Passy" hatte ihm für seine Hilfe zur Flucht 2000 ^ ver­sprochen, bekommen hat er nach seiner Angabe jedoch noch nichts. Auch die erste Flucht desGrafen" bewerkstelligt zu haben, hat der Verhaftete endlich eingestanden.

Ebingen, 6. Sept. Heute nacht wurden hier mehrere Erdstöße von mäßiger Stärke verspürt. Schaden wurde nicht angerichtet, doch war die Erschütterung kräftig genug, um zahlreiche Einwohner aus dem Schlafe zu schrecken. Auch in Hechingen wurde heute früh 2.38 Uhr ein dumpfer, kräftiger, aber nur kurzer Erdstoß verspürt, der sich 5.18 Uhr früh wiederholte und diesmal mindestens 6 Sekunden an­dauerte. Don starkem unterirdischem Rollen begleitet, jwurde er in allen Häusem wahrgenommen. Gläser klirrten, einzelne Gegenstände fielen von den Plätzen, die Uhren blieben stehen. Größerer Schaden ist indessen nicht entstanden. Der Be­völkerung bemächtigte sich ein allgemeiner Schrecken.

p Tuttlingen, 6. Sept. Zur Donauoersinkung mel­det der Gränzbote, daß seit gestern früh durch den Fabrik­kanal der Maschinenfabrik Immendingen kein Tropfen Wasser mehr läuft. An ein derartiges Vorkommnis können sich die ältesten Leute nicht erinnern.

r Ulm, 6. Sept. (Die Ehrengabe des Königs.) Für den Schwäbischen Ueberlandflug UlmFriedrichshafen ist die Zeichnung des noch in Arbeit befindlichen Königs­preises im Schaufenster des Hofjuweliers F. Miller, Sohn, Donaustraße Nr. 1 zu sehen. Das prächtige Silberstllck ist eine große runde Prunkplatte, vollständig von Hand getrieben. Der Rand ist ein schön ciselierter Eichenlaubkranz, der rechts und links durch die württ. Wappen unterbrochen ist, oben und unten ist die Widmung auf Schildchen verteilt und lautet: Ehrenpreis gegeben o. Wilhelm, König von Württemberg, zum Schwäbischen Ueberlandflug September 1911. Die Mitte der Platte zeigt die beiden Städteansichten von Ulm und Friedrichshafen: darüber sind im Flug ein Eindecker und ein Zweidecker. Dieses Mittelteil wird von Hand graviert und ciseliert.

r Kißlegg, 6. Sept. (Ueberfall). Bei den in Eintürnen einquartierten Truppen verschaffte sich ein Soldat Zivilkleider und überfiel einen Offizier, den er derart trak­tierte, daß ihm die Wunden zugenäht werden mußten. Der requirierte Polizeihund nahm die Spur aus, sodaß der Mann sofort ausfindig gemacht werden konnte. Er ist ver­haftet und sieht einer schweren Strafe entgegen.

r Gegen die Milchpantscher. Im ganzen Land erfolgen ununterbrochen Bestrafungen von Milchfälschern, doch mit wenig nachhaltigem Erfolg. Es gibt Fälscher, die erst nach erfolgter Kontrolle ihre Tricks anwenden. Die Milchdarf doch nicht sauer anlaufen". Darum haben die Milchleute ein Gefäß mit Wasser zum Reinigen der Milch­kanne bei sich. Die Reinigung wird vorgenommen, solange noch die Milch darin ist. Selbst die Wasserleitung wird in den Küchen benützt, wenn gerade niemand da ist. In einem Haushalt bemerkte z. B. die Hausfrau, daß der Milchlieferant immer einen Viertelliter zu wenig mit in die Küche brachte. Wenn die Hausfrau nicht da war, wurde mit Wasser nachgeholfen. War sie aber in der Küche, dann lag eine Milchknappheit vor, natürlich nur zufällig. Eine Stallprobe ergab in einem Fall einen auffallend hohen Wassergehall. Bei erneuter Stallprobe löste sich das Rätsel. Die Melkerin hatte unter den Kleidern ein Gefäß mit Wasser verborgen. Wenn sich die Schlaue beim Melken bückte, lief aus einem Röhrchen das Wasser in die Milch. Was für eine merkwürdige Rolle der Melkkübel spielt, ist bekannt. Die Reinlichkeit ist aber nicht weit her, wenn man oft sehen muß, daß der Stallschmutz kaum dicker sein könnte. Die Bestrafung der Milchfälscher sollte noch viel strenger sein. Abschreckend würde es auch wirken, wenn jedesmal die Namen von Gerichtswegen veröffentlicht würden.

