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Fsnrsyrscher Nr.

86. Jahrgang.

Fenrs-rrchrr Nr. 29.

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Beilagen: PlauderstRöchrn, Illustr. Soontagsdlatt und

Schwöb. Landwirt.

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ArettLK, dm 27. Oktober

Deutscher Reichstag.

>V Berlin, 26. Okt.

Am Bundesratstisch die Staatssekretäre Wermuth und Frhr. v. Schorlemer.

Der Präsident eröffnet die Sitzung um 12 Uhr 15.

Die Besprechung der Interpellationen über die Lebensmittel- und Futte Neue­rung wird fortgesetzt.

Graf Mielzynski (Pole) führt die Teuerung zum großen Teil aus die ungesunde Spekulation zurück, wünscht zeitweilige Aushebung der Einfuhrschetne auf Petroleum und Kaffee und verurteilt die Tätigkeit der Ansiedelungskom­mission als einen schweren Fehler unserer inneren Politik.

Wach hör st de Wente (natl.): Bon Fleischnot und Fleischteuerung kann nicht gesprochen werden. Die Preise für Fleisch und Gemüse sind nicht so hoch, daß sie die arbeitende Bevölkerung nicht zahlen könnte. Einen Abbau der Schutzzölle kann ich nicht empfehlen, auch die Einführ­ung des argentinischen Gefrierfleisches vermag ich nicht zu befürworten. Die Einführung dieses Fleisches und die Oeffmmg der Grenzen würde beim kleinen Landwirt einen Sturm der Entrüstung Hervorrufen. Ich muß es bedauern, daß die für unsere innere Kolonisation notwendige Ostmarken­politik nicht mehr mit derselben Weise geführt werden soll, wie bisher. Wenn der Landwirtschastsmmister in der Ost­markenpolitik nicht einen neuen Kurs aufnehmen und nicht mehr für die innere Politik tun will, dann wird er nicht nur bei meiner Partei, sondern auch beim deutschen Bauern­bund den energischsten Widerstand finden. Wir sind stets für nationale Wirtschaftspolitik eingetreten, wir wollen aber keine Politik, die nur den Interessen der Großgrundbesitzer zugute kommt, sondern wir wollen auch für den deutschen Bauern und Bürgerstand sorgen.

Pachnicke (sreisinn.): Höchst bedauerlich ist ein Er­laß, in dem die Landräte aufgefordert werden. Vorschläge zur Erwiderung auf Angriffe gegen die Regierung zu machen. Sie sollen das Volk ausklären durch die Presse, Flugschriften, Volkskalender usw. (Hört! hört! links.) Es sollen also Gelder aus öffentlichen Mitteln für einseitige Parteipolilik verwandt werden. (Lebh. hört! hört! links; große Unruhe.) Wir wollen nicht den Schutzzoll beseitigen, wollen vielmehr die Schutzzölle so ausgestellt wissen, daß vorteilhafte Handelsverträge erzielt werden. Me jetzt zu beobachtende Preissteigerung im Großgrundbesitz bringt den Verkäufern Hunderttausende, und der Nachfolger kommt nicht auf seine Rechnung. Das ist der Anfang einer neuen Agrarkrise. Wenn die innere Kolonisation vernünftig ge- handhabt würde, dann könnten unsere Bauern auch die letzten paar Prozente der Fleischversorgung des Volkes produzieren. Dagegen ist die Zahl der Fideikommisse ständig im Steigen. Das Vorgehen des Landwirtschaftministsrs gegen die Schlächtermeister steht wenig im Einklang mit der sonstigen Mittelstandssreundlichkeit der Regierung. Was dis Regierung zur Beseitigung und Milderung der Folgen der Dürre getan hat, erkennen wir an, doch sind die Gründe gegen die Einfuhr argentinischen Fleisches und eine zeitweilige Aushebung der Futtermittclzölle nicht stich­haltig. Den mittleren und kleineren Landwirten muß man durch Beseitigung der Furtermittelzölle helfen. In den Land- wirtschastskammcrn werden die kleineren Landwirte fast grundsätzlich ausgeschlossen (lebh. Widerspruch rechts). Zwi­schen dem Großgrundbesitz undIden kleinen Landwirten be­steht ein dauernder Interessengegensatz (Widerspruch rechts, große linluhe). Wir haben eine Mehrheit im Reichstag für die Suspension der Futtermittelzölle und diese sollte von der Regierung eine Milderung der Not verlangen, aber der Reichskanzler will solche Mittel nicht versuchen. Unsere Wirtschaftspolitik und Zukunft wird abhängen von der Zusammensetzung des nächsten Reichstags. Das konservativ klerikale Regiment hat lange genug gedauert (lebh. Wider­spruch rechts und im Zentrum). 3040 Mandate genügen, um den schmarzblauen Block zu zertrümmern. (Lebhafter Beifall links, Unruhe rechts).

