wegen Milchfälschung zu der Geldstrafe von 30 Die Milch wurde hierher geliefert und hier beanstandet, Wasser­zusatz 150 / 0 .

Deutsches Reich.

r Berlin, 28. Sept. Verschiedene Berliner Zeitungen hatten aus gleicher Quelle berichtet, der englische Marine­sekretär Max Kenna habe in seiner Rede am 26. ds. von Einschüchlerungsversuchen Deutschlands usw. gesprochen. Auf eine von uns nach London gerichtete Anfrage erhalten wir von dort von berufener Stelle den telegraphischen Bescheid, man habe es augenscheinlich mit einer glatten Erfindung zu tun, da der Marinesekretär in seiner Rede überhaupt weder auf Marokko, noch auf Deutschland, noch auf die aus­wärtigen Angelegenheiten irgend welchen Bezug genommen habe.

r München, 28. Sept. Der vom 28. bis 30. Sep­tember hier tagende III. Internationale Mittelstandskong­reß wurde heute vormittag in Gegenwart des Minister­präsidenten von Podewils, Vertreter deutscher und auswär­tiger Regierungen, von Behörden, Wissenschaft und Handel eröffnet. Ministerpräsident Podewils hob in seiner Begrü­ßungsansprache das besondere Interesse hervor, welches das Reich an den den Kongreß beschäftigenden Fragen habe. Die Regierungen wie der Reichstag seien bestrebt gewesen, große Gedanken, wie die genossenschaftliche Sammlung der wirtschaftlich Schwachen, Selbstverwaltung und Standes­organisation, im Rahmen sorgsam abgewogener Gesetze in die Wirklichkeit überzuführen und so die im Mittelstand aufgespeicherte Energie zn selbstsicherer Betätigung auszulösen. Auch die bayerische Regierung sei bemüht, die wirtschaftlichen Bestrebungen der Mittelstandsbewegung zu fördern. Es folgten weitere Begrüßungsansprachen und sodann das Re­ferat des Oberstudienrates Dr. Kerschensteiner-München über Schule und Mittelstand.

Ein menschenfreundlicher Milchhändler. Im

Tagblatt der bayerischen Stadt Dilshofen (ca. 4000 Einw.) war kürzlich folgendes Inserat zu lesen:Obacht! Meinen werten Milchkundschaften zur Kenntnis, daß ich den Milch­preis per Liter zu 15 ^ beibehalte, weil meines Erachtens der Preis für die heurige Strohmilch zu 16 per Liter Blutpfennige sind für mit Kindern gesegnete Familien. Grasmeier an der Bahn." Dem Mann gehört für seine wahrhaft edle Gesinnung eine Verdienstmedaille.

Mülhausen i. E., 28. Sept. Die Aviatik-Gesell­schaft teilt mit, daß Ieannin gegen die Entscheidung des Preisgerichts im Schwabenslug Protest eingelegt habe und zwar zunächst deshalb, weil die Zeit Reutlingen-Ulm nicht genau gemessen worden sei.

r Duisburg, 28. Septbr. Sechs Streikende der rheinisch-westfälischen Transportgesellschaft, deren Arbeiter seit 8 Wochen ausständig sind, verfolgten gestern abend einen arbeitswilligen, gaben auf ihn einen Revolverschuß ab und verletzten ihn tödlich.

r Düsseldorf, 28. Septbr. Der Hauptvorstand der liberalen Bereinigung beschloß gestern auch für die Stichwahl die Parole unbedingter Stimmenthaltung auszugeben.

r Minden (Westfalen), 28. Septbr. Die Verhand­lungen zwischen den Arbeitgebern und den Arbeitnehmern der westfälischen Zigarrenindustrie sind ergebnislos verlaufen. Infolgedessen werden die Mitglieder des westfälischen Zigarrensabrikantenverbandes ihren sämtlichen organisierten Arbeitern, insgesamt 7000, am letzten des Monats kündigen.

Ueber Zerfallsprodukte in der Natur sprach Professor E n g l e r - Karlsruhe auf der Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte: Energie und Materie bilden in dem Wellbetrieb einen ewig sich wiederholenden Kreislauf des Abbaus und Aufbaus. iAls kleine Teilerschei­nung dieses großen Kreislaufs zeigt sich der kleine des or­ganischen Lebens aus unserem Planeten. Einige besonders wichtige Beispiele dieses Abbaus, des Vergehens der orga­nischen Substanz und der dabei entstehenden Produkte sollen besprochen wxrden. Durch seine große Kombinationsfähig- HWMi»MMdern'und seinen eigenen Atomen hat der Kohlen- Hroff ^MHDrschaft über die übrigen Elemente erlangt. Mit der Kohlensäure der Lust gelangt er in die Pflanzen, bildet durch Eingehen von Verbindungen Zucker. Eiweiß. Durch