Deutsche- Reich.

r Berlin, 5. Septbr. Wie dieNordd. Allg. Ztg." berichtet, hat Staatsminister von Breitenbach am 30. August in Montigny den Arbeiterausschuß der dortigen Hauptwerk- stätte empfangen und sich hierbei über seine grundsätzliche

Stellung zu den Arbeitervereinen geäußert. Der Minister betonte, er messe den Arbeiterausschüssen den größten Wert bei. Ihre Aufgabe sei es, die Beziehungen zwischen ihren Mitarbeitern und der Verwaltung zu fördern. Dazu gehöre auch, daß sie nicht kritiklos die Wünsche ihrer Mitarbeiter weitergeben, sondern auch deren Erfüllbarkeit prüften. Be­züglich des Vereinswesens könne sich eine große Anzahl von Arbeitervereinigungen in seinem Berwaltungsbereich frei be­tätigen. Unbedingte Voraussetzung sei aber ihr Fernhalten von sozialdemokratischen Bestrebungen, die Ausschließung der Arbeitseinstellung von den Mitteln zur Durchsetzung irgend welcher Ansprüche, ihre Anpassung an Ordnung und Dis­ziplin. Leider habe der elsaß-lothringische Verband in der kurzen Zeit seines Bestehens schon zu ernsten Ausstellungen Anlaß gegeben. Trete in der Haltung des Verbandes keine Aenderung ein, so werde die Verwaltung mit allen zu Gebote stehenden Mitteln Vorgehen und die Zugehörigkeit zu ihm als unvereinbar mit der Fortdauer des Dienstverhältnisses erklären müssen. Die Verwaltung sei stets nach Kräften auf das Wohl der Arbeiterschaft bedacht. Er hoffe auch, der überreichten Petition auf weitere Lohnerhöhung in naher Zeit nach Möglichkeit Rechnung tragen zu können. Ein Mitglied des Arbeiterausschusses gab dann dem Dank der Arbeiterschaft für die wohlwollenden Erklärungen des Ministers Ausdruck.

Berlin, 6. Sept. Gestern nachmittag wurde in der Nähe von Karlshorst aus einen Borortzug ein Reoolver- attentat verübt. Die Kugel prallte an einem Fensterrahmen ab, sodaß niemand verletzt wurde. Als Täter kommen einige Burschen in Betracht, die am Bahndamm standen und nach dem Schuß in den Wald flohen.

Pforzheim, 5. Sept. Heute ist der letzte Tag der Brigadeexerzieren, morgen, Mittwoch, ist Ruhetag, woraus am Donnerstag die Brigadebesichtigung in Anwesenheit des kommandierenden Generals des 14. Armeekorps folgt. Am Freitag verläßt sodann der größte Teil der Truppen unsere Stadt, um für einige Tage in der Umgebung Quartier zu beziehen. In der Nacht vom 11. auf 12. September ist ein allgemeines Biwak im Uebungsgelände am Hohberg ge­plant, nach welchem die Truppen hier noch einmal für ein­einhalb Tage einquartiert werden sollen, In der Nacht auf Montag wurden eine Anzahl Soldaten wegen Disziplin­widrigkeiten auf die Wache am Schulplatz verbracht. Heute, Dienstag morgen, stürzte beim Brigadeexerzieren am Katha- rinentaler Hof ein Dragoner. Der anscheinend schwer Ver­letzte wurde in einem Auto nach Pforzheim gebracht.

