Großen Eindruck machte ein Bild, das der Redner zeigte. Es war Zahltag. Zn der schwieligen Hand trägt der Mann das Geld. Er will heim zu Weib und Kind, sie erwarten ihn und das Geld so sehnlich. Da kommen drei, vier. Schon heim? Ach was, komm mit, ein Gläschen! Der eine lachte. Er geht mit. Aus einem werden zwei, drei, es wird immer lustiger und feuchter. Weib, Kind, sie sind vergessen. Aber sie harren zu Hause und als er nicht kommt, ziehen sie aus, ihn zu suchen. Und sie finden ihn, im Straßengraben. Schreckliches Erkennen armes Weib! Ich kannte ein junges Mädchen aus dem Gebirge, sie war in einem Dienst in der Stadt. Ihre Augen waren voll Sonne, ihre Backen rund und ihr Anzug sauber. Ihre Herrschaft und ihre Pflegekinder hingen sehr an ihr. Die Frau war daher auch sehr dagegen, als das Mädchen einen wohl fleißigen, aber roh aussehenden Fabrikarbeiter heiraten wollte. Aber sie liebten sich und heirateten. Ein, zwei Jahre ging es ordentlich, aber dann kam es. Der Mann trank, elende Kinder kamen zur Welt, der Mann verlor die Stellung und das Weib arbeitete wie ein Pferd. Schließlich kam der Mann im Schmutz um und als ich das Weib im Krankenhaus besuchte, da konnte ich nirgends mehr das Mädel aus dem Gebirge finden. Sie starb bald, auch ihr kleines, blödsinniges Kind, zwei andere kamen ins Waisen­haus. Der Redner hatte einem Arbeiter, der als ihm das Wasser am Halse saß, dem Blauen Kreuze beitrat, zu einer Stellung verholfen. Er wurde einer der tüchtigsten Arbeiter und dankt heute noch in warmen Worten dem Manne, der ihm und seinem Weibe aufgeholfen habe. Seine Kinder sind sauber gekleidet und seine Stube zeigt Gemütlichkeit. Man wird mir von mancher Seite entgegen halten, daß ein mäßiger Genuß von Alkohol doch sicher unschädlich sei. Ja, hier gibt Prof. Dr. Gmber von München zur Ant­wort: daß im Durchschnitt die Enthaltsamen wesentlich leistungsfähiger, sowohl geistig, als auch körperlich, seien und daß die Abstinenten wesentlich länger lebten, als die Mäßigen. Ferner sagt man, was aus den guten Sachen, wie Trauben, Obst rc. werden soll, wenn niemand mehr trinke. Oh, soweit wird es wohl nie kommen und dem Weinbau schadet ein gewisser Rückgang gar nichts, werden ja jetzt schon Gegenden angebaut, die für Wein untauglich sind. Und wie viel tausende von Menschen bekommen bei den teuer» Preisen keine Traube zu sehen, wie wohl täte es jenen, wenn auch sie nach Herzenslust essen könnten. Und zur Winterszeit ist ja das gedörrte Obst eine herrliche Speise. Man könnte viel, viel mehr davon gebrauchen. Herr Verwalter Bauer dankte für die Veranstaltung und fügte bei, daß auch in Rötenbach der Konsum geistiger Ge­tränke im Abnehmen sei. Im Anschluß an diesen Be­richt sei erwähnt, daß Herr Sekretär Molitor in einiger Zeit wieder hier sprechen wird zum Zweck der Gründung eines Vereins vom Blauen Kreuz; nähere Mitteilung folgt noch.

