führen würden. Arbeitgeber und Arbeitnehmer haben ein Interesse daran, daß große leistungsfähige Kassenverbände, dei denen die Bcuvaltungskostcn verhältnismäßig geringer sind geschaffen werden. 2. Durch die Schaffung von Land­krankenkassen in Württemberg würden gerade jene Kreise, die neu durch Reichsgesetz der Krankenversicherung unter­stellt werden, nämlich: 1. die in der Landwirtschaft Be­schäftigten, 2. die Dienstboten, 3. die im Wandergewerbe Tätigen, sowie 4. die Hausgewerbetreibenden und ihre haus­gewerblich Beschäftigten, Kasseneinrichtungen zugewiesen, die in materieller Beziehung weniger leistungsfähig sind und den Versicherten das Selbstoerwaltungsrecht verweigern resp. be­schneiden. 3. Die Leitung der christlichen Gewerkschaften Württembergs wurde beauftragt, in zweckentsprechender Weise und mit allem Nachdruck gegen die Schaffung von Land­krankenkassen in Württemberg zu arbeiten und insbesondere auf die Abgeordneten der bürgerlichen Parteien in vorbe- zeichnetem Sinne einzuwirken.

Stuttgart, 4. Noo. Die Evangelische Landes- fynode ist auf Donnerstag den 7. Dezember zu einer außerordentlichen Generalversammlung einberufen worden.

r Stuttgart, 5. Nov. (Schweres Automobil­unglück.) Auf der Ludwigsburgerstraße fuhr am Sams­tag abeno um 10 Uhr das Personenautomobil III ^ 332 anscheinend zu weit links und prallte aus das Fuhrwerk des Boten Bizer von Stammheim, der seit Jahrzehnten seine Strecke befährt. Bizer wurde von seinem Wagen geschleu­dert und erlitt einen Schädelbruch. Eines seiner Pferde flog aus den Kühler des Automobils. Sein Kops drang durch die vordere Glasscheibe des Automobils in den Führersitz. Man kann daraus ersehen, welche rasende Geschwindigkeit das Automobil gehabt haben muß. Das andere Pferd wurde durch die Tierrettungsstation abgeführt, mußte aber abge­stochen werden. Die Deichsel und der Porderteil des Boten­wagens wurden zertrümmert. Der Chauffeur blieb, abge- ehen von einigen Schrammen im Gesicht, unverletzt. Bon >en vier Insassen, zwei Herren und zwei Damen, wurde >ie neben dem Chauffeur sitzende Dame anscheinend inner- ich schwer verletzt; die übrigen kamen mit dem Schrecken lavon. Die Verletzten wurden ins Krankenhaus geschafft. Das Automobil ist an seiner vorderen Seite stark mitge­nommen. Eine große Blutlache von Mensch und Tier, besonders aber von den armen Pferden herrührend, kenn­zeichnete noch lange die Unfallstelle, die zwecks gerichtlicher Untersuchung heute photographiert wurde. Das Unglück hatte eine Menge Zuschauer angelockt, in deren Reihen fast einstimmig das Bedauern darüber laut wurde, daß die ge­setzlichen Bestimmungen immer noch keinen genügenden Schutz gegen zu schnell fahrende Automobile geben und daß die Strafanzeigen der Sicherheilsorgane in den meisten Fällen vor Gericht keine Geltung erlangen.

p Metzingen, 4. Nov. (Die Landtagsersatzwahl in Urachs) Vertrauensmänner der Nationalliberalen Partei und der Dolkspartei kamen gestern abend hier zusammen, um die kommende Landtagsersatzwahl im Bezirk Urach zu besprechen. An der Besprechung nahmen Vertreter der Landesleitungen beider Parteien teil. Es. wurden von seiten der nattonalliberalen Partei Gegenleistungen für die kommenden Landtagswahlen gefordert. Die Vertreter der Volkspartei erklärten, daß sie eine solche Gegenleistung empfehlen würden, wenn die Vereinbarungen für den Bezirk Urach ebenfalls auf die kommenden Hauptwahlen ausgedehnt würden. Nach längerer Erörterung einigte man sich ange­sichts der kurzen Dauer der restlichen Wahlperiode einmütig auf den Standpunkt, daß bei allen etwa noch im Lauf dieser Landtagsrestperiode anfallenden Neuwahlen der Be­sitzstand beider Parteien gegenseitig zu wahren ist. Dem­gemäß sagte die nationalliberale Partei für die kommende Landtagsersatzwahl in Urach die kräftige Unterstützung der Kandidatur Henning zu.