Arendt (Rp.) Der Vorredner hat einen wirklichen Vorschlag auf Beseitigung der bestehenden Teurung nicht gemacht (Ruse links: doch!) Er hat nur Maßnahmen zur Verbilligung des Fleisches vorgeschlagen ohne geprüft zu haben, ob eine Teurung überhaupt besteht. Einen so glän­zenden Sieg der schutzzöllnerischen Ideen wie bei dieser Teuerungsdebatte habe ich noch nicht erlebt. Die Natio- nalliberalen sollen bei den Reichstagswahlen mit uns Zusammengehen. Ich hoffe, daß unsere bewährte Wirt­schaftspolitik durch die Wahlen ihre Bestätigung finden wird.

Landwirtschaftsminister Frhr. v.Schorlemer:Ein Rück­gang der Maiseinfuhr ist infolge des Zolles nicht zu ver­zeichnen. Dem Abg. Wachhorst de Wente werde ich im

1811

preußischen Abgeordnetenhause versichern, daß die preußische Ostmarkenpolitik nicht im Abbau begriffen ist. Die Frage der inneren Kolonisation beschäftigt das preußische Land­wirtschaftsministerium sehr eingehend. Es ist dort die Frage erörtert worden, welche Domänen sich für die Ansiedelung besonders eignen und bereits sind einige Domänen der An- siedelungsgesellschast zur Verfügung gestellt worden.

Werner (Refpt.): Die eigentlichen Brotverteurer sind die Börsianer und der Kaffee ist mit deutschem Gelde ver­teuert worden. An der Schutzpolitik darf nicht gerührt werden.

Abg. Lehmann-Jena (Wild): Die Angriffe auf den Bund der Landwirte sind ungerechtfertigt, er ist aus Wahr­heit und Wahrhaftigkeit aufgebaut. (Lachen links). Hohe Lebensmittelpreise sind nicht unter allen Umständen zu be­dauern, sie sind ein Zeichen des Hochstandes der Kultur. (Lärm links). Schuld an den jetzigen Zuständen sind nicht zuletzt die Auswüchse der sozialen Gesetzgebung. Heute Landwirt sein, heißt ein Opfer für das Vaterland bringen. (Lachen links, Bravo rechts).

Korfanty (Pole): Unsere Arbeiterbevölkerung in Oberschlesien ist nicht imstande, eine lohnende Beschäftigung zu finden.

Wenn die Regierung nicht einen gerechteren Ausgleich für Industrie und Bevölkerung in Oberschlesien schaffe, so müsse die Wirtschaftspolitik bekämpft werden.

Herzog (w. Bgg.): Vieh und Getreide stehen nicht übermäßig hoch im Preise. Eine Reform des Bodenrechts ist angesichts der zunehmenden Bevölkerung notwendig.

Kobelt (lib.): Daß der Landwirtschastsminister die Verhältnisse in der Viehzucht nicht richtig beurteilen kann, ist klar. Da muß man mit den Schweinen ausgewachsen sein. (Schallende Heiterkeit). Anstatt daß der Minister etwas Taugliches unternimmt, ruft er die Gemeinden aus, die Gewerbetreibenden auszuschalten. Man sollte der ärmeren Bevölkerung durch argentinisches Fleisch helfen.

Morgen 12 Uhr Weiterberatung und Interpellation betr. Maul- und Klauenseuche. Schluß 7'/^ Uhr.

Tages-Nezügkeiten.

AuS Stadt und Land.

Nagold, 27. Oktober 1SI1.

