vom 1. Mai 1912 bis 30. April 1913 befaßt, weist der Oderschw. Anzeiger auf ein Unikum hin. das in geradezu drastischer Weise die leidige Bielstaaterei im Eisenbahnwesen kennzeichnet. Es handelt sich um den Schnellzug 55, der Stuttgart früh morgens 5 Uhr verläßt und in Ulm um Uhr eintrifft. Der Zug, der weiterhin auch über Friedrichshasen—Lindau—Bregenz und den Arlberg fährt, ist: 1) zuschlagpflichtiger Schnellzug von Stuttgart bis Ulm,
2) zuschlagsfreier Eilzug von Ulm bis Friedrichshasen,
3) Zuschlags frei er Eilzug mit Halt aus sämtlichen Stationen zwischen Friedrichshafen u. Lindau, 4) zuschlagspflichtiger Schnellzug auf der „großen" Strecke Lindau—Bregenz. 5) Ganz gewöhnlicher Personenzug auf der Strecke Bregenz—Feldkirch und endlich 6) zuschlagspflichtiger Schnellzug von Feldkirch bis Fnsbruck.
* Stuttgart, 28. Noo. In dem Bericht betreffend Mitgliederversammlung des Schwäbischen Sängerbundes ist zu berichtigen, daß Privatier B e h r - Stuttgart zum Schatzmeister gewählt wurde.
p Stuttgart, 27. Noo. (Vom K.Hoßtheater.) Im K. Hoftheater fand am Samstag abend die Uraufführung der 5 aktigen Tragödie Simson von Herbert Eulenberg statt. Der Stoff ist aus der bekannten biblischen Sage geschöpft. Die Sprache weist mancherlei dichterische Schönheiten auf. Die Aufnahme des Stücks beim Publikum war anfänglich etwas kühl, erst zum Schluß wurde Beifall gespendet, der aber in der Hauptsache den Hauptdarstellern, nämlich Herrn Richter (Simson) und Frau Elsa Pfeiffer- Hofmeister (Delila) galt, die wirklich künstlerisch hervorragende Leistungen boten. Ein Hauptanteil an dem Erfolg gebiert der geschickten Spielleitung des neuen Dramaturgen Dr. Walter Bloem. Die einfache Stilisierung der Szenerie war, wie bei Herodes und Marianne, überaus wirkungsvoll. — Die Stumme von Portici von Auber hat am Sonntag abend ein vollbesetztes Haus gebracht. Es waren herrliche Töne die Herr Bolz als Masaniello sang, dazu sein Spiel voll Kraft und Feuer. Frl. Hötzel zeigte als Fenella ihre große darstellerische Begabung: Herr Peter Müller als Alfonso hatte ein glänzendes Debüt; für Frl. Hanger mußte eine Künstlerin aus Wiesbaden einspringen, die der Rolle gerecht wurde. Zu erwähnen sind noch die braven Leistungen des Herm Neudörfser. alsjPietro. Das Stück ging mit prächtiger Wirkung über die Bretter.
Tübingen, 27. Novbr. Ein tödlicher Unglücksfall ereignete sich am Samstag mittag 2 Uhr 15 Min. bei der Einfahrt des von Horb kommenden Personenzuges. Der 38jähr. verheiratete, von Dußlingen gebürtige, in der Mat- hildenstraße wohnhafte Schaffner Georg Krauß geriet infolge Ausgleitens aus dem nassen Trittbrett unter den Zug, sodaß ihm beide Beine abgefahren wurden und er außerdem noch sonstige schwere Verletzungen erlitt. Er ist kurz nach dem Unfall gestorben. Krauß kam vor 1^ Fahren von Mühlacker hierher. Besonders tragisch an dem Fall ist, daß die Frau des Verunglückten den schrecklichen Unfall mit ansah, sie brachte ihrem Mann das Essen und mußte sehen, wie er verunglückte. Kinder hinterläßt Krauß nicht.