-1- Altensteig, 29. Okt. Heute wurde hier die Gauversammlung der Gewerbeoereine des nördlichen Schwarzwaldgaus abgehalten. Vertreter hatten gesandt die Gewerbevereine von Calw, Freudenstadt, Haiterbach, Herren­berg, Nagold, Neuenbürg und Pfalzgrafenweiler. Der Vor­stand des hiesigen Vereins, Stadtpsleger Lutz, begrüßte die Versammlung, die gut besucht war und gab einen kurzen Rückblick auf die Tätigkeit in den letzten Jahren. Der Gau besitzt ein Vermögen von 134 Dann hielt Sekretär Bayr-Stuttgart einen Vortrag überder gewerbliche und kaufmännische Mittelstand in der modernen Wirtschafts­politik", hiebei zuerst bemerkend, daß dies Thema in Süd­deutschland für Gewerbeoereine angezeigt sei. weil wir schon seit ca. 50 Jahren Gewerbeoereine haben, während in Nord­deutschland noch größere Gebiete solche nicht aufweisen können. Dann betonte der Vortragende, daß der Stand der mittleren Kaufleute und Gewerbetreibenden in unserer Zeit sehr un­günstig, schlecht sei, hob die Ursachen hervor und gab hier­auf die nötigen Winke, wie abgeholsen werden könne. Der Ruf nach Staatshilfe allein genüge nicht, Gründung von Kredit- und Einkaufsgenossenschaften, Zusammenschluß zum Bekämpfen der Auswüchse im Submissionswesen u. a. wirken besser als Staatshilse. Hauptsache sei aber, wie Schuldirektor Kerschensteiner-München fordere: gute Schulbildung der Her­anwachsenden Jungen, gründliche Fachbildung und staats- bürgerl. Ausbildung der Lehrlinge. Eine längere Debatte knüpfte sich an den Vorschlag der Handwerkskammer Reut­lingen über Einschränkung der Lehrlingshaltung. Er wurde rundweg abgelehnt; denn Auswüchse wie in T., wo ein Bäcker­meister mehrere Lehrlinge halte, an sie dann morgens die Backwaren verkaufe u. diese vom Berhausieren ihren Verdienst hätten, seien doch sehr vereinzelt. Eher sollten die Meister in kleineren Plätzen noch mehr Lehrlinge halten dürfen, weil sie keine Gesellen bekommen können, da die Lehrlinge meist nach Beendigung der Lehrzeit in die größeren Städte abwan­dern. Als Gauvorort für die nächsten zwei Jahre wurde Nagold gewählt, da Wildbad gar nicht ver­treten war, Haiterbach wegen ungünstiger Lage darauf verzichtete und Pfalzgrafenweiler als jüngster Verein den länger bestehenden Vereinen die Ehre überließ. Auswüchse wegen Wirtshausbesuchs der gewerbeschulpflichtigen Jugend, die ein Handwerksmeister oorbrachte wurden von einem Lehrer dahin beantwortet, daß der Wirt strafbar ist, wenn er an schulpflichtige Lehrlinge im Ort Getränke verabreicht und daß die Polizei, die ja in kleineren Orten die jungen Leute kenne, einschreiten sollte. Aber auch die Meister müssen da helfend eingreifen. Zum Schluß er­mahnte der Vorsitzende noch, bei den kommenden Wahlen in den Reichstag die Interessen der Gewerbetreibenden zu wahren.

r Calw, 29. Okt. (Bon der Kuh getötet.

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lich bejahrte Küfer Si;t, als er seine Kuh einspannen wollte, von dem bösen Tier zu Boden geworfen. Die Kuh richtete ihn so zu, daß er im Krankenhaus seinen Verletzungen er­lag. _

p Stuttgart, 28. Oktbr. Zur Unterstützung der Kandidatur Mülberger.im 1. Württ. Reichstagswahl- kreis durch die Bolkspartei stellt heute der Beobachter gegenüber einer Notiz der Schwäbischen Tagwacht fest: Es ist uns nicht ein organisierter Bolksparteiler bekannt, der.der Parole:Eintreten für den deutschparteilichen Kandidaten" die Gefolgschaft verweigern wollte. Es ist daher lächerlich, von angeblichen Widerständen zu sprechen. Wiederholte Sitzungen fanden keine statt. Ordnungsgemäß mußte sich der Ausschuß und die Plenarversammlung zu dem bekannten Wahlabkommen äußern. Hiezu war jedes­mal nur eine Sitzung nötig, die vollständige Einmütigkeit ergab. Die sozialdemokratische Hoffnung, auf Meinungs­verschiedenheiten in dieser Frage ist daher keineswegs be­rechtigt. Die oolksparteilichen Wähler stehen einmütig hinter dem getroffenen Abkommen.

