Sonntag an wieder im Museum der bildenden Künste (Neckarstraße) zu sehen.
r Kinderarbeit. In einer Verfügung der Ministerien des Innern und des Kirchen- und Schulwesens über die Mitwirkung der Schule bei Ausführung des Gesetzes betr. die Kinderarbeit in gewerblichen Betrieben wird folgendes ausgeführt: Die wirksame Durchführung der Vorschriften des Reichsgesetzes, betr. Kinderarbeit in gewerblichen Betrieben, macht eine Mitwirkung der Organe der Volksschule notwendig. Die Klassenlehrer haben daher zu Beginn jedes Schuljahrs durch Umfrage festzustellen, welche ihrer Schüler in gewerblichen Betrieben beschäftigt sind. Diese Schüler sind in eine nach dem angeschlossenen Muster in doppelter Ausfertigung jährlich neu anzulegende Liste einzutragen. Hiebei sind die Schüler aufzufordern, die etwaige neue Ueber- nahme einer solchen Beschäftigung, ihre nachträgliche Aufgabe oder Aenderungen in derselben, die im Lauf des Schuljahrs erfolgen, aus freien Stücken dem Lehrer alsbald anzuzeigen. Zu Beginn des Sommerhalbjahrs, spätestens bis 1. Juni, sind die fertiggestellten Listen je in einer Ausfertigung dem Bezirksschulamt einzusenden, das sie an die Gewerbeinspektion weitergibt. Die Listen früherer Schülerjahrgänge sind von den Klassenlehrem solange aufzubewahren, bis alle darin oerzeichneten Schüler zur Entlassung gekommen sind. In die Listen darf nur den vorgenannten Behörden, sowie den Schulaufsichtsbehörden Einsicht gewährt werden, anderen Dienststellen, insbesondere Polizeibehörden, sowie Privatpersonen ist sie zu versagen. Auch dürfen Strafanzeigen auf die in den Listen enthaltenen Feststellungen nicht gegründet werden, ebenso haben es die Gewerbeaufsichtsbeamten zu unterlassen gegenüber den Angaben, die ihnen anläßlich der Anstellung ihrer Erhebungen von den gesetzlichen Vertretern und den Arbeitgebern der Kinder oder von anderen beteiligten Personen gemacht werden, sich auf die von den Schulen geführten Listen zu berufen.
Stuttgart, 14. Okt. Ein Stuttgarter Automobil überfuhr gestern mittag in Degerloch ein aus einem Hohlweg kommendes 9 Jahre altes Kind, das auf der Stelle tot liegen blieb.
Tübingen, 14. Okt. Nachdem schon seit einigen Wochen verschiedene Probefahrten auf der Eisenbahnstrecke Reutlingen—Rottenburg ausgesührt wurden, hat vorgestern die feierliche Eröffnung stattgefunden und der regelmäßige Betrieb wird am 15. d. M. beginnen.
r Lauterbach OA. Oberndorf. 14. OKI. (Tätlicher Unfall). Gestern abend half der in den dreißiger Jahren stehende ledige Küfer und Fabrikarbeiter Wendelin Haas seinem Nachbarn beim Brunnengraben, als sich plötzlich ein größeres Stück Erdreich löste und ihn begrub. Trotz rasch herbeigeeilter Hilfe gelang es nicht mehr, ihn lebend herauszugraben. Er war bereits erstickt.
r Schwenningen, 15. Okt. (Lohnbewegung.) Die hiesigen organisierten Schuhsabrikarbeiter, ca. 140 Personen, haben mit 106 Stimmen beschlossen, in den Streik edizutreten, da die Fabrikanten von den geforderten 15°/„ Lohnerhöhung für die Zeitlohnarbeiter nur 4°/g bewilligen wollen.
r Erlenbach, 14. Okt. (Keile.) Eine recht angenehme Erinnerung nahmen die hiesigen Rekruten mit auf den Weg zum Militärdienst. Kamen da am Mittwoch nacht ca. 10 solcher Marsjünger, natürlich angeheitert, wie es eben leider auf dem Lande noch am letzten Tage in Zivil Mode ist, in die hiesige Kelter, um sich noch an dem vielgepriesenen 1911er etwas gütlich zu tun. Doch die Erlenbacher Wengerter verstanden gerade wegen der Güte des Diesjährigen keinen Spaß und verabreichten ihnen eine derartige Portion Prügel, daß den jungen Vaterlandsoerteidigern die Wirkungen des 191.1er und der Zusammenstoß mit den Erlenbacher Wengerter noch recht lange in — wenn auch nicht gerade angenehmer — Erinnerung bleiben wird.
