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hiedurch eine Erregung in die katholische Bevölkerung hinein- getragen worden sein sollte, so trägt die Regierung hieran jedenfalls keine Schuld. Eine Aufhebung von Geistlichen- stellen kann übrigens selbstverständlich nur durch die zuständige Oberkirchenbehörde verfügt werden. Aus katholischer Seite handelt es sich dabei nicht in erster Linie um Pfarreien, sondern es besteht die Möglichkeit, durch Aushebung von Kaplaneien in kleinen Landorten den Bedarf der Kirche für neue Pastorationseinrichtungen auf Jahre hinaus zu decken. Aus den Mitteilungen, die der Kuliminister in der Sitzung der Ersten Kammer am letzten Freitag gemacht hat, geht hervor, daß sich die katholische Kirche in Württemberg einer Fürsorge von Seiten der Regierung erfreut, wie in gar keinem anderen deutschen Staat.
p Stuttgart, 18. Juli. Der Organisationsausschuß für den Schwäbischen Ueberlandflug Eßlingen-Stuttgart- Ulm-Bodensee hielt in Anwesenheit der Vertreter des Deutschen Luftschifseroerbandes, Kapitänleutnant Kaiser und Oberleutnant Funk eine Sitzung hier ab. Die Vorbereitungen sind noch nicht abgeschlossen, da die erforderlichen Mittel für das Zustandekommen der Veranstaltung noch nicht aufgebracht sind. Die Kommission beschloß, zu versuchen, die notwendigen Mittel noch aufzubringen und deshalb den Flug auf den Monat September oder Oktober zu verlegen.
r Tübingen, 18. Juli. (Missionsärztliches Institut.) Im Deutschen Institut für ärztliche Mission werden nun auch Krankenschwestern ärztlich ausgebildet. Es ist ein einjähriger Kursus vorgesehen, 6 Monate in der chirurgischen Klinik, 3 Monate in der medizinischen und 3 in der Augenklinik. Die ersten 9 Monate wohnen die Schwestern im missionsärztlichen Institut, es sind für die Verpflegung 675 zu zahlen, drei Monate werden sie bei vollem Dienst unentgeltlich in der Augenklinik ausgenommen. Die Schwestern erhalten auch alle einen.'tropenmedizinifchenjKursus, zu welchem auch Bräute und Missionarsfrauen eingeladen sind. An den Krankenpflegekurs kann sich ein Hebammenkurs anschließen. Das missionsärztliche Institut ist auch in diesem Sommersemester wieder voll besetzt von 28 Missionsangehörigen und 13 nicht Missionsangehörigen, 9 Schwestern sind im Schwesternheim untergebracht. 177 Personen haben tropenärztlichen Rat nachgesucht.
i- Cbingen, 18. Juli. Mit einer Schußwunde wurde hier ein Fremder tot aufgefunden. Seine Persönlichkeit ist noch nicht genau festgestellt. Wie es heißt, soll er ein Offizier a. D. sein. — Schultheiß Bauer von Tailfingen ist auf dem Wege nach Balingen beim Hotel Roller besinnungslos zusammengebrochen. Er mußte ins Krankenhaus geschafft werden. Man vermutet, daß er einen Schlaganfall erlitten hat.
r Göppingen, 18. Juli. (Die Ortsbautechniker), lieber die Anstellung von Ortsbautechnikern läßt bekanntlich die neue Bauordnung den Gemeinden die Wahl, ob sie wie bisher Bauhandwerker oder geprüfte Bauwerkmeister anstellen wollen. Wie nun hier in einer unter dem Vorsitz von Oberbürgermeister Dr. Keck abgehaltenen Gauoersammlung der Körperschastsbeamten festgestellt wurde, ist die Bestellung der Ortsbautechniker in jedem Oberamtsbezirk anders erfolgt, sodaß absolut keine Einheitlichkeit erzielt worden ist.
