kann es losgehen. Die Herren Keil, Hildenbrand usw. werden blutige Tränen weinen und Hr. v. Payer sieht sein Repertoire von denfanatischen Damen" bereichert. Im übrigen sitzen in dieser Kommission noch folgende Mitglieder: Bildstein-Cannstatt, Bullmer-Stuttgart, Härlin Weil im Dorf, Heidinger-Stuttgart, Neugebauer-Ludwigsburg, Westmeyer- Etuttgart.

p Stuttgart, 4. Okt. (Natur- und Hcimat- schutz). Das Ministerium des Innern hat an die ihm unterstellten Behörden folgenden Erlaß gerichtet: Der Landes­ausschutz für Natur- und Heimatschutz hat einen sogen. Arbeitsplan" aufgestellt, in dem in gedrängter Kürze seine Ziele und Ausgaben auf naturgeschichtlichem und landschaft­lichem Gebiete, sowie die Mittel und Wege zur Erfüllung seiner Aufgaben zusammengestellt sind. Auch beabsichtigt er, künftig^ zwanglos wiederkehrende Mitteilung über seine laufende Tätigkeit in den einzelnen Tagesfragen als Ver­öffentlichungenAus dem Arbeitsgebiet des Wllrtt. Landes­ausschusses für Natur- und Heimatschutz" erscheinen zu lassen. Den in Betracht kommenden Behörden des Departements des Innern werden in nächster Zeit der genannte Arbeits­plan, sowie künftig jeweils nach ihrem Erscheinen die er­wähntenMitteilungen" zugehen. Den Behörden wird bei diesem Anlaß unter Hinweis auf die Bedeutung des Schutzes der Naturdenkmäler und der Schönheiten der Heimat die tunlichste Förderung der Bestrebungen des Landesaus­schusses für Natur- und Heimatschutz empfohlen.

r Maul- und Klauenseuche. Auf 30. September waren in Württemberg in 34 Oberämtern 113 Gemeinden und 797 Gehöfte verseucht. Mitte September waren dagegen nur 30 Oberämter, 85 Gemeinden und 695 Gehöfte von der Seuche betroffen. Die Seuche hat also in der zweiten Hälfte des Monats September wieder stark zugenommen. Weitaus die größte Verbreitung hat die Seuche nun im Donaukreis gesunden. In 65 Gemeinden sind 419 Gehöfte verseucht. Dann folgen der Neckarkreis (22 Gemeinden, 209 Gehöfte), der Iagstkreis (20 Gemeinden, 135 Gehöfte) und der Schwarzwaldkreis (6 Gemeinden, 34 Gehöfte). Die meisten verseuchten Gemeinden haben die Oberämter, Biberach (13), Wangen und Neresheim (je 11), Leutkirch (9), Eßlingen und Laupheim (je 8), Ellwangen (6), Böb­lingen und Ulm (je 5). Nach der Zahl der verseuchten Gehöfte stehen an der Spitze die Oberämter. Biberach (123), Maulbronn (92), Laupheim (72), Ellwangen (64), Leut- kirch (58), Neresheim (57), Besigheim (54), Ulm (53) und Wangen (51). Die häufigste Ursache der Verschleppung der Seuche von einem Ott in den andern ist der Personen­verkehr. Durch sorgfältige Desinfizierung aller derjenigen Personen, die mit den kranken Tieren in Berührung kom­men, läßt sich die mit dem Personenverkehr verbundene Gefahr bedeutend einschränken. Auf diese Bekämpsungs- maßnahme sollte deshalb der größte Nachdruck gelegt werden.

Heilbronn, 5. Okt. In der Mordaffäre Schluchter war unter dem Verdacht der Beihilfe der Agent Bauer verhaftet worden. Der Verdacht hat sich nicht bestätigt. Bauer wurde auf freien Fuß gesetzt.

Deutsches Reich.

Berlin, 6. Okt. Zum Unterstaatssekretär des Reichs­kolonialamts ist an Stelle des verstorbenen Dr. Böhmer Ministerialdirektor Dr. Conze ernannt worden. Zu seinem Nachfolger ist der Geheime Oberregierungsrat Dr. Schnee bestimmt.

