Anzelgen-Gebithr sür die einspalt. Zeile au» gewöhnlicher Schrift oder deren Raum bei einmal. Einrückung 10 A bei mehrmaliger entsprechend Rabatt.
>:!cheim täglich :-i:t Ausnahme der onn- und Iestrage.
Prers vierteljährlich hier 1.10 «6, mit Träger lohn I.W im Bezirks und 10 Lw.-Berkehr 1.L5 im übrige» Württemberg 1.35 Monatsabonnements nach Verhältnis.
Beilagen: Plauderstidchen, Illustr. Sonntagsblatt und
Schwäb. Landwirt.
Fernsprecher Nr.
86. Jahrgang.
Fernsprecher Nr. 28
Donnerstag, dm 7. Septemöer
209
SOG
ere
em
ver
tat,
:in-
!eihnachten
vler.
mf.
mer
lg. Band, ick ^ 2.50 usen _
rcher,
stiritbg.)
lle Möbel. »IN, Kfm.
Wies.
lg:
»wood."
yschlag-
Tages-Neuigketten.
AvS Stadt imd Land.
Nagold, 7. September 1911 .
* Vom Rathaus. Verlesen wird eine Eingabe der hiesigen Viehbesitzer beir. ein Gesuch um Abgabe von Waldstreu. Gemäß dem Erlaß der K. Forstdirektion und dem Beschluß des Kollegiums im Jahre 1909, weiche oor- getragen werden, wird beschlossen, die Sätze und Bestimmungen wie früher anzusetzen und me diesbezügliche Bekanntmachung sofort im Amtsblatt zu erlassen. — Mitgeteilt wird, daß der Oehmderirag der städt. Wiese beim Vereins- Haus um 9.40 ^ verpachtet und aus Obstverkäusen 109.30 erlöst wurden. Aus Antrag der Siadtpflege soll mit der Obstversteigerung fortgefahren werden. — Mitgeteilt wird, daß für Pferche von der Talherde 17.25und 18.50^, von der Bergherde 26.50 und 34.50 erlöst wurden. — Verlesen wird der Kassenbericht der Siadtpflege für den Monat August. — Verlesen werden die Offerte zweier Fenstersabriken betr. Lieferung patentierter Doppelfenster sür den Schulhausneubau. Bemerkt wird hiezu, daß die gewöhnlichen Fenster hier zur Vergebung kommen werden. Die Muster der patentierten Doppelfenster sind eingeschickt worden und werden besichtigt. Nach eingehender Diskussion wird beschossen, mit der Firma Karl Häcker in Ludwigs-
"burg wegen Preisstellung weiter zu verhandeln.
*p Unser Theater. Die Benefiz-Vorstellung sür Herrn Hans Lang mit dem Lustspiel „Die Tochter der Hölle" von Kn eisel trug die Signatur der Anerkennung sür den tüchtigen Künstler bei den hiesigen Theaterfreunden. Gerne und zahlreich waren sie gekommen, um sich aufs neue zu freuen über das schöne Spiel des beliebten Darstellers. Wir können uns nicht versagen zu bemerken, daß seine Rolle als Kandidat Weiland nicht gerade die vorteilhafteste war. Er erschien größer und edler als Lehrer Flemming in „Flachsmann als Erzieher". Dem- ungeachtet machte er aus dem Kandidaten, was daraus überhaupt zu machen mar; er erntete deshalb auch rauschenden Beifüll und ehrende'Blumengaben. Seine Partnerin Frl. Franziska Schmeißer führte sich als Klara Wall- fricd sehr gut ein: auch Fr. Auguste E r l führte ihre schwierige Rolle als Heuchlerin in feiner Weise durch. Alle übrigen Rollen waren ebenfalls gut besetzt. Das Stück selbst hat neben einigen komischen Szenen etwas bizarres, fand aber im ganzen freundliche Ausnahme.
*p—Das Benefiz für Frl. TonyBeyschlag wird am Freitag abend gewiß freudigem Interesse bei den hiesig. Theaterfreunden begegnen; ist sie es doch, die in allen Aufführungen, sei es Schauspiel oder Lustspiel, durch ihre lebhafte und frische Darstcllungskunst, ihre pikante und heitere Charakteristik als Weltdame oder als Dorfwictin Eindruck machte. Sie dürfte sich als Waise vonLowood auf der Höhe ihrer Kunst zeigen. Wir wünschen ihr ein volles Haus und damit volle Anerkennung.