r Nürtingen, 5. Nov. (Der Bäckenbub als Mörder). Wie die gerichtliche Untersuchung ergeben hat, wurde der ermordete Bäckerlehrling Noll von seinem Mit­lehrling Schempp zuerst angeschossen, dann aber nicht mit einem Stein vollends totgeschlagen, sondern erwürgt. Der Ermordete ist gestern in aller Stille in seiner Heimat Alt- oberndors begraben worden. Der Mörder stellt sich dumm und tut so, als wisse er keinen Grund für seine Tat anzu­geben.

r Schwenningen, 5. Nov. (Wilderer) Seit einiger Zeit fahndete man in der Gegend nach einem Wilderer der sein Wesen mit großer Frechheit trieb und erheblichen Jagdschaden anrichtete. Jetzt gelang es, ihn in der Person eines 34 Jahre alten, aus Weiden OA. Sulz, gebürtigen Schreiners zu verhaften. Er wurde bereits gestern ans Gericht nach Rottwell eingeliesert. Der Wilderer stand schon seit mehreren Jahren hier in Arbeit.

r Heilbrorm, 4. Nov. (Todesfall.) Heute nacht starb der Verleger der Neckarzeitung, des Generalanzeigers, der Neckarsulmer Zeitung und der Weinsbergerzeitung, Viktor Krämer fen. im Alter von 71 Jahren und 5 Mona­ten. Geboren in Rudersberg OA. Welzheim als Sohn eines Mühlenbesitzers hat sich der Verstorbene aus kleinen Verhältnissen zu einem ersten Verleger Süddeutschlands em­porgearbeitet. Bor dem war er in einer anderen Branche tätig und hat auch die Seifenfabrik von Krämer und Flam- mer gegründet.

Gerichtssaal.

Tübingen, 3. Noo. (Schwurgericht). Fort- setzung des Mordprozesses von Oeschel- bronn. In der Zeugenvernehmung wird fortgefahren. Christian Schneider von Tailfingen, welcher mit dem Angekl. sr. Zt. im Gefängnis war, bezeugt, daß der Angeklagte er heimkomme, müsse sein Bruder und

