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Fernsprecher Nr. 29.

87. Jahrgang.

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Beilagen: Plauderstiibchen, Illustr. Soontagsblatt und

Schwäb. Landwirt.

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Areitag, den 24. Januar

K. Hbevamt N«gokd.

An die Ortspolizeibehörden betr. die Eichung der Bierfässer.

Unter Bezugnahme aus § 39 Abs. 2 der Eichoerfüg­ung (Reg.-Bl. 1912 S.42) werden die Oltspolizeibehörden beauftragt von Zeit zu Zeit in den Wirtschaften prüfen zu lasten, ob die im Gebrauch befindlichen Bierfässer geeicht bezw. rechtzeitig nachgeeicht sind. Sämtliche Bierfässer müssen geeicht sein, d. h. den Eichstempel und das Iahreszeichen 1911 oder 1912 tragen. Tragen sie das Iahreszeichen 1910 oder das eines vorhergehenden Jahres, so ist die recht­zeitige Nacheichung unterblieben. In diesen Fällen, sowie wenn überhaupt das Eichzeichen fehlt, liegt eine Übertret­ung des Gesetzes durch die das Bier liefernde Brauerei vor und es ist deshalb Anzeige an das Oberami zu erstatten.

Nagold, 23. Januar 1913. Amtmann Mayer.

Bekanntmachung,

Einstellung von Drei- und Vierjährig-Freiwillige« für das IH. Seebataillou in Tsingta« «nd das Ostafiatische Marine Detachement in Peking und Tientsin (China).

Einstellung: Oktober 1913, Ausreise nach Tsingtau: Januar oder Frühjahr 1914, Heimreise: Frühjahr 1916 bezw. 1917. Bedingungen: Mindestens 1,65 w groß, kräftig, gesunde Zähne, vor dem 1. Oktober 1894 geboren (jüngere Leute nur bei besonders guter körperlicher Ent­wicklung).

Das III. Seebataillon besteht aus: 5 Kompagnien Marine-Infanterie (davon ist die 5. Kompagnie beritten), 2 Maschinengewehrzügen, 1 Marine-Felddatrene (reitende Batterie), 1 Marine-Pionierkompagnie.

Die Bierjährig-Freiwilligen sind in erster Linie für die 5. (berittene) Kompagnie bestimmt.

In den Standorten in Ostasien wird außer Löhnung und Verpflegung eine Ortszulage von täglich 0.50 ^ ge­währt,' die Bierjährig-Freiwilligen erhalten im vierten Dienst­jahre eine Ortszulage von täglich 1,50

Meldungen mit genauer Adresse sind unter Beifügung eines vom Zivilvorsitzenden der Ersatzkommission ausgestellten Meldescheins zum freiwilligen Diensteintritt auf drei bezw. vier Jahre zu richten an:

Kommando des III. LtammsteliatMslls. Wilhelmshaven, vom 1. Februar 1913 ad iu Enrhavr«.

Vom Landtag.

Das Eisenbahnbaugefetz im Landtag.

p Stuttgart, 23. Jan. In der heutigen Sitzung der Zweiten Kammer wurde zunächst, entsprechend einem Antrag Eisele (B.), beschlossen, die Verlängerung der Giltigkeits- dauer des Gesetzes über die Grund-, Gebäude- und Ge­werbesteuer bis 31. März 1915 die Regierung hatte bis 1917 beantrag! sesiznsetzen. Dann wurde in die erste Beratung des Eisendahnbaugesetzes für 1913 und 1914 ein­getreten. Abg. Andre (Z) brachte verschiedene Wünsche vor,- er forderte mehr Dienstgebäude für das Hilfsbeamten- personal in Stuttgart, die Erstellung von Wohnungen für Unterbeamte und Arbeiter und die Zuweisung von nicht zu schlechtem Wagenmatertal an die Nebenbahnen. Er bean­tragte, die Artikel 5, 8 und 9 (Ziff. 1) des Entwurfs dem Finanzausschuß, die übrigen Artikel dem volkswirtschaftlichen Ausschuß zu überweisen. Wieland (natl.) begrüßte die Ansetzung von 7^/2 Millionen für die Nebenbahnen und ermahnte die Regierung, Keinen Stillstand im Bahnbau etn- treten zu lasten. Die baldige Durchführung des zweiten Gleises auf der Strecke Ulm-Friedrichshafen bezeichnete er als wünschenswert Mit dem Zentrumsantrag erklärte sich seine Partei einverstanden.