* Liederkranz. Wie wir hören, wird der Liederkranz am 24. Sept. ein Konzert veranstalten.
s Unterjettingen, 7. Sept. Bei einer Schlägerei am vorigen Sonntag gab es zwei Verwundete. Gerichtliche Untersuchung ist im Gange.
Stuttgart, 6. Sept. Wie wir hören, hat der König dem Stadtschultheißen Lautenschlager den Titel Oberbürgermeister verliehen.
Stuttgart, 6. Sept. Der Verlauf der Erkrankungen unter den Mannschaften in der Moltkekaserne ist weiterhin günstig. Die Zahl der Erkrankten ist abermals erheblich zurückgegangen. Das 2. Bataillon und die in der Moltkekaserne liegenden Kompagnien des 3. Bataillons gehen nicht am Donnerstag mit den übrigen Truppenteilen, sondern erst am Montag ins Manöver.
r Stuttgart, 6. Sept. (Unsere Eisenbahner.) Eine aus allen Landesteilen gut besuchte Versammlung der Zugführer-Anwärter und Schaffner fand am letzten Sonntag in Stuttgart im Gasthaus zum Römischen Kaiser statt. Zugführeranwärter Zahn, Vorstand des neuen Eisenbahneroerbandes, referierte über die Frage der „reichsgesetzlichen Regelung der Dienst- und Ruhezeiten unter besonderer Berücksichtigung der Verhältnisse des Fahrpersonals". Schaffner Dußling vom genannten Verband erläuterte die Verhältnisse auf den einzelnen Bezirksstationen des Landes, ein weiterer Redner präzisierte die Frage der Beiziehung von Bertrauenspersonen bei der Aufstellung der Diensteinteiler für das Personal. Diese sollen gutachtlich gehört werden, den oorgetragenen Wünschen sollte von der Verwaltung wenn irgend möglich Rechnung getragen werden. Ein vierter Redner behandelte in sehr geschickter Weise die gegenwärtigen Verhältnisse in bezug auf die etatmäßige Anstellung zu Zugführern. Das Resultat der äußerst interessant verlaufenen Versammlung war, daß das in den Referaten zusammengetragene Material in Form einer Eingabe der Kgl. Generaldirektion mit der Bitte um Berücksichtigung unterbreitet werden soll. Der Vorstand des neuen Eisen- bahncroerbandes und des württ. Zugsührervereins wurden beauftragt die Sache in die Hand zu nehmen und der nächsten Landesversammlung über den weiteren Verlauf Bericht zu erstatten.
r Stuttgart, 5. Sept. (Manöver und die Maulund Klauenseuche.) Das Ministerium des Innern hat den Oberämtern der vän den diesjährigen größeren Truppenübungen berührten Bezirke des Landes zur geeigneten Bekanntgabe eine Zusammenstellung der Schutzmaßregeln zugehen lassen, die zur Verhütung der Verschleppung der Maul- und Klauenseuche durch Truppen militärischerseits getroffen worden sind. Diese Maßnahmen bestehen in folgendem: 1) An Stelle von Märschen, die durch stark verseuchte Gegenden führen würden, kann Eisenbahntransport treten. 2) Verseuchte Ortschaften sind, wenn irgend möglich, zur Unterbringung nicht auszunützen, keinesfalls dürfen verseuchte Anwesen mit Einquartierung belegt werden, auch darf mit solchen Gehöften keinerlei Verkehr staitfinden. 3) Die Unterbringung von Pferden in Kuh- und Schas- ställen ist in Gegenden, in welchen die Seuche austritt, verboten, nötigenfalls sind einzelne Ortschaften und Ortschafts
teile im Benehmen mit den Zioilbehörden über das normale Maß hinaus zur Einquartierung heranzuziehen oder es ist ein Teil der Pferde im Freien unterzubringen. 4) Die normale Zahl der Biwaks kann nötigenfalls überschritten werden. Die berittenen Truppen haben an Biwakstagen auch in nicht verseuchten Gegenden wirklich zu biwakieren, sofern sie vorher verseuchte Landesteile berührt haben. 4) Biwaksbedürfnisse, Rauhfutter, Stroh usw., sowie Gespanne sind aus verseuchten Orten nach Möglichkeit nicht heranzuziehen. Auch darf Schlachtvieh nur von Produzenten in der Nähe des Magazins und keinesfalls aus verseucht gewesenen Ortschaften angekauft werden. 6) Wenn einge- zogene Reservisten aus verseuchten Gegenden kommen und eigenes Schuhzeug tragen wollen, ist dieses entsprechend zu desinfizieren (Abwaschen mit Kreosollösung.) 7) Alle Truppenteile haben sich dauernd über den Stand der Seuche auf dem laufenden zu erhalten. Die K. Oberämter werden dem K. Generalkommando, in besonders eiligen Fällen dem nächsten Truppenkommando, unmittelbar von jedem ersten Ausbruch der Maul- und Klauenseuche in einer noch un- verseuchten Ortschaft Kenntnis geben. 8) Offiziere und Mannschaften, insbesondere auch die Quartiermacher, sind über das Wesen und die Uebertragbarkeit der Seuche zu belehren. Die Veterinär-Offiziere haben sich über die Verbreitung der Seuche im fraglichen Landesteil, über die Seuchenmaßnahmen der Zioilbehörden und deren Durchführung, sowie über die Hauptursachen der Seuchenoerbreit- ung unter Berücksichtigung der jeweiligen örtlichen Verhältnisse gründlich zu orientieren und geeignetenfalls weitere Verhütungsmaßregeln in Vorschlag zu bringen.