Berlin, 4. Okt. Das kronprinzliche Hoflager über­siedelte am heutigen Tage offiziell nach Danzig-Langfuhr. Damit ist auf längere Zeit die ständige Abwesenheit des kronprinzlichen Hauses von Potsdam besiegelt. Die Ein­buße, die die Potsdamer Geschäftskreise durch den Fortzug des kronprinzlichen Hoslagers erleiden, schätzt man auf durchschnittlich 600 000

r Vom Bodensee, 5. Okt. (Großfeuer). Heute nacht ist das Bahnhoshotel in Ueberlingen vollständig aus­gebrannt. Die Entstehungsursache des Feuers ist unbekannt. Der Schaden an Gebäude und Mobiliar ist bedeutend. Das Hotel war mit 70000 ^ in der Gebäudebrandoer­sicherung und mit 20000 ^ in der Fahrnisversicherung.

r Bochum, 5. Okt. Ueber eine erneute Lohnbe­wegung der Bergleute meldet der . Vorwärts: Der Hirsch- Dunckersche Gewerkverein hat in drei Konferenzen in Dort­mund, Wanne und Oberhausen beschlossen, infolge der Teuerung bei den übrigen Bergarbeiterorganisationen anzu­fragen, ob sie gemeinschaftlich in eine Lohnbewegung ein- treten wollen. Der deutsche Bergarbeiteroerband hat bereits zugesagt.

r Hirschberg in Schlesien, 5. Okt. Unter dem Ver­dachte, vor 2 Jahren den Raubmord an dem Bierkutscher Richter in Herischdorf begangen zu haben, ist der Arbeiter Kittelmann aus Mauer verhaftet worden.

Die Auszahlung der Löhne und Krankengelder au anderen Tagen als am Sonnabend empfiehlt sich nach den Beobachtungen, die bei der Sonnabend-Auszahlung sehr vielfach gemacht wurden, dringend. Mit der Verlegung des Lohn- und Borschußtags sind schon manchenorts Anfänge gemacht und gute Erfahrungen gewonnen. Bezüg­lich der Abhebung des Krankengelds sind die städtischen Kollegien von Landshut i. B. seit einiger Zeit vorbildlich vorgegangen. Da beim Magistrat häufig Beschwerden ein­liefen, daß Mitglieder der Gemeindekrankenversicherung, wenn sie am Sonnabend ihre Krankengelder in Empfang genom­men halten, Wittshäuser besuchten und das Geld zum Teil verzechten, wurde die Auszahlung des Krankengeldes durch eine kleine Satzungsänderung auf Mittwoch verlegt (je nach­träglich für die abgelanfene Woche- falls der Mittwoch ein

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dabei betont wurde, die Aenderung liege im allgemeinen sozialen Interesse wie in dem der unmittelbar Beteiligten und ihrer Familien, so kann man nur vollauf zustimmen und der Maßnahme weiteste Nachahmung wünschen.

Trocknet die Erde aus?

Ein interessantes Thema behandelte auf dem abgehal­tenett deutschen Meteorologentag in München der Berliner Professor Dr. Kaßner. Er sprach überDie Austrocknung der Erde". Einleitend wies er darauf hin, daß die Frage der Austrockung der Erde in den letzten Jahrzehnten die Wissenschaft kaum mehr beschäftigt habe, daß sie aber jetzt wieder in den Vordergrund trete angesichts der abnormen Trockenheit des diesjährigen Sommers. Auch jetzt höre man hier und da wieder die Theorie, daß solche Dürre­perioden zunehmen würden und eine allmähliche Austrock­nung der Erde die Folge sein müsse. Demgegenüber sei zunächst daran festzuhalten, daß alte Karten und alte Ufer­linien keine zuverlässigen Beweise für das Austrocknen von Seen seien, wohl aber Wasserslände von Seen, sofern sie eine dauernde Abnahme zeigten. An einer großen Zahl von solchen Seen, die gewöhnlich in dieser Frage als Beweismittel benutzt werden, wird aber auf Grund von allerneuesten Messungen, von Berichten von Reisenden und besonderen Wahrnehmungen, wie notwendig gewordenen Verlegungen von Eisenbahnen an Seeufern, dargetan, daß gerade jetzt wieder ein Steigen des Wasserstandes begonnen hat. Diese Mitteilungen betreffen den Aralsee, die hocharmenischen Seen, den Tschad- und Ngami-See und den Lake George in Australien. Der Redner zeigte dann, wie allgemein Seen mit und ohne oberirdischen Abfluß zeitweise oder ganz sinken, Flüsse streckenweise verschwinden können, ohne daß die allmähliche Austrocknung in Frage kommt. Sodann bewirkt die steigende Kultur einen erheblichen Mehrverbrauch an Wasser, das in Dampfform durch die Winde entführt wird, so bei Dampfmaschinen, Brauereien, Badeanstalten usw. Brunnen von Fabriken in Städten und auf dem Lande zu weit getriebene Drainage der Aecker, Kanäle, Bergbau und in wasserarmen Gegenden starke Viehzucht (Deutsch-Süd- westafrika) bewirken Abnahme des Grundwassers und der Quellen und rufen den Eindruck der Austrocknung hervor, sind aber nur örtlich beschränkte Erscheinungen. Nirgends gibt es Beweise für die Abnahme der Niederschläge, wohl aber viele für sekuläre Schwankungen. Selbst die Erzeug­ung von Wasserstoff aus dem Wasserdanips der Atmosphäre durch ultraviolette Strahlen der Sonne und dessen Diffussion in den Weltenraum vermag eine merkliche Abnahme des Wasserhaushalts der Erde innerhalb von Jahrtausenden nicht zu bewirken.