Baden-Oos, 6. Sept. Das LuftschiffSchwaben" hat heute früh 6 Uhr 07 unter Fühmng von Dr. Eckener mit 7 Passagieren die Fernfahrt nach Gotha über Karls- ruhe-Mannheim-Frankfurt angetreten und um ^7 Uhr Karlsruhe passiert.

Gotha, 6. Sept. Das LuftschiffSchwaben", welches Hersseld um 11.25 Uhr und Bebra um 11.35 Uhr über­flogen hatte, erreichte unsere Stadt um 12.15 Uhr. Die Landung vor der Luftschiffksalle erfolgte gegen 12.30 Uhr.

r München, 6. Septbr. Nach einer Meldung der Münchener Neuesten Nachrichten" aus Straubing ist in dem gräflich Seins'schen Wald bei Hirschling ein großer Brand ausgebrochen. Die in der Nähe abgehaltenen Manöver wurden abgebrochen. Militär verrichtet Lösch­arbeiten. Die Straubinger Feuerwehr ist mit Extrazug abgegangen.

München, 4. Sept. Ingenieur Richter hat von der Kurverwaltung des Stahlbades Alexandersbad in Ober­franken eine Einladung erhalten in der ihm Alexanders­bad als Erholungskurort angeboten wurde. Der deutsche Klub in Saloniki teilt nun der Kurverwaltung mit, daß Herr Richter die Einladung angenommen habe und in näch­ster Zeit in Alexandersbad eintreffen werde.

r Jena, 9. Sept. Dadurch, daß Richter auf dem Seewege heimkehren will, wird seine Ankunft in Jena be­deutend verzögert.

r Köln, 6. Sept. Wie die Dürener Zeitung meldet, wurden heute nachmittag gegen 3 Uhr zwei ziemlich heftige

Erdstöße verspürt. Die Erschütterung war so stark, daß Bilder und kleine Möbel in leichte Bewegung gerieten. Auch in Aachen, Eschweiler und anderen Orten der Um­gegend machten sich die Erdstöße bemerkbar.

r Köln, 6. Sept. Mehrere Burschen überfielen einen Fremden, der reiche Geldmittel bei sich trug, beraubten ihn und warfen ihn in den Rhein. Dem Manne gelang es, sich an einer Schiffskette solange sestzuhalten, bis er gerettet wurde.

Metz, 5. Sept. Die Kriegsbefürchtungen arten in Metz beinahe zur Panik aus. Jeder Ausmarsch und jede Rückkehr der Regimenter wird im Sinne der Mobil­machung besprochen. Die städtische Sparkasse wird seit gestern geradezu bestürmt.

r Dresden, 5. Sept. Die Verhandlungen in der Metallindustrie werden am Freitag wieder beginnen. Gestern hielten die Vertrauensleute der Arbeiter eine Beratung ab. Den Streikenden und Ausgesperrten der Gelbmetallindustrie sollen die Beschlüsse am Donnerstag vorgelegt werden. Man wird sie jedenfalls ablehnen.

Hamburg, 5. Sept. Der DampferSilvia" der Hamburg-Amerika-Linie ist auf der Reise von Yokohama nach Hamburg in Marseille mit Feuer im Schiffsraum ein­getroffen, Der Brand konnte erst gelöscht werden, nachdem der ganze Raum unter Wasser gesetzt worden war.

r Bremen, 6. Sept. Die Rettungsstation Preoons der deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger tele­graphiert: Am 6. September wurden von dem hier ge­strandeten KutterIaol", Kapitän Dybirbans, leer von Moen nach Warnemünde bestimmt, zwei Personen durch das Rettungsboot Graf Beho-Negendank der Station gerettet.