p Stuttgart, 28. Okt. Zur Reichstagswahl im 14. Württ. Wahlkreis verlautet, daß die Bolkspartei der Na­tionalliberalen Partei als gemeinschaftlichen Kandidaten den praktischen Arzt vr. msä. Vogelfang in Söflingen prä­sentiere. Die Nationalliberale Partei hat zu diesem Vor­schlag noch nicht Stellung genommen.

x Stuttgart, 28. Okt. Die Gemeindekollegien haben in nichtöffentlicher Sitzung auf den Bortrag des Stadtvor- stands, Oberbürgermeister Lautenschlager, einstimmig beschlossen, für den Fall, daß das Gordon-Bennet-Fliegen im Oktober 1912 in Stuttgart abgehalten wird, dieses Unter­nehmen dadurch zu unterstützen, daß eine Gasleitung oon der Gasfabrik nach dem Ballonfüllplatz auf dem Cannstatter Wasen aus Kosten der Stadt ausgeführt und das zur Füll­ung der Ballons erforderliche Gas unentgeltlich abgegeben wird. Die Gesamtkosten sind auf 2024000 ^ veranschlagt.

r Stuttgart, 27. Okt. (Spiel der K. W. Hof- theater.) Sonntag 29./10. (S. 2) Turnus I I. Klaffe Die Medaille (3). Tiefland (7). Montag 30./10 (41) Das Kind (77), Dienstag 31./10. (81) Der fidele Bauer (7^), Mittwoch 1./11. (6 1) Lohengrin (7.) Donnerstag 2./11. (8 2) Herodes und Marianne (7), Freitag 3./11. (^ 2) Die Entführung aus dem Serail (7Vs), Samstag 4./11. (0 2) Das Kind (o 7 ^/ 2 ). Sonntag 5./11. Turnus III. I. Klasse die Medaille (3), Euryanten (7), Montag 6./11. (H. 3) Herodes und Marianne. (7), K. Wilhelmstheater Sonntag 29./10. Charleys Tante (7), Freitag 3./11. Turnus III I. Klasse Die Medaille (8), Sonntag 5./11. Glaube und Heimat.

x Stuttgart, 28. Okt. Eine sehr beachtenswerte Warnung an die Biehbesitzer gibt Oberamts- tierarzt Kienzle in Marbach imPostillon". Unter Hinweis darauf, daß ein großer Prozentsatz von Noischlachtungen und Todesfällen unter dem Rindvieh durch sogen. Fremd­körper (Nägel, Nadeln, Drahtstücke aller Art), die mit dem Futter ausgenommen werden und die Magenwände durch­bohren, verursacht werden, wird darauf aufmerksam gemacht, daß erfahrungsgemäß derartige Viehverluste sich in bedenk­licher Weise häufen im Anschluß an Installationen elektrischer Anlagen in bäuerlichen Betrieben; durch Unvorsichtigkeit der betreffenden Installateure fallen abgeschnittene Kupserdrahtstücke zu Boden und können so direkt oder indirekt ins Futter gelangen, wo sie eine ständige Gefahr für das Vieh abgeben. So wurden seinerzeit in Marbach im Anschluß an die elektr. Einrichtungen mehrere Notschlachtungen oon Kühen durch Kupserdrahtstücke ver­ursacht; bei einer dieser Kühe wurden nicht weniger als 7 Drahtslücke im Magen vorgefunden. Bor wenigen Tagen erlag in Steinheim eine wertvolle Kuh einem 7 Centimeter langen Kupferdrahtstück, das allem Anschein nach mit Rüben­blättern ausgenommen worden war; an dem betreffenden Acker war vor kurzer Zeit ein elektrischer Mast aufgestellt worden. Es ist daher jedem Biehbesitzer bei Einrichtung elektr. Anlagen zu empfehlen, die betreffenden Installateure auf peinlichste Vorsicht in dieser Hinsicht aufmerksam zu machen.