Heidenheim, 17. Juli. (Heimatschutz). Auf dem steilen, imponierenden Schloßfelsen an der östlichen Schloßmauer baut sich in letzter Zeit ein mächtiges Gerüst auf, um die schadhaft gewordene Mauer auszubessern, ähnlich wie voriges Jahr am „Zwetschgengärtle" und auf der Nordseite, damit nicht wieder ein Teil der Mauer den Anwohnern auf die Köpfe kommt. Ebenso wird Heuer die Südmauer, die der Zahn der Zeit stark benagt hat, ausgefugt, um sie vor den Witterungseinflüssen zu schützen und sie so als Zeugen entschwundener Herrlichkeit zu erhalten.
r Leutkirch, 17. Juli. (Berichtigung.) Um den falschen Gerüchten in sehr vielen Zeitungen über den tragischen Tod des hiesigen Stadtpslegers und Berwaltungsaktuars
dem Kaiser plötzlich eine Idee kam, oder daß er die Zeit zum Aufstehen für gekommen hielt — genug, er betrat den Kabinengang und klopfte an die Tür der Kabine einer seiner Gäste, des Professors G. Der so Geweckte sprang im Glauben, es mit einer Ordonanz zu tun zu haben, an die Tür und sah hinaus. Als er niemand erblickte — der Kaiser war inzwischen weitergegangen — schob er seine behäbige Gestalt vollends durch die Türspalte und sah sich nun — in alles anderer wie hoffähiger Toilette — zu seinem Schreck dem Kaiser gegenüber. Aber der lachte aus vollem Halse über das beleibte Männlein im dürftigsten Neglige und rief, mit dem Finger drohend: „Ei, ei, bei Ihrem Alter sind Sonnenbäder immerhin nicht ganz ungefährlich ..."
Leuchtende Sonne und heiterer Himmel üben, wie bei den meisten Menschen, auch auf die Laune des Kaisers einen sehr großen Einfluß aus. Ziehen aber die Regenschwaden über den norwegischen Fjord, in dem die „Hohenzollern" gerade ankert, so vermag Wilhelm II. seine Ungeduld nur schlecht zu bemustern. Fortwährend befragt er dann das Barometer, um zu erfahren, ob nicht der Luftdruck im Steigen begriffen und bald schönes Wetter zu erwarten ist. Sitzt er vielleicht gerade beim Kartenspiel, um dadurch die Langeweile des schlechten Wetters zu vertreiben, so wirst er beim ersten Sonnenstrahl der die Wolkenwand durchbricht, die Karten zusammen, sein Gesicht wird heiter, und jung und frisch trifft er in wenigen Minuten alle Vorbereitungen, um in der Barkasse an Land zu gehen.
Es ist bekannt, daß Wilhelm II. ein tüchtiger Fußgänger und Bergsteiger ist und eine stundenlange Fußtour aus steinigen Pfaden nach irgend einem schönen Punkt an der Küste oder im Innern des Landes ist ihm weit lieber als ein Ausflug in einem der hochräderigen norwegischen Gero! reckt tiicktia üurckrütteln.
Kräutle zu steuern, sei folgendes festgestellt: Derwaltungs- aktuar Kräutle befand sich mit Oberamtmann Füll bei der Gemeindeoisitation in Friesenhofen, nicht in Wintersletten. Da die Amtsgeschäste lange Zeit in Anspruch nahmen und die Zeit auf den Zug drängte, nahmen beide das ihnen vom Ortsvorsteher in Friesenhofen gemachte Anerbieten an und fuhren mit dessen Gefährt, das die Tochter leitete, zur Bahn. Kaum waren sie außerhalb des Ortes, als Stadtpfleger Kräutle bemerkte, daß er seine Akten aus dem Rathaus zurückgelassen hatte. Man fuhr deswegen nochmals zurück, während Oberamtmann Füll abstieg und einstweilen zu Fuß weiterging. Auf dieser Fahrt schon hatte Kräutle hinten in dem Wägelchen und zwar sitzend Platz genommen. Erst bei der zweiten Abfahrt nahm er oornen auf dem Sitz Platz, bis sie Oberamtmann Füll wieder einholten, wo er dann seinen Platz wechselte und sich hinten wieder, diesmal stehend, postierte. Sofort beim Anziehen des Pferdes — einen starken Ruck hat dasselbe nicht gemacht—stürzte er ab und war in wenigen Augenblicken tot. Alle anderen Darstellungen des Vorgangs beruhen mehr oder weniger auf Unrichtigkeit. Daß die Frau beim Eintreffen der Hiobsbotschaft ohnmächtig zusammenbrach und mit den hl. Sterbsakramenten versehen werden mußte, oder gar, wie einige Blätter berichten, einen tödlichen Schlaganfall erlitt, ist nicht richtig. Die Frau hat im Gegenteil sofort selbst alle nötigen Vorbereitungen zur Aufbahrung der Leiche getroffen.
