Erscheint täglich mit Ausnahme der Tonn- und Festtage.

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iohn 1.26 im Bezirks»

und 10 8 m.-Verkehr 1.25 im übrigen Württemberg 1.35 «4, Monatsabonncmenks nach Verhältnis.

Fernsprecher Nr. 29.

^ 228

88. Jahrgang. Fernsprecher Nr. 29.

Krettag, dw 2S. September

Anzeigen^ebilhr für die einspalt. Zeile au« gewöhnlicher Schrift oder deren Raum bei einmal. Einrllckuug 1V A bei mehrmaliger entsprechend Rabatt.

Beilagen: PlauderstLbchen,

* Illustr. Souutagsblatt und

Schwüb. Landwirt.

1911

Kgl. Oberamt Nagold.

Bekanntmachung betr. die Maul- und Klauenseuche.

In den Ställen des Hafnermeisters Essig und des Schweinehändlers Kienle in Nagold ist die Maul- und Klauenseuche ausgebrochen. Die Schutzmaßregeln werden morgen bekanntgegeben.

Nagold, den 29. Sept. 1911

Amtmann Mayer.

Tages-Neuigkeiten.

LuS Stadt und Land.

Nagold, 29 September 1S11.

* Waggonmangel und dadurch Lieferungsver­spätungen in Aussicht. Der Verband landwirtschaftlicher Genossenschaften in Württemberg, e. B., erläßt imLandw. Wochenblatt" folgende Aufforderung: Infolge des niederen Wasserftandes wurde die Schiffahrt auf einem großen Teil der deutschen Wasserstraßen eingeschränkt und wird wohl bei weiterem Anhalten der Trockenheit ganz ins Stocken geraten. In den letzten Wochen sind daher schon derartig erhebliche Gütermengen vom Wasserweg auf die Eisenbahn übergegangen, daß der im letzten Jahr wesentlich erweiterte Güterwagenpark der Eisenbahnen dem ungestümen Berkehrs­andrang nur schwer gerecht werden kann: dazu kommt noch der Umstand, daß der Wagenladungsverkehr in den Herbst­und Wintermonaten ohnedies am stärksten ist. In Anbe­tracht des drohenden großen Waggonmangels geben wir den landwirtschaftl. Genossenschaften den dringenden Rat, mit der Bestellung und dem Bezug landwirtschaftlicher Be­darfsgegenstände jeder Art ja nicht länger zu zögern.

* An der Fernfahrt des LuftschiffsSchwaben" am Sonntag werden sich auf Grund der Auslosung, die gestern unter Leitung des K. Notars Gänßle in Stuttgart stattfand, folgende Mitglieder des Vereins für Zeppelin­fahrten beteiligen: Malermeister K. Jeremias, jun., stud. Diez, Frau Gertrud Kreglinger, Frau Karl Wagner, Bau­werkmeister Jos. Mayer, Iustizreferendar Th. Braun, Kgl. Hoflies. Paul Schwarz, stud. em. Hans Lerch, Buchdruckerei­besitzer A. Glaser, Kaufmann Fr. Löble, Architekt Albert Schiller, Generalagent Karl Lüttich, sämtliche in Stuttgart, ferner Fabrikant Alfred Moos, Buchau, Bauwerkmeister Fr. Seitler, Gmünd und Generalagent Wilh. Beck, Frank­furt a. M. 8 der glücklichen Gewinner werden von Baden-Baden nach Stuttgart, 7 von Stuttgart nach Baden- Baden fahren. Bei dem raschen Anwachsen der Mitglieder­zahl werden ziemlich sicher noch mehrere Fahrten in diesem Herbst veranstaltet werden können.

* Eine Zusammenstellung von Zimmerpflanzen, die auch inr Winter dankbar blühen, bringt der praktische Ratgeber. In dieser Zusammenstellung befinden sich unter anderen: Abutilon, Amaryllis, ^utluu-iiuu LekorLsrinvum, Azaleen, Begonien, Lillbor^in nulsvs, Boronien, Calla, Lalceolarien, Camelicn, Cinerarien, Clivien, Crocus, Cyklamen, Cytisus, Deutzien, Dielytra, Epiphyllum, Lnebsris, LnptwrbiL, Flieder, Forsythien, k'rg.sa.rig. inllies. (Früchte), Frecsien, Hyazinthen. Impatiens, Iris, Kalmien, Ikarus Dinni, Maiblumen, Narzissen, Nelken, Orchideen, Pelargonien, Primeln, Prunus, Rhododendron, Rosen, Schneeball, Scilla, Spiraea, Tazetten, Tulpen und Veilchen. Interessenten erhalten eine Probenummer vom Praktischen Ratgeber im Obst- und Gartenbau in Frankfurt a. d. Oder kostenlos zugesandt.