seine Schwägerin aus dem Hause. Sein Vater vermache ihm alles, dann könne er sich nach einer Frau umsehen und heiraten. Zu Jakob Schittenhelm von Nebringen, dem Onkel des Angeklagten, äußerte der Angekl.:Wenn Iabok und sein Weib haußen wäre, dann könnte er heiraten". Ein Hauptzeuge war Johannes Broß, Taglöhner im Hör- mann'schen Hause; auch dieser bekundet den vielen Streit und die drohenden Aeußerungen des Angeklagten gegen Bruder und Schwägerin. Eine Reihe anderer Zeugen be­stätigen vollständig übereinstimmend die vom Angekl. gegen Bruder und Schwägerin geäußerten Drohungen. Oberamts­arzt Dr. Lechler gibt zuerst ein Bild vom äußeren Befund der Leiche. Ihm fiel in erster Linie das viele Blut, Erde und Schmutz an ihr auf; das Gesicht sah aus, wie das eines Erwürgten, es war schwarzblau. Ganz besonders fiel mir die enorme Beschmutzung, die ich mir gar nicht erklären konnte, auf. Der Verdacht eines Verbrechens drängte sich mir sofort auf. Ich stieg aus den Streuboden, fand dort noch frische Blutspuren, sehr deutliche Abdrücke einer Hand und das Sägmehl verscharrt. Bei der Leichenschau war eine Menge verdächtiger Taffachen festgestellt, der Aermel- schurz war in hohem Maße mit Blut und Schmutz befleckt. An den Nasenlöchern war Blut, ebenso war aus dem Mund Blut ausgetreten, lieber dem Auge war ein Bluterguß sestzustellen, hinter den Ohren, hauptsächlich hinter dem rechten, ein großer Bluterguß. In der Gegend des Schlüssel­beins ein blauer Fleck. Die Hauptwunde bestand in einer am unteren Teil des Hinterkopfs quer verlaufenden liefen Verletzung, welche von einem, nicht allzu schweren, stumpf­kantigen Instrument herrührte. In beiden Hälften des ge­öffneten Schädels waren große schwarze Blutansammlungen; man gewann den Eindruck, als sei der Schädel abgeklopft. Nirgends war eine Zertrümmerung zu beobachten. In der linken Hirnseite konnte ein erheblicher Bluterguß festgestellt werden, ebenso in der mittleren Schädelgrube. Bei der Oeffnung des Leibes entquoll diesem ein mächtiger Blut­erguß. Am Kehlkopf waren äußerlich keine Anzeichen von Erwürgen festzustellen, doch schließt dies ein Erwürgen selbst nicht aus. Die Bauchlage war nicht die ursprüngliche, die Leiche wurde nach einiger Zeit auf den Bauch gelegt. Die einzige außensichtbare Verletzung war die am Hinterkopf. Die Frau mußte in noch lebendem Zustande vom Platze getragen oder geschleift worden sein, sie muß noch gelebt haben und zwar unter allen Umständen als sie sortgeschleift wurde und muß noch gelebt haben, als sie aus dem Streuboden ankam. Der deutlichste Beweis hierfür sind die eigenartig zerstreuten Blutspuren, an der Bettlade, in der Kammer oben, welche den Eindruck machen, als wären sie mit einem Pinsel hingespritzt; dies kommt davon her, daß beim Passieren dort ein Blutgefäß geplatzt ist. Die Leiche muß zum Stall hinausgeschleist worden sein. Ein Beweis, daß ein Druck aus den Hals stattgefunden haben muß, ist, daß die Lunge mit Blut überfüllt war, ja die Leiche muß noch auf der Tenne gelebt haben, denn das Blut floß dort aus Mund u. Nase. Es ist absolut ausgeschlossen, daß die Frau im Garben­loch heruntergefallen ist, dies beweist die Art der Verletzungen und auch der äußere Zustand der Leiche. Als Todesursache ist eine Gehirnerschütterung und Erwürgen angesehen. Der Vorsitzende hält dem Angeklagten entgegen, nachdem nun sowohl durch die Zeugen als auch durch die Gutachten der drei Sachverständigen, so viel geradezu erdrückendes Material gegen ihn vorliege, so lege er ihm nahe, sich zu überlegen, ob er nicht eingestehen wolle, wie die Tat vollbracht worden sei. Mit der gewohnten Halsstarrigkeit leugnet der Angekl. jede Schuld. Die Verhandlung wird am Samstag fort­gesetzt. (Rottb. Ztg.)

r Tübingen, 4. Nov. Der wegen Mords an seiner Schwägerin angeklagte ledige Bauer Hörmann wurde wegen Totschlags ohne Ueberlegung zu der Höchststrafe von zwölf Jahren Zuchthaus und außerdem zu zehn Jahren Ehrverlust verurteilt.

Wien, 4. Nov. Das Landesgericht verurteilte nach dreitägiger Verhandlung den aus Hamburg gebürtigen Hans Cords wegen Spionage zugunsten einer befreun­deten Großmacht und wegen Verleumdung von zwei öster­reichischen Generalslabsoffizieren zu 2*/s Jahren schweren Kerkers.

Deatsches Reich.

W Berlin, 3. Noo. (Wiederholt aus einem Teil der letzten Nummer.) Der Kaiser hat auf den Bor­trag des Reichskanzlers das Entlassungsgesuch des Staatssekretärs Dr. o. Lindequist genehmigt und sich damit einverstanden erklärt, daß der Gouverneur von Samoa, Dr. Solf, mit der einstweiligen Leitung des Kolonialamtes betraut wird.

