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Fernsprecher Nr. 29. 86. Jahrgang. Fernsprecher Nr. 29.

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Beilagen: Plauderstübchen, Illustr. Sonntagsblatt und

Schwäb. Landwirt.

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Tages-Neuigketten.

Aus Stadt uud Land.

Nagold, 17. August 1S1I.

* Vom Rathaus. Beschlossen wird dem Forellen­händler Gropp entsprechend dessen Gesuch und nach erfolg­tem Augenschein die Quellen im Stadtwald und ein städt. Grundstück zur Fassung des Wassers behufs Anlegung von Fischweihern aus einem nebenliegenden Grundstück gegen Entrichtung eines Pachtzinses von jährlich 25 ^ in stets widerruflicher Weise abzutreten. Mitgeteilt wird, daß der Waldbrand im Distrikt Killberg einen Gefamtkosten- betrag von 86 80 verursacht hat, der nach der Feuer­

löschordnung zu V» vom Staat und zu Vs von der Amts­korporation getragen wird. Verlesen wird ein Dankschreiben des Gymnasisten Lauk von Altensteig für die ihm zuer­kannte Prämie von 10 ^ als Belohnung feiner Meldung und Mitarbeit beim Löschen des Brandes. Durch Erlaß teilt K. Oberamt mit, daß ein Biehmarkt am 24. August unter den im Gesellschafter Nr. 186 bekanntgegebenen Be­dingungen abgehalten werden darf. Verlesen wird ein Schriftsatz von Feuerwehrkommandant Gabel mit dem An­trag im Hauptwasserkanal Schieber anzubringen, welche im Falle eines Brandes die Schwellung des Wassers ermög­lichen sollen. Beschlossen wird, durch den Stadtbaumeister eine Probe bezüglich der wirksamen und bilstgen Ausfüh­rung des Planes vornehmen zu lassen, worüber dann im Kollegium berichtet werden soll. Mitgeteilt wird, daß der Wasserstand des Reservoirs wieder ein guter ist, nach­dem ein Defekt ausgebessert und das Wasser gespart wor­den ist. Gutgeheißen wird die Schließung der zwei Ventil- brunnen bei Bäcker Strenger und der Krone und der laufenden Brunnen beim Waldhorn und Oberamt, sowie die Beauftragung des Polizeipersonaks und der Feldschützen das Spritzen mit Schläuchen und jede Wasservergeudung sofort zur Anzeige zu bringen. Beschlossen wird, den Bedarf an Röhren zur Wasserleitung der neuen Quelle vom Hüttenamt Wasseralfingen zu decken, ferner die Grab-, Be­tonier- und Maurerarbeiten dem Steinhauermstr. G. Harr mit 12 °/g Abgebot, die Röhren-Berlegung dem Kupfer- schmiedmstr. Waker mit 13 VsVo Abgebot zuzuschiagen. Die Bedingungen werden verlesen. Verlesen wird das Gut­achten des Hygienischen Laboratoriums des K. Medizmal- Kollegiums chemische Abteilung betreffend die Qualität des neuen Quellwassers am Waldeck. Darnach hat das Wasser normale Eigenschaften und ist gutes Trinkwasser, dagegen weniger gutes Nutzwasser wegen seiner Härte. Ein weiteres Gutachten betreffend Hygiene ist noch einzuverlangen. Beschlossen wird, vom 1. Gutachten Kenntnis zu nehmen und das 2. Gutachten einzuholen. In Sachen der bio­logischen Kläranlage des Militärgenesungsheimz Waldeck, durch welche die Küchen- und Abortabwasser besser gereinigt und das etwa 6000 > täglich betragende gereinigte Abwasser dem Kreuzertalbach zugeleitet werden solle, hat die K. Intendantur auf die Einsprache der Stadt vom 6. Febr. d. I. dem K. Oberamt gegenüber erklärt, man sei nicht in

Verschiedenes.

