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Übung d/r Melodien gerade so rasch möglich sei. Die Ein- s chrung der Beutter'schen Notenschrift im neuen Singheft und im neuen Gesangbuch wurde mit großer Stimmenmehr­heit abgelehnt. Bei den Memorierliedern wurden die im Gesangbuchentwurf vorgenommenen Aenderungen in der Hauptsache gutgeheißen. Das LiedGott ist getreu" soll aber nicht wie im Entwurf, sondern nach dem Original ausgenommen werden. Wegen des Leichengesangs ging die Ansicht dahin, daß schon aus Gesundheitsrücksichten für Schüler und Lehrer eine Abschaffung angezeigt wäre; dazu komme noch, daß der Zeitaufwand in nicht wenigen, nament­lich in parzellierten Gemeinden und in Filialen nicht so un­bedeutend sei; auch komme nicht behauptet werden, daß mit Schülern sich immer ein feierlicher Leichengesang einüben lasse. Erhebungen, die vom Kgl. Oberschulrat angestellt wurden, weil Klagen über schlechten Einband der Lesebücher einliefen, ergaben, daß es sich da um Bücher handelt, die vom Verlag ungebunden bezogen, also von den Buchbindern selbst eingebunden wurden. Wenig erbaut waren die Lehrer von der Mitteilung, daß sie von jedem Nebenverdienst, auch wenn er mit dem Schulamt in engem Zusammenhang stehe, Sporteln zu entrichten hätten. Das gemeinschaftliche Essen war imgrünen Baum"._

Freudenstadt, 26. Vkt. Der in Untertürkheim ums Leben gekommene Bahnarbeiter Fink deiner ist von Buhl- bach gebürtig. Er war erst seit 14 Tagen im Eisenbahn­dienst tätig.

r Christophstal bei Freudenstadl, 26. OKI. (Schwerer Junge.) Der 21jährige Eisendreher Fr/Gaffer, der schon früher wegen schweren Diebstahls und anderer Verbrechen wiederholt zu längeren Freiheitsstrafen verurteilt worden ist, hat auch jetzt wieder von der Tübinger Strafkammer eine Gefängnisstrafe von drei Jahren und zwei Monaten er­halten. Man fand bei ihm ein Buch, in dem alle Städte rtzrd Museen, in denen lohnende Einbrüche verübt werden können, genau verzeichnet waren. Auch mit Mädchen­händlern scheint er in Verbindung zu stehen. Seiner Bitte um Abänderung der Gefängnisstrafe in Zuchthausstrafe, da­mit er vom Militär frei werde, wurde nicht entsprochen.

Stuttgart, 26. OKI. (Vom Rathaus). Im Ge­meinderat wurden heute erstmals Baupläne mit Lichtbilder oorgefllhrt. Hiedurch soll von jetzt ab die Oeffentlichkeit der Verhandlungen in Bausachen völlig gewährleistet werden.

Stuttgart, 25. Okt. Der Versuch der Stadtver­waltung der minderbemittelten Bevölkerung zu möglichst billigen Kartoffeln zu verhelfen, hat in weiten Kreisen eine günstige Aufnahme gefunden. Es sind rund 9500 Ztr. bestellt worden, was einem Quantum von 48 Eisenbahn­wagen entspricht. Diese von der Stadt vermittelten Kar­toffeln sollen zu 3.50 ^ bis 3.70 ^ pro Zentner abge­geben werden.