r Stuttgart, 28. Sept. (Fortschrittliche Dolks- partei.) Heute abend sprach Reichs- und Landtagsabg. K. Haußmann in einer zahlreich besuchten Versammlung überAuswärtige Politik und die nächsten Reichs­tagswahlen". Der Reichstag werde den demnächst vor­zulegenden deutsch-französischen Marokko- und Kongovenrag ernstlich prüfen und die Reichsregierung unterstützen müssen, wenn sie die deutschen Interessen vertreten und dabei Frie­densliebe bezeigt habe. Die Frage, ob immer zweckmäßig gehandelt wurde, trete zurück, wenn das Endergebnis den allgemeinen Interessen entspreche. Man werde jedenfalls Genugtuung darüber empfinden, daß die Friedenspolitik in würdiger Weise durch den Abschluß eines deutsch-französischen Vertrags durchgeführt ist. Deutschland halte den Frieden als Selbstzweck aufrecht, wenn nicht nationale Ziele dabei in Frage stehen und die standen bei der Marokko-Affäre nicht in Frage. Es sei anzuerkennen, daß der Kaiser, der Reichskanzler und der Staatssekretär des Auswärtigen sich eine staatsmännische und wohltätig wirkende Reserve aus­

erlegt haben. Die Tripolis-Affäre schreibe dem deutschen Reiche strengste Neutralität vor, unsere Diplomaten sollten sich ernstlich um eine friedliche Beilegung des Konflikts schon in Rücksicht aus unser Bundesverhältnis zu Italien und unser Freundschaftsverhältnis zur Türkei bemühen. Die Frage, ob die Richtlinien unserer auswärtigen Politik in den letzten zwei Jahrzehnten richtig gewesen seien, lasse sich nicht ruhig bejahen. Seit Bismarck's Abgang fehle es un­serer auswärtigen Politik an einheitlichen Richtlinien. Ebenso wie die herabsetzende Kritik an unsrer auswärtigen Politik seitens der englischen Staatsmänner, bei denen das inter­nationale Taktgefühl in Abgang begriffen zu sein scheine, sei auch die unkluge und ungeschickte Agitation des deut­schen Flottenvereins scharf zu verurteilen. Die Kultur und der Geisteszustand in Europa seien derartig, daß die Vor­herrschaft einer einzigen Macht nicht ertragen werden könnte. Die Kulturstaaten müßten sich an den Gedanken gewöhnen, daß die Politik mit dem Gehirn und nicht mit dem Ellen­bogen gemacht werde. Bezüglich der Reichstagswahlen erhob Haußmann die Forderung nach einer vernünftigen Gestaltung unserer Wirtschaftspolitik mit wirksamem Schutz des Mittelstandes. Die künstliche Verteuerung dürfe nicht fortgesetzt werden. Die Wahlparole müsse lauten: Nieder­werfung der konservativen Vorherrschaft. Erst wenn dies geschehen, sei ein neuer politischer Boden in Deutschland gelegt. In unserer jetzigen Zeit mit ihrer Bersorgungsselig- keit tue eins Befruchtung der bürgerlichen Unternehmungs­lust not, denn wir wollen nicht bloß ein Beamtenstaat sein. Es handle sich weiter um die Erkämpfung eines wahrhaft konstitutionellen Regiments. Die Sozialdemokratie wolle immer die Politik der Unverantwortlichkeit und des An­griffs. Damit treibe sie aber die Politik der Reaktion. In eine politische Front sich einzureihen, lehne die Sozialdemo­kratie ebenfalls ab. Das Heil komme aber nicht allein von der Radikalisierung sondern von der Erziehung zum poli­tischen Handeln. Hier versage die Sozialdemokratie. Die Demokratie sei um ihres Prinzips willen verpflichtet, den Kampf mit aller Kraft gegen die Sozialdemokratie zu führen. Die Zeit sei da, um mit den Liberalen den Waffen­gang gemeinsam zu führen. Das sei ein materielles Be­dürfnis der Zeit geworden. Ein Regiment, das die Konser­vativen wirft, könne dauernd nur durch liberale Männer auf­gerichtet werden. Die Hauptparole laute: Systemwechsel. Es müsse ein neuer Grund für eine bürgerliche, arbeitsfreu­dige. fortschrittliche Politik gelegt werden. (Lebhafter Bei­fall.) Anschließend daran, sprach Parteisekretär Fischer- Heilbronn über den Jenaer Parteitag.