Berlin, 4. Noo. Zum definitiven Nachfolger des Kolonial-Staatssekretärs o. Lindequist ist, nach hiesigen Meldungen, Herr v. Rechenberg, dtzx Gouverneur von Ostasrika, ausersehen, der sich bekanntlich wie es hieß aus Gesundheitsgründen schon auf der Heimreise nach Deutschland befindet.

VV Berlin, 5. Noo. DieNorddeutsche Allgemeine Zeitung" schreibt: Im Auswärtigen Amte sind vor einigen Tagen Telegramm-Meldungen des kaiserlichen Konsulats in Florianopolis über die Ueberschwemmungskatastrophe eingelaufen, welche in erster Linie die deutsch-brasilianische Kolonisten in dem Munizip Blumenau in schwerster Weise betroffen hat. In Gemäßheit der Anregung des Konsuls ist alsbald das Erforderliche veranlaßt worden, um innerhalb des Deutschen Reiches eine Hilfsaktion einzuleiten. Das Nähere wird demnächst der Oeffentlichkeit bekannt gegeben werden.

Berlin, 3. Nov. An zuständiger Stelle erfährt die Bad. Presse", daß sich die Meldung desTemps" be­

stätigt, wonach Deutschland tatsächlich den Ankauf der spanischen Besitzungen Rio del Muni und Fernando Po zur weiteren Abrundung Kameruns vorbereitet.

V7 Leipzig, 3. Nov. Ein neuer deutscher Dauerrekord wurde heute von dem Flieger Oelerich mit drei Stunden 39 Min. aufgestellt. Einen alten Rekord hatte Euler mit drei Stunden 16 Min.

Die geplante Polarnnternehumng mit Zeppelinschiffen

unterzieht Professor Wilhelm Steuers (Gießen) in derFrankfurter Zeitung" einer kritischen Betrachtung, die er schon im Oktoberheft vonPetermanns Geograph­ischen Mitteilungen" gegen diese Expedition veröffentlicht hatte. Zwei Dinge greift Professor Sievers heraus. Er wendet sich erstens gegen die von Geheimrat Hergesell vor­gesehenen Ausstiege von Registrierballons in arktischen Ge­bieten zur Erforschung der hier in Höhen von sieben bis acht Kilometern beginnenden Stratosphärejener rätselhaften Hülle" und diese dann wenn sie ihre Platzhöhe erreicht haben und gelandet sind, mit dem Luftschiff wieder aufzusuchen. Wenn es überhaupt gelingen sollte, den erhofften Zweck zu erreichen, so würden die Ergebnisse in gar keinem Verhält­nis zu den ausgewendeten Kosten stehen.

Zweitens würden vom Standpunkte der Geographie aus Fahrten in die unbekannten Gebiete der Arktis (etwa vier Millionen Quadratkilometer) allerdings von großem Werte sein. Derartige Pläne hält Professor Sievers für unausführbar und ihre Ausführung erklärt er für ein jtoll- kühnes Wagnis. Zu meiner Ueberraschung, so fährt Sievers fort, sehe ich nun, daß Herr Geheimrat Hergesell wirklich daran denkt, mit dem Luftschiff von Spitzbergen nach Grön­land, dem Norden undin die Nähe der Bering-Straße" zu fahren. Ich glaube nicht daran, daß diese Fahrten aus­geführt werden und bin überzeugt, daß sie, im Falle es doch geschehen sollte, mit einer Katastrophe enden werden. Stehe ich mit meiner Ansicht in der Gelehrtenwelt ganz allein? Das kann ich mit Sicherheit verneinen. Abgesehen davon, daß mir in der letzten Zeit namhafte Fachleute ihre Zustim­mung zu meiner Auffassung der Sachlage ausgesprochen haben, schrieb mir ein hochangesehener Polarfahrer folgenden Brief: P. P. Sie haben mir mit Ihrer Kritik der Spitz- bergen-Ballon-Fahrten aus der Seele gesprochen. Ich glaube auch gar nicht, daß es dazu kommt! - Wellmann! Voll­kommen richtig. Man könnte beinahe sagen Andres, gez. Julius von Payer. Den berühmten Entdecker von Franz Josephs Land wird auch wohl selbst Herr Geheimrat Her­gesell als eine Autorität ersten Ranges in polaren Dingen anerkennen müssen.