Friedrichshafen, 16. Juli. Heute vorm, fand im Buchhorner Hof in Friedrichshafen die 29. Jahresversammlung des „Aerztlichen Landesverein" statt. Der Bereinsvorsitzende, Dr. Mandry-Heilbronn, gab den Jahresbericht. Er stellte fest, daß von 1133 württ. Aerzten nur 732 dem Verein angehören. Im Auftrag des Ministeriums des Innern und des Medizinalkollegiums wünschte Medizinalrat Dr. Kohlhaas der Versammlung einen guten Verlauf und überbrachte die Grüße des Präsidenten und der Mitglieder des Medizinalkollegiums. Dann eröffnete die Reihe der Vorträge Prof. Dr. Perthes-Tübingen. Er sprach über „Fortschritte aus dem Gebiete der Chirurgie des Gehirns und des Rückenmarks". Auf diesem Gebiete sei man in den letzten zehn Jahren erheblich weiter gekommen. Doch seien nur ein Drittel aller Gehirngeschwulsten zur Operation zugänglich und nur ein Drittel der Operationen haben Aussicht auf vollkommenen Erfolg. Günstiger stelle sich die Behandlung der Rückenmarksgeschwülste. Die Hälfte aller Fälle werden mit günstigem Erfolge behandelt. Hofrat Dr. Kay-Friedrichshafen sprach „Ueber Beschaffenheit des Bodenseewassers". Dr. Römer-Hirsau sprach „Ueber die Heilungsaussichten der Psychoneurosen". Dr. Wagner- Stuttgart sprach „Ueber operative Eingriffe, insbesondere an den Genitalorganen während der Schwangerschaft" und Dr. Halder-Ravensburg „Ueber drei Fälle von extraperitonealem Kaiserschnitt". Um 3 Uhr nachmittags fand im neuen Kurgartenhotel ein Festessen statt, an dem etwa 300 Personen teilnahmen. Besonderen äußeren Glanz verliehen dem Aerztefest die durch die Delag heute erstmals ausgeführten Passagierfahrten des Zeppelinschiffs „Schwaben". Insgesamt nahmen an ihnen 38 Passagiere, meistens Aerzte teil. Nach der ersten Morgenfahrt erschien Graf Zeppelin selbst in der Werft und erklärte, stürmisch begrüßt, sein Riesenschiff in allen seinen Teilen. Dr. Mandry brachte ein Hoch auf den Erfinder aus und Bezirksobmann Karl Meyer des Kriegerbundes Crailsheim veranlaßt« die gehaltige Zuschauermenge zu einem Hurra auf den Grafen. Die Passagierfahrten brachten außerordentlich viele Fremde aus der Umgebung und aus weitester Ferne hierher.
Heilbronn, 17. Juli. (Erstochen.) In der vergangenen Nacht wurde in der Wirtschaft „Zur Siegeshalle" in der Bleichstraße von Italienern Karten gespielt. Im Verlauf des Spiels entstand Streit, als einer der Italiener zur Wirtschaft hinausging, wurde er von einem seiner Kameraden, die ihm folgten, erstochen. Man fand den Getöteten später vor der Wirtschaft liegen.
Einst sprach er nach einer solchen Wagenfahrt mit zwei Begleitern müde und hungrig auf einem ihm bereits von früher her bekannten Gutshos vor, der einem norwegischen Parlamentarier gehörte. Der Hausherr war nicht anwesend, aber dessen junge Frau, eine geborene Deutsche, bemühte sich natürlich, dem Kaiser die kurze Rast so angenehm wie möglich zu machen. Sie ließ in der Gartenlaube ein ländliches Abendbrot austragen und der Kaiser nahm mit seinen Begleitern heiter plaudernd neben ihr Platz. Als nun gleich zu Anfang Bouillon in Tassen serviert wurde, verlangte der Kaiser, der nur die Tasse, nicht aber ihren Inhalt ins Auge gefaßt hatte, ganz in sein Gesprächsthema vertieft, Sahne und Zucker zum vermeintlichen Tee. Die junge Gutsfrau fand in begreiflicher Verlegenheit nicht gleich den Mut, den Kaiser über seinen Irrtum aufzuklären. Das Dienstmädchen servierte Zucker und Sahne und der Kaiser versenkte zwei Stückchen Zucker in die Fleischbrühe und goß etwas Sahne dazu. Beim ersten Schluck wurde er natürlich das Versehen inne, war aber aus Rücksicht für die augenfällige tiefe Verlegenheit seiner jungen schönen Wirtