Erscheint iSgtlch mit Ausnahme der Lonn- und Festtage.

Preis vierteljährlich licr mit Trügeil ihn 1.20 X, im Bezirks» und 10 Lru-.Berkehr 1.25 im Sbrigen Württemberg 1.35 Monatsabonnements nach DerhSItnis.

k ' k ^ s

IM ftr de« GermIs-KeM N«ß»ld.

Fernsprecher Nr. 2S.

86. Jahrgang.

Fernsprecher Nr. 29.

Anzeigrn-SebLhr für die einspatt. Zeile au, gewöhnlicher Schrift oder deren Raum bei einmal. Einrückung 10 A bei mehrmaliger entsprechend Rabatt.

Beilagen: Plauderstiibchen, Illustr. Sountagsblati und

Schwäb. Landwirt.

^ 243

Montag, dm 16. Oktober

t911

Kgl. Oberamt Nagold.

Die Gemeindepflegen

werden veranlaßt, die vorgeschriebenen Nachweisungen der im II!. Quartal 1911/12 an einberufene Dienstpflichtige vor­schußweise gezahlten Marschgebühren sofort an die Oberamtspflege als Heeressache einzusenden oder Fehlan­zeige zu erstatten.

Den 14. OKI. 1911. 3. B.: Mayer, Amtmann.

Die Gemeindepflegen

werden veranlaßt, die Empfangsbescheinigungen über die seit 1. April d. Zs. an zu Friedensübungen einberufene Mannschaften vorschußweise geleisteten Familien-Unter- st«Hungen sofort vollständig an die Oberamtspflege ein­zusenden.

Den 14. Okt. 1911. 3. V.: Mayer, Amtmann.

Bekanntmachung,

betr. die Schonzeit für Fluß- «nd Bachforellen re.

Es wird hiemit bekanntgegeben, daß die Schonzeit für Fluß- und Bachforellen, sowie für Bach- und Kreuzungssaiblinge in der Nagold und ihren sämtlichen Seitenbächen (lt. bezirkspolizeilicher Vorschrift vom 19. Febr. 1897 Gesellschafter Nr. 41) vom 1«. Okt. IS» bis 1. Februar ISIS dauert.

Die Schonzeit hat die Wirkung, daß während der­selben die geschützten Fische weder gefangen nach feilge­boten noch verkauft oder in Wirtschaften verabreicht werden dürfen.

Sollten solche Fische zufällig gefangen werden, so sind sie sofort wieder in dasselbe Wasser frei einzusetzen.

Während der Schonzeit und während weiterer sechs Wochen nach beendigter Laichzeit, somit bis zum 15. März 1912, dürfen ferner keine Enten in solche Fischwasser zu­gelassen werden, in welchen die betreffenden Fische sich vor­herrschend aushalten, sofern diese Fischwasser nicht Gemein­den zur Benützung stehen und von der Gemeindebehörde hiezu Erlaubnis erteilt worden ist.

Zuwiderhandlungen gegen diese Bestimmungen werden nach Art. 39 3. 2 Pol.-Sir.-G. mit Geldstr. bis zu 45^ bestraft.

Den 14. OKI. 1911. Mayer, Amtmann.

Tages-Neuigkeiten.

Na» Stadt und Land.

Nagold, 16. Oktober IS1I.

* Eine gute Uebersichtskarte des Kriegsschau­platzes liegt der heutigen Gesamtauflage des Gesellschafters bei; wir möchten damit unfern Lesern ein Mittel zur besseren Orientierung bezüglich der Kriegsoperationen bieten und bitten die Karte aufzubewahren.

r Jagdschmerzeu. Die Hasenjagd ist offen, aber Freund Lampe hat unter der Dürre des Sommers notge-

Segler voraus!"

In Nr. 1 des neuen 48. Jahrganges des Daheim, die soeben zur Ausgabe gelangt, finden wir eine sehr an­schauliche Skizze aus dem Seemannsleben von Liebermann von Sonnenberg, der wir folgende lebendige Momente ent­nehmen: Nach einer schönen, schnellen Reise hat der Passa­gierdampfer feine Reisenden in das blaue Mittelmeer ge­bracht. Jedermann an Bord ist heiter und guter Dinge, und alle genießen in vollen Zügen all das Schöne, was sich ihren Augen bietet, und in jedem Hafen, wo angelegt wird, zieht die lustige Schar an Land, um zu sehen und sich des Lebens zu freuen. Man fühlt sich so wohlgeborgen an Bord, ist frei von allen Sorgen.

Wenn die Sonne sich zur Ruh begeben hat und die silbernen Steme am Himmel strahlen, werden alle Lichter gelöscht, und nur die, die zur Sicherheit unentbehrlich sind, senden ihren Schein in die Nacht. Dom vorderen und Hinteren Mast leuchten hell die vorschriftsmäßigen Toplichter, das rote Licht an der Backbordseite, das grüne Licht an der Steuerbordseite, dicht unter der Kommandobrücke, zeigen passierenden Schiffen an, nach welcher Richtung der Dampfer seinen Kurs hält.

Viermal hat die Schiffsglocke ihren Doppelschlag hören lassen, und viermal tönt der Baß der Glocke im Ausgucks­korb zurück, um denen, die noch nicht zur Ruhe sind, zu sagen, daß die Mitternachtsstunde gekommen ist. Als der letzte Glockenschlag verklungen und der Bootsmann die neue Wache gepfiffen hat, trete ich auf die Kommandobrücke, um meine Wache für vier Stunden zu übernehmen. Kurs und

litten. Es'sind offenbar viele Märzhasen eingegangen. Des Waidmann's Augen glänzen nicht gerade freudig, denn er ist Heuer ganz besonders auf Jagdbeute angewiesen. Die neue Sportel des Iagdpachtvertrags sollte herausgeschossen werden, macht sie doch in vielen Fällen über IM ^ aus, und ist zudem auch vornhinein zu zahlen für all die Jahre, aus welche der Vertrag noch lautet. Auch muß der Pächter zahlen, der Verpächter kommt erst in zweiter Linie daran mit der Haftpflicht. Diese Erhöhung der Iagdpachtsumme wird zweifellos eine gute Wirkung haben. Es werden die Verpächter, insbesondere die Gemeinden, die Pachtliebhaber künftig sich noch genauer ansehen als bisher und zweifel­hafte Existenzen, die gescheiter täten, ihrem ordentlichen Be­ruf zu leben als auf die Jagd zu gehen, ausschließen. Mancher von den sog. Bauernjägern wird sich künftig mehr besinnen, eine Jagd zu pachten, als bisher, denn die Kosten werden immer größer und die Sportel muß sofort bezahlt werden. Dies wird aber für waidmannsgerechte Ausübung der Jagd kein Schaden sein. Ob die neue Iagdsportel, zu der auch noch die um 10 ^ teurere Jagdkarte kommt, auch zur Schonung und Hegung des Wildstandes beiträgt, dies steht aus einem anderen Blatt.

Auf die Füße der Pferde zu fchlagen ist ebenso nichtswürdig, als bei den Hieben nach dem Kopfe des Tieres zu zielen. Ein vernünftiger Kutscher, der es mit seinem Pferde wohl meint, tut dergleichen nicht. Man kann an der Art, wohin die Kutscher ihren Antrieb oder ihre Züchtigung geben, den Charakter der betreffenden Menschen erkennen. Ausgerechnet gegen die Beine zu schlagen oder gar zu treten, ist rücksichtslos, weil diese gerade die so empfindlichen Organe sind, mit welchen die ganze schwere Zugarbeit geleistet wer­den muß. Noch viel rücksichtsloser ist aber die Peitscherei nach dem Halse, unbekümmert dämm, ob die Peitschen­schnur in die Nähe der Augen, oder gar in sie hineinfliegt. Wenn wir künftig das neue, schärfere Tierquälereigesetz haben, welches die rohe und boshafte Quälerei mit Gefäng­nis bestraft, dann bucht die Polizei auch die Tierquälerei­fälle in ihrem Strafregister, und es wird dadurch eintreten, daß Kutscher, die wegen Tierquälerei bestraft worden sind, schwer wieder Arbeit finden, weil die Dienstherren durch das polizeiliche Führungsattest dahinterkommen.