r Vaihingen a. E., 27. Nov. (Todesfall). Nach dreiwöchiger Krankheit ist gestem abend ^7 Uhr Stadt- schultheiß Wilhelm Wisch us im Alter von 55 Jahren gestorben. Der Verblichene wurde im November 1907 zum hiesigen Stadtoorstand gewählt, vorher war er zwei Jahre lang Borsland der hiesigen Stadlpflege.
r Tnttlinge«, 27. Nov. (Neue Zeitung). Die sozialdemokratische Partei des 9. Reichstagswahlkreises will nun, lt. „Heuberger Bote", mit der Gründung eines eigenen Parieiblattes ernst machen. Durch Anteilscheine zu 20 will sich das Unternehmen sichern.
r Tnttlinge«, 27. Noo. (Unehrlich Volk.) Wegen
Aer fröhliche Hoelye.
Ein Buch, das uns den großen Olympier von Weimar von der heitersten Seite zeigt, ist die Sammlung „Der fröhliche Goethe", die Wilhelm Bode soeben bei E. S. Mittler und Sohn in Berlin herausgibt. Aus Goethes Dichtungen, aus seinen Briefen und Gesprächen und aus den zeitgenössischen Berichten ziehen hier in bunter Reihe heitere Bilder aus diesem allumfassenden Leben vorüber, das auch an humorvollem Genießen und frohem Weltbetrachten eine unerschöpfliche Fülle darbietet. Goethe war selbst ein berühmter Anektodenerzähler, der an komischen Geschichten ein ausgesprochenes Vergnügen hatte. Aus dem Reichtum des in dem Buche gesammelten Materials wollen wir einige bezeichnende Proben herausheben.
Ein Student machte bei Goethe einen Besuch, als dieser sich in Jena aufhielt; und Goethe setzte sich mit dem jungen Mann auf ein Sofa. Als sie im ersten Gespräch sind, klopft es; ein untersetzter Mann tritt herein, den der Dichter höflich, aber mehr mit Geberden als mit Worten, begrüßt. Der Student bleibt ruhig in seiner Sosaecke sitzen; der neue Gast macht es sich in der anderen Sofaecke bequem, während Goethe für sich einen Stuhl heranzieht. Doch ehe das Gespräch wieder ausgenommen wird, meint er: „Ich muß die Herren doch einander oorstellen! Herr Studiosus Peter- son aus Itzehoe — Se. Durchlaucht der Herzog von Weimar." I.
Mit Johann Heinrich Boß und seiner Frau Emestine verband Goethe eine langjährige Freundschaft. Ihr selbstgebackenes Brot mundete ihm so vortrefflich, daß ihm Frau Boß, als sie ihn einmal in Weimar besuchte, zwei Gaben mitbrachte: ein lockeres Brot eigener Fabrikation und einen selbstgezogenen Rosenstock. Als Goethe in Heidelberg Vossens besuchte, führte ihn die wackere Hausfrau im ganzen
fortgesetzten schweren Diebstahls von Leder, Leisten usw. in einer hiesigen Schuhfabrik wurden die verheirateten Schuhfabrikarbeiter Wilhelm Schönte und Georg Handle am Samstag mittag vom hiesigen Stationskommandanten fest- genommen und ins Amtsaerichtsgefängnis eingeliefert.
r H eilbronn, 26. Noo. (Lebensmüde.) Die betagte Mtwe eines kürzlich hier verstorbenen Prokuristen nahm sich den Tod ihres Mannes so sehr zu Herzen, daß sie in einem Anfall von Schwermut heimlich in der Frühe vom Hause wegging und selbst den Tod im Neckar suchte. Während sie von ihren Angehörigen am Grabe ihres Mannes, von dem sie sich nicht trennen konnte, gesucht wurde, brachte man die im Neckar aufgefundene Leiche der unglücklichen Frau ins Leichenhaus.
r Heilbronn, 27. Noo. Der wegen Körperverletzung mit nachgefolgtem Tode in Untersuchungshaft genommene pens. Landjäger Karl Seeg er von Althütte OA. Backnang ist nach Leistung einer Sicherheit aus der Haft entlassen worden.