x Der Verband wurttembergischer Handwer­kergenossenschaften e. B. hielt am Mittwoch unter dem Vorsitz von Metzgerobermeister Häußermann im Stadt­garten seinen Derbandstag ab, dem als Vertreter der K. Zentralstelle für Gewerbe und Handel Regierungsrat Abele, als Vertreter des Verbandes württembergischer Kreditge­nossenschaften Stadtrat Bihler-Ulm und als Vertreter der württembergischen Gewerbeoereine Malermeister Schindler- Göppingen, Mitglied der ersten Kammer, sowie Vertreter der württembergischen Handwerkskammern beiwohnten. Fn seinen Begrüßungsworten gab der Vorsitzende, Obermeister Häußermann, einen Rückblick über das abgelaufene Jahr. Man könne nicht sagen, daß dieses Jahr schlecht gewesen sei, weder für die Handwerkergenossenschaften im besonderen, noch für das Handwerk im allgemeinen. Bei den Hand­werkergenossenschaften sei es wieder einen Schritt vorwärts gegangen und wenn nicht mehr erreicht worden sei, so liege das vielfach an den Handwerkern selbst. Es bedürfe der Anspann­ung aller Kräfte, um gegenüber dem Großkapital konkurrenz­fähig zu bleiben. Berbandsrevisor Schumacher erstattete sodann den Revisionsbericht, wobei er den Stand des gewerblichen Genossenschaftswesens in Württemberg darlegte. Auch im abgelaufenen Fahr sei ein erfreulicher Fortschritt zu konsta­tieren, der in einer mehr gleichmäßigen als sprunghaften, aber gesunden Weiterentwicklung des gewerblichen Genossen­schaftswesens in die Erscheinung trete. Heute gehören dem Verband 67 Genossenschaften in Württemberg mit 2749 Mitgliedern an, darunter 39 Einkaufsgenossenschaften, 23 Werkgenossenschaften und 5 VerkaufsgenosseNschasten. Der Redner bezeichnte es als wünschenswert, daß bei den Werk­genossenschaften auch eine technische Revision ausgeübt werde. Die K. Zentralstelle für Gewerbe und Handel wolle in näch­ster Zeit durch die technische Beratungsstelle die Maschinen­anlagen einer praktischen technischen Prüfung unterziehen lassen, ohne daß dadurch den Werkgenossenschaften besondere Kosten entstehen. Im Anschluß an den Revisionsbericht gab Revisor Schumacher den Kassenbericht, der einen Stand von 3 264 ^ ausweist. Die Kasse wurde von Verwalter Häu- ßermann-Stuttgart und Kassier Eberhard-Calw geprüft und nach dem Bericht des elfteren in Ordnung befunden. Nach­dem noch der Haushaltplan für 1912 von der Versamm­lung genehmigt worden war, erfolgte noch eine lebhafte Aus­sprache über verschiedene Fragen aus dem gewerblichen Ge­nossenschaftsleben.

r Stuttgart, 26. Okt. (Bortrag Professor Eucken.) Die Württembergische Comenius-Zweiggesellschaft hatte aus Dienstag abend Geh. Hofrat Prof. Dr. Eucken, die Zierde der philosophischen Fakultät der Thüringer Landesuniversität Jena, zu einem Vortrag im Konzertsaal der Liederhalle ein­geladen. Der berühmte Hochschullehrer sprach überDie weltgeschichtliche Bedeutung des deutschen Geistes". Er führte dabei etwa folgendes aus: Die Deutschen schienen

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mache sich ein Zwiespalt geltend. Frau von Statt! bezeich­nte einst Deutschland als die Heimat des Denkens, die Deutschen als ein Volk der Metaphysik. Aus dem Wesen der Deutschen spreche in erster Linie Kraft. Neben krieger­ischer Tüch igkeit stehe bürgerliche Trefflichkeit. Beispiel dafür sind die Hansa und der deutsche Orden. Der Deutsche sät Kultur und kolonisiert Schritt für Schritt, seine Leistungs­fähigkeit ist außerordentlich. Der Deutsche ist aber nicht bloß Arbeiter, sondern auch Erfinder. Die Buchdruckerei, die Entwicklung des Geschützwesens, der Spinnerei und die Uhr sind deutschen Geistes, so sind die Deutschen das Volk der Erfinder, das technisch begabte Volk. Daß wir den Schwer­punkt in das Innere des Menschen verlegt haben, ist das Werk der Reformation. Was der deutsche Geist für die Religion gewirkt hat, was Luther's Tätigkeit so hohe Schwingen verlieh, war die Sorge um die Seele und diese reine Innerlichkeit ist echt deutsch. Es gibt keinen bedeuten­den Philosophen bei uns, der nicht in ein Verhältnis zur Religion getreten ist. Eucken kam dann auch auf die Litte- ratur zu sprechen. Bor Allem aber legte der Deutsche seine Seele hinein in die Arbeit, so auch der Sozialismus. Am klarsten ersichtlich erscheint das deutsche Wesen in der Er­ziehung. ' Der Deutsche baut von Innen, aber dressiert nicht, er bildet und das ist der Grundzug des deutschen Wesens. Die Arbeit ist dem Deutschen nur deswegen ein so heiliges Wort, weil sie der Ausdruck seines inneren Wesens ist, gleichsam Selbstzweck. Das Schaffen nach außen und das Wirken im Innern muß in Wechselbeziehung gebracht wer­den, Weltweite und Seelentiefe. Wir werden die Schöpfer neuer Welten und haben in der Zukunft die Aufgabe, das Idealbild eines harmonischen Menschen zu verwirklichen, da wir die Seelenlosigkeit einer bloßen Arbeitskultur wohl empfinden. Die zahlreiche Zuhörerschaft dankte dem geist­vollen Redner durch einmütigen Beifall.