r Köngen, 14. Okt. (Zum römischen Fund). Die Ausgrabungen am Römerkastell haben einen weiteren interessanten Fund zu Tage gefördert. Dicht an der sehr tief sundamentterten Außenmauer des Eckturms lag im Graben ein Altar aus grobkörnigem Sandstein von nahezu 1^2 Meter Höhe. Die ziemlich flach eingehauene und zum Teil kaum mehr lesbare Altarinschrift besagt zu deutsch: Dem Jupiter, dem besten, größten hat zu Ehren des göttlichen Kaiserhauses T. Aelius Victor, wie er es gelobt hatte, auf eigenem Grund und Boden ein Denkmal ausgestellt. Er hat sein Gelübde gelöst, froh und freudig nach Gebühr.
r Die Maul- und Klauenseuche ist weiter ausgebrochen : in Dornstadt OA. Blaubeuren, in Goppertshofen Gde. Reinstetten und in Hattenburg Gde. Ochsenhausen OA. Biberach, in Biegen Gde. Siggen OA. Wangen. Erloschen ist die Seuche in Schweindorf OA. Neresheim.
r Hall, 14. Okt. (Autoverbindung.) Eine Zuschrift des Oberamts Künzelsau an das Oberamt Hall betr. die Durchführung einer staatlichen Krastwagenverbindung von Künzelsau über Braunsbach durch das Kochertal nach Hall hat die bürgerlichen Kollegien veranlaßt, in ihrer gestrigen Sitzung ihre Sympathien für dieses Projekt auszusprechen und sich bereit zu erklären, wegen seiner baldigen Verwirklichung mit Vertretern von Künzelsau ins Benehmen zu treten. Damit wäre dann auch die schon längst gewünschte Autooerbindung Hall—Braunsbach hergestellt. — Der Gemeinderat hat gestern auf Antrag der freiwilligen Feuerwehr beschlossen, das dienstpflichtige Alter bei der Feuerwehr von 50 auf 45 Jahre herabgesetzt.
r Bucha«, 14. Okt. (Revolverheld.) Nach vorausgegangenem kurzen Wortwechsel gab heute morgen gegen 7 Uhr der ledige 38 Jahre alte Müller Karl Möhrle zwei Revolverschüsse aus den verheirateten Gärtner Wild ab
Die erste Kugel ging fehl, die zweite durchbohrte jedoch den Unterleib Wilds der sofort tödlich zusammenbrach. Das Geschoß drang im Rücken ein und blieb in der vorderen Bauchhöhle stecken. Wild dürste kaum mit dem Leben davonkommen. Der Täter ist verhaftet.
Gerichtssaal.
r Stuttgart, 14. Okt. (Fahrradmarder). Ein gefährlicher Fahrraddieb stand in der Person des ledigen 45 Jahre alten Eisendrehers Max Riedl aus Bayern vor der Strafkammer. Der Angeklagte nahm am 19. Sept. in Ludwigsburg ein vor einem Hause stehendes Fahrrad im Wert von 150 ^ weg und fuhr damit davon. Der Diebstahl wurde gleich bemerkt, man verfolgte den Dieb und jagte ihm den Raub wieder ab. Der Angeklagte hat die halbe Zeit seines Lebens im Gefängnis zugebracht und war erst kurze Zeit zuvor aus der Strafanstalt entlassen worden. Seine Spezialität sind Fahrraddiebstähle. Urteil 1 Jahr Zuchthaus.
Der Spionage-Prozeß Thirion. '
Leipzig, 13. Okt. Das Reichsgericht verurteilte heute die französische Sprachlehrer«! Thirion wegen Vergehens gegen § 49 des R.-St.-G.-B. zu 6 Monaten Gefängnis unter Abrechnung von 4 Monaten Untersuchungshaft. Der Reichsanwalt hatte 9 Monate beantragt.
Der Senat nahm an, daß die Angeklagte die strafbaren Handlungen nur begangen habe, um anderen zur Ausführung zu verhelfen. Sie sei nicht mit Spionageabsichten nach Deutschland gekommen.
Deutsches Reich.
Berlin, 15. Okt. Der Reichskanzler hat sich zum Vortrag beim Kaiser nach Hubertusstock begeben.
>V Berlin, 15. Okt. Don der hiesigen türkischen Botschaft wird die von italienischen Zeitungen verbreitete Nachricht, daß kürzlich italienische Arbeiter, die beim Bau der Hedschasbahn beschäftigt sind, niedergemetzelt worden seien, als vollständig aus der Luft gegriffen' bezeichnet.
r Berlin, 14. Okt. In 78 Volksversammlungen wird am 17., am Abend des Zusammentritts des Reichstags, die Sozialdemokratie in Großberlin gegen die Steigerung der Lebensmittelpreise protestieren. Der Vorwärts ladet besonders die Frauen zu den Versammlungen ein. Auf Anregung des Vereins für Frauenstimmrecht fand gestern abend eine öffentliche Versammlung statt, in der die Lebensmittelteuerung erörtert und eine Resolution angenommen wurde, die Abhilfe vorschlägt.
Mannheim, 14. Okt. Auf heute mittag war der erste Ausstieg des Luftschiffs Schütte-Lanz festgesetzt. Infolge des böigen Windes, der am Erdboden eine Geschwindigkeit von 4 Sekundenmetern hatte, mußte aber von dem Versuch Abstand genommen werden. Der Lustriese blieb in der Halle.
r Aussig, 14. Okt. Eine neuentdeckte warme Wasserquelle hat eine Mächtigkeit von 12 Sekundenliter bei 30 Grad Celsius Wärme und schießt sieben Meter hoch empor.
Auslass.
Wien, 15. Okt. Die Neue Freie Presse ist von autoritativer Seite zu der Erklärung ermächtigt, daß die Nachricht, zwischen Dom Miquel von Braganza und dem früheren König Manuel sei ein geheimes Abkommen getroffen worden, unbegründet ist.
Rom, 15. Oktbr. Die „Tribuna" meldet: Bei dem Empfang des Konsularkorps durch den Gouverneur Caneva toastete der französische Konsul als Doyen des Konsularkorps auf die italienische Marine und das italienische Heer. Der Gouverneur dankte und sagte darauf, die Ausländer würden dasselbe Wohlwollen genießen, wie die Italiener. Er fügte hinzu: Wir werden uns bemühen, Handel, Industrie und Ackerbau zu entwickeln und rechnen dabei auf die Unterstützung aller Europäer, unserer Freunde.
>V Neapel, 15. Okt. Der Herzog und die Herzogin von Aosta besuchten heute das Hospitalschiff des Maltheser- ordens. Das Schiff ging dann nach Tripolis in See.
Genua, 15. Okt. In Gegenwart des Unterstaats- sekretärs der Marine, Bergamask, ist hier heute der vierte Dreadnought „Giulio Cäsare" glücklich vom Stapel gelaufen.
Madrid, 15. Okt. Wie amtlich bekannt gegeben wird, hat die Regierung einen Ergänzungskredit bewilligt, wovon 24942169 Pesetas zur Deckung der Kosten des Feldzuges bei Melilla und 1919600 für Marinezwecke bestimmt sind.
V Lissabon, 13. Okt. Fliegende Kolonnen der Regierungstruppen, begleitet von Freiwilligen aus der Bevölkerung durchstreifen das Grenzgebiet. Auf den Höhen sind Posten ausgestellt. Der Zivilgouverneur des Bezirks ist zurückgetreten und durch einen Militärgouverneur ersetzt worden.
>V Söul, 15. Okt. Die japanische Polizei hat den Anführer der Revolutionäre Muntoisu, einen früheren Unteroffizier der Garde des Kaisers von Korea verhaftet. Muntoisu ist im Jahre 1907 desertiert. Er wird beschuldigt, die Station Iuon der Bahn Söul-Fusan verbrannt und andere Verbrechen verübt zu haben.
Schanghai, 13. Okt. Die Regierung betrachtet die revolutionäre Bewegung als sehr ernst. Die Rebellen haben in Hanyang die Gewehrfabriken besetzt und streckenweise die Eisenbahn Peking—Hankau zerstört, wodurch der Truppentransport erschwert wird.
Die Ausrührer verhalten sich im übrigen fremdensreund- lich. Die Absperrung der Fremdenniederlassungen von Hankau durch ein Freiwilligenkorps und Marine unter dem Oberkommando des japanischen Admirals ist gesichert. Der Handelsverkehr mit Hankau ist unterbrochen.
Marokko.
Günstige Beurteilung des Marokko-Abkommens.
Paris, 13. Okt. Wie der „Matin" feststellt, ist die Nachricht von dem Abschluß der Verhandlungen über Marokko in ganz Frankreich mit Genugtuung begrüßt worden. Es hat sich auch gestern bei dem ersten Kontakt der Regierung mit den Mitgliedern der Volksvertretung gezeigt, daß die Unzufriedenheit und das Mißtrauen, das man bei dem Parlament befürchten konnte, nicht standgehalten hat vor der Wirklichkeit der Dinge. Unter den 30 Mitgliedern der Budgetkommission befand sich nur ein einziger, der offen sagte, daß er den Verhandlungen einen frischen und fröhlichen Krieg mit Deutschland vorziehen würde. Dieser nationalistische Abgeordnete Massabuan hat jedoch in der Kammer kaum ein halbes Dutzend Gesinnungsgenossen, und selbst diejenigen, die ebenso denken wie er, sind so klug, es nicht auszusprechen. Es hat sich also gezeigt, daß man in Frankreich die endliche Erledigung der marokkanischen Schwierigkeiten sehr wohl zu schätzen weiß, und daß man auch die Gewährung einer Entschädigung an Deutschland als eine billige Form der ganzen Abmachungen ansieht.