p Stuttgart, 27. Sept. Zur Auflösung der rätsel­haften Inschrift auf dem in den Neubau der Württ. Fett­schmelze eingebauten Stein aus dem alten Stuttgarter Schlachthaus von 1585, die wir vor einigen Tagen mit­teilten: 0 ^88808 - 1)^8 - IVL8 - 8LDW8 - D8868 - Mr ä.828lD - ?L18I8(4 -.D - v^.8 - 8L68 - 168 - 60D - wird demSchwäb. Merkur" von einem Leser folgender interessante Vorschlag gemacht: Daß der, der die Inschrift ausgefllhrt hat, Fehler begeht, sieht man aus der Schreibung Metzer statt Metzger, Psining statt Pfennig; nehmen wir noch zwei kleine Verderbnisse an, in: ider, statt ie der oder etwas Aehnlichem, und am Schluß in dem: rech, ich., die aber leicht zu heilen sind, so ergibt sich ein befriedigender Sinn. Es ist die humoristische Klage, daß der Metzger nicht immer Geld hat. um seinen Durst zu stillen. Was hauptsächlich irre führt, ist das Flesch am Anfang: diese niederdeutsche Form kann in Stuttgart niemals für Fleisch gebraucht worden sein, ist aber eine jetzt noch gebräuchliche mundartliche Form für Flasche. In demider" steckt das alte ieimmer, das von dem Verfasser vielleicht schon nicht mehr verstanden und nachher durch alzeit ausgenommen wurde: hat, mundartlich ausgesprochen: Hot, gibt den Reim aus Got. Also wäre die korrekte Form des Spruches: O Fläsch! Daß der Metzger Täsch (Tasche) Nicht immer Pfenning Hot: Das räche Gott!

r Cannstatt, 28. Sept. (Glückliche Gewinner.) Der 1. Haupttreffer der Stuttgarter Bäckereilotterie mit 5000 ^ bar wurde gestern einem armen Arbeiter ausbezahlt, sowie der 4. Haupttreffer der Ebinger Lotterie mit 1000 einem Geschäftsmann. Dagegen wurde der erste Haupttreffer der Bäckereigewerbelotterie im Wert von 2000 (Los­nummer 10 719) bis heute noch nicht abgeholt.

Buhlbach, 28. September. Eine fast unglaubliche Schreckenstat versetzte heute morgen die hiesige Einwoh­nerschaft in große Aufregung. Der von Baiersbronn ge- bürtigte und letztes Frühjahr hieher verzogene Holzyauer Karl Schmelzle erschoß heute Nacht seine Ehefrau im Bett. Die 38 Jahre alte Ermordete ist die zweite Ehefrau

des Täters und hinterläßt 4 Kinder, das jüngste I V 2 Jahre. Beweggrund für diese schreckliche Tat ist Eifersucht, zu der aber keinerlei Grund vorlag. Der Täter macht Notwehr geltend und ist bereits verhaftet. (Grenzer.")

x Tübingen, 28. Sept. Der Leutnant Karl Horn vom 180. Infanterie-Regiment, der sich am Sonntag in Reichenhall durch einen Schuß schwer verletzt hat, ist an den erlittenen Verletzungen nunmehr gestorben. Die Leiche wird hierher übergesührt.

r Reutlingen, 28. Sept. (Diebstähle). Durch gefälschte Nachnahmescheine sind in den letzten Lagen bei dem hiesigen amtlichen Güterbeförderer 2433 ^ erhoben morden. Starker Verdacht der Täterschaft lenkte sich auf einen 20jähr. Anwärter bei der Güterstelle, der beim K. Oberamt um Ausstellung eines Auslandpasses nachgesucht hat. Greifbares Beweismaterial konnte aber bisher noch nicht beigebracht werden, da alle auf die Sache sich beziehen­den Belege fehlen. Als Täter des Uhrendiebstahls in einem Biktualienladen am Albtorplatz ist der in dem be­treffenden Haus in Miete wohnende 21jähr. Mechaniker Fr. Gaiser, der wegen ähnlicher Delikte mehrfach vorbestraft ist, ermittelt und von der Arbeitsstelle weg verhaftet worden. Die fehlende Damenuhr samt Anhänger und Kette wurden bei ihm gefunden. Außerdem stellte sich heraus, daß er schon längere Zeit durch Einbruchsdiebstahl sich Lebensmittel aller Art verschafft hat.