p Stuttgart, 5. Sept. Einen Boykott über alle Biehmärkte, sür die der Zutrieb von Händleroieh verboten worden ist, hat der Verein württ. Viehhändler verhängt. Der Verein fordert seine Mitglieder und überhaupt sämtliche Viehhändler auf, alle Märkte, welche unter ähnlichen Maßregeln abgehalten werden, auch zum Zweck des Einkaufs von Vieh nicht zu besuchen und erwartet von dem Soli- daritätsgefühl der Mitglieder die strikte Befolgung der Aufforderung.
r Stuttgart, 6. Sept. (Die zweite Abstimmung.) Wir haben bereits berichtet, daß sür die Entsendung von Delegierten zum Jenaer Parteitag durch den Kreisvorstand des ersten württembergischen Reichstagswahlkreises eine zweite Abstimmung auf Donnerstag, den 7. Sept. angeordnet worden ist. — In der Schwäbischen Tagwacht wird diese Angelegenheit durch den Abgeordneten Hildenbrand und drei weitere Genossen ausführlich besprochen und erklärt, die zweite Abstimmung finde nur deshalb statt, weil der Genosse Westmeyer nicht gewählt, sondem durchgefallen sei. Tatsächlich sei Sämann gewählt worden. Hildenbrand und die Mitmtterzeichner fordern die Parteigenossen auf, der Abstimmung am 7. Sept. fern zu bleiben, da dem Jenaer Parteitag ein Protest zugehen werde und diese höchste Parteiinstanz zu entscheiden habe, was recht ist.
Heilbronn, 6. Sept. Der wegen Flucht des Hochstaplers Schiemangk (Gras „Passy") verhaftete Gefängniswärter hat gestern ein Geständnis abgelegt. „Gras
Warnung vor dem Mein.
„An den Rhein, an den Rhein, zieh' nicht an den Rhein, mein Sohn, ich rate dir gut." Ach hätte er die Warnung befolgt, der Schriftsteller Jörg Ritzel, dem es auf seiner Rheinreise so schlimm erging, daß er mit seinem Leid in die Spalten der „Köln. Ztg." sich zu flüchten gezwungen sah. Der Schauplatz der Untat ist das Dorf Dahlheim, knapp hinter dem Wallfahrtsort Bornhausen. Abgespannt und erhitzt von seiner langen Fußtour wollte der Schriftsteller im Dorskrug in Ruhe und Frieden das Iahres- menu — Speck und Eier — verzehren und sich nachher noch ein wenig in der abendlichen Kühle ergehen. Das sollte ihm aber schlecht bekommen. Schon darum, daß er zweimal durch die Dorfstraße spazierte, erregte er das Mißtrauen der ländlichen Abderiten. Die Weiber streckten die Köpfe zusammen und tuschelten sich zu: 'n Fremder im Ort! Doch lassen wir ihn sein Erlebnis selber erzählen:
„Kaum halte ich jedoch das Ende der Dorfstraße erreicht und mich zur Rückkehr gewandt, so wurde ich von einer Rotte Burschen jählings umzingelt und angeschrien: „Im Namen des Gesetzes sind Sie verhaftet!" Ich hielt die Sache für einen dörslerischen Scherz. Vielleicht eine Kontributionseintreibung zu alkoholischen Zwecken dachte ich und suchte die Debatte ins Spaßhafte zu ziehen. Da zerrte mich aber auch schon einer am Rock, während ein Hinkender — ein lahmer Schneider, wie sich später herausstellte — mir mit der Krücke vor der Rase herumsuchtelte und mich
