Sulz a. N., 14. Aug. Ein hiesiger Einwohner, wel­cher ebenfalls in Freudenstadt war, um das Luftschiff Schwaben" zu sehen, aber enttäuscht zurückkehrte, hat einige Zeilen an den Oberingenieur Dürr in Baden-Baden ge­richtet und geschildert, welche Völkerwanderung aus dem Neckartal und Umgebung nach Freudenstadt stattgefunden hätte und wie unzufrieden jedermann nach Hause gereist sei, weshalb er als Entschädigung mit dem Luftschiff auch ein­mal über die hiesige Gegend fahren möchte. Derselbe hat nun eine Karte von Dr. Eckener erhalten folgenden In­halts:Wir werden im Herbst einmal gelegentlich über Ihre Gegend kommen."

r Welzheim, 16. August. (Naturschauspiel Fluchtversuch.) In der Nähe vom Burgholzhof Ge­meinde Psahlbronn nahm eine Windhose von einem aufge­sammelten Fruchlacker etwa 200 zusammengebundene Garben mit in die Höhe. Sie bewegte sich von dem Acker aus quer über den Eisenbach in südlicher Richtung dem Wald­teil Birkenbusch zu. Die Garben wurden haushoch in riesiger Geschwindigkeit herumgewirbelt und auf eine Wiese etwa 150 bis 200 Meter entfernt in einem Halbkreis in peinlicher Ordnung, wie von Menschenhand, Garbe an Garbe wieder heruntergeworfen. Das ganze Schauspiel dauerte etwa 23 Minuten. Der ledige Bierbrauer K. Förstner von Frickenhofen OA. Gaildorf, der vor einiger Zeit im Walde zwischen Schadberg und Welzheim eine Frau zu vergewaltigen suchte, wurde in die Irrenanstalt Winnenden überwiesen. Er unternahm einen Fluchtversuch wurde aber nach kurzer Gegenwehr überwältigt und glücklich nach Winnenden gebracht.

Von der Alb. Die anhaltende Trockenheit hat für die württembergische Schafzucht recht schlechte Zeiten gebracht. Aus einem sehr großen Teil des Landes werden die Schafherden nach den nicht aufgeforsteten Hängen der Schwäbischen Alb geführt, wo sie den Sommer und einen Teil des Herbstes über ein vortreffliches Futter finden. Heuer sind aber die sonst grünen Abhänge völlig ausge­brannt. Die Tiere finden also keine Nahrung und müssen durch eine sehr kostspielige Stallfütterung erhalten werden.

Oedheim, OA. Neckarsulm, 16. Aug. Gestern nacht von Vsll Uhr ab sind hier bei der Kirche hinter der Wirt­schaft zur Krone vier Wohnhäuser und sieben Scheuern niedergebrannt. Die Namen der Abgebrannten sind: Franz Lei;, Karl Schiemer, Josef Loeser, Karl Sandel, Witwe Müller, Witwe Rosenstein und Valentin Karle. An den Löscharbeiten waren außer der Ortsfeuerwehr beteiligt die Feuerwehren von Degmarn, Neuenstadt, Hagenbuch und Kochendors. Bis 1 Uhr konnte der Brand auf seinen Herd beschränkt werden. Ueber die Entstehungsursache ist bis jetzt nichts näheres bekannt. Bor zirka 7 Jahren sind be­reits an gleicher Stelle 7 Wohnhäuser und 8 Scheuern niedergebrannt.

Das Wetter.

Der lange erwartete Witterungsumschwung ist endlich eingetreten. Ueberall ist eine erhebliche Abkühlung eingetreten, und die Wetterprognosen kündigen auch Regen- sälle an, hoffentlich ohne daß die Wetterlage diese Aussichten wieder beseittgt. Bisher ist nur erst vereinzelt Regen ge­fallen, und nirgends in erheblichen Mengen.

r Berlin, 16. Aug. Die Abkühlung dauerte wäh­rend des ganzen gestrigen Tages an. Die Regenfälle waren in den verschiedenen Stadtteilen sehr unterschiedlich, aber nirgends sehr ergiebig. Immerhin hat die Unterbrechung der Hitze überall belebend gewirkt.

Deutsches Reich.

Zur Rekrutenaushebung in Preußen und Württemberg.

Berlin, 15. August. Bei der diesjährigen Rekruten­aushebung tritt zum erstenmal eine Aenderung in der Ersatz­verteilung zwischen Preußen und Württemberg ein, die ihren Ursprung in dem neuen Gesetz über die Friedenspräsenzstärke des Heeres hat.