Stuttgart, 24. Okt. Der König hat die Errichtung einer Baubehörde mit der AmtsbezeichnungK. Eisen­bahnbauamt für das Generaldirektionsgebäude in Stuttgart" verfügt. Das neue Amt hat seine Tätigkeit am 14. d. M. ausgenommen. Mit den Verrichtungen des Vorstandes ist der Oberingenieur Baurat Mayer bei der Generaldirektion der Staatseisenbahnen beauftragt worden.

r Stuttgart, 26. Okt. Zu der Meldung, daß die sozialdemokratische Partei des 10. Reichstagswahlkreises die Kandidatur des Revisionisten Dr. Lindemann durch eine Kandidatur des Gewerkschaftsbeamten Hoschka zu ersetzen beabsichtige, bemerkt dieSchw. Tagw.", daß ihr von einem solchen Wechsel nichts bekannt sei. Daß Dr. Lindemann gegenwärtig im 10. Wahlkreis nicht agitatorisch tätig sein könne, habe seinen Grund darin, daß er seit längerer Zeit krank ist und außerhalb Württembergs weilt. Daß Hoschka an der Agitationsarbeit teilnehme, habe seinen Grund darin, daß er an Stelle des verstorbenen Genossen Wagner als Landtagskandidat für das Oberamt Schorndorf aufgestellt worden sei.

K Schwurgericht Tübingen. Tagesordnung für die Sitzungen des 4. Quartals/ Montag 30. Okt., vorm. 9 Uhr: Strafsache gegen Karl Fischer, Fabrikarbeiter von Neckartailfingen, wegen versuchter Notzucht; Dienstag, 31. Okt.: vorm. 9 Uhr: Strafsache gegen Karl Guhl, Tag­löhner von Pfullingen, wegen versuchter Brandstiftung; Dienstag, 31. OKI., oorm. 11 Uhr: Strafsache gegen Karl Kemmler, Taglöhner von Pfullingen, wegen Brandstiftung; Mittwoch, 1. Noo., vorm. 9 Uhr: Strafsache gegen Johann Girrbach. Schuhmacher von Hirsau, wegen Notzucht; Don­nerstag, 2. Nov., vorm. 9 Uhr und die folgenden Tage: Strafsache gegen Johannes Hörmann, Bauer von Oeschel- bronn, wegen Mords. Montag, 6. Noo., vorm. 9 Uhr: Strafsache gegen Bemhard Eißler, Dienstknecht von Tal­heim, wegen Totschlags: Dienstag, 7. Nov., vorm. 9 Uhr: Strafsache gegen Martin Schlegel, Pflästerer von Beuren, wegen Meineids: Mittwoch. 8. Noo., vorm. 9 Uhr: Straf­sache gegen Ernst Fischer, Elektromonteur von Reutlingen, wegen versuchten Totschlags; Donnerstag, 9. Nov., vorm. 9 Uhr: Strafsache gegen Friedrich Schempp und Joseph Hafen, vormalige Eisenbahnanwärter in Reutlingen, wegen Amtsoerbrechen; Freitag, 10. Nov., vorm. 9 Uhr: Straf­sache gegen Eugen Hildinger, Goldschmied von Brötzingen, wegen versuchten Mords; Samstag, 11. Noo., vormittags 9 Uhr: Strafsache gegen Karl Müller, Handlungsreisenden von Häslach OA. Tübingen, wegen Sittlichkeitsoerbrechen. Nachtrag Vorbehalten.

^ r Tübingen, 26. Okt. (Ein Prinz als Studenjt.) Der älteste Sohn des Herzogs Albrecht, Herzog Philipp Albrecht, ist heute zur Aufnahme seiner Studien hier sin- getroffen. Er wird Vorlesungen über Rechts- und Staats­wissenschaften hören.

r Wannweil, OA. Reutlingen, 26. OKI. (Wer den Schaden hat . . . .) Dieser Tage erhielten mehrere hiesige Bürger ein bestelltes Quantum Spanierwein samt den Trauben zum Mostbereiten. Sie verteilten den Saft und Trauben abends, sahen aber /andern Tags mit Schrecken, daß Tausende von sog. Ohrwürmern in den Dauben waren. Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht sorgen.

r Tuttlingen, 26. Okt. (Uederfahren.) Wie ge­meldet, ist am Freitag der Fuhrknecht der Schwarzen Adler­brauerei, Johannes Manger, tot ausgefunden worden. Die Untersuchung hat nun ergeben, daß er an innerer Verblut­ung gestorben ist. die wiederum dadurch heroorgerufen wurde, daß er unter sein Bierfuhrwerk kam und dieses ihm den Brustkorb eingedrückt hatte.

GerichtSsaal.

r Ulm, 26. Okt. Vor dem Schwurgericht hatte sich gestern der 37 Jahre alte Kellner Eugen Hermann aus Laupheim wegen Toischlagsvecsuchs zu verantworten.

Der Beschuldigte Kain mit 16 Jahren nach Italien, wo er Kellnerlehrling wurde. Mit 17 Jahren erschoß er in Genua die Tochter seines Dienstherrn aus Eifersucht und mußse dafür 20 Jahre hinter Gefängnismauern zubringen. Im vergangenen Sommer wurde er aus Italien abgeschobcu und kam nach Laupheim. Die 20jährige Haft hat ihn so mit­genommen, daß er geistig und körperlich in nicht normalem Zustande war. Er hielt es deswegen nicht lange bet seinem Bruder in Laupheim aus, der ihn ausgenommen hatte, son­dern ging nach einem Streit nach Ulm. Hier konnte er nirgends ein Unterkommen finden, was ihn so bedrückte, daß er beschloß, um ins Gefängnis zu kommen eine straf­bare Handlung zu begehen. Er brachte dann dem Bahn- schaffner Ienninger, der des Weges kam, ohne jede Be­merkung einen Stich in die linke Brustseite bei. Ienninger ist jetzt wieder hergestellt. Hermann wurde wegen Tot­schlagsversuchs unter Verweigerung mildernder > Umstände zu 5 Jahren Zuchthaus verurteilt.

^ Berlin, 25. Oktbr. Das Kriegsgericht der Kgl- Kommandantur verurteilte heute den Leutnant Ewald Eggers vom 41. Infanterieregiment zu Tilsit wegen Urkundenfälsch­ung und Betrug in 11 Fällen zu 1 Jahr 6 Monaten Ge­fängnis, wovon 1 Monat auf die Untersuchungshaft ange­rechnet wird und den Leutnant Günter Schund vom selben Regiment wegen Betrugs in 15 Fällen, erschwerter Entfern­ung vom Regiment, wegen Ungehorsams und wegen einer Falschmeldung zu einer Gesamtstrafe von 2 Jahren Gefäng­nis. Bei beiden Angeklagten wurde mit Rücksicht auf die niedrige Gesinnung, die die Angeklagten an den Tag gelegt haben, außerdem auf Entfernung aus dem Heere erkannt. Die Verhandlung fand unter Ausschluß der Oeffentlichkeit statt. Beide Angeklagte erklärten, gegen das Urteil Beruf­ung einlegen zu wollen.