L. L Eine Studienreise zu den Wohnstätten des Diluvialmenschen in der Dordogne. Die

Forschungen nach der Wiege der Menschheit haben bis zum heutigen Tage noch zu keinem klaren, allgemein anerkannten Ergebnis geführt: das Tiefland des Euphrat und Tigris, die Talsenkung des Indus, die Steppen von Lhiwa alle waren schon Gegenstand gewagter Hypothesen, denen es aber an festen Grundlagen fehlte. Größeres Interesse be­ansprucht aber ein anderes Gebiet, aus dem zahlreiche Forscher durch praktische Arbeit Licht in die Frage nach der Vor­geschichte des Menschen zu bringen suchen: die Ausgrabun­gen an den Wohnstätten des Diluvialmenschcn, wie wir sie besonders in der Dordogne finden. Mit Freuden werden daher weitere Kreise die Veranstaltung einer Studienreise in diese auch landwirtschaftlich so anziehende Gegend durch den .^Kosmos", die bekannte Gesellschaft der Naturfreunde in Stuttgart begrüßen. Unter der Führung des bekannten Paläontologen Hauser, der seit Jahren die Ausgrabungen n jener Gegend leitet, wird in der zweiten oder dritten Septemberwoche, bei genügend zahleicher Beteiligung außer­dem in den Augustserien, den Teilnehmern ein ganz einzig­artiger Einblick nicht nur in die Forschertätigkeit, sondern in das Leben der ältesten bekannten vorgeschichtlichen Menschen geboten. Das Programm ist nach 2tägigem Aufenthalt in Paris etwa folgendes: Ankunft in Psrigueux und Licht- dildervortrag über die Urgeschichte des Menschen mit besonderer

Donnerstag, den 17. August

der Lage statt Steinzeugröhren solche von Gußeisen zu ver­wenden; auch müsse man die weitergehenden Forderungen ablehnen. Bei einer Verhandlung vor K. Oberamt betonte Oberarzt Schefsold vom Militärgenesungsheim es bestehe bei Einrichtung der neuen Anlage keine Gefahr; Stadtbau­meister Lang als Vertreter der Stadt beharrte auf dem Standpunkt, daß eine Versickerung möglich sei. Ein Gut­achten des K. Medizinalkollegiums äußert sich dahin, daß gegen die neue Anlage nichts einzuwenden sei, und falls die Muffen gut schlössen, Steinzeugröhren genügten; besser seien gußeiserne Röhren. Die K. Kreisregierung beabsichtigt, die Anlage zu genehmigen und daran die Bedingung zu knüpfen, daß auf Kosten des Militärgenesungsheims alljährlich Unter­suchungen des Nagolder Quellwassers vorzunehmen sind, durch welche festzustellen ist, ob dem Wasser verdächtige Zuflüsse Zuströmen oder nicht, ferner, daß falls die Durch­leitung des gereinigten Abwassers durch das Quellgebiet der Stadt Nagold infolge Undichtheit der Röhrenleilung zu Anständen führen würde, sich die Kreisregierung vorbehält eine zuverlässige Dichtung der Rohrleitung, nötigenfalls die Her­stellung einer durchaus wasserdichten gußeisernen Rohrleitung vorzuschreiben. Einer diesbezüglichen Auslage hätte die Eigentümerin unweigerlich Folge zu leisten. Das Militär­genesungsheim hat sich damit einverstanden erklärt und der Stadt Nagold wird nahegelegt, ihre Einsprache zurückzu­ziehen. Beschlossen wird für den'Fall, daß die von K. Kreisrcgierung gemachten Vorschriften befolgt werden und die vom Stadtbauamt beantragte Probierung der Leitung günstig ausfällt, die Einsprache zurückzuziehen.

Neue Gewichte. Ein Jahrzehnte lang gehegter Wunsch des Detaihandels wird durch kaiserliche Verordnung vom 24. Mai d. I. ersüllt, indem mit der am 1. April 1912 in Kraft tretenden neuen Maß- und Gewichtsordnung die Bestimmung getroffen ist, daß wieder Gewichtsstücke von 250, sowie 125 Gramm eingeführt werden.