r Zu der Steuerdefraudation. Der praktische Arzt Dr. med. Salomo Mar;, von dem unlängst auf Grund eines Ausschreibens im Staatsanzeiger mitgeteilt wurde, daß auf seine noch in Deutschland befindlichen Vermögenswerte Beschlag gelegt sei, weil er sich einer Steuerdefraudation schuldig gemacht und seinen Wohnsitz jetztangeblich" nach Zürich verlegt habe, veröffentlicht im Inseratenteil der Tages­blätter eine Erklärung, worin er gegen die Veröffentlichung der Staatsanwaltschaft alsganz ungerechtfertigt" protestiert. Er behalte sich eine ausführliche Mitteilung vor, wenn er nach Stuttgart zurückgekehrt sei. Auch befinde er sich nicht angeblich in Zürich, sondern sei polizeilich angemeldet, weil er sich dort habe niederlassen wollen, jetzt betrachte er es als Ehrensache", nach Stuttgart zurückzukehren.

x Stuttgart, 27. Okt. In einem Straßenbriefkasten scheinen oft merkwürdige Funde gemacht zu werden. Erst kürzlich war in einem solchen ein wertvoller Brillant- ring gefunden worden. Neuerdings ist in einem hiesigen Straßenbriefkasten in einem Brief ohne Aufschrift ein grö­ßerer Wertbetrag oorgefunden worden. Der unbekannte Absender wird von der Generaldirektion aufgesordert, sich innerhalb 4 Wochen zu melden.

Stuttgart, 27. Okt. Nach demStaatsanzeiger" ist in Aussicht genommen, die Geschäfte der nach Artikel 5 des Lotterievertrags mit Preußen, Bayern und Baden zu errichtenden Landesbehörden für die staatliche Klaffenlotterie aus die Staatskassenverwaltung zu übertragen. Dieser Lan- ^desbehörde wird nach der Ratifikation des Lotterieoertrags

als erste Aufgabe die Anstellung der wücttembergischen Lotteric­einnehmer zukommen.

r Tübingen, 28. Okt. (Stäatsbeitrag. Sängerfest.) Der Staat hat an die Stadtgemeinde zu ihren großen Aus­lagen für die Ammerkorrektion und für die Entwässerung des Ammertales einen weiteren Beitrag von 25000 Mark verwilligt. Für die Bewerbung um das nächstjährige Sängerfest des Schwäb. Sängerbundes sind die Besprech­ungen auf dem Rathaus bereits in allem Ernst gepflogen worden. Da die Quartiersrage besonders wichtig ist, wurde eine Enquete veranstaltet, die ergab, daß in 1910 Haus­haltungen 4000 Betten zur Verfügung stehen und daß ferner 1600 Haushaltungen noch in Betracht gezogen werden können, die für weitere 1500 Gäste ausreichen würden. Kämen noch Massenquarliere dazu, so wären außerdem gut 3000 Personen auch noch unterzubringen, ganz abgesehen von 500 Einzelquartieren in Lustnau und Derendingen. Insgesamt stünden also 9000 Quartiere zur Verfügung. Schwieriger ist das finanzielle Risiko (6070000 ^) die durch Garantiezeichnungen gesichert werden müssen. In Konkurrenz mit Tübingen stehen noch Ulm und Eßlingen. Uebrigens sind bereits 27 000 ^ Garantiezeichnungen er-, folgt.

Spaichingen, 28. Okt. Gestern abend 6 Uhr kam das Lastautomobil des Brauereibesitzers zum Schlüssel Karl Schmid auf der Straße hierher ins Rutschen und stürzte aus ziemlicher Höhe «die Böschung hinunter. Der Chauffeur und ein mitfahrender Metzgermeisler von hier wurden schwer, ersterer lebensgefährlich verletzt. Der Metzger konnte sich noch in, die nahe Mühle schleppen, während der Chauffeur bewußtlos liegen blieb.

r Nürtingen, 28. Okt. (Abschiedsfeier.) Die Seminaristen haben ihrem seitherigen Oberlehrer Mangler, der als Bezirksschulinspektor nach Reutlingen kommt, einen Fackelzug veranstaltet. Daran schloß sich im Saal der Sonne eine Abschiedsfeier, bei der in allen Reden die Wertschätzung des Scheidenden bekundet wurde.