IukunstsMer für Marokko

gibt Graf Vay de Baya in einemMarokko der Ver­gangenheit und der Zukunft" überschriebenen lesenswerten Artikel im Oktoberhest derDeutschen Revue". Nach­dem er seine ersten Eindrücke von Land und Volk bei einem Besuch vor einem Dieiteljahrhundert in glühenden Farben geschildert, schreibt er:

Das ist der Schauplatz der gegenwärtigen politischen Schwierigkeiten. Jede Nachricht, welche von den entfernten Küsten kommt, erzählt uns von blutigen Tatsachen. Die verschiedenen Stämme bekriegen und töten sich untereinander ohne Aufhören, während oie Truppen der europäischen Mächte es versuchen neue Stellungen zu gewinnen.

Und was den Sultan betrifft, denn ich habe fast ver­gessen, daß es überhaupt einen gibt, ist er unfähig, sein Land gegen die fremden Feinde zu verteidigen, da es ihm ja selbst nie gelang, seine streitlustigen Untertanen zu beherr­schen. Die Kabylen der Vergangenheit und die der Gegen­wart sind die wirklichen Herren des Landes geblieben.

Die Seestädte sind schon zur Zeit zum größten Teil von Europäern, besonders von Spaniern bewohnt. Das Kastilianische hört man überall sprechen. Seit dem Mittel- alter hatte Spanien mehr oder weniger wichtige Kolonien, eine Folge, die aus der geographischen Lage zu erklären ist.

den Abbau der PslaiHen werden wieder Kohlensäure und Wasser frei, so bei der Verwesung; ebenso bei dem Umweg der Verbrennung als Nahrungsmittel im Tierkörper. Durch einen unvollständigen Vorgang der Zersetzung infolge Luft­mangels und dadurch ungenügender Sauerstoffzusuhr entsteht ein kohlenstoffreier Dauerrest als K 0 Hste und ein kohlen- wassecstoffreicher Rest als Erdöl. Diese Reste werden heute von Menschenhand gehoben und durch Verbrennung ihrer endgültigen Bestimmung, der Oxydation zu Kohlensäure und Wasser zugesührt. Im Jahre 1908 betrug der Ge­samtkohlenvorrat Europas ungefähr 700 Milliarden Tonnen, wovon auf das Deutsche Reich 416, auf England 193 Mil­liarden Tonnen entfallen, so daß also das deutsche Reich über die Hälfte des europäischen Gesamtkohlenoorrats besitzt. Reicher gesegnet sind die Bereinigten Staaten mit ungefähr 680 Milliarden Tonnen. Bei Zugrundelegung der derzeitigen Förderung würde der'deutsche Kohlenvorrat noch aus 3000, der englische auf 700 Jahre reichen. Als Hilfskräfte bei der doch drohenden Erschöpfung der Kohlen kommen die rohen'Gesamtwasserkräfte der Erde (in Europa 400 Millio­nen Pferdestärken), von denen allerdings nur ein Teil aus­nutzbar sein dürste, in Betracht. Zu Ende gehen wird der Kohlenvorrat aber eines Tages. Es bleibt die Hoffnung, daß Intelligenz, technisches Wissen und Können bis dahin neue Kraftquellen aufgefunden haben.

Der Vorrat sdes zweiten Dauerrestes, des Erdöls, ist bis jetzt sachgemäß nicht geschätzt worden, doch wird man annehmen dürfen, daß der Vorrat für etwa 100 Jahre noch Vorhalten wird, eine im Hinblick auf die Bedeutung dieser Naturprodukte, für die Kraftfahrzeuge zu Wasser, Land und Luft bedenkliche Tatsache.

Aufschub des Inkrafttretens der Reichsverficherungsordnung?

Frankfurt, 27. Septbr. DieFrankfurter Zeitung" erfährt aus authentischer Quelle, daß die Ausführungs­bestimmungen zur Reichsverficherungsordnung so viele Schwierigkeiten und Arbeit bieten, daß an ein Inkrafttreten des Reichsversicherungsgesetzes zum 1. Juli 1912 (wie an­fänglich beabsichtigt) nicht zu denken ist und daß daher die Wirksamkeit des Gesetzes erst mit dem 1. Januar 1913 beginnen dürfte.

Ausland.

r Zürich, 28. Sept. Die Nationalbank hat den Diskont von 3Vs auf F/g erhöht.

Innsbruck, 27. Sept. In der Station Salurn ent­gleisten heute nacht aus unbekannter Ursache neun Wagen eines Gütereilzuges. Verletzt wurde niemand. Die Wagen sind stark beschädigt und verlegen alle Geleise. Der Ver­kehr wird durch Umsteigen aufrecht erhalten.?