Rüsselsheim, 6. Sept. Die gegenüber den Opel­werken liegende Teppichfabrik Stöckicht steht seit heute mittag 1 Uhr in Hellen Flammen.

r Stettin, 6. Sept. Trotz aller beruhigenden Hin­weise in der hiesigen Presse und seitens der Sparkassenbe- amten waren heute morgen wieder Hunderte von Sparern zur Abhebung ihrer Guthaben bei der Sparkasse erschienen. Es gelangten rund 266000 ^ zur Auszahlung gegen 18000 ^ Einzahlungen. Im Publikum war das Gerücht verbreitet, daß die Sparkasse im Falle einer Mobilmachung überhaupt ihre Kassenlokale schließen und die Auszahlungen einstellen werde. Doch ließ sich eine ganze Reihe von Sparem durch Zureden dazu bewegen, ohne Abheben der Einlagen die Sparkasse wieder zu verlassen. Auch nach­mittags war der Andrang wieder ziemlich stark. Seit Samstag sind insgesamt rund 1400000 ^ zur Rückzahl­ung gelangt.

i- Landsberg a. W., 6. Sept. Im Schweriner Walde, der dieser Tage von einem Waldbrand heimgesucht wurde, ist Hauptmann Schönwald vom Feldartillerieregiment 54 aus Küstrin verbrannt ausgefunden worden.

Die deutsche Flottenschau.

Am heutigen Vormittag hat der Kaiser die Parade über die deutschen Kriegsschiffe abgenommen. Das am Morgen regnerische Wetter klärte sich bald aus. Wir ver­zeichnen folgende Drahtnachricht:

Kiel, 5. Sept. Um 10 Uhr kam das Kaiferschiff. hinter ihm das DepeschenbootSleipner" in Sicht. Gleich­zeitig setzte sich die bei Gabelsflach liegende Hochseeflotte mit dem Kurs auf dieHohenzollern" zu in Bewegung. In­zwischen hatte sich das Wetter aufgeklärt, die Sonne durch­brach plötzlich das Gewölk, und nun bot sich dem Auge ein maritimes Schauspiel, wie es die Ostsee in dieser Pracht noch nie gesehen. Den Begleitdampfern voraus traf die Hohenzollern" gegen Itfl/t Uhr vormittags auf die Spitze der Flotte, die sogleich mit dem Kaisersalut von 33 Schüssen einsetzten. Die Schiffe führten im Vortopp die deutsche, im Großmast die österreichisch-ungarische Kricgsslagge, das LinienschiffPreußen" führte die Flagge mit dem preußischen Adler,Brandenburg" die mit dem brandenburgischen Adler. Die Mannschaften paradierten und brachten beim Passieren

im Spritzenhaus. Die Quadrille rückte mir immer näher auf den Leib. Ein zynisches Grinsen lag auf den Gesichtern. Da, im gefährlichsten Augenblick, erschien der Ortspfarrer, ein liebenswürdiger, junger Geistlicher, der den Skandal ge­hört hatte und mit klarem Blick die Sachlage sofort über­schaute. Allerdings kam mir dabei der Zufall zustatten, daß dem Pfarrer mein Name (als Autor des Epos Trutz- Katz, das in der Nähe spielt) bekannt war, so daß mir dieser Umstand endlich zur Freiheit oerhalf. Auf die Auf­forderung des Geistlichen entfernten sich die Bauem nach und nach, nicht ohne sichtliches Bedauern, daß ihnen das Vergnügen entgangen war, einem Fremden zu zeigen, was es hieß, in ihren Kraal einzudringen."

Von den Greueln eines spanische« Stierkampses

entwirft der kürzlich von einer Fahrt durch Spanien heim- gekehrte französische Reisende Robert Launay in seinem Reisetagebuche, das in der RevueHebdomodaire" ver­öffentlicht wird, eine Schilderung, die erkennen läßt, wie sehr dieses spanische Nationalschauspiel die grausamen Instinkte der Masse weckt und die Entartung des Bolksempfindens fördert.Als Espadas debütierten junge Zöglinge dieser Kunst, die neben den in Spanien so berühmten Meistern des Degens vielleicht dasselbe sind, was der Heldentenor einer kleinen Wanderschmiere neben einem berühmten Sänger bedeutet. Sie entledigten sich mit trauriger Unfähigkeit ihrer Rollen. Man verzeiht diesen Henkem vielleicht eine rasche und sichere Tat, die die Leiden des Opfers abkürzt. Aber hier mußten unsere Nerven wahre Höllenqualen erdulden,

