­theater unvermeidlich, daß die seitlichen Logenplätze nicht so gut sind, als die irr der Milte liegenden; direkte schlechte Plätze wird cs aber in den neuen Hoftheatern künftig nicht geben, wenn die geringfügigen Aenderungen oorgenommen sein werden. Es wäre bedauerlich, wenn sich das Stutt­garter Publikum die Freude an den neuen Theatern durch m wahre oder zum mindesten außerordentlich übertriebene Gerüchte auch nur im geringsten verderben ließe.

r Rottwe«, 23. Jan. (RottweilRssenfeld.) Für ttne Kraftwagenoerbilidung RollweilRosenssld hat nament­lich in den luteres sie. ten Landgemeinden eine rege Agitation eingesetzt. Zw einer am kommenden Sonntag in Böhringen stattfindenden Versammlung in dieser Angelegenheit haben auch die Landlagsabgeordnetzn der beteiligtem Oberämter Rottweil und Sulz iA Erscheinen zugesagt.

Pom Lau-e^ 21. Jan. O, diese Fremdwörter! Sprach da letzthin ein Leh'er fti der Oberstufe über d«« Königreich Preußen und jagte unter anderem: Preußen ist ^ eine beschränkte MonarHe." In einem Aufsatz, den er nach ^ der Besprechung über das Gehörte- schreiben ließ, fand er jenen in folgender Form wieder:Preußen ist sine be­schränkte Menagerie." Dsß der Lehrer beim Lesen diessr Worte sich auf dem Absatz rumdrelfte, ist begreiflich.

GerichtSsaal.

r Rottweil, 23. Jan. (Amttzunkerschlagnng). Gestern nachmittag fand dir am Montag zwecks Ladung weiterer Zeugen vertagte-SchwmgekichtsverHandlung gegen den früheren GeMsindepsls'gev und Rechner dW Dahrlehsns- kafsinvereins von Hausen a. Th., Lambert Dreher, wegen Amtsunterschlagung u. a. Mit; Bei eitler Revision der Darlehenskaffe im vorigen Iuit stellte sich ei» Fehlbetrag von 7500 heraus, die der Angeklagte für sich verwendet hatte, wie er sagt, hauptsächlich um ein Manko des Vereins vom Mehlverkauf zu decken. Zahlungen der Mitglieder quittierte er, trug sir aber nicht ein. Mit der Abgabe der Darlehenskasse legte Dreher auch sein Amt als Gemeinde-- Pfleger Nieder. Bei einer vom Obemint verschätzten Revision > wurden' auch iw seiner Rechnungsführung für die Gemeinde : Unregelmäßigkeiten entdeckt. Er trug bei einer Teilzahlung für Holz-1000 zu wenig ein unv behielt diese» Betrag s zurück, spätere Teilzahlungen trug--er wieder höher ein und s legte auch die entsprechenden Beträge in die Kasse, so daß - er nach und nach die 1060 ^ wieder einlegte und die j Gemeinde einen Schade» nicht erlitt; Dem Darlehenskassen- j verein erstattete er die mtterfthiagenen Beträge ebenfalls zu­rück. Nachdem die Geschworenen die Fragen nach Amts- unierschlagung, Unterschlagung und Untreue bejaht und dem Angeklagten mildernde UmsMde zugestanden hatten, wurde er zu einem: Jahr Gefängnis oerurtritt. _

nach, die aus den Falstschekrrn die Haltestellen- Goethe- Gymnasium und Goethestraßr (Offen bvchD behartttcht noch mitö" schreibt: Straßenbahnverwaltungen tun hott überall gern, was sie mögen.

Setzerfcherx. Folgende originelle Aboimements- Eittladung brachte eine Zeitung in der Provinz Sachsen:

An unsere Leser.

Die Welt zieht heute ihre 0 w Manchmal in ganz besonderer Weise.

Und ob wir mmren, ob wir jammsrn,

Es weicht schier alles aus den si j,

Die Türken traf es bis ins Dieweil sie nur im Laufen starke

Der ) sank, Bulgariens *

Erglänzt und grüßt den neuen Herrn.

Aussichten für die Türken 0.

Es rührt sich nicht einmal John Bull.

Man nimmt dem Sultan Volk rmd Land,

Für ihn erhebt sich keine >»-.

Was jeder kriech, der gut und brav,.

Zeigt bald der Friedens-Z.

Doch was als Frieden wir begrüßan.

Ist Frieden nur in

Du siehst ringsum in allen Reichem Manch dunklen ., manch ?

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