* Vom Rathaus. Gemeinsame Sitzung der bürger­lichen Kollegien. Uhr Gemeinderat allein. Forst­verwalter Birk trägt den Nutzungs- und Kulturplan für 1912 vor; nach elfterem sollen 1641 Fm. geschlagen, eine Durchforstung von 48 bg, und ein Reinigungshieb vou- 10,3 da vorgenommen werden. Der Kuliurplan sieht 8000 ^ für Kulturkosten vor; diese Steigerung der Kultur­kosten gegenüber den Vorjahren, welche nur 40005000 ^ ausweisen, rührt nach den Erläuterungen des Herrn Forst­verwalters von der Hitze und Dürre des vergangenen Sommers her, welcher 8090 Morgen 18jährige Pflanzen zum Opfer gefallen sind, und wovon ein großer Teil Heuer wieder angepslanzt werden soll; an den Kulturarbeiten soll den ganzen kommenden Winter gearbeitet werden, auch sollen Forchen statt Fichten gepflanzt weiden, weil elftere in steinigen Kalkböden tiefer eindringen und deshalb besser fortkommen; in 20 Jahren etwa würde dann eine Zwischen- pslanzung von Buchen und Fichten Nachfolgen; diese Methode beruhe auf neuen wissenschaftlichen Erfahrungen. 9 Uhr Gemeinderat und Bürgerausschuß. Verlesen wird eine Eingabe der Waldarbeiter wegen Lohnneuregelung und Uebernahme der Lohnrechncrgebiihrm auf die Waidkasse. Nach eingehender Besprechung wird beschlossen, das Gesuch um Erhöhung der Akkord- und Taglöhne abzulehnen, mit Rücksicht darauf, daß schon im Oktober 1910 eine Erhöh­ung vorgenommen wurde und seither eine Verschlechterung bezüglich der Lebensmittelbedürfniffe nicht eingetreten sei; genehmigt wird dagegen die Uebernahme der 2prozentigen Lohnrechnergebühren auf die Waldkasse. Der Voranschlag der Stadtwaldkasse aus 1. Okt. sieht an Ausgaben vor 8000 Kulturkostcn und 9000 ^ Holzhauerlöhne, sowie 600 ^ Waldwegkosten; die Gesamt-Ausgaben sind mit- 30800 eingestellt. Der Voranschlag für die elektrische Beleuchtung im neuen Schulhous wurde von Stadtbaumeister Lang und Elektrizitälswerkbesitzer Wohlbold aufgestellt. Darnach wären für eine vollständige durchgängige Beleuch­tung 109 Lampen mit 2004 ^ 40 ^ Kosten erforderlich; dem Vorschlag des Vorsitzenden gemäß soll zwar durch ent­sprechende Vorrichtungen dafür' gesorgt werden, daß nur solche Beleuchtung, wenn einmal erforderlich, ohne besondere Kosten angefchloffen werden kann, aber für die erste Zeit sollen nur die unumgänglich nötigen 62 Lampen mit einem Kostenaufwand von 1169 ^ eingerichtet werden. Uhr­macher Günther hat eine Turmuhr für dos neue Schulhaus

zum Selbstkostenpreis von 350 ^ angeboten, was Annahme findet. Verlesen > wird ein Erlaß des K. Oberamts in Sachen der Kraftwagen-Verbindung HaiterbachNagold Herrenberg; darnach wird mitgeteilt, daß der Kommission, welche bei der K. Generaldirektion der Posten und Tele­graphen vorsprach, eine Postoergütung von 6000 in Aussicht gestellt wurde; in einer am 12. Sept. d. I. abge­haltenen Versammlung der beteiligten Behörden wurde so­dann, für den Fall, daß der Staat den Betrieb nicht über­nähme, die Gründung einer Genossenschaft mit beschränkter Haftung mit einem Stammkapital von 20000 ^ vorge­sehen. Hiezu hätte die Stadt Nagold einen 15prozentigen Beitrag zu leisten. Es wird noch mitgeteilt, daß die Ren­tabilität mit den gemachten Erfahrungen gesichert erscheine, daß aber der Betrieb vorläufig für die Wintermonate ein­gestellt wurde, bis die Frage der Uebernahme durch den Staat oder die Genossenschastsgrllndung perfekt sind. Durch Einbeziehung der Post bei der Wiedereröffnung und das Halten eigener Chauffeure wird die Sache sich dann noch wesentlich rentabler gestalten. Erledigt werden einige Gehaltsregulierungen. In Betreff der Diäten für die Gemeinderats- und Bürgerausschußmitglieder sowie der Mitglieder des Untergangsgerichts, überhaupt aller Funktio­näre, welche Taggelder und Diäten für Geschäfte außerhalb der Stadt anzusprechen haben wird auf Vorschlag von Stadtpfleger Lenz wie anderwärts so auch hier beschlossen, die seitherige Höhe beizubehalten und nicht die viel höheren Sätze der neuen Gemeindeordnung anzuwenden, nachdem die betr. Mitglieder sich bereitwilligst mit den niedereren Sätzen begnügt haben. Uhr Gemeinderat allein. Mitgeteilt wird, daß für Pferche von Talherde 16 von Bergherde 68 ^ 50 ^ erlöst wurden; verlesen werden die Akkordverträge betr. Vergebung verschiedener Arbeiten am neuen Schulhaus; verlesen werden die Vorschriften wegen Einlegung des Queüschachtes in die Staatsstraße beim M.G.H. Waldeck. Bergeben werden die Terrazzoarbeiten im Schulhaus an die Firma Pflumm u. Kemmler in Tü­bingen zu 2510 welcher Betrag einem Abgebot von 140 /g der Boranschlagssumme entspricht.