p Marbach a. N., 26. Okt. Ein wertvolles hand­schriftliches Stück, ein Stammbuch mit mehreren Einträgen Schillers, das aus dem Nachlaß des Apothekers Herwig in Philadelphia stammt, ist für das Schillermuseum erwor­ben worden. Außer Schiller sind eine ganze Reihe von Persönlichkeiten, die in der Geschichte und im geistigen Le­ben Württembergs eine Rolle gespielt haben, in dem Buch vertreten. Eine weitere wertvolle Zuwendung verdankt das Schillermuseum Dr. Landauer in London, der in einer Ver­steigerung das Manuskript oon Uhlands AbhandlungDer Rosengarten von Worms" erwarb, und es durch Stiftung in das Schillermuseum, das bekanntlich den literarischen Nachlaß Uhlands und zahlreiche persönliche Erinnerungen an den Dichter bewahrt, gab.

r Ulm, 27. Okt. (Aus der Finanzwelt.) Aus­sehen erregen hier die finanziellen Schwierigkeiten des Bank­direktor Sali Thalmessinger. des Vorstands der Ulmer Filiale der württ. Bereinsbank. Die Vereinsbank selbst gibt über den Fall folgendes bekannt: Die finanziellen Schwierig­keiten des vor kurzem schwer erkrankten Direktors, unserer Filiale in Ulm, Hr. Sali Thalmessinger, sind aus Privat­verbindlichkeiten zurückzusühren, die uns nicht betreffen. Für uns selbst kann bei der Abwicklung ein Verlust oon etwa 90000 ^ entstehen auf Ansprüche, die zum Teil aus einer anläßlich der Uebernahme des Geschäfts der Bankkomman- dite Ulm Thalmessinger u. Co. durch die Württ. Bereins­bank von Hr. Thalmessinger für nur bedingt übernommene Werte eingegangenen Garantie herrühren. Wahrscheinlich ist unser Verlust bedeutend geringer, möglicherweise wird ein Ausfall für uns überhaupt nicht eintreten.

r Bon der Jagst, 27. Okt. (Der schnarchende Liebhaber.) Die Liede ist erfinderisch und ausdauemd. Dies zeigt folgendes Vorkommnis, das sich kürzlich in einem Grenzstädtchen des Iagsttales zugetragen hat. Das Stück spielt in einem Geschäftshaus. Als der Hausherr des Abends nach eingetretener Dunkelheit in seiner Wohnstube sich über Einnahmen und Ausgaben Rechnung ablegte, drang ein merkwürdiges Geräusch an sein Ohr. Es waren Töne, d'e keinem Saiten- und keinem Blechinstrument entlockt schienen. Sie folgten einander so regelmäßig und so stark schnurrend, daß dahinter etwas Außergewöhnliches stecken mußte. Der Hausherr konnte sich darum nicht mit der Tröstung seines befragten Dienstmädchens beruhigen, die meinte, es sei wohl die Katze, die so kräftigschnurre". Die Töne kamen von des Dienstmädchens Zimmer her. Beim Betreten dieses Zimmers nahm die überzeugende Kraft der langgczogenen Töne den Hausherrn ganz in Anspruch. Und da er oben­hin nichts Verdächtiges merkte, schaute er einmaluntenhin". Und siehe da: Unter des Dienstmädchens Bett lag ausge­streckt in Morpheus Armen schnarchend eine kräftige Iüng- lingsgestalt, des Augenblickes harrend, wo sie ausgeruht und mit ungeschwächter Kraft sich in Amors Arm legen durste. Der beherzte Hausherr sprang zum benachbarten Gendarmen. Bis er aber mit diesem zurückkam war der schnurrende Liebhaber verschwunden. Am andern Tag machte dieser dem Hausherrn so energischen Gegenoorhalt ob der Störung in seinem Liebesleben, daß der Hausherr oon einer Straf­anzeige Abstand nahm.

GerichtSsaal.

r Oberndorf, 28. Okt. (Milchpanscher und kein Ende). Vom Schöffengericht wurde heute die Mesnersehefrau Link von Hochmössingen, die wegen des gleichen Deliktes bereits vorbestraft ist, wegen Milchfälfchung zu 50 ^ Geldstrafe oder 10 Tage Haft, Kostentragung und Urteilspubltkation im Amtsblatt verurteilt. Sie hatte der von ihr verkauften Milch über 20°/o Wasser beigemischt.