r Heilbronn, 26. Noo. (Graf Passys Befreier.) Bor der Strafkammer beginnt morgen der Prozeß gegen den Gefängnisgehilfen Gustav Metzger, der dem Hochstapler Graf Schiemangk oder Graf Passy, wie er sich nannte, zweimal zur Flucht aus dem Untersuchungsgefängnis oerholfen hat. Er wird sich dieserhalb wegen vorsätzlicher Gefangenenbefreiung und, da er diese gegen Geschenke von 100 bezw. 35 ^ und gegen das Versprechen einiger lausend Mark ausgeführt hat, auch wegen passiver Bestechung zu verantworten haben. Die Untersuchung hat aber auch ergeben, daß Metzger sich gegen weibliche Untersuchungsge- fangene vergangen. Es werden ihm fünf Verbrechen im Sinne des tz 173 3 St.G.B zur Last gelegt. Metzger, der im Jahre 1884 in Eindringen OA. Oehringen geboren wurde, ist im wesentlichen geständig, besonders in Bezug auf die Fluchtvermittlung, zu deren Verdeckung er im zweiten Falle das Gitter des Gangfensters durchsägte und außen einen Strick befestigte, während Passy-Schiemangk in Wirklichkeit den weit bequemeren Weg durch die Tür zum Entweichen benützen durste. Metzger behauptet, daß er zu dieser Beihilfe von Graf Passy durch Drohungen gezwungen worden sei. Dem widersprechen aber mündliche und schriftliche Aeußerungen, die eher daranf schließen lassen, daß es ihm eine gewisse Freude bereitete, im Verein mit dem hochstaplerischen Pseudografen der Polizei und den Gerichten eine Nase zu drehen. Das wird ihm freilich jetzt ziemlich teuer zu stehen kommen.
r Friedrichshafen, 27. Noo. (Iuhu!) Hier wurde eine Sektion Friedrichshafen des Deutsch-Oesterreichi- schen Alpenvereins gegründet. Die Zahl der Mitglieder beträgt bereits 61.
Reichstagskandidatnren. p Rottenbnrg a. N., 27. Novbr. 2m 13. württ. Reichstagswahlkreis wird bezüglich des Zentrumskandidaten, nach der Rottenburger Zeitung, doch eine Aenderung ein- treten; es soll nämlich nicht mehr der seitherige Reichstags- abg. Professor Schneider, sondern Gerichtsassessor Eugen Bolz»Stuttgart als Kandidat aufgestellt werden.
r Rottweil, 27. Noo. In einer Sitzung des Wahl- kreisausschusses sür den 9. Wahlkreis der Zentrumspartei in der Sonne wurde einstimmig beschlossen, in eine ernsthafte Kandidatur einzutreten. Als Kandidat wurde Rechtsanwalt Dr. Bock hier aufgestellt.
p Ulm, 27. Nov. Zu der Einigung der liberalen Parteien im 14. Reichstagswahlkreis wird uns mitgeteilt, daß der formelle Abschluß des Abkommens zwischen den beiderseitigen Wahlkreisorganisationen noch nicht vollzogen ist. Nach den Erklärungen der Fortschrittlichen Dolkspartei besiehe allerdings kein Zweifel mehr, daß auch der förmliche Abschluß des Abkommens demnächst vollzogen werde.
Hause herum. Sie hatte zu Goethe so großes Zutrauen, daß sie ihn auch einmal in einer wichtigen Hausangelegenheit um Rat fragte. „Sie sind ja nun einmal ein Mann, der in allem Bescheid weiß", sagte sie. „So mögen Sie denn auch einen Streit schlichten, der zwischen mir und Boß über ein Stück Camelot enstanden ist." „Nun so bringen sie das Zeug her!" rief Goethe. Sie brachte es. „Boß will einen Schlafrock davon gemacht haben, und ich bin sür einen Vorhang vor seinem Büchergestell. Seine Bücher gehen ja sonst durch den Staub zugrunde!" „Ei was!" erwiderte Goethe. „Was zanken Sic sich da viel! Jeder muß nachgeben! Machen Sie Ihrem Manne statt des langen Rockes nur ein Camelot-Iäckle und aus dem andem Stück machen Sie für die Bücher ein Borhängle!