8. Vom Lande, 16. Okt. Es naht die Zeit der langen Abende. Auch der Landmann findet jetzt Zeit, nicht bloß sein Blättchen zu lesen und das Neueste zu studieren, was dahinten in der Türkei" vorgeht, sondern er greift auch gern nach Büchern mit belehrendem und unterhaltendem Inhalt. Für diesen Zweck sind ja wohl überall Ortslese­büchereien eingerichtet, in denen Bücher ausgeliehen werden. Wir möchten auch an dieser Stelle jedermann ermuntern, diese Gelegenheit, sein Wissen zu bereichern und zu verliefen, recht fleißig zu benützen. Aber noch ein anderes ist es. das uns heule zur Feder greifen läßt. Nicht nur viele Er­wachsene lesen gerne, auch die meisten Kinder haben eine große Freude am Lesen; besonders lieben sie Erzählungen.

alles von Wichtigkeit wird mir übergeben, und als mein Vorgänger mir olles mitgeleilt, trete ich an seine Stelle, mit den Worten:Ich übernehme die Wache!"

Gute Wache Gute Ruh!" Der abgelöste Offizier verläßt die Brücke, auf der er vier Stunden gewacht.

3ch bin allein. Ringsum ist alles still. Schäumend rauscht vor dem Bug die See, und zu beiden Seiten des Schiffes zieht ein Streifen silberglänzend durch die dunkle See. Meeresleuchten . . . Hoch am Himmel glitzert Stern bei Stern, und der Mond wirst sein Licht auf die See. Ich blicke nach vorne auf das Vordeck, wo die Mannschastsräume liegen Niemand ist zu sehen. Alle sind zur Ruhe. Nach und nach verlöschen die letzten Lichter. Die Leute der Besatzung sind eingeschlafen in ihren schmalen Kojen, um nach kurzer Rast wieder ihren Dienst zu tun. Sie schlafen fest und ruhig, denn sie wissen ja: einerwacht für alle, der eine dort oben aus der Kommandobrücke, der wachthabende Offizier.

. . . Kurz lasse ich meinen Blick nach hinten'schweifen, wo aus dem langen Bootsdeck die Rettungsboote stehen. Ob auch alles so ist, wie es sein soll? Es ist alles in Ordnung.

Acht Rettungsboote stehen auf jeder Seite acht Stück.

Aber wer denkt denn an Rettungsboote in solch schöner Nacht, wo es ringsum so friedlich ausschaut? Wohl nie­mand von denen, die an Bord sind, die zu ihrem Ver­gnügen reisen, denkt an die Rettungsboote, und wohl auch niemand der Besatzung denkt heute an dix weißen Boote, die dort oben hinter mir stehen, blitzsauber, fast wie zum Staatmachen.

Wenn diese einen Ansporn zum Guten geben, so können sich Eltem und Lehrer nur freuen. Die Orisbüchereien haben ja meist auch Iugendschriften, die von den Schülern eifrig gelesen werden. Aber leider kommen den Schülern in ihrem Lesedrang auch Bücher in die Hände, welche für sie ver­derblich sind. Dazu gehören jene Hefte, welche durch aus­fallende Titel, grell gemalte Bilder, durch Erzählungen übertriebener, meist unmöglicher Abenteuer aus dem Räuber- und Indianerleben, durch breite Ausmalung von Greuelszenen und Verbrechen die Jugend anlocken. Solche Lesekost verderbt den Geschmack und überreizt die Phantasie. Ja mancher Schüler ist schon durch das Lesen schlechter Schriften auf die Bahn des Verbrechens geraten. Darum Eltem, kümmert Euch um das was Eure Kinder lesen! Befriedigt die Leselust Eurer Kinder mit Büchern, durch welche sie sich bilden und veredeln können! Gewiß sind unsere Buch­handlungen gerne bereit, solchen Ellern, welche für ihr Kind etwa zum Geburtstag oder als Weihnachtsgeschenk ein Buch anschaffen wollen, mit ihrem Rat an die Hand zu gehen. Wir dürfen zu ihnen das Vertrauen haben, daß sie nur gediegene Jugendbücher zum Ankauf empfehlen, denndas Beste ist für die Jugend gerade gut genug"!

