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ung in Altensteig oder in Nagold stattfinden sollte, konnte eine vollständige Einigung nicht erzielt werden. Sache de« gewählten Komite« wird es nun sein, eine vollständige Uebereinstimmung in der Ortsfrage unter den Betei­ligten herbeizuführen. Im Anschlüßen die Frage der Eröffnung einer Be- zirksgewerbeau«stellung wurde auch die Eröffnung einer permanenten Aus­stellung von Produkten des GewerbefleißeS in Nagold znr Sprache gebracht. Auch die letztere Frage wird die gewerblichen Kreise Nagold» in Zukunft voraussichtlich lebhaft beschäftigen, nachdem sie schon seit Jahren Gegenstand von Erörterungen ist.

Vom 1. Januar 1890 ab werden nachstehende württembergische Postfreimarken und Frankostempel mit gegen bisher veränderter Farbe, jedoch ohne Aenderuug des Markenbilds hergestellt werden und zwar: die Freimarken und die Wertstempel auf Drucksachenkarten und Streif­bändern zu 3 L, bisher hellgrün, künftig braun; die Freimarken und die Wertstempel zu 5 H auf Postkarten und Brief­umschläge, bisher violett, künftig grün; die Postanweisungsumschläge zu 15 bisher Hellorange, künftig violett; die Freimarken zu 25 L, bisher rotbraun, künftig orange; die Freimarken zu 50 bisher graugrün, künftig rotbraun; die Freimarken des amtlichen Verkehrs der Staatsbehörden zu 1 bis­her Hellorange, künftig violett.

Die Farben der übrigen Freimarken und Wertstempel bleiben unverändert. Mit der Ausgabe der vorbezeichneten Wertzeichen in den neuen Farben, welch' letztere mit denjenigen der neuen Reichrpostwertzeichen übereinsttmmen, dürfen die Postanstalten erst dann beginnen, wenn bei einer Gattung die vorhandenen Bestände an Wertzeichen in den seitherigen Farben verkauft sein werden. Die Bestimmungen des Zeitpunkts, von welchem ab die oben er­wähnten Freimarken und Frankostempel in den alten Farben ihre Giltigkeit verlieren, wird später erfolgen.

Tübingen. In einemEingesandt" teilt die Tüb. Ehr. vom 24. Dez. folgendes mit: Wegen des im Mai d. I. ausgebrochenen Kohlenstreik« erhielt die Gasverwaltung einen großen Teil der von ihr bestellten Kohlen nicht geliefert. Die Bemühung, den Ausfall anderwärt» zu decken, war nur zum Teil von Erfolg. Durch den nun neuerdings wieder ausgebrochenen Streik ist die Kohlenlieferung aufs Neue eingestellt. E» sieht sich deshalb die Verwaltung veranlaßt, bi» auf weiteres die Straßenbeleuchtung einzu- schränken, damit nicht der Betrieb eines Tage» ganz eingestellt werden muß. Sobald der Betrieb an Kohlen anderwärts sicher gedeckt ist, wird die Be­leuchtung wieder in vollem Umfang stattfinden.

Schorndorf, 22. Dez. In unserem Nachbarorte Plüderhausen starb nach kurzem Leiden der Inhaber der dortigen Dampfteigwacenfabrik, I. F. Schüle. Ec erlernte in seiner Jugend die Bäckerei und hatte, als er dieselbe selbständig betrieb, nur einige Batzen Vermögen. Von seinem sauer Ersparten kaufte er sich eine Nudelschneidmaschine und machte Nudeln. Indessen hatte er einen solchen Absatz, daß er nicht mehr genügend Nudeln liefern konnte. Er wagte es und kaufte eine Presse mit Göpelbetrieb und hatte Glück. Bald war er im stände, eine Fabrik mit bis nach und nach 7 Pressen und Dampfbetrieb zu gründen. Auch das genügte bald nicht mehr. So vergrößerte er den siebenstöckigen Bau um ein beträchtliches und ließ eine Presse aufstellen, welche täglich allein über 30 Zentner Nudeln liefert. Ueberall hin hatte er großen Absatz; sogar im Kapland, an der Südspitze von Afrika, sind schon Nudeln von Schüle verspeist worden. In den letzten Jahren baute er abermals eine Fabrik, einen Riesenbau, neben den Bahnhof in Plüderhausen. Das elektrische Licht erhellt schon seit einigen Jahren seine Fabrtkräume. Trotz all' dem großen Glück, das ihn zu Reich­tum und Ehren brachte, war er immer ein sehr bescheidener und solider Mann und niemand erblickte in ihm den reichen Fabrikanten. Seine mehrere hundert Arbeiter und Arbeiterinnen liebten und schätzten ihn wie ihren Vater. Für Plüderhausen ist diese Fabrik, welche einen sicheren Verdienst bietet, eine wahre Wohlthat, da der größte Teil der Einwohner arme Leute sind.

Ergenzingen, 20. Dez. Als letzten Montag morgen der Schäfer von Ergenzingen, welcher ganz in der Nähe de« Ortes den Pförch hatte, von demselben ausfahren wollte, bemerkte er sofort, daß ihm ein besonders bezeichnet«! Hammel fehlte. Ec benachrichtigte sofort seinen Herrn, Schaf. Halter Bös aus Kuppingen und als dieser kam, stellte sich bei der Abzähl­ung heraus, daß nicht einer, sondern II Hämmel fehlten. Dieselben sind in Horb an einen Metzger verkauft worden und zwar per Paar zu 15 (?)

da der Dieb angab, dieselben seien sein Eigentum, er habe keine Winterweide, könne dieselben im Stall wegen Mangel an Platz nicht brauchen, der Handel nach Paris sei aber gegenwärtig gesperrt und so er gezwungen, so schnell und so billig als möglich zu verkaufen. Der Metzger ließ sich bereden und schlachtete auch sofort 2 Stück; er dürfte nun aber doch teure Hämmel be- kommen, da auzunehmen ist, daß, wenn der Dieb auch ermittelt wird, der­selbe ihm kaum sein Geld wird ersetzen können. Auffallend ist e« immerhin daß letzterer die Schafe den 11 Kilometer weiten Weg hat treiben können, ohne gesehen zu werden. So weit hätte e» in der Nacht nicht einmal ein Fuhrmann ohne Laterne wagen dürfen.

Tuttlingen, 20. Dez. Heute morgen glitt ein Braubursche von Aach in der Brauerei zum Löwen aus und stürzte kopfüber in den siedenden Braukessel, wobei er sich derart verbrühte, daß an seinem Aufkommen ge- zweifelt wird. Der Verunglückte wurde ins Krankenhaus verbracht.

Jag st seid, 21. Dez. Gestern nachm, verunglückte auf dem Bahn­hof beim Wagenrangieren ein aus Bayern gebürtiger und in Wimpfen wohnender Ankuppler, Vater von 4 Kindern, derart, daß er nach kurzer Zeit starb.

Friedrtch«hafen, 20. Dez. Der Chef der hiesigen Lederfabrik Hüni u. Comp., de« größten derartigen Etablissements in ganz Deutschland, Herr Heinrich Hüni, welcher seiner großen Verdienste um da« hiesige allge­meine Wohl wegen, vor etwa 2 Jahren zum Ehrenbürger der Stadt Fried­richshafen ernannt wurde, hat letzterer durch die hochherzige Gabe von 10000 Mk. ein schönes Weihnachtsgeschenk überreicht, als Beitrag für da« neu zu

erbauende Karl Olga-Spital. Die hiesige Stadtgemeinde darf sich beglück­wünschen zu solch edelmütigem Einwohner und Ehrenbürger. Von welch' schönem Gemeinsinn die Träger dieser Firma: Hüni und Leuthold, beseelt sind, beweist auch der Zuschuß zur neuen städtischen Wasserleitung, nämlich die Gabe von 50000 Mk.

Friedrich-Hafen, 23. Dez. Heute vormittag entsprang ein Farren währenddes Verladen« auf das österreichische Dampfschiff in den See zum Ergötzen des vielen schaulustigen Publikum«. Nach etwa viertelstündigem Aufenthalt im nassen Element durfte der badelustige Passagier seine Reise fortsetzen.

Sigmaringen, 22. Dez. Der um 7 Uhr Abends von Gam« mertingen abgehenden Post stieß nach demS. T." unmittelbar vor der Laizer Brücke letzten Samstag ein nicht unerheblicher Unfall zu. In Folge der glatten abschüssigen Bahn geriet der Schlitten in so raschen Lauf, daß die Pferde, sowohl wie der Postillon nicht mehr im Stande waren, diesen aufzuhalten. Trotz allen Bemühungen des Roffelenker» schlug da» Gefährte gegen den «dort stehenden Prellstein, überschlug sich und fiel die Böschung unmittelbar vor der Brücke hinunter. Außer einigen leichten Verletzungen durch die Glassplitter der zertrümmerten Scheiben kamen sowohl die drei Passagiere wie der Postillon mit dem Schrecken davon.

München, 25. Dez. Wie dieAllg. Ztg." meldet, hat der Prinz - Regent genehmigt, daß die bayerischen Briefmarken in den für die Wertzeichen des Weltpostvereins geltenden Farben hergestellt werden. Die neuen Marken werden von Neujahr 1890 ab, respektive nach dem gänzlichen Verbrauch der alten bayerischen Marken verkauft werden.

Hamburg, 19. Dez. Von freisinniger Seite wird bei den Reichs­tagswahlen Dr. Barth gegen Woermann aufgestellt.

London, 21. Dez.Times" meldet aus Sansibar: Dr. Parke, der Arzt Stanley'» und Emins ist am gastrischen Fieber gefährlich erkrankt. Drei Hauptanhänger Buschiri'« wurden gestern in Bagamoyo hingertchtet.

London, 24. Dez. Der Prinz von Wales wird wahrscheinlich zum Geburtstage des deutschen Kaisers nach Berlin reisen. Von dort will er sich zum gewohnten Winteraufenthalt nach Cannes begeben. Auch ein Ausflug nach Florenz zum Besuche der Kaiserin Friedrich ist geplant.

Rom, 24. Dez. Heute Mittag fand beim Papste der Empfang der Kardinale und Prälaten behufs Abstattung ihrer Glückwünsche zum Weihnachtsfeste statt. Der Papst erwiderte die Ansprache des Aeltesten der Kardinale folgendermaßen: Der Wunsch nach dem Frieden, welcher zum Ausdrucke gebracht wurde, entspricht vollkommen der Lage. Man empfindet dieser Bedürfnis in der heutigen Zeit, welche für die Kirche nicht den Frieden, sondern Verfolgungen und den Kampf bedeutet. Die Thätigkeit der Kirche in der Welt und ihre heiligen Rechte werden insbesondere in Italien be­kämpft und durch alle Mittel aus dem sozialen Leben verdrängt. Man greife alle katholischen Einrichtungen an, und zwar sowohl diejenigen, welche sich die Verbreitung und die Aufrechthaltung des Glaubens in der Welt zur Aufgabe stellen, als auch jene, welche dazu bestimmt sind, das verschieden­artige menschliche Elend zu lindern; man bekämpfe dieselbe zu dem Zwecke, um ihnen jeden religiösen Karakter zu benehmen und sich derselben zu be­mächtigen. Der menschliche Verstand erfrecht sich, sich gegen Gott aufzu­lehnen und Gott gewissermaßen zum Kampfe aufzufordern. Diese teuflische Verwegenheit, welche gegen Gott unv Heiland nichts auszurichten vermag, läßt ihren tiefen Haß und ihre satanische Wut an der Kirche und ihren Söhnen aus. In diesem verzweifelten Kampfe, in welchem nichts geschont wird, trachtet man, da» göttliche Werk in seinen Fundamenten zu untergraben. Nachdem die Dinge so auf« Asußsrste getrieben sind, ist es überflüssig, zu erklären, wie unsere hiesige Lage beschaffen sei. E« ist überflüßig, darauf hinzuweisen, daß der Mangel der wahren Freiheit und Unabhängigkeit, welche zur leichten Ausübung unseres höchsten Apostolats unumgänglich notwendig sind, sich immer mehr fühlbar macht. Weiter ermutigte der Papst die katholische Welt, ihren Pflichten treu zu bleiben und kündigte eine Encyklika über die katholischen Pflichten an.

Newyork. Das elektrische Licht scheint im Kampfe mit den städtischen Behörden zu unterliegen; es werden schon Vorbereitungen getroffen, die Stadt wieder mit Gas zu erleuchten. Die Brush-Gesellschaft hat alle ihre 500 Angestellten entlassen. Auf Befehl der städtischen Behörden schneiden Arbeiter die Drahtleitungen ab und hacken die Pfähle um. Er herrscht da­her bei Nacht ziemliche Dunkelheit. In Barclay-Street war dieser Tage wieder der Leitungsdraht für das elekrische Licht die Ursache eine» Schaden­feuers. E« scheint wenig Unterschied hinsichtlich der Gefahr zu sein, ob Ströme von niedriger oder hoher Spannung benutzt werden, und der Plan, die Straßen elektrisch zu beleuchten, wird deshalb einstweilen aufgegeben.

Wevrnischtes.

Eine hübsche Weihnachtsfreude wurde verschiedenen Dienst­mädchen de» Spar- und Leihkassenbezirk« Oppenheim zu Teil. Nach Be­schluß de« Verwaltung«rate« wurden Beträge von 6 resp. 8 Mk. an 78 Dienstboten verteilt, welche mindesten» 3 Jahre bei einer Herrschaft bedienstet waren und den Nachweis über bethätigte Sparsamkeit erbringen konnten.

Ein für Heuer lesenswerter Auszug aus der Biberacher Kconik von 1289 sagt:Anno 1289 war ein gar milder Winter, also, daß die Buben auf da« heil. Weihnachten badeten, die Wiesen grün lagen und Veilchen blühten. Zu Konstanz wurden die Kränze au« Violen verkauft, die Buben badeten in der Riß und in der Schüssen. Um diese Zeit kostete in Biberach ein Huhn 2 Pfennige, ein Scheffel Kernen 24 Kreuzer, ein Scheffel Roggen nur 15 Kreuzer und zwölf Eier «inen Pfennig.

Ein Bauernduell. Bei Ventimiglia gerieten, wie aus Rom berichtet wird, zwei Bauern wegen eine« Ackerstücke« in heftigen Streit, und da sie sich nicht einigen konnten, kamen sie schließlich dahin überein, sich, wie es die großen Herren thun, zu duellieren. Unkundig in der Führung de» Degens