Zuguterletzt sei eine Geschichte erzählt, die „der falsche Geburtstag" betitelt ist. Sie spielt in Karlsbad und wird von dem weimarischen Arzt Dr. Rehbein überliefert. Der treue Diener Goethes, Karl, erhielt am 27. August früh Befehl, zwei Flaschen Rotwein nebst zwei Gläsern heraufzubringen und in den sich gegenüberliegenden Fenstem aufzustellen. Nachdem dies geschehen, beginnt Goethe seinen Rundgang im Zimmer, wobei er in abgemessenen Räumen an einem Fenster stehen bleibt, dann am andern, um jedesmal ein Glas zu leeren. Nach einer geraumen Weile tritt Rehbein ein. Goethe: „Ihr seid mir ein schöner Freund! Was für einen Tag haben wir heute und welches Datum?" Rehbein: „Den 27. August. Exzellenz." Goethe: „Nein, es ist der 28. und mein Geburtstag!" Rehbein! „Ach was, den vergesse ich nie; wir haben den 27." Goethe: „Es ist nicht wahr, wir haben den 28!" Rehbein (determiniert): „Den 27.!" Goethe (klingelt, Karl tritt ein): „Was für einen Datum haben wir heute?" Karl: „Den 27." Goethe: „Daß dich — Kalender her!" Goethe (nach langer Pause): „Donnerwetter.! Da habe ich mich umsonst besoffen!"
Die Meldung von dem Beschluß einer Listenverbindung der Bolkspartei und der Deutschen Partei bei der Gemeindemts- wahl ist nicht ganz richtig Vielmehr hat der Ausschuß der Nationalliberalen Partei der Fortschrittlichen Bolkspartei einen genau formulierten Vorschlag gemacht, über dessen Ausnahme durch die Bolkspartei noch keine Mitteilung oorliegt.
p Heilbronu, 27. Noo. Im 3. Reichstagswahlkreis will das Zentrum schon im ersten Wahlgang für dm bauernbündlerischen Kandidaten Dr. Wolfs eintreten.
Deutsches Reich.
Die afrikanischen Truppen L870/7L.
Berlin, 27. Nov. Wiederholt schon ist in der nationalen Presse daraus hingewiesen worden, daß die Regierung die sog. schwarze Gefahr beim Abschluß des deutschfranzösischen Marokkovertrages viel zu sehr auf die leichte Schulter genommen hat. Bei der Beratung im Plenum hatte der Staatssekretär des Auswärtigen dem Abg. v. Liebert gegenüber, der diesen Punkt heroorgehoben hatte, erklärt, die Gesamtsumme der aus Afrika herübergezogenen Truppen mit Reserven habe 1870 und 1871 19000 Mann betragen: dabei hätten in Algier 50 000 Mann französischer Truppen gestanden, um dort die Ordnung aufrecht zu erhalten. Herr v. Kiderlen berief sich, als man diese seine Zahlen anzweifelte, auf den deutschen Generalstab, von dem diese Zahlen stammten.
Nun wird aber festgestellt, daß Herr v. Kiderlen ein Generalstabswerk über den Krieg von 1870/71, das wohl auch ihm als Quelle diente, sehr flüchtig gelesen hat. Die vom Staatssekretär angeführten Zahlen stimmen wohl für den Beginn des Krieges. Später aber sind noch erhebliche Verstärkungen aus Afrika herangeholt worden. Insgesamt h'aben nach den Angaben des Generalstabswerkes mindestens 33800 Mann afrikanischer Truppen am Kriege gegen Deutschland teilgenommen. Ferner aber sind auch keineswegs jene 50000 Mann französischer Truppen zur Auf- kechterhaltung der Ordnung in Algier verblieben; vielmehr sind auch von diesen Truppenkörper nach Frankreich zurückgezogen worden, bis schließlich nur noch etwa 6600 Mann dort verblieben. Letztere waren aber zumteil vorbestrafte Leute, denen man nicht traute, zumteil zählten sie zur Fremdenlegion, die man wegen der großen Zahl von Deutschen erst recht nicht zum Krieg gegen Deutschland brauchen konnte. Die Beweisführung des Staatssekretärs sür die Harmlosigkeit der schwarzen Gefahr steht daher auf ziemlich schwachen Füßen. Die Besorgnis, die weite nationale Kreise gerade in dieser Frage ergriffen hat, wird durch solche „Aufklärung" wie sie Herr o. Kiderlen gibt, nur noch gesteigert werden.