Nach dem Reichsmilitärgesetz vom Jahre 1880 ist jeder

Militärpflichtige, sofern er nicht die Erlaubnis zum frei­willigen Eintritt in den Heeresdienst hat, in dem Aus­hebungsbezirke, in welchem er seinen dauernden Aufenthaltsort oder in Ermangelung eines solchen, seinen Wohnsitz hat, gestellungspflichtig. Und in dem Aushebungsbezirk, in dem die Militärpflichtigen sich zu gestellen haben, werden sie auch zum Miliärdienst herangezogen. Diese Bestimmungen wurden durch das Gesetz über die Ersatzverteilung vom Jahre 1893 dahin eingeschränkt, daß die unter selbständiger Militärver­waltung stehenden Armeekorpsbezirke im Bedarfsfälle im Frieden zur Rekrutengestellung für Armeekorps anderer Reichsmilitärkontingente herangezogen werden können, jedoch nur in dem Maße, als Angehörige der betreffenden Kon­tingente bei ihnen entsprechend den Bestimmungen des Reichsmilitärgesetzes vom Mai 1880 zur Aushebung gelangen. Dabei sollen einen bezüglichen Ausgleich die Kriegsministerien untereinander regeln. «Dieser gestattete Ausgleich ist nun für die Zukunft für Preußen und Württemberg gesetzlich vorgeschrieben, da festgestellt ist, daß dauemd eine starke Abwanderung von Wehrpflichtigen aus Württemberg nach Preußen stattfindet.

Die Einnahmen des Reiches an Zöllen, Steuern und Gebühren.

Berlin, 15. Aug. Die Isteinahmen des Reichs an Zöllen, Steuern und Gebühren hat für die Zeit vom 1. April bis zum Ende des Juli 1911: 465,9 Millionen Mark betragen.

Eine erhebliche Steigerung gegenüber dem entsprechen­den Zeitraum des Vorjahrs zeigen vor allem die Zölle. Bei dem Mehrbeträge von 55,7 Mill. M. muß man jedoch berücksichtigen, daß an gestundeten Zoll- und Steuerbeträgen im laufenden Jahre weniger aussieht, als im Rechnungs­jahr 1910.

Der Mehrertrag von 55,7 Mill. M. gegenüber dem Vorjahr ist allerdings wohl auch dadurch beeinflußt, daß die Einnahmen in den ersten Monaten das Jahres 1910 unter der Nachwirkung der Boreinfuhr standen. Immer­hin darf man den Zuwachs an Einnahmen als ein erfreu­liches Zeichen für die Entwickelung der Reichsfinanzen ansehen.

An zweiter Stelle steht die Branntweinsteuer, welche im laufenden Rechnungsjahr schon 23,6 Millionen Mark mehr ergeben hat. als im gleichen Zeitraum des Vorjahres, und die aller Voraussicht nach den Ansatz für 1911 be­deutend überschreiten wird. Auch die Zuckersteuer, Brau­steuer, Zündwarensteuer, Zigarettensteuer, der Emissions­stempel und die Talonsteuer haben die Ergebnisse des Vorjahres je um mehrere Millionen Mark überschritten.

Berlin, 16. Aug. Der Reichskanzler v. Beihmann- Hollweg ist hier eingetroffen. Er folgte heute abend einer Einladung des Staatssekretärs des Auswärtigen Amtes zu einem Mahl, an dem auch der Botschafter Frhr. o. Marschall teilnahm. Morgen vormittag begibt sich der Reichskanzler mit dem Staatssekretär o. Kiderlen-Wächter nach Wilhelms­höhe. Ihnen schließt sich der Botschafter Frhr. v. Marschall an. um sich, wie üblich, vor der Rückkehr auf seinen Posten nach Konstantinopel beim Kaiser zu melden.

Berlin, 14. Aug. In der Verhandlung des Spruch­kollegiums gegen den Pfarrer Iatho-Köln sind nach dem Berl. Tagebl." vier (von 13) Stimmen für die Freisprech­ung Iathos abgegeben worden, nämlich die Stimmen der Professoren Loofs und Kahl, des Geh. Kommerzienrats Conze (Langenberg) und des Oberkonsistorialrats Dr. Koch.

r Berlin, 16. Aug. Die Polizei ist darauf gefaßt, daß der in Heilbronn zum zweitenmal flüchtig gewordene HochstaplerGeneral" Schiemangk, aliasGraf Pasch", die Reichshauptstadt aufsuchen wird, umsomehr als ihn hier noch zarte Bande fesseln.

Würzbnrg, 16. Aug. Prinz Heinrich XVIII. von Reuß (Jüngere Linie) wurde gestern abend im Eisenbahn­zuge zwischen Schweinfurt und Würzburg vom Schlage ge­troffen und war sofort tot. Prinz Heinrich war am 14. Mai 1847 geboren und mit der Herzogin Charlotte zu

I Mecklenburg verheiratet. Er gehörte zur Reuß-Köstritzer Linie.

r Spalt (Mittelsranken), 16. August. Heute mittag brach hier ein Feuer aus. dem bisher 12 Gebäude zum Opfer fielen, darunter die Gendarmerie und das Schulhaus. Die Feuerwehren der Umgegend sind eingetroffen und auch eine Nürnberger Dampfspritze ist telegraphisch Herbeigerusen worden, da das Feuer sich weiter ausdehnt.