Gerichtssaal.

Berlin, 3. Okt. Unter großem Andrange des Publikums, das sich teilweise aus den besten Gesell­schaftskreisen zusammensetzte, begann, heute unter dem Vorsitze des Landgerichtsdirektors Krüger die Ver­handlung gegen den 25 Jahre alten Grafen Gisbert Wolfs-Metternich, der unter der Anklage der Urkundenfälschung und der Hochstapelei steht. Der Ange­klagte, ein Neffe des deutschen Botschafters in London, ist bekanntlich mit seiner Familie zerfallen und hat ein bewegtes Leben hinter sich. So war er u. a. in Südamerika, wo er aber ebenfalls auf keinen grünen Zweig kam und nur Schul­den machte. Die Anklage wirft ihm vor, seinen Lebens­unterhalt als gewohnheitsmäßiger Spieler gewonnen und von dritten Personen durch unwahre Angaben Geld heraus­gelockt zu haben.

r Dresden, 5. Okt. Das Schwurgericht verurteilte den Maler Göhlert aus Röhrsdors wegen Mordes, be­gangen an dem Rentenempfänger Todt, zum Tode.

Auslaad.

Attentat auf den österreichischen Jnstizminister.

r Wien, 5. Okt. Während der Lärmszenen bei der Beratung des Teuerungsantrags feuerte ein Besucher der Gallerte auf der linken Seite gegen die Ministerbank, wo der Iustizminister und der Unterrichtsminister saßen, vier scharfe Schüsse ad. Es wurde niemand getroffen. Eine unbeschreibliche Aufregung entstand. Der Täter, ein neunzehnjähriger Dalmatiner, wurde verhaftet. Er gab an, Sozialist zu sein. Er habe den Iustizminister erschießen wollen.

Wien, 5. Okt. Das österreichische Abgeordnetenhaus ist heute wieder zusammengetreten. Es begann die Bera­tung der Teuerungsanträge.

Bon dem Sozialisten. Dr. Adler wurde dabei der Iustizminister, Ritter von Hohenburgen, wegen der harten Urteile im Prozeß gegen die Ottakringer Demon­stranten heftig angegriffen. (Lebhafte Protest- und Unter­brechungsrufe von Seiten der Sozialisten.) Während der Lärmszenen feuerte plötzlich unter dem Rufe:Hoch der Sozialismus" ein Individuum von der linken Seite der zweiten Galerie gegen die Ministerbank, auf der sich der Justiz- und der Untecrichtsminister befanden, vier Schüsse ab. Es wurde niemand getroffen. Des Hauses bemäch­tigte sich eine ungeheure Erregung. Es wurden sofort sämtliche Ausgänge des Hauses geschlossen und die Suche nach dem Täter ausgenommen. Die Sitzung wurde unter­brochen. Der Täter wurde schließlich in der Person eines 19 Jahre alten Dalmatiners ermittelt, der angab, er sei Sozialist. Er gestand, daß er den Iustizminister habe er­schießen wollen.

Wien, 5. Okt. Zu dem heute vormittag im Abge­ordnetenhaus verübten Anschlag wird weiter gemeldet: Die Journalisten, die sich ebenfalls auf der Gallerte in der Nähe des Täters befanden, hatten nicht den Eindruck, daß der

Mann zielte. Trotzdem fuhren drei von den Geschossen in die Ministerbank, wo der Iustizminister saß. Die Sozial­demokraten wurden von den Angehörigen der anderen Par­teien mit Borwürfen überhäuft, setzten sich aber energisch zur Wehr.

Nachklänge zur Katastrophe derLiberi«".

Paris, 5. Okt. Vizeadmiral Aubry in Toulon hat heute an die Direktion der Artillerie geschrieben, man solle ihm Schleppschiffe senden, weil er die Pulver- und Muni- tionsvorräte, die älter sind als Jahrgang 1906, nicht mehr auf seinen Schiffen haben wolle.

In derAction" schreibt Henry BOranger:Alle Personen, die an der Trauerseier in Toulon teilgenommcn haben, haben von dort den merkwürdigen Eindruck mitge­bracht, daß diese Stadt in einer Atmosphäre von fortwähren­den Katastrophen lebt. Das letzte Beispiel wurde durch dis Panik geliefert, wo vom Präsidenten der Republik bis zum bescheidensten Teilnehmer herab der offizielle Zug sich aus­löste unter dem Einfluß einer man weiß nicht, woher kommenden Schreck-Ansteckung. Toulon ist ein wahrer künstlicher Vulkan geworden."