Der Erreger der Manl- «nd Klauenseuche.
Berlin, 26. Nov. In der gestrigen Jahresversammlung der beamteten Tierärzte Preußens sprach anläßlich eines Referats darüber, was der letzte Seuchengang der Maulund Klauenseuche gelehrt habe, der Berliner Bakteriologe Dr. Siegel über seine Bemühungen zur Aufsuchung des Erregers der Maul- und Klauenseuche. Er habe einen Mikroorganismus entdeckt, dem er den Namen O^torrbMss gegeben habe und der einwandfrei als der Erreger der Seuche anzusehen sei. Dr. Siegel hat an einem Bericht der „Mor- genpost" zufolge alle Proben, die nur denkbar sind, gemacht, die der Kokkus ausgehalten habe. Er lasse sich im Blute wie auch in der Flüssigkeit der charakteristischen Blasen im Zahnfleisch der an der Seuche erkrankten Tiere immer Nachweisen, lasse sich aber auch in Reinkultur züchten und verursache bei Impfungen die Klauenseuche. Ferner lasse sich bei künstlich erzeugter Maul- und Klauenseuche eine wenn auch noch nicht absolute Immunität gegen die natürliche Erkrankung erzeugen. Der Redner illustrierte an Hand von Lichtbildern seine Versuche.
Der „Alkoholiker" Bismarck.
In einem neulich in der Wiener „Urania" gehaltenen Bortrage sprach Geheimrat Professor Dr. Ernst Schwchi- ninger, wie uns aus Wien berichtet wird, über seine Erinnerungen „Im Hause Bismarck". Professor Schwen- ninger sagte u. a.: „Man hat behauptet, Bismarck sei ein Alkoholiker und Morphinist gewesen. Das ist natürlich unwahr. Er hatte dis in die letzten Jahre als Schütze eine sehr sichere Hand, was bei einem Alkoholiker ausgeschlossen wäre, kolossale Schußsicherheit und vollständige Ruhe der Hand. Jeden Vogel schoß er aus der Lust. Er hätte auch wie Tel! seinem Sohne den Apfel vom Kopfe schießen können. Er hatte weder Abstinenzerscheinungen noch solche eines Alkoholikers oder Morphinisteu. Wohl hat er etwas vertragen können. Meine Theorie ist: der Mensch soll alles vertragen können, aber nicht müssen. Der Fürst hat etwas vertragen gelernt und dies bei besonderen Anlässen wie Geburtstagen, Reden, Kneipen gezeigt. Man sagt Bismark nach, daß er bei jeder Gelegenheit geweint hätte. Ich habe ihn nur dreimal weinen gesehen: beim Tode Kaiser Wilhelms, beim Tode seiner Frau und — bei seinem Abgang. Mir schiebt man in die Schuhe, ich hätte Bismarck gegenüber behauptet, ich sei ein Tierarzt. Das ist natürlich ganz unwahr. Rich.'ig ist, daß ich dem Fürsten einmal gesagt habe: „Sie kann ich nicht so behandeln, wie das andere Viehzeug." Es hat mich nämlich einmal ein Patient geärgert, der sich durchaus nicht über sein Leiden ausfragen lassen wollte und da habe ich ihm gesagt: „Gehen Sie zum Viehdoktor, da brauchen Sie nicht zu reden." Wenn Eckermann schreibt: „Goethe schwieg, ich aber bewahrte seine Größe und Güte weiter in meinem Herzcn", so sollte mir das zur Richtschnur dienen und ich habe bis heute es in der Hauptsache auch mit den großen und guten Worten Bismarcks, die ich vernahm und in mich ausnehmen durste, so gehalten."