In der Station Bregenz entgleiste heute nacht beim Schnellzug München-Genf ein Personenwagen infolge falscher Weichenstellung: verletzt ist angeblich niemand. Der Ver­kehr ist durch Umsteigen möglich.

r Reggio in Calabria, 28. Sept. Ein heftiger Ge­wittersturm wütete gestern in Bagnara. Der Bahnhof wurde überschwemmt und das umliegende Land verwüstet. Einige Baracken stürzten ein. 25 Menschen sollen ums Leben gekommen sein.

r Toulon, 28. Sept. Im Verlaufe von Uebungen, die aus der Höhe der Ile d'Hyere stattsanden, stieß der Tor­pedobootszerstörerMousqueton" mit dem Torpedoboots- zerstörerTrident" zusammen. Mousqueton wurde so schwer beschädigt, daß er aus den Strand gesetzt werden mußte.

r Paris, 28. Sept. Zu dem Zusammenstoß zweier Torpedoboote wird aus Toulon noch berichtet:Mousqueton" erlitt so schwere Beschädigungen, daß das Wasser in Strö­men eindrang: die Maschine wurde vollständig zerstört und die Kommandobrücke geriet in Flammen.

r Paris, 28. Sept. Um Mitternacht wird die Zahl der Personen, die bei dem Sturz des Automobilomnibusses in die Seine das Leben eingebüßt haben, mit 11 angegeben. Unter den Toten befinden sich 4 Kinder und der Chauffeur, dessen Leiche bis jetzt noch nicht geborgen werden konnte. Der Schaffner, der sich zunächst gerettet hatte, lief wie

Ceuta, diese alte Festung, hochragend auf dem Felsen gegenüber von Gibraltar, ist seit langer Zeit von Spanien in Besitz genommen. Auf den Wällen von Melilla weht ebenfalls die rotgelbe Fahne, und das Hinterland wurde während des letzten Feldzuges in Besitz genommen.

Die Minen des Distriktes sind von beträchtlichem In­teresse, obgleich der entscheidende Vorteil Spanien nur dann zufallen würde, wenn es eines Tages sein Protektorat auf Las ganze Marokko ausdehnen und auf diese Weise sich den Handel und den Verkehr nicht nur von Zentralasnka, son­dern auch zum Teil von Südamerika sichern könnte.

Ein Blick auf die geographische Karte läßt uns voll­ständig die Vorteile dieses geradezu direkten Weges sehen, welcher besonders nach der Eröffnung des Kanals von Pa­nama als eine Art von Fortsetzung, sozusagen eine Ergän­zung, der großen europäischen, ja sogar der transsibirischen Eisenbahn und als eine neue Ader der allgemeinen großen Weltbewegung angesehen werden könnte.

Sicherlich, die richtige Zukunft der Häsen wie Agadir oder Dakar ist ebenso klar wie diejenige von Wladiwostok oder von Port Arrur. Die Meeresentfernung zwischen Dakar und Pernambuko ist nur 1700 Meilen, und Panama liegt fast gegenüber, während für Afrika selbst dieser Ort einer der besuchtesten Ausgänge werden würde.

So fern noch alle diese Möglichkeiten liegen, beschäftigt man sich damit schon heut, und zwar sehr lebhaft, in den

geistesgestört fort und konnte noch immer nicht gefunden werden.

r Petersburg, 28. Sept. Die Ernennung des Hof­meisters Bachmetjew zum Botschafter in Washington ist amtlich veröffentlicht worden. Der russisch-japanische Vertrag über die Auslieferung von Verbrechern ist ver­öffentlicht worden.

r Saloniki, 28. Sept. Aus verschiedenen Teilen der Provinz laufen Berichte ein über schwere Schäden, die durch Ueberschwemmungen und Hagelschlag angerichtet wurden. In Strumitza wurden 14 Häuser von den Fluten sortgerissen. Zum jungtürkischen Kongreß sind zahlreiche Deputierte als Delegierte hier eingetroffen. Die Stimmung unter den Delegierten ist ziemlich erregt.

Der Untergang des PanzerkreuzersLiberi«"

r Toulon, 27. Sept. Die Nachforschungen nach Lei­chen aus dem Wrack derLiberi^" wurden bis in die Nacht hinein fortgesetzt. Man fand noch verschiedene verstümmelte Körper, sowie eine Anzahl menschliche Ueberreste. Auch in einem wiedergehobenen Dampfboot fand man eine unbe­kannte Leiche. Im Spital erlagen gestern 2 Leute an den erhaltenen Verletzungen.

Marokko.