r Herrenberg, 16. Aug. 2m benachbarten Kup­pingen spielten vorgestern einige Knaben in der Scheuer des Iohs. Widmaier und rissen an dem Garbenseil, als plötzlich die Seilrolle herabfiel und den etwa 6 Jahre alten Knaben des Wiedmaier so unglücklich auf den Kopf traf, daß er in die Klinik nach Tübingen verbracht werden mußte. Dies ist bereits der dritte Unfall, den der Knabe innerhalb Jahresfrist erlitt. Einmal fiel er die Treppe herab und brach den Fuß und das anderemal wurde er von einem Garbenwogen überfahren. In Altingen wurde gestern die Kasse der Gemeindepslege mit etwa 600 Mark Inhalt gestohlen. Die leere Kasse fand man in der Ammer. Der Verdacht richtet sich gegen einen früheren Hausburschen.

r Rottenburg, 16. Aug. (Der exotische Bischof.) Dieser Tage fanden hier gerichtliche Vernehmungen in Sachen des vielgenanntenBischofs" von Nazareth statt, dessen Papieren und Ausweisen aus Rom bekanntlich in keiner Weise Verdachtsmomente zu entnehmen waren, und der durch sein pcioates Auftreten bewies, daß er sich eine falsche Rolle anmaßte.

1911

r Freudenstadt, 16. Aug. (Endlich!) Die Murg- talstraße, die in diesem Jahre durch die Staubentwicklung und den riesigen Autoverkehr besonders zu leiden hat, wird seit gestern von Christophstal bis Baiersbronn geteert. Da­mit ist zur Freude der Murgtalbewohner endlich ein Anfang zur Besserung der Verhältnisse gemacht. Schade, daß es nicht wenigstens sechs Wochen vorher einsetzte, denn die Trockenheit ist jetzt zu Ende.

r Freudenstadt, 16. Aug. Einer der beiden durch den Automobilunfall bei der Schleh'schen Mühle verletzten Chauffeure ist bereits wieder aus dem Krankenhaus ent­lassen. Seine Kopfverletzungen waren nicht lebensgefährlich. Ernsterer Art ist dagegen der Armbruch, den der zweite Chauffeur, der von Straßburg nach Freudenstadl den Weg zeigen sollte, davongetragen hat. Der Arm wurde beim An­prall an einen Randstein zerquetscht, und es ist nicht aus­geschlossen, daß ein Teil des Armes abgenommen werden muß. Das Automobil ist bei dem Anprall sehr stark be­schädigt worden. . _

Stuttgart, 16. Aug. Die durch den Tod Dr. von Weitbrechts erledigte Stelle eines Stiftspredigers in Stuttgart ist dem Vernehmen nach dem Dekan Römerin Tübingen übertragen worden, übrigens, wie auch aus dem Ausschreiben heroorgeht, ohne daß hiemit die Mitgliedschaft im Konsistorium, bezw. der TitelPrälat" verbunden wäre.

Stuttgart, 16. Aug. Der Ausschuß der Zweiten Kammer für das Aussührungsgesetz zur Reichsoersicherungs­ordnung hat zum 1. Vorsitzenden den Abg. o. Gauß (V.), zum zweiten den Abg. Schlichte (Z.) gewählt. Der Aus­schuß wird kurz nach Erscheinen des Entwurfs, der wohl erst im Dezember zu erwarten ist, zunächst zur Wahl der Berichterstatter wieder zusammentreten.

q Die Fraktion des Bundes der Landwirte hat an die Zweite Kammer den Antrag eingebracht, die Staatsregierung zn ersuchen, im Bundesrat fiir eine Er­gänzung der Reichsgewerbeordnung in der Richtung einzu­treten, daß für den Betrieb eines Wanderlagers eine besondere Erlaubnis, welche von dem Nachweis eines vor­handenen Bedürfnisses abhängig zu machen wäre, erforderlich sein soll.

r Stuttgart, 16. Aug. (Schaden.) Das Großfeuer in der Pianoforlefabrik von Richard Lipp und Sohn hat einen wesentlich größeren Schaden angerichtet, als die ersten Schätzungen ergaben, die nicht über 100000 ^ hinaus - gingen. Es ist festgestellt, daß nahezu 50 Klaviere und daß außer den wertvollen Holzvorräten noch zahlreiche andere Gegenstände von erheblichem Wert teils durch Feuer, teils durch Wasser verdorben wurden.

r Stuttgart, 16. Aug. (Brandsall). Heute abend gegen 8 Uhr brach in einem Arbeitsschuppen der Maschinen­fabrik Stahl in der Birkenwaldstraße Feuer aus, das diesen vollständig zerstörte. Der Schuppen enthielt Holz und Maschinenteile. Die Feuerwache !I hatte das Feuer alsbald lokalisiert und gelöscht. Spielende Schüler sollen den Brand verunsacht haben, doch ist die Untersuchung noch im Gange.