Paris, 5. Okt. Bezüglich der Entstehung der Panik bei der Ueberführung der Leichen der Katastrophe der Libertö" wird nunmehr behauptet, daß diese Panik durch eine Bande von Taschendieben verursacht worden sei, die die dadurch entstandene Erregung dazu benutzten, eine An­zahl Personen zu berauben. Unter den Bestohlenen be­finden sich auch Damen von der Roten Kreuz-Gesellschaft, die eine Sammlung für die Angehörigen der getöteten Matrosen veranstaltet hatten. Man vermutet, daß dis Täter die Stadt bereits verlassen haben.

r Toulon, 5. Okt. Eine Frau, die bei der Panik während des Leichenbegängnisses der Opfer derLibertö" niedergeworfen und getreten worden war, ist ihren Berletz- uugen erlegen. Der Zustand der anderen Verletzten ist be­friedigend.

r Paris, 5. Okt. Auf der neuen Telephonlinie Paris-Madrid gelang es gestern während einiger Minuten sich gut zu verständigen. Sollte die Inbetriebnahme starr­finden, so würden Madrider Nachrichten kaum ein Drittel der bisherigen Zeitdauer für die Uebermittelung nach Deutsch­land benötigen.

r Moskau, 5. Okt. Hier sind acht Personen, die einer sozialrevolutionären Verbindung angehörten, verhaftet worden. Einem der Verhafteten wurde nachgewiesen, daß er mit dem Mörder Stolypins, Bagrow, in Verbindung gestanden habe. Eine terroristische Korrespondenz wurde beschlagnahmt.

Sebastopol, 5. Okt. Das LinienschiffPanteleion" das beim Verlassen der Bucht von Konstanza aus eine Sandbank geraten war, ist aus eigener Kraft wieder flott geworden. Das Schiff hat nur unerhebliche Beschädigungen erlitten.

r London, 5. Okt. Aus Batavia wird gemeldet: Der holländische Dampfer Ixion wurde 25 Seemeilen von der Insel Engono durch Feuer vollständig zerstört. Ueber das Schicksal der 24 Mann Besatzung ist bis jetzt nichts bekannt.

Monarchistische Erhebung in Portugal.

London, 5. Okt. Durch Telegramme aus Lissabon, die über Frankreich geleitet wurden, traf gestern hier die Nachricht ein, daß die monarchistische Armee in die beiden nördlichen Provinzen Minho und Traz-os-Mentes, die sich für König Manuel erklärt haben, eingefallen sei. Die Monarchie wurde in den bedeutenderen Städten pro­klamiert und die Garnisonen gingen zu den Monarchisten über. Reuters Bureau zufolge erhielten auch die in London weilenden portugiesischen Royalisten Nachricht.

Aus Badajoz wird hiezu gemeldet, daß trotz der offiziellen Dementis der Liffaboner Regierung es sich be­stätige, daß die portugiesischen Monarchisten die Städte Braga, Braganza und Caves besetzt haben und aus Oporto losmarschieren. Die portugiesische Regierung hat in aller Eile Oporto in den Belagerungszustand versetzen lassen. Nach einer Reutermeldung sollen diese Städte, mit Aus­nahme der letztgenannten, sogar schon von den Royalisten besetzt sein.

Exkönig Manuel, der als Lord Lonsdale aus dem Schloß Lowther verweilte, ist vermutlich im Zusammen­hang mit obigen Meldungen nach London abgereist.

r Madrid, 5. Okt. Die Zeitungen in den Städten an der portugiesischen Grenze veröffentlichen näheres über die monarchistische Erhebung. 3 Divisionen sollen auf dem Marsche nach Oporto sein. Diese Stadt wird zur Haupt­stadt und zum Hauptquartier gemacht werden. Ein Blatt versichert, König Manuel werde selbst unverzüglich nach Portugal zurückkehren.

r Saloniki, 3. Okt. Die Cholera breitet sich weiter aus. Die italienischen Aerzte wurden aus der Kommission ausgeschlossen. Die Behörden entfernten die Leitung des italienischen Hospitals. Sie bealsichtigen es als Lholera- hospital zu verwenden. Die Polizei bewacht das Hospital Tag und Nacht. Die Geschäftslage verschlimmert sich täg­lich. Man befürchtet eine Krisis.

i- Newyork, 5. Sept. Zwei maskierte Banditen hielten in der Nähe von Bartlettsville einen Personenzug an, erbeuteten alle Wertsendungen, ließen aber die Passa­giere unbehelligt.

Porto Alegre, 5. Okt. Durch eine ungeheure Ueberschwemmung haben das Gebiet des obern Uru­guaystromes, sowie die Staaten Parana und Santa Catha- rina, insbesondere auch Blumenau, schwer gelitten.