Frankfurt a. M., 15. August. DieFrankfurter Nachrichten" haben gegen denFrankfurter Generalanzeiger ", der auf dem Umwege über eine Wochenschrift unlauteren Wettbewerb gegen dieFrankfurter Nachrichten" getrieben haben soll, eine Klage auf Schadenersatz in Höhe von einer Million Mark eingereicht.

Trier, 16. Aug. Heute mittag wurde ein Leutnant des 29. Infanterieregiments, der krank im Lazarett lag, von seinem Bruder im Laufe einer erregten Auseinander­setzung erschossen.

r Laurahütte, 16. Aug. Gestern abend nach Ge- schäftsschluß wurde ein Ladenmädchen, als sie die Tages­kasse in Höhe von 2000 ^ abliefern wollte, in einem Hausflur in der Moltkestraße von zwei Banditen über­fallen, die ihr die Kassete entrissen. Die Räuber ent­kamen.

Deutschland, das Land der Postbeamten.

Das größte Personal von allen Postoerwaltungcn der Erde hat Deutschland. Auf nicht weniger als 310 699 Köpfe berechnet der Weltpostverein vom Jahre 1909 diese Armee. Mitgerechnet sind hier 73 006 Postillone, Hilssboten, Post­agenten, Anwärter usw., 1691 Postmeister und 1569 Post­halter, die alle nicht zu den eigentlichen Beamten gehören. Deren Zahl beträgt 236002. An zweiter Stelle kommt die Postoerwaltung der Bereinigten Staaten von Amerika mit 258200 Beamten. Zu beachten ist aber, daß dort die Telegraphen und Fernsprecher nicht mit dem Staats­betrieb der Post vereinigt sind. An dritter Stelle steht Großbritannien mit 212 364 Beamten. Diese Zahl um­faßt aber auch eine große Zahl von Personen, die nicht ihre ganze Zeit dem öffentlichen Dienste widmen. Frank­reich zählt 107 475 Beamte. In England wie in Frank­reich ist Post uud Telegraphie vereinigt. Alle anderen Länder haben weniger als 100 OM Postbeamte. Voran steht Britisch-Indien mit 91187. Rußland mit 85 585, Japan 74394, Oesterreich 69 327. Ueber 20 OM bringt es kein anderes Land. Die Schweiz zählt 16 629, Spanien 13195, Schweden 11376, Mexiko 10397, die Niederlande 10316, Belgien 10018. Unter 10 OM haben u. a. Ar­gentinien mit 9092, Bulgarien 4417, Dänemark 8127, Griechenland 856. Norwegen 5608, Portugal 7418, Rumänien 8697, Neu-Südwales 9022, Neuseeland 5053, Algier 5207, Indochina 1770, Niederländisch - Ostindien 2679 usw.

Ausland.

Rom, 15. Aug. Bei der Strandung des Kreuzers San Giorgio" waren mehrere Zivilpersonen an Bord, darunter eine Dame, die sofort nach dem Unfall heimlich ausgeschifft wurde. Vielfach glaubt man, daß die Offiziere es an der nötigen Vorsicht fehlen ließen. Nach dem Urteil der Techniker ist das Schiff zu retten, doch wird seine In­standsetzung mehrere Millionen kosten.

r Rom, 16. Aug. Die Besserung im Befinden des Papstes hält an. Er erhob sich heute morgen früher als gewöhnlich und erledigte eilige Geschäfte. Hierauf empfing er Mery del Val, mit dem er sich unterhielt.

r Paris, 16. Aug. Aus Mogador wird der Agence Havas unter dem 8. August gemeldet: Der Stamm der Haura hat nach mehreren Kämpfen zwei deutsche Agenten der Gebrüder Mannesmann, die in Tarudant ansässig sind, gefangen genommen. Ueber ihr Schicksal hat man keine Nachricht.

Kopenhagen, 16. Aug. Nach bei dem hiesigen Marineministerium eingegangenen Meldungen erfolgte in der Nacht ca. 5 Meilen vom Tranekser Leuchtturm, an der Ostküste von Langeland, ein Zusammenstoß zwischen den

Wissen Sie es ganz genau? Ich glaubte, daß er schon längst gestorben sei."

Das schlimmste ist, daß auch die vernünftigen Menschen, wenn sie erst drin sind, sich übertölpeln lassen. Da wird alles Mögliche zusammengekaust ... Man kann allerdings Umtauschen . . ."