Was nun die Ausführbarkeit der Fahrt überhaupt und deren Zeitpunkt betrifft, so bin ich doch überrascht, daß Herr Hergefell die Unternehmung erst dann antreten will, wenn die Luftschiffe gegen Betriebsstörungen jeglicher Art geschützt wären, zu Dauerfahrten von mindestens 48 Stunden geeignet seien, bedeutend größere Geschwindigkeiten hätten und endlich einer sicheren Navigation sich erfreuen könnten. In sachwissenschaftlichen Kreisen und im großen Publikum bestand zweifellos bisher die Meinung, daß die Unternehmung bald zu erwarten sei, wenn nicht 1912, so doch spätestens 1913. Da muß ich denn doch sagen, daß wirj noch lange nicht so weit sind, um die Luftschiffe gegen Stürme betriebssicher machen zu können. Sollte Herr Her­gesell nur an einer Reihe von Beispielen beweisen, daß das möglich ist, so werde ich mich gern für besiegt erklären. Solange das aber noch nicht zu beweisen ist, halte ich meine Zweifel und die daraus heroorgehende Warnung, sich nicht unbesonnen in Gefahren zu begeben, aufrecht.

Das Unternehmen ist ein nationales, da es sich um ein Zeppelin-Schiff handelt. Daß das Ausland förmlich auf die Freude wartet, daß die Unternehmung einen Miß­erfolg erleide, weiß jeder Kenner der Verhältnisse. Die­jenigen also, die es wagen sollten, mit ungenügenden Ver­kehrsmitteln das Unternehmen einem derartigen Risiko aus­zusetzen, würden die deutsche Wissenschaft und den deutschen Namen schädigen und eine Verantwortung auf sich laden, die nicht hoch genug veranschlagt werden kann. Es steht mehr auf dem Spiel als der wissenschaftliche Name und die Pläne des Herrn Geheimrats Hergesell.

Anm. d. R. Dem allem mag sein wie ihm wolle wir aber vertrauen zu dem Werke unseres genialen Lands­mannes, daß es auch in dieser großen Sache die Palme des Erfolgs an seine Fahne heften werde.

Ausland.

Rotterdam, 4. Nov. Die Holland-Amerika-Linie beabsichtigt, mit ihren Frachtdampsern eine regelmäßige Dampseroerbindung von Rotterdam nach der Westküste von Nord- und Südamerika einzurichten und zwar nach Eröff­nung des Panamakanals durch den Kanal. In Vorbe­reitung befindet sich weiter ein regelmäßiger 14tägiger Dampferverkehr von Rotterdam nach Boston und zwar durch eine in Bildung begriffene neue Dampfer-Gesellschaft, woran auch eine bekannte Rotterdamsche Firma beteiligt ist.

Petersburg, 4. Noo. Aus dem Hungergebiet der Tartaren-Gegend treffen beunruhigende Nachrichten ein. Ganze Tartarendörfer des Gouvernements Orenburg scheinen dem Hungerlode geweiht zu sein. Die armen Leute liegen mit aufgetriebenen Körpern in ihren Hütten und erwarten voller Ergebung den Tod, nachdem sie die letzten Pferde aufgegessen haben. Alle Kinder in solchen Dörfern sind be­reits dem Typhus erlegen.

Saloniki, 2. Nov. Sollos, einer der Bandüen, die den Ingenieur Richter gefangen genommen hatten, wurde im mazedonischen Bergrevier selbst von Räubern abgefangen, die ihm seine ganze Habe abnahmen, darunter auch das Richtersche Lösegeld, das er stets bei sich führte.