Nürtingen, 25. Sept. Unter zahlreicher Beteiligung aus Stadt und Land hielt gestern der württ. Hauptoerein des Eoang. Bundes hier seine Landesversammlung. Die Festseier wurde eröffnet durch den Festgottesdicnst, der um 2^/2 Uhr in der dicht gefüllten Stadtkirche stattfand, ver­schönt durch Gesänge des Kirchenchors unter Hegeles Leitung. Die Festpredigt hielt Pros. Dr. Schöll aus Friedberg über Psalm 60, 14:Mit Gott wollen wir Taten tun". Den Jahresbericht erstattete der 2. Vorsitzende des Hauptoereins Schulrat Dr. Mosapp, in Anknüpfung an 2. Kor. 6. 4. 8 bis 10. Er erinnerte lt. Merkur an das Jubiläum, das der Bund, der am 5. Okt. in Erfurt gegründet wurde, dem­nächst feiem darf, und an das Iubiläumsjahr des am 5. Juli 1887 gegründeten württ. Hauptvereins, zeichnete Ausgaben und Wesen des Bundes, berichtete von dem namhaften Wachstum von 3600 Mitgliedern, welches das Borromäus- jahr dem Hauptoeretn gebracht, von derLiebesarbeit desselben an Diasporagemeinden des Inlands und Oestreichs, gedachte seiner Toten, des Stadtpfarrers Dr. Weitbrecht-Wimpfen und des Geh. Kirchenrats v. Meyer in Zwickau, und er­munterte zu treuer Mitarbeit an den Bundeszwecken auch in Stadt und Bezirk Nürtingen. Um 4 Uhr fand die Fest­versammlung im Saal des Hotels Schöll statt, und zwar unter solchem Zudrang, daß sofort eine Parallelversammlung in der Sonnenbierhalle anberaumt werden mußte. Erstere wurde von Stadtpfarrer Traub geleitet und durch Gesänge des Liederkranzes und des Sängerkranzes verschönt: in letz­terer hatte Dekan Dr. Köstlin von Backnang die Leitung und der Chor der Seminaristen den Gesang, hr end di«'' größeren Ansprachen bezw. Reden hüben uM*Mib en d i gleichen waren. Beide Säle waren voll, es wb^_.^ men etwa 1000 Personen. Nach dem gemeinsaOen^lesä derWittenberger Nachtigall" hielt der 1. Landesvorsitzende Stadtpsarrer Traub-Stuttgart die Festansprache. Nun folgte eine Anzahl Begrüßungen. Oberlehrer Bo pp sprach im Namen des Bezirksoeretns Nürtingen, Stadtschultheiß Baur im Namen der Stadtvertretung einer alt-evang.-württ. Stadt, Dekan Hönes im Namen des eoang. Kirchenge­meinderats und des Bezirks N., Präsident v. Zeller brachte den warmen Gruß der Landessynode, Prälat 0 . Hermann den ebenso freundlichen der Oderkirchenbehörde und des Gustav-Adolfoereins, und einen besonderen Gruß aus Oest- reich, in dem er die letzten 10 Tage anläßlich der Kirchen- einweihung in Wiener-Neustadt zugebracht hat. Pros. Dr. Schöll überbrachte die Grüße des hessischen Hauptoereins: mit dem badischen Hauptoerein, der heule seine Landesver­sammlung in Heidelberg hält, wurden Begrüßungstelegramme gewechselt. Auf all diese Begrüßungen erwiderte der Vor­sitzende mit kurzen Dankesworten. Die beiden Haupt­ansprachen des Abends drehten sich um die Pole: Deutsch- evangelisch im Reich deutsch-evangelisch in den Kolo­nien. Ueber das erste Thema sprach Pfarrer Michaelis aus Metz. UeberDeutsch-evangelisch in den Kolonien" sprach Stadtpsarrer Psisterer-Weinsberg. Ueber die Be­wegung in Oestreich sprach Pfarrer Bazlen ans Feldkirch. Schulrat Dr. Mosapp dankte zum Schluß affen Teilnehmern.

Gerichtssaal.

r Heilbronn, 28. Sept. (Wieder eine^ Das Kgl. Schöffengericht in Weinsberg verurteilte die Weingärt­nersehefrau Schramm von Buchhorn, Gemeinde Eberstadt,