Berlin, 27. Sept. Der französische Botschafter Cambon hat heute mittag dem Staatssekretär v. Kidcrlen-Wächter einen längeren Besuch abgestaltet, wobei Herrn Cambon die redaktionellen Abänderungen zu dem Vertragsentwurf über Marokko, die. Deutschland zu machen wünscht, übergeben wurden.

Paris, 28. Sept. Das Ministerium des Aeußern gibt folgende offizielle Note heraus:Die von der deutschen Reichsregierung auf die letzten französischen Vorschläge vor­zulegenden Abänderungsvorschläge in der Marokko-Ange­legenheit sind heute in Paris angelangt. Sie umfassen neue Forderungen und enthalten Vorbehalte die eine sehr eingehende Prüfung notwendig machen."

Italien und Tripolis.

Rom, 28. Sept. Die italienische Regierung hat alle Mächte verständigt, daß sie von der Türkei wirksame Garantien für den Schutz der Interessen Italiens in Tripolis verlange. Von unterrichteter Seite wird mitgeteilt, daß die italienische Regierung sich mit bloßen Versprechungen von der türkischen Regierung nicht mehr begnügen werde. Sie müsse Garantien haben, die in Zukunft eine Verletzung italienischer Interessen in Tripolis unmöglich machen. Diese Garantien müßten materieller Natur sein. So wird die italienische Regierung in der Zulassung einer italienischen Besetzung einen wirksamen Schutz der italienischen Unter­tanen in Tripolis erblicken.

Konstantinopel, 28. Sept. Der deutsche Botschafter Frhr. v. Marschall wurde nach der Rückkehr vom Urlaub gestern vom Sultan in Audienz empfangen. Der Sultan brachte nach der üblichen freundlichen Begrüßung selbst das Gespräch auf politische Fragen und dabei auch auf die Tripolisfrage und die Lage der Türkei. Es ist das erste Mal, daß der Sultan aus seiner bisher gewahrten politi­schen Zurückhaltung herausgetreten ist. Dieses Eingreifen des Sultans erregt große Aufmerksamkeit. Auf der Pforte verlautet, Italien habe bereits Vorschläge gemacht, auf Grund deren Erfüllung durch die Türkei es auf eine Land­ung in Tripolis verzichten wolle. Unter den Vedingungen soll die Anstellung von italienischen Beigeordneten und Kontrolleuren für die Finanzen von Tripolis sowie von italienischen Beigeordneten bei der Wilajetverwaltung von Tripolis sein. (N. Tagbl.)

r Wien, 28. Sept. Bon offizieller türkischer Seite werden der Neuen Freien Presse folgende Aeußerungen gemacht: Die türkische Regierung konnte in Verhandlungen wegen wirtschaftlicher Zugeständnisse, wie man sie anderen befreundeten Staaten concediert, mit Italien eintreten, kann jedoch politische Privilegien oder ähnliche Zugeständnisse unter keiner Bedingung erteilen. Die ottomanische Regier­ung wird ihre souveränen Rechte in aller Integrität in Tripolis ausrecht erhalten. Die Sicherheit ist dort vollständig. Vorläufig wartet die türkische Regierung in Ruhe die Er­eignisse ab. Falls aber eine Landung von Soldaten oder irgend ein Akt von Feindseligkeit in dieser türkischen Pro-

Kreisen aller Maßgebenden über die eventuelle Darstellung dieser neuen Uferlinie/ Das Projekt übrigens wurde der Konferenz von Algeciras vorgelegt, und am 2. April hat der Herzog von Almodovar, Minister der Auswärtigen Angelegenheiten und Präsident der internationalen Konferenz von Algeciras, im Namen Spaniens dieses wünschenswerte großartige Projekt empfohlen, der außerdem von dem Marquis von Camarasa stets mit viel Wärme unterstützt wird.

Wie fern also diese Möglichkeiten noch erscheinen, so wird cs leicht fein, die Wichtigkeit dieser Küste zu realisieren. Vom Kap Sparte! bis zum Kap Verde wird der Userweg einer der bedeutendsten und besuchtesten werden, und Ma­rokko wird somit gezwungenerweise ein Lagerplatz des Weltalls.

Ader wie sich auch die Zukunft dieses gesegneten Landes gestaltet, welche Errungenschaften die Zivilisation ihm bringen wird, ob bald Eisenbahnen seine fruchtbaren Gefilde durchkreuzen, ob Fabriken in den Städten arbeiten und geschwärzte Schornsteine die weißen Minarette ver­drängen, oder grimmige Geschosse sich auf seinen blumigen Hügeln erheben werden, es wird mir stets teuer sein, die Erinnerung daran zu erwecken, so wie ich es zum ersten Male gesehen habe, als noch Marokko wirklich dem Lande glich, dem derTausendundeine Nacht".