Grausamkeiten dem Pöbel immer

neue Begeisterungsstürme entlockten. Zwei Stiere wurden hingemordet, :junge, kaum ausgewachsene Tiere. Der erste fiel erst nach dem vierten oder fünften Stoße. Der Tod des zweiten aber wurde eine Ausgeburt der niedrigsten Roh­heit. Die Beschimpfungen und die zahllosen Verwundungen, die die Gegner des unglücklichen Tieres ihrem Opfer zufügten, erschöpften das Tier, seine Kräfte schwanden, und keuchend, von Blut besudelt, blieb der junge Stier wie atcmsuchend müde stehen. Nun trat der Espada heran, und mit jener Unsicherheit, die durch Angst und Feigheit ersieht, traf er mit dem Degen das Tier: nicht aber am Nacken, sondern nur an der Schulter. Dann brachte sich der Held des Degens voll Eleganz schleunigst in Sicherheit. Da er aber schließlich das blutige Werk einmal doch vollenden mußte, unternahm er nach einer Weile einen zweiten Ver­such, bei dem er mit dem Degen nicht einmal den Stier erreichte. Und nun folgte Versuch auf Versuch: der Degen zersetzte dem Tiere das Maul, dann die Backen, die Seilen, dreimal sticht der Espada aufs Geradewohl los. Das Hohn­gelächter und der Spott steigern die Ohnmacht des Henkers, er büßt noch den letzten Rest seiner Fähigkeiten ein. Und dann sahen wir das Erbärmlichste, sahen, wie das unglück­selige Tier, von dem Blute, das in regelmäßigen Stößen aus all den Wunden hervorströmte, über und über besudelt, zu taumeln begann, es kroch in eine Ecke, um zu sterben, und lehnte den müden Körper an die Pallisaden. Da eilte die 3su! ö88v 6 röe, die eleganten jungen Herren, die sich im Promenoir aufhielte, herbei, und, durch die Pallisaden vor dem sterbenden Tiere geschützt, verschlimmerten sie seinen Todeskamps, rissen mit Gewalt die Widerhaken der

Banderillas aus dem Fleische und schlugen mit ihren Spazierstöcken auf den Stier ein. Völlig erschöpft, mit gesenktem Kopfe und aus Dutzenden von Wunden blutend, ließ das Tier alles über sich ergehen und versuchte ver­geblich, mit der Zunge dem ausströmenden Blute Einhalt zu gebieten. Der Körper des Tieres wankte, zitterte, noch einmal schien sich der Stier zusammenraffen zu wollen, dann brach er hilsslos und matt zusammen. Aber die ele­ganten, anmutigen spanischen Jünglinge ließen sich dadurch nicht hindern, Proben ihres Mannesmutes abzulegen, indem sie, immer natürlich durch das Gitter, mit ihren Stöcken auf das Tier einhieben. Bis endlich der Matador mit einem Sprunge die Pallisade erklomm und von hier aus, vor jeder Gegenwehr sicher, dem Stier den Stahl in den Nacken trieb.

Ueber die Kunst alt zu werden ist schon viel ge­druckt, geschrieben und verhandelt worden. Einen schlichten Beitrag dazu findet man in der Biographie des im vorigen Jahr zu München im Alter von 84 Jahren verstorbencn Geheimrat Dr. Alois Ritter von Schmid, herausgegeben von seinem Bruder, Universitätsprofessor Dr. Andreas Schmid; man liest da u. a.Alkoholische Getränke waren im ganzen Hause unbekannt; dagegen sprudelte am Brun­nen vor dem Hanse frisches Quellwasser, und Milch wurde mittags und abends zum Nachtisch aufgetragen. Der Vater war verständig genug, seinen Kindern Milch nach Wunsch zukommen zu lassen. Als in der Ortschaft die Sitte oder besser Unsitte einriß, die Milch zu verkaufen, da war er um keinen Preis zu bewegen, seinen Kindern die Milch zu ent­ziehen; vielmehr äußerte er oftmals, daß die Milchoerkänfer Hungerleider seien".