Es ist Ihrer? O, Verzeihung! Heutzutage sehen alle Schirme gleich aus."

Ich sage nicht, daß ich an Geister glaube. Ich kon­statiere nur Tatsachen."

Wenn reiche Leute krank sind, sind sie kränker als an­dere Menschen."

Ich möchte ihn gern stehen lassen, aber man sieht in den ersten Tagen so schmutzig aus ..."

Am klügsten handelt man, wenn man sich nur fünf Louis einsteckt und sich sagt:Sobald ich die verloren habe, höre ich auf."

Hübsch ist sie nicht, das gebe ich zu, aber . . ."

Ich würde mich nicht genieren, Jude zu sein, wenn ich es wäre, aber ich bin es nicht, und darum . . ."

Ich hörte ihn so genau, als wenn er vor mir stünde. Es bleibt doch eine großartige Erfindung!"

Wie kann man nur zehn Mark ausgeben, um sich solch einen Schmarren anzusehen!"

Ich bin wirklich nicht spröde und zimperlich, aber so was . . ."

Man gibt monatlich zwanzig Mark und hat schließlich bezahlt, ohne daß man etwas gemerkt hat."

teuersten."

Zeltlager italienischer Studenten am Monte Rosa.

Während unsere deutschen Studenten die Städte Italiens aussuchen und dort, wie schon das Kommerslied meldet, heiße Luft und Durst dabei" in Hülle und Fülle finden, haben sich eine Anzahl italienischer Studenten am Monte Rosa in der frischen Alpenluft niedergelassen. In 17M m Höhe haben sie sich dort Zelte erbaut, neben den Zelten rauscht schäumend die Sesia, aus der die Sühne des heißen Südens ihren Durst löschen. Mit Bllchsenfleisch und Kon­serven stillen sie ihren Hunger. So leben sie dort harmlos und lachen der teuren Hotels, die sonst von den Touristen den hohen Zins für die Nachtherberge fordern. Und wenn gegen Ende August die Zelte endgültig abgebrochen werden, dann dürste in der Umgebung des Monte Rosa kaum noch ein schneebedecktes Haupt sein, das nicht die studentische Jugend Italiens auf seinem Gipfel sah.

Frau Billings und dieSchwarze Hand".

Frau Billings in Chicago, die Mutter des bekannten Rennstallbesitzers C. K. G. Billings, hat trotz ihrer 89 Jahre bewiesen, daß sie immer noch gewitziger ist als die Gauner, die sich als Mitglieder derSchwarzen Hand" bezeichneten und 2000 ^ von ihr erpressen wollten. Frau Billings erhielt in letzter Zeit verschiedene Drohbriefe, die mit Toten­kopf und Knochen verziert waren, und ihre Freunde rieten ihr, dem Verlangen der Erpresser nachzugeben und das Geld zu schicken, da es sich doch nur um eine verhältnis­mäßig kleine Summe handle. Sie 'wollte jedoch davon nichts wissen und legte es darauf an, die Bande zu fangen.

Am letzten Freitag erhielt sie wiederum einen Brief, in dem sie aufgefordert wurde, einem Mann, der um Arbeit anfragen würde, ein Bündel mit alten Kleidern zu übergeben, in dem sich das Geld befinden sollte.

Frau Billings rief Detektive herbei, und die Polizei verteilte auf dem ganzen Grundstücke Schutzleute. Der angekündigte Mann kam auch zur bestimmten Zeit. Es war ein kräftig gebauter Neger, und bat um Arbeit. Als ihm geantwortet wurde, daß nichts zu arbeiten da sei, fragte er, wo denn das Kleiderbündel sei. Das Mädchen ging zu Frau Billings, die im Bett lag, ein verabredetes Zeichen wurde den Polizisten gegeben und der Neger erhielt sein Kleiderbündel. Als er das Haus verlassen wollte, wurde er verhaftet. Durch den Verhafteten kam die Polizei auf den eigentlichen Urheber des Planes, einen Deutschen namens Hendricks. Dieser weigerte sich jedoch, irgend eine Auskunft zu geben, und die Polizei ist mit Eifer damit beschäftigt, weitere Komplizen auszufinden.

Automobilismus und Mückeuplage. Ein deut­scher Entomologist hat eine überraschende Entdeckung gemacht. Die Mücken nehmen in ganz rapider Weise überall dort ab, wo häufig Automobile fahren. Besonders macht sich dies in diesem Hochsommer in allen Alpengegenden bemerkbar, wo bekanntlich die Automobile der Touristen von Jahr zu Jahr zahlreicher geworden sind. Uebrigens sind es nicht die Benzin­dünste, die auf die Mücken ungünstig einwirken, sondern die Automobile töten durch ihre Schnelligkeit viele direkt. Dann aber fehlt den Mücken auch immer mehr der Pferdemist.