ankrähte: „Was? Spaß? Mer mache koan Spaß! Sie komme aansachmit!" — „So rasch?" — Jawohl! Uff de Stell!" Die Sache fing an mich zu interessieren. Sollten die Dahlheimer den Ehrgeiz haben, einen neuen Fall Richter zu schaffen? „Was soll denn eigentlich diese Komödie?" fragte ich. — „Sie sind verdächtig!" hieß es. „Mer wolle Ihr Papiere seh'n!" — „Verdächtig?" Alle möglichen Gedanken blitzen mir durchs Hirn. Sollte ich Aehnlichkeit mit einem siebenfachen Raubmörder haben, auf dessen Ergreifung eine Prämie von 10000 ^ gesetzt ist? „Mer kann nit wisse —" hatte einer gesagt. — „Darf ich erfahren, inwiefern?" fragte ich gelassen. „Dun se nor net so!" krähte der krumme Schneider wieder. „So dumm sein mer nit. daß mer das nit sehn! 'n anständiger Mensch geht nit bei Dunkelheit durchs Dorf! Wenn Se sich nit ausweise kenne, dann ..." — „Dann?" fragte ich und dachte wieder an die olympischen Räuber. — „Das werd sich sinne!" krähte der Schneider und wickelte in Eifer das lahme Bein um die Krücke. Die Sache wurde mir schließlich zu dumm. „Gut!" sagte ich, „wenn Sie was wollen, kommen Sie mit zum Wirt!" Damit ging ich weiter, gefolgt von einem Troß der immer größer und immer aggressiver wurde. Unterwegs blieben sie stehen und ich merkte, wie sie Kriegsrat hielten. Kaum war ich in die Wirtschaft zurückgekehrt und hatte aus der Holzbank hinterm Tisch Platz genommen, so füllte sich das Lokal mit einer unbeschreibbaren Horde. Wohl die ganze holde Männlichkeit Dahlheims war versammelt. Verschiedene trugen Knüppel bei sich. Daß der eine oder andere Schußwaffen bei sich führte, stand außer
Zweifel. Nachdem sie sich im Kreise um mich gelagert, erschien ein Mann, der sich ohne weitere Formalität dicht neben mich setzte, so daß mir der Ausgang aus der Bankecke versperrt war. An der Tür hielten ein paar stämmige Dorfkabylen Wacht. Die Einkreisung des gefährlichen Individuums war vollzogen.
„Ich bin die Ortspolizel", bemerkte jetzt mein Nachbar, „und möchte Sie um Ihre Papiere bitten!" — „Aha, der Bürgermeister?" — Jawohl!" — Ja, sagen Sie mal, Berehrtester, was ist denn nur los? Was soll denn diese Narretei?" Und nun erhielt ich des Rätsels Lösung: Da ich zweimal durchs Dorf gegangen war und mir die Häuser angesehen hatte, hielten mich die Bauern für das Haupt einer Räuberbande, dessen Spießgesellen im Walde lagerten, um zur nachtschlafenden Zeit auf ein gegebenes Zeichen das biedere Dorf mit Prellböcken und Mordgewehren zu überfallen und auszurauden. Die Handtasche war zum Fortschleppen der Monstranz bestimmt. Der Panamahut, den ich trug, schien die Leute in ihrer Meinung bestärkt zu haben. Meine Rolle als neuer Schinderhannes verfehlte im ersten Augenblick nicht ihre humoristische Wirkung bei mir. Indessen wurde mir der Emst der Lage sofort klar, als der Dorfkadi aus Papieren bestand. Visitenkarte und Briefe, die ich ihm oorzetgte, erklärte er für ungenügend und verlangte eine amtliche Legitimation. Da ich solche aus Rheinreisen bis jetzt nicht nötig hatte, konnte ich ihm damit nicht dienen. Die Situation spitzte sich mehr und mehr zu. Der Bande war alles zuzutrauen. Das Gelindeste, auf das ich mich gefaßt machte, war eine zerrissene Jacke und eine Nacht
i >
i i
i' i
! >
'
n'-i l
i:
! 's!
i.