Hierauf ergriff Ministerpräs. 0 . Weizsäcker das Wort, der betonte, was im Etat vorgesehen sei. sei das Minimum dessen, was man für den zweigleisigen Bau verlangen müsse. Die kostspielige, aber wichtige Strecke Friedrichs­hafenUlm werde im Lauf dieses Jahres vollendet sein. An Hand statistischen Zahlenmaterials wies der Minister­präsident nach, daß in den Aufwendungen für Bahnbauten kein so großes Mißverhältnis zwischen Stuttgart und dem Lande vorhanden sei, wie vielfach angenommen werde. Don 1897 bis 1911 seien für den Stuttgarter Bahnhosbau mit Nebenbauten 46800000 für die Bauten im Lande im ganzen 147 Millionen aus staatlichen Mitteln ausgewen- det worden. Das Verhältnis sei also ungefähr : Vi- Die Einnahmen für Personen- und Gütewerkehr auf dem Stuttgarter Bahnhof beliefen sich allein auf etwa 30°/. der Ge­

samteinnahmen in Württemberg. Die jetzt begonnenen Bah­nen und die Bahnen, deren Bau in der bevorstehenden Etatsperiode begonnen werden sollen, erfordern einen Auf­wand von 14 Millionen für die nächsten zwei Jahre. Wenn die Regierung weiter gehe als sie solle, so seien nicht die finanziellen sondern die volkswirtschaftlichen Momente dafür ausschlaggebend. Vizepräsident Dr. v. Kiene (Z.) wies ge­genüber der vom Ministerpräsidenten betonten geringen Ren­tabilität der oorgeschlagenen neuen Nebenbahnen darauf hin, daß die Rente der einzelnen Nebenbahnen nicht aus dem Ganzen heiausgeschält werden dürfe. Bei den Rentabili­tätsberechnungen könne sich die Generaldirektion unter Um­ständen gründlich täuschen. Der Redner brachte verschiedene Bahnwünsche des Oberlandes zur Sprache und trat für die Festlegung eines gewissen Bauprogrämms für den Bau von weiteren Bahnen durch die Regierung ein. Bon weiteren Rednern sprachen die Abg. Karges (BK.), der für eine Weiteiführung der Kochertalbahn KünzelsauForchtenberg eintrat, Storz (D.), der auf die außerordentliche Höhe der von den einzelnen Bezi Ken für ihre Bahnen zu leistenden Beiträge hinwies, Neßler (Z.), der verschiedene Wünsche über die Heuberqbahn oorbrachte, Kenngott (S.), der die Regierung um Maßnahmen zur Verhinderung von Betriebs­störungen beim Stuttgarter Bahnhosumbau ersuchte und die Durchführung des Autoverkehrs auch für die Postoerwaltung empfahl. Da noch 13 Redner zum Wort gemeldet waren, wurde ein Antrag auf Schluß der Debatte eingebracht und angenommen. Auf Antrag des Abg. Wieland (natl.) wurde die Abstimmung über einen Antrag Haußmann (B.), wonach die Artikel 1 -7, 9 und 10 des Gesetzentwurfs dem volkswirtschaftlichen Ausschuß, Artikel 8 dem Finanz­ausschuß überwiesen werden sollen, aus morgen vertagt. Nächste Sitzung Freitag 9 Uhr: Anfrage Hanser betr. die Notlage der Weingärtner.

Deutscher Reichstag.

Berlin, 22. Jan. Den Beginn der heutigen Berat­ungen bildete die Abstimmung über eine große Anzahl Resolutionen, die teils angenommen, teils abgelehnt wurden. Dann wird die Spezialberatung des Etats für das Reichsamt des Innern beim TitelZentralstelle für Bolkswohlsahrt" fortgesetzt. Abg. Schult (Soz.) recht- fertig! das Be halten seiner Partei in der Jugendpflege.