Die aus Finanzkreisen gut unterrichtete „Ag. Fournier" versichert heute, daß bereits Verhandlungen zwischen deutschen Bankiers und Aktionären der französischen Konzessionsgesellschaften schwebten, die allem Anschein nach auf eine Kooperation deutschen und französischen Kapitals in dem an Deutschland abzutretenden Gebiet hinausläuft.
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Melilla, 15. Okt. Die Marokkaner griffen gestern die spanische Stellung bei Pzhafen an. In dem sich entspinnenden Gefechte wurde der spanische Befehlshaber Or- donez verwundet. Verluste halten die Spanier nicht. Mit Einbruch der Nacht zog sich der Feind mit zahlreichen Toten und Verwundeten zurück.
Die Unruhe» in Sndchina.
IV London, 15. Okt. Reuters Bureau meldet aus Peking, daß die Betreter der amerikanischen, englischen und französischen Bankhäuser, welche die chinesische Currency-Anleihe von 10 Millionen Pfund Sterling übernommen haben, formell von ihrer Einwilligung zur beabsichtigten Währungsreform Mitteilung gemacht haben. Der Reformplan war jüngst Gegenstand der Diskussion zwischen Währungssachoerständigen in London und Berlin. Nach dem Uebereinkommen mit der chinesischen Regierung muß das internationale Bankensyndikat die Anleihe innerhalb von 6 Monaten nach der Annahme des Währungsplanes zur Zeichnung auflegen, wenn nicht durch höhere Gewalt eine Hinderung eintritt. Die revolutionären Unruhen in China würden eine solche höhere Gewalt darstellen.
iV Hankau, 15. Okt. (Pet. Tel.-Agentur.) Von Wladiwostock ist das russische Kanonenboot „Mandschur" nach Hankau abgegangen. Ein Erlaß des russischen Konsuls ordnet an, daß Frauen und Kinder die Stadt verlassen, die von einer deutschen Firma unentgeltlich nach Schanghai gebracht werden.
Der Krieg um Tripolis.
Rom, 13. Okt. Die „Agenzia Stefan!" meldet aus Tripolis: Bon einflußreichen Arabern stammende Nachrichten aus dem Innern von Tripolis besagen, daß die italienische mineralogische Expedition alsbald unversehrt in Tripolis eintreffen werde. Bor zwei Wochen sei sie noch in Sokna gewesen.
r Rom, 14. Okt. Tribuna meldet aus Tripolis: Die Proklamation des Generals Caneva wurde in arabischer Sprache in den Straßen der Stadt angeschlagen. Ein Ordonanzoffizier vom Generalstab Canevas überreichte dem Bürgermeister von Tripolis eine Pro-Kopie jder Proklamation
Mailand, 15. Okt. Die hier erscheinende Zeitung „Lombardia" bringt die Meldung, daß die erst vor wenigen Jahren entlassene Iahresklasse 1889 und die Klasse 1887, die zusammen etwa 180000 Mann ausmachen, einberufen worden sind.
r Mailand, 14. Okt. Nach einer Meldung des Seccolo aus Rom sind dort 4 neue Aeroplane aus Frankreich angekommen, die zusammen mit Flugmaschinen der militärischen Aviatikerschule für Tripolis bestimmt sind. 12 Offiziere, die zum Teil an dem Wettslug Bologna- Venedig teilgenommen haben, werden die Aeroplane lenken uud Bomben mit sich führen, deren Wirkung entsetzlich sein soll. Dem Mesfagero wird aus Tripolis gemeldet, eine Rekognoszierung habe ergeben, daß eine starke türkische Truppenabteilung mit Gebirgsartillerie heranrücke, sodaß der erste Zusammenstoß der Streitkräfte beoorstehe.
r Rom, 13. Okt. Giornale d'Italia meldet aus Tripolis, gestern vormittag sei ein Kamelreiter mit einem Briefe des Führers der türkischen Truppen, Munir Pascha, eingetroffen, in dem dieser Absicht geäußert haben soll, zu kapitulieren.
r Konstantinopel, 14. Okt. (Wien. Corr.-B.) Wie aus Smyma gemeldet wird, sind in dem Hafen und der Bucht von Smyrna bisher 65 italienische Fahrzeuge mit Beschlag belegt worden. Die Eigentümer haben gegen die Beschlagnahme Einspruch erhoben, da sie gegen das Völkerrecht verstoße. Auch in Konstantinopel selbst sind kleinere italienische Fahrzeuge, sogar Privatmotorboote beschlagnahmt worden. Bei Mykene wurde ein italienischer Segler mit Schwefel ausgebracht.