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lebende der Peters'sch e.n-.Sxpedition,^st jetzt hier (in Aden). Ich habe mit ihm gesprochen und sagte er. er hätte schrecklich zu leiden gehabt. Als er in Lamu an Bord kam, hatte er keine Schuhe mehr; Kleider, alles zerrissen; er selbst noch schwer fieber- "rank. Er war fünf Tage bewußtlos und seine Leute r ihn für tot. Dieselben marschierten weiter-
nur sein treuer Diener blieb bei ihm. Als er zu sich kam, berichtete einer seiner Leute, die ihn vorher verlassen, daß Peters eine Tagereise von ihm ermordet sei. Der Mann schwur, er hätte Peters selbst liegen gesehen mit abgeschlagenem Arme und Tiedemann mit drei Speeren in der Brust."
— Die „Kreuzzeitung" veröffentlicht die Zuschrift eines Lesers, wonach dieser aus Aden 13. Dez. in Berlin 28..Dez., die Nachricht empfing, daß Dr. Peters an Deutsche in Aden persönlich die Mitteilung ergehen ließ, er sei wohl und munter und freue sich, daß man ihn totgesagt habe.
Elberfeld, 30. Dez. Das Urteil im Geheimbundsprozeß ist heute gesprochen worden. Das Gericht nimmt das Bestehen einer allgemeinen Verbindung zur Verbreitung des „Sozialdemokrat" und anderer verbotener Druckschriften, sowie örtlicher Verbindungen in Elberfeld-Barmen an, verurteilt 44 Angeklagte zu 14 Tagen bis l'/s Jahren Gefängnis und spricht 43 Angeklagte, darunter Bebel und Grillenberger und Schuhmacher frei. Der Abgeordnete Harm erhielt 6 Monate Gefängnis. Konditor Finke erhielt 18 Monate, Röllinghoff 5 Monate.
Kurland.
Zürich, 2. Jan. Gestern abend um 10 Uhr brach im Foyer des Theaters Feuer aus, durch welches das ganze Gebäude zerstört wurde. Vom Publikum ist Niemand verunglückt. Von den Dekorationen wurde nichts gerettet. Das Feuer entstand durch Unvorsichtigkeit zweier Mägde. Als der Regisseur davon unterrichtet wurde, erklärte derselbe sofort dem Publikum, die Vorstellung könne nicht zu Ende geführt werden wegen Erkrankung eines Schauspielers. Der Zuschauerraum leerte sich ruhig, während bereits die Hellen Flammen emporschlugen.
Rom, 31. Dez. Im gestrigen Konsistorium sprach der Papst >eine Befriedigung aus über die Errichtung von katholischen Universitäten in Washington, Ottawa und Freiburg. Um so größeren Schmerz verursache ihm Italien, wo, wie jüngst ein im öffentlichen Leben stehender Mann erklärt habe, die Machthaber unaufhörlich die Kirche und den Papst zu bekämpfen trachteten. Das Papsttum habe ein Recht auf dick weltliche Macht, weil hieraus die Unabhängigkeit und die zur Ausübung der Pflichten notwendige Freiheit beruhten. Das neue ital. Strafgesetzbuch und das jüngst genehmigte Gesetz über die Armenpflege seien eine Beleidigung der Geistlichkeit und eine Verletzung der Kirche. Die Priester seien von der Verwaltung der Wohlthätigkeitsanstalten ausgeschlossen worden, während die Frauen dazu zugelassen würden. Man habe gesagt, die Wohlthätigkeck müsse von Laien geübt werden, weil sie dann besser ausgenommen werde. Die Unglücklichen aber schämten sich, außerhalb der Kirche christliche Mildthätigkeit in Empfang
zu nehmen, weil es außerhalb der Kirche keine wahre Mildthätigkeit gebe.
Florenz, 29. Dez. Das Theater „Umdsrto" ist heute vor Beginn des Balletts „Amore" bis auf den Grund niedergebrannt. Menschenleben sind nicht verloren gegangen.