Brockhoff (f. Bp.) bedauert die Kriegsspielerei, die der Iungdeutschland-Bund getrieben hat. Redner hebt her­vor, daß die sozialdemokratische Tätigkeit, die darauf ge­richtet ist. zwei Nationen im deutschen Volke zu schaffen, bekämpft weiden müsse.

Davidson (S.) lehnt die Bewilligung der Mittel für die Zentralstelle für Bolkswohlsahrt ab, da hinter dieser eine ganz bestimmt politische Kiique stehe, die für ihre Bestreb­ungen überwiegend aus staatlichen Mitteln unterstützt wird. Nach weiteren kurzen Erörterungen wird der Titel gegen die Stimmen der Sozialdemokraten bewilligt.

Als Zuschuß des Reiches zu den auf Grund der Reichs­versicherungsordnung zu leistenden Ausgaben sind 57120000 Mark im Etat vorgesehen. Die Budget-Kommission hat zu diesem Titel eine Resolution beschlossen, die verbündeten Regierungen zu ersuchen, neue Berechnungen über die Be­lastung des Reiches und der Versicherten aus der Hinter- bliebenenoersicherung ausstellcn zu lassen. Sollte sich ergeben, daß höhere Renten gewährt werden können, müsse dem Reichstag schleunigst eine Vorlage zugehen, durch welche die Rente so weit erhöht wird, wie sie aus den verfügbaren Mitteln erhöht werden kann.

Giesberts (Z.) empfiehlt die Resolution seiner Partei. Wir wollen die Witwen- und Waisenrenten aus den vor­handenen Mitteln erhöhen.

Nach kurzer Debatte wird der Titel bewilligt und die Resolution angenommen.

Tages-Nerrigkeiterr.

Aus Stadt und Amt.

Nagold, 24. Januar 1913.

Vortrag. (Mitgeteilt). Es war ein glücklicher Gedanke, daß der Deutsche Wehrverein, Ortsgruppe Nagold, Ober­studienrat Dr. Egelhaf aus Stuttgalt, densüddeutschen Treitschke", zu einem Bortrag überDeutschland und die Weltlage" gewonnen hat. Daß ein solcher Bortrag einem Bedürfnis entgegenkam. zeigte die große Versammlung im Traubensaal. Nach Eröffnung derselben durch Ober­präzeptor Haller nahm der Redner das Wort. Er knüpfte an an die große Bismarckische Zeit, in der Deutschland die erste Rolle auf dem Welttheater spielte, zeigte dann, wie in darauf folgender Periode durch das Kokettieren mit England

wiz

und Polen die traditionelle Freundschaft mit Rußland in die Brüche ging und dieses den Franzosen in die Arme ge­trieben wurde, so daß es erst im vorigen Herbst dem verstarb. Staatsmann von Kiderlen mit Mühe gelang, wieder ein Bertragsverhältnis mit dem östlichen Nachbar zu schaffen. Sodann wurde durch die offene Parteinahme für die Buren (Kaiserdepesche an Ohm Krüger!) und durch die Ablehnung des Bündnisantrags von Chamberlain England vor den Kops gestoßen, das außerdem durch unfern wachsenden Handel in eifersüchtige Stimmung versetzt ist. So war es ein Glück, daß nach der geschichtlich notwendigen Auseinandersetzung mit Oesterreich von 1866 durch die weise Mäßigung Bis­marcks mit diesem Nachbar 1879 ein enges Bündnis zustande kam, das sich seither wiederholt im Sinne des Weltfriedens bewährt hat. Auch Italien, dessen aufrichtige Dreibunds­treue seither mit Recht angezweifelt werden konnte, ist jetzt ein überzeugter Freund, seit es durch seinen tripolitanischen Besitz zwischen zwei neidischen Nachbarn, Frankreich in Tunis und England in Aegypten, hineingekommen ist und einen starken Rückhalt braucht. Die Niederlage der Türkei ist von unserem Standpunkt aus zu bedauern, aber der aus den Balkanwirren hervorgegangene Anschluß Rumäniens an den Dreibund zu begrüßen. So ist unsre Lage zwar ernst, aber nicht verzweifelt, sofern wir an dem altbewährten Grundsatz festhalien: Wer den Frieden will, sei für den Krieg gerüstet. Diese Kriegslasten sind zwar schwer, aber bei dem rasch steigenden Natlmalvermögen Deutschlands zu ertragen; jedenfalls ist dieseVersicherungsprämie für den Frieden" wett billiger als ein Krieg, vollends ein verlorener. Zur Wachhaltung dieser Gefühle hat sich der Deutsche Wehroer ein, der wie der Flottenverein die Augen offen Hallen und das öffentliche Gewissen schärfen will für die Notwendigkeiten der nationalen Verteidigung. Bei dieser Gelegenheit kommt Redner auch auf die Friedensapostel zu reden, deren Tun insofern gefährlich wirken kann, als es geeignet ist, die Bevölkerung in Sicherheit und träge Ruhe einzülullen, aus der es ein schreckliches Erwachen geben könnte! Mögen sie in England und Frankreich predigen; wir Deutsche sind keine Friedensstörer und haben das durch eine 40jährige Friedenspolitik sattsam bewiesen. Wer aber die Ansichten des Wehroereins teilt, möge es auch bei den Wahlen beweisen, so daß das Deutsche Reich sich aus seine Bürger verlassen kann. Die tiefgründige, von ruhig fester vaterländischer Ueberzeugung getragene Rede wurde von leb­haftem Beifall belohnt, und Oberpräzeptor Haller gab dem Dank der Versammlung noch außerdem entsprechenden Aus­druck. woraus die Versammlung das LiedDeutschland über alles!" anstimmte. Dieser gemeinsame Gesang, Vorträge der anwesenden Sänger des Ltederkranzes und Soli von Präzeptor Wieland verschönten die Versammlung.

Zu der Köpenickiade iu Mötzinge» wird uns noch geschrieben, daß der Soldat am Montag nachmittag in die Wirtschaft z.Adler" kam und sich für einen reichen Schaf­halter auegab, der auf einen seiner sieben Knechte warte. Dieser sollte mit einer Schafherde und einer Wagenladung junger Lämmer von Unterjettingen kommen. Der Soldat, sonst Schafhaller, ließ sich zuerst ein tüchtiges Vesper schmecken und schloß dann mit dem Adlerwirt einen Akkord ab, daß dieser die Lämmer von Mötzingen nach Bergfelden führe um den Nettopreis von 35 -6. Nun sollte endlich der Schafknccht von Oberjettingen ankommen; es wurde deshalb der Stall im Schlöffe ausgeräumt und gerichtet. Doch die Zeit verging, aber es kam kein Schafknecht. Es wurden zwei Stammgäste auf die Suche geschickt bis nach Ober­jettingen, aber es war kein Schäfer zu finden. Als die beiden zurückkamen in den Adler, war das Nachtesten fettig; Braten und 68 Flaschen Wein. Nach dem Esten gingen alle nocheinmal aus die Suche nach dem Schafknecht, aber diesmal nur mit dem Erfolg, daß auch der Herr Soldat und Schafhalter in der Dunkelheit verschwand. Witt und Gäste hatten das Nachsehen.

Wie wir hören, soll der Zechpreller ein gewisser Otto Mayer von Weilheim sein, der beim 7. Inf.-Reg. diente.

Altensteig, 23. Jan. (Kon.) Einen begeisternden und außerordentlich lehrreichen Bortrag hielt am gestrige» Abend im Hirschen Zweigverein des Eoang. Bundes Generalsekretär Pfarrer Schilbach aus Berlin. Gr sprach über die Notwendigkeit des Eoang. Bundes besonders im Blick auf die zunehmende Slawisierung des deutsch-eoang. lischen Volkes von Osten her, die nachgerade vermittelst ihrer Eroberungen auf dem Gebiet des Acker- und Berg­baus uns Glaube und Heimat einzuengen und zu verderben droht. Die großzügigen, bedeutsamen Ausführungen des gewandten Redners rissen die Zuhörer unwillkürlich fort und weckten hoffentlich die treue Sorge für die Erhaltung