Deutsches Reich.

r Berlin, 26. Oktbr. Der große Militärluftkreuzer M. IV." wird nicht an den demnächst in Köln stattfinden- den Luftschiffmanövern teilnehmen. Er wird heute noch entleert und vollständig demontiert, um später als kleineres Luftschiff vom Typ desM. III." wieder zu erstehen.

r Berlin, 26. Okt. Bei einem Wohnungsbcande im Norden Berlins wurde, wie das Berl. Tagebl. meldet, die Schlosserssrau Sitte, nachdem sie drei ihrer Kinder gerettet hatte, mit ihrem jüngsten Kinde durch die Flammen von der Treppe abgeschnitten und lief zum Fenster, wo sie um Hilfe rief. Ein auf dem Dach beschäftigter Schornstein­feger verständigte sich mit der Frau und nahm das Kind zu sich auf das Dach. Die Mutter eilte nun durch die Flammen auf den Balkon, sprang hinab und wurde auf dem Balkon im 1. Stock an dem sie hängen blieb, unver­letzt geborgen.

r Metz, 26. Oktbr. Für die Nachwahl ist zwischen dem Lothringer Block und dem Zentrum ein festes Abkom­men getroffen worden. Der Block zieht im ersten, das Zentrum im zweiten Wahlkreis seine Kandidatur zurück, dagegen verpflichten sich beide Parteien im ersten Wahlkreis den Zentrumskandidatcn Kintzinger und im zweiten den Blockkandidaten Jung zu unterstützen. Auch für andere Kreise steht der Abschluß derartiger Abkommen bevor.

r Hamburg, 26. Okt. Der.Nordpolsahrer Cook ist von Kopenhagen hier eingetroffen und wird am 1. Nov. einen Vortrag halten.

r Danzig, 26. Okt. Der aus Stettin zugereiste Mon­teur Mielenz stürzte sich mit seiner Geliebten, nachdem beide sich zusammengebunden und mit Steinen beschwert hatten, in dem Badeorte Westerplatte in die See. Der Strick riß und Wielenz schwamm ans Land. Seine Geliebte ertrank. Mielenz wurde verhaftet.

op. Entwicklung des Diakonissenwesens. In

diesem Jahr sind 75 Jahre verflossen, seit das erste Diako­nissenhaus auf deutschem Boden entstand. Als Theodor Fliedner im Jahr 1836 in Kaiserswerth den Grundstein zu dem Werk legte, das seither eine solch gewaltige Aus­dehnung weit über die Grenzen Deutschlands hinaus ge­funden hat, da fand er wenig Verständnis. Eine Dame aus dem Wuppertal wies ihm entrüstet die Tür mit der Bemerkung: er wolle wohl gar in der evangelischen Kirche Nonnenklöster aufrichten? Die ersten Schwestern wollte der Bürgermeister von Kaiserswerth erst gar nicht einschreiben, weil er meinte, das Werk würde ja doch baldigst zerfallen. Von anderer Seite hat es nicht an Spott gefehlt. So wurde Fliedner der Rat gegeben, doch lieber bald, ehe der Bankerott komme, in dassogenannte" Rheinische Missionshaus zu gehen, wo ja doch nur Handwerksburschen und gestrandete Existenzen hingingen. Aber die Diakonissensache eroberte sich allmählich die Herzen. Als Fliedner 1864 starb, zählte man schon 425 Schwestern. Nach Mjährigem Bestehen zählte man 56 Mutterhäuser mit 5000 Schwestern auf 1500 verschiedenen Arbeitsplätzen in allen Erdteilen. Die letzten 25 Jahre waren von ganz besonderer Be deutung sür die Entwicklung der Diakontssensache. Es hat viel, sehr viel Kritik gegeben. Aber das gerade war wohl ein wesentlicher Grund des Fortschrittes; denn die Sache wuchs außerordentlich. Es bestehen heute 84 Mutterhäuser mit mehr als 20000 Schwestern auf nicht weniger als 8582 Arbeitsfeldern.

Ausland.

Wien, 26. Okt. Aufsehen erregen Äußerungen, die König Karl von Rumänien gegenüber einem General bei der Universitätsfeier in Passy getan habe. Darnach sagte der König:Trachten Sie darnach, auch die unter ihrem Kommando stehenden Soldaten auf der Höhe zu halten, so daß diese im kommenden Frühjahr, wo kriegerische Ereig­nisse zu erwarten sind, allen Anforderungen entsprechen."