Berücksichtigung der Funde in der Dordogne. Am folgen­den Morgen Besichtigung von Pi-rigueux, darauf Mittagessen, nachmittags in Automobilen nach Brcmtome-Bourdeille, dort Rundfahrt mit Besichtigung und Rückfahrt nach Pörigueux. Am folgenden Morgen Abfahrt nach Les Eyzies, wiederum in Automobilen, Besichtigung der Laugerie, den alten paläo- lithischen Niederlassungen, nachmittags Besuch der Höhlen und Grotten, in denen Ausgrabungen stattfinden. Bon Les Eyzies am folgenden Morgen weiter nach Le Moustier und St. Leon, zwei berühmten Fundstätten, die reich an Natur- schönheiten, Grotten und Ausgrabungen sind. Am Nach­mittag des folgenden Tages, dessen Vormittag mit einer Fahrt in die prachtvolle Gegend von Beynac la Roque verbracht wird, Rückfahrt mit Schiffen auf der V-z^re oder mit Automobilen nach Les Eyzies und von dort nach Ps- riqueux, von wo die Teilnehmer nach Belieben in der Rich­tung nach Bordeaux oder Paris weiterfahren können. Wir machen gern unsere Leser auf diese günstige Gelegenheit aufmerksam, ein Stück menschlicher Entwicklungsgeschichte in eigenem Erleben kennen zu lernen. Anfragen und Meld­ungen beantwortet die Geschäftsstelle desKosmos", Stutt­gart, Pfizerstraße 5, die auch ausführliche Programme ver­sendet.

Der Streit der Geistlichen über die Astorsche Heirat.

Ein sonderbarer Streit ist, wie aus Newyork gemeldet wird, in den Reihen der Geistlichen ausgebrochen als Folge des Verhaltens eines Geistlichen in Philadelphia namens George C. Richmond, der von der Kanzel herab gegen die

Heirat des Colonel Jacob John Astor mit Frau Madeleine Talmage Force wetterte. Kürzlich wurde nun der Geistliche von dem Bischof von Philadelphia Dr. Mackay-Smith zur Rechenschaft gezogen, der ihn wegen seiner Haltung, die er alseine Sucht nach Reklame" usw. bezeichnte, abkanzelte und zu verstehen gab, daß er denehrwürdigen Herrn nicht für ganz richtig im Oberstübchen" halte. Herr Richmond aber will sich das nicht gefallen lassen und sagt, daß der Bischof auch zu denen gehöre, die im Luxus leben und sich mit den müßigen Reichen verbünden. Er droht gegen den Bischof eine Beleidigungsklage einzuleiten.

Worte, die man auffängt.

Um seinen Lesern einen Spaß zu bereiten, gibt ein humorvoller Mitarbeiter desFigaro" einige von den vielen kdrasss qu'cm sntvnä", die auf Rennplätzen, in Kunst­ausstellungen, auf der Straße zufällig ans Ohr dringen, zum Besten:

Meinen Sie wirklich, daß es teurer ist als Gas?"

Für so alt gibt sie sich nicht aus. Wenn man aber nachrechnet . . .

Ist er teuer?" Nicht teurer als die andem. Und ich zahle, wann ich will oder kann ..."

Sie rasieren sich selbst?"Ja."Sie Glücklicher!"

Sehen Sie, so wird man reich."

Allerdings, wenn ein Fahrstuhl da ist, kommt es aus eine Etage mehr oder weniger nicht an . . ."

Zu meiner Zeit nannte man so etwas ganz einfach Schnupfen."