* Für die Geschäftswelt. Mit dem Schluß des lausenden Kalenderjahres verjähren die meisten For­derungen aus den Jahren 1907 und 1909. Die Ver­jährung wird durch Schuldanerkenntnis, Teilzahlung, Klage oder Zahlungsbefehl unterbrochen. Ausgabe von Rech­nungen oder bloße Anmahnung unterbricht die Verjährung nicht. , ,, , , _

' -d. Essringen. (Missions-Ausstellung.) Der dieses Frühjahr aus Indien zurückgekehrte Herr Missionar Renz hat aus dem Lande seiner Tätigkeit eine Menge interessante Dinge mitgebracht, die er nun in dankenswerter Weise Jungen und Alten, Schulen und Privaten zur Besichtigung zur Verfügung stellt. Es wird deshalb auf dem hiesigen Rathaus eine Ausstellung veranstaltet, welche kommenden Samstag und Sonntag von 10 Uhr ab, Montag, Diens­tag und Mittwoch von 2 Uhr nachmittags geöffnet ist. An interessanten Sachen werden gezeigt u. a.: indische Früchte in Ton modelliert, Haus- und Tempelgesässe, Götzen, Erzeugnisse indischen Frauenfleißes, wie Stickereien in Teppichen, Kopfbedeckungen, Fächern etc., Einleg arbeiten, Schnitzereien, Modelle von Pumpbrunnen, Gespannen u. a. m. Zu zahlreichem Besuch wird freundlichst eingeladen. Ein­tritt frei. Freiwillige Gaben für die Mission werden dankend entgegengenommen.!

-1- Altensteig, 25. Oktbr. Im Saale desgrünen Baum" wurde heute die Hauptkouserenz unter Vorsitz des Bezirksschulinspektors Schott abgehalten. In der Begrüßung erwähnte der Vorsitzende, daß er vom 1. Noo. an das Bezirksschulamt als Hauptamt zu versehen habe und versicherte, daß er seine ganze Kraft in den Dienst der Schule und ihrer Lehrer stellen werde, daran die Bitte knüpfend, die Lehrer des Bezirks mögen ihm mit Vertrauen entgegenkommen und wenn je einmal Differenzen entstehen sollten, durch gegenseitige Rücksprache solche zu beheben suchen. Oberlehrer Ietter-Nagold sprach im Namen der Lehrer den Dank für die freundlichen Worte aus und ver­sicherte den Vorsitzenden, daß er durch seine seitherige Amtsführung das Vertrauen sämtlicher Lehrer sich erworben habe. Wenn dies während 13jähriger Tätigkeit im Neben­amt gelungen sei, so haben mir die Ueberzeugung, es werde im Hauptamt gerade so bleiben, denn das Vertrauen gehe doch von Person zu Person. Hauptlehrer Bäh ml er hielt dann eine gelungene Lehrprobe im Singen nach Beutter'schem System; aber es wurden die wenigsten Lehrer dadurch für Beutter" gewonnen. Die Ansichten platzten zum Teil scharf aufeinander; doch gaben schließlich auch die Anhänger der neuen Methode zu, daß nach altem Verfahren die Ein-