Rottenburg, 13. Okt. Die K. Landesgesängnisver- waltung hat bei der Berliner Hopsenausstellung einen I. Preis erhalten.

r Horb, 14. Okt. (Eine fatale Aehnlichkeit.) Eine niedliche Geschichte passierte dem Münchner Charakter­darsteller, Herrn Spannagl, der hier durch sein letztes Gast­spiel bekannt wurde, gestern früh auf dem hiesigen Bahn­hof. Im Borraum des Bahnhofgebäudes ist zurzeit ein Steckbrief mit dem Bilde eines Defraudanten aus Saar­brücken, der einem dortigen Bankhause 144000 unter­schlagen hat und auf dessen Ergreifung eine hohe Belohnung ausgesetzt ist, angeschlagen. Während nun Spannagl auf dem Perron den Zug abwartete, beobachtete ihn ein Gen­darm mit aufmerksamen Blicken und als er sich hinreichend von der Aehnlichkeit des Objektes mit dem auf dem Steck­brief und von der Verdächtigkeit desbartlosen" Herrn überzeugt zu haben schien, trat er auf Spannagl zu und waltete seines Amtes. Nur der Umstand, daß Herr Span­nagl mit einwandfreien Papieren versehen war, bewahrte ihn vor weiteren Folgen, die unter Umständen äußerst pein­lich hätten werden können.

r Stuttgart, 14. Okt. (Spielplan der K. W. Hof- theater.) Montag 16. Okt. (A 5) Die Kronprätendenten (7), Dienstag 17. Okt. (B 5) La Boheme (7Vs), Mittwoch (C 5) Der Musikant (7 Vs). Donnerstag (B 6) Kabale und Liebe (?Vs), Freitag 20. Okt. (A 6) Die verkaufte Braut (7Vr), Samstag 21. Okt. (C 6) Don Carlos (7), Sonntag 22. Okt. (S A) Mignon (7), Montag 23. OKI. (A 7) Jugend von heute (7Vs).

Kgl. Gemäldegalerie. Die gute alte Kopie der Mona Lisa, die im Besitz der Gemäldegalerie ist, ist von

Warum nur muß ich immer gerade heute an sie denken?

Der Wachhabende ist der einzige, der während seiner Nachtwache denken muß. Unbedingt. Denn wenn er nicht scharf an alles denkt, für alles aufpaßt?! Was dann . . .

... Ich gehe auf und nieder von Steuerbord nach Backbord, von Backbord nach Steuerbord.

Das Nachtglas hängt am Riemen vor der Brust, stets klar zum Gebrauch. Schwach leuchten die Kompaßlampen im Kompaßhaus, und ich sehe den Schatten des Mannes am Ruder, der sein Rad langsam dreht und keinen Btick vom Kompaß läßt. Er dreht das Rad mal ein paar Speichen Steuerbord, ein paar Speichen Backbord, damit das Schiff seinen geraden Kurs läuft, der klar führt von Riff und Untiefe . . .

Ich denke zurück an die schöne Zeit in der Heimat bei der blonden Frau, ich denke voraus an freudiges Wieder­sehen und an glückliche Heimkehr. Und dann denke ich an die alle, die unten im Schiff schlummern, gleich mir nach Hause wollen zu denen, die sie in der Heimat gelaffen haben. Und über mich kommt ein erhabenes Gefühl: Welche Ver­antwortung! Wachen für Hundert, für Tausend. Für das Leben, für Hab und Gut von so vielen Menschen.

Ich denke daran, daß ein Versehen Hunderte unglück­lich machen kann, Hunderte, die dort unten schlafen, in meiner Obhut. . . Werden die aber allein unglüäüich? Wen trifft es wohl am schwersten? Wen nennen sie dann schuldig? Doch nur mich. Und da muß ich an meine blonde Frau denken

k -! l

-V

' 4 ^

H