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^ ^ Tages Neuigkeiten.
* Vom untern Nagold thal. Die Feder sträubt sich zu berichten, wie ein Ausflug von drei Burschen von Grunbach am h. Christfest in unser Thal geendet hat. Nachmittags waren dieselben Gäste in der Dennjächter Wirtschaft, wo sie die Gesellschaft zweier led. Frauenzimmer für den Abend zu gewinnen wußten, mit denen sie dann in Unterreich enbach zechten. Hier wurde der eine der Burschen mißhandelt und suchte zu seinem Glück allein die Heimat auf. Als die andern den Rückweg nach D. antraten, stießen sie auf Personen, welche die Begleitung tadelten; alsbald wurde das Messer gebraucht und der Gegner verwundet, der dies jedoch momentan unbeachtet ließ und wohl mit Rücksicht auf die h. Nacht von einer Wiedervergeltung abschen wollte. Hier sollte es aber anders kommen. Der 29 Jahre alte Graveur und Witwer G. Bauer wollte seine Schwester zu Hause bringen und kam mit einen: der Burschen in Conflikt. Der Vater des B. merkte die Gefahr und rief noch einen Nachbar um Hilfe an, der schnell das Bett verließ, um den jungen Mann zu befreien, jedoch trat ihm als Hindernis ein Hund entgegen, den der eine bei sich hatte, während der andere Bursche nur mit dem Messer arbeitete, so daß sich der alte Mann infolge eines erhaltenen Stiches sofort zurückziehen mußte und auch die beiden jungen Männer schließlich bluttriefend in ihre nahe Wohnung zurückkehrten. Aerztliche Hilfe wurde sofort gesucht, und scheint nun der Nachbär lcnzgsam zu genesen, während Graveur Bauer sein Leben am Morgen des letzten Tages 1889 aushauchte. Der Sterbende hatte nur wenige lichte Augenblicke und der betagte Vateb, dessen Stütze er war, steht mit dessen 7 Jahre altem Knaben tieftrauernd an dem Grabe seines Sohnes, einem friedliebenden Manne und einem Künstler in seinem Fach. Die Thäter befinden sich in Untersuchungshaft.
Neuenbürg, 30. Dez. Am zweiten Weih-' nachtsfeiertag abend hat sich der 23jähng" Sohn eines hiesigen Bürgers, der seit einiger Zeit stellenlos hier weilte und dadurch öfters Anlaß zu häuslichen Zwistigkeiten gab, nach einem beim Bier verbrachten Nachmittag mittelst eines Revolvers erschossen. Der Schuß war nicht sofort tötlich, doch war die Verletzung eine so schwere, daß ärztliche Hilfe vergeblich war und der Unglückliche nach einer Viertelstunde unter schrecklichen Schmerzen seinen Geist aufgab.
Stuttgart, 31. Dez. Nachdem beide Majestäten noch die Freude haben konnten, an der Weihnachtsfeier bei Ihrer Kais. H. der Frau Herzogin Wera von Württemberg an: heiligen Abend teilzunehmen, wurde Ihre Majestät die Königin noch im Laufe dieses Abends von einem heftigen Anfall von Influenza ergriffen. Glücklicherweise waren das Fieber und die damit verbundenen Kopf- und Gliederschmerzen nicht lange anhaltend und die Wiedergenesung macht befriedigende Fortschritte. Selbst
verständlich bedarf Ihre Majestät aber- vorerst noch der größten Ruhe. Auch Seine Majestät dev König befindet sich seit zwei Tagen nicht ganz wohl. Bei Höchstdemselben haben sich wieder neuralgische Schmerzen gezeigt und der König ist genötigt. Sich in Seinen Gemächern zu halten.
Stuttgart, 31. Dez. Seit gestern hat die- Zahl der an der Influenza Erkrankten im Katha-- rinenhospital wieder erheblich zugenommen. Gestern waren es 49 Personen, bis heute zugsgangen 53, zufi 102, heute wieder abgeaangen 12, somit befinden sich im Spital 90 an der Influenza erkrankte Personen. Bei den meisten Patienten ist die Krankheit, jedoch nur eine leichte.
Stuttgart, 2. Jan. Wie man hört, wird der Reichstagsabg. Gustav. Siegle am 7. Jan. im Konzertsaale der Liederhalle seinen Wühlern Bericht erstatten. — In der Neujahrsnacht wurde in 2 Kaufläden, welche sich nebeneinander in der Königsstraße befinden, vom Hofraume aus, eingebrochen und gestohlen. Ein Dienstmädchen wurde au) den Dieb aufmerksam und machte Lärm, worauf derselbe über das Hofthor stieg und die Flucht ergriff. Derselbe wurde durch eine hinzugekommene Polizeipatrouille- verfolgt und festgenommen. Der Dieb ist mis Südtirol, war hier mit Kastanienbraten beschäftigt und ist wegen Diebstahls hier schon bestraft worden. — Die- Zahl der an der Influenza Erkrankten im Katharinenhospital hat seit letzten Dienstag abermals- zugenommen. Am Dienstag befanden sich 90 Personen, welche an der Influenza erkrankt fin^ im Spital- bis heute Vorm.' ist die Zahl auf nM' gestiegen.
Stuttgart, 2. Jan. Eine Anzahl unwichtiger Fälle beschäftigte am letzten Tage des Jahres die Strafkammer II. Ein Schweinediebstahl aus denn Schlachthofe Hierselbst war der erste Fall. Der 25 jährige Metzger, Wehrte, welcher am.5. Dez. d. I. kein Geld hatte, aber ein Schwein schlachten sollte, begab sich in den Schlachthof, band ein Schwein los und unter falscher Angabe des Namens des Verkäufers, gelang es ihm, dasselbe hinauszubringen. Da er aber seinen eigenen Namen richtig angegeben hatte, er mußte das thun, weil er zu bekannt war, kam man sthm und dem Schwein bald auf die Spur, das ihm, weggenommen wurde. Nun behauptet er aber, er habe es nur in der Verlegenheit genommen, um es, nachher dem Eigentümer zu bezahlen. Das war natürlich unglaublich und so wurde er zu 5 Monat Gefängnis und 3 Jahren Ehrverlust verurteilt. — Rosine Stiefel von Ludwigsburg, 35jährige ledige Dienstfrau, hat daselbst im Dezember v. I. nach und nach auf falschen Namen Waren von einem Kaufmann entnommen und wurde wegen Betrugs im Rückfall, aber unter Annahme mildernder Umstände, zu, 6 Monaten Gefängnis verurteilt.
Ueber den Weihnachtspost verkehr schreibt der „Staats-Anzeiger": In der Zeit vom. 15. bis 24. Dezember 1889 find bei den K. Postämtern in Stuttgart (diejenigen in Berg und Heslach ausgenommen) an Packereien zur Beförderung gelangt: 72,503 Sendungen ohne Wertangabe, 5,474 Sendungen mit Wertangabe, zusammen 77,977 Sendungen^ Gegen das Vorjahr wurden Heuer 1,521 Sendungen mehr befördert. In den Tagen von: 15. bis 25^.
sie sich mit dem Schweif zu wedeln und nach behäbigem Gähnen die Augen abermals zu schließen.
Der junge Mann trug hohe Stiefel, einen kurzen Jagdröck und eine weiße englische Mütze. Sein Antlitz, sonnengebräunt und wenig regelmäßig, ward beseelt durch einen liebenswürdigen Ausdruck von Offenheit und Güte.
Die Träumende hatte seinen Eintritt nicht wahrgenommen, er beobachtete sie einige Augenblicke lächelnd, dann, als bei einer leichten Bewegung das Buch, in dem sie wohl zuvor gelesen, von ihrem Schoß hinab in den KieS rollte, sprang er hinzu und hob es auf.
„Du hier — Eugen?" — rief sie, angenehm berührt.
„Ich beobachtete Dich schon eine Welle, Edith" — sagte er, ihr das Buch reichend, — „Im Vorübergehen trat ich hier ein. Ich komme vom Felde. Schon vier Stunden heiße Arbeit heute."
Er hatte sein Tuch hervorgezogen und trocknete seine Stirn.
„Ist Alles wohl droben?"
Er deutete nach dem Schlosse, dessen Facade durch Strauchwerk schimmerte.
Edith nickte Bestätigung. Während er über die Hitze klagte, hatte sie sich wohlig in ihr luftiges Lager geschmiegt und ihn mit frohen Kinderaugen angeblickt.
„Danke" — sagte sie-»Papa ist schon zeitig mit dem Förster in den
Wald gegangen und Großmama sitzt auf der Terasie, strickt und läßt sich von Demoiselle Noir aus der „Reise der Novarra" vorlesen. Dies war mir zu langwellig, weißt Du — daher nahm ich meinen Göthe und empfahl mich mit Zseck in aller Stille. Dann flüchteten wir uns hierher."
Er hatte nochmals das Buch ergriffen und schlug es auf — „Egmont!"
„Ja — und weißt Du, Eugen, ich schwärme mit Klärchen für den himmlischen Egmont. Ach — dm hätte ich auch auch geliebt — und nur zu gut verstehe ich, wie zuwider ihr der lederne Brackenburg mit seiner langwelligen Liebe sein mußte."
Er hatte mit einer unbewußten Bewegung die Hand an die Tragschlinge
der Hängematte gelegt und begann dieselbe leise zu schaukeln. Sein Antlitz verriet eine leichte innere Bewegung.
„Ich meine denn doch, Edith, Brackenburg's treue, ausdauernde Zuneigung, hätte Klärchen endlich gerührt.
„Niemals" — rief sie lebhaft. — „Was glaubst Du, Eugen, welches echte Mädchen ließe sich zur Liebe zwingen?! Solch angebettelte, nachgetragene Liebe stößt eher ab. Ich wenigstens fühle so, wenn ich mich an Klärchens Stelle setze."
Sie schwieg, aber ein Gedanke, dem sie nicht Worte gab, ließ sie erröten»
Er Halle, ganz eingenommen von ihrer Rede, die Hängematte in immer lebhaftere Schwingungen gesetzt.
„Altmeister Göthe verstand sich auf das weibliche Herz" — sagte er gelassen, doch merkwürdig ernst für das leichte Gesprächsthema. — „Ich verstehe solches nicht."
Sie lachte. — „Ich noch weniger — aber, laß die Hängematte los, Eugen, ich befinde mich darin wie ein Schifflein auf hoher See."
Er that, wie sie geheißen, dann beugte er sich nieder und klopfte des Hundesbreite Stirn.
„Komm, Eugen" — sagte das junge Mädchen, das plötzlich auf dem Boden- stand, ihren Arm durch denjenigen ihres Vetters schiebend — „wir wollen zur Großmutter gehen. Sie verzeiht es mir nicht, wenn ich Dich ihr so lange entziehe."
Sie schritten, von dem hinter ihnen trottenden Hunde gefolgt, den Laubgang hinab und befanden sich bald angesichts des Schloss. Als sie sich der breiten Auffahrt näherten, vor welcher eine lustig sprühende Fontaine aus der Umfassung bunter Teppichbeete schillerte, sah Eugen zu Edith hinab. Es lag eine Frage in ihrem- Antlitz, die auszusprechen ihre Lippen zögerten.
„Harald wird heute kommen" — sagte er, sie wohl verstehend. Und dabei zog ein Weh durch seine Seele. — „Ich war gestern mit dem kleinen Wagen in Rudolfsburg — Du weißt, ich wollte einige Remontepferde kaufen — dabei saß ich Harald nur flüchtig. Er hatte Dienst und rief mir im Vorüberreiten zu, daß er heute herauskommen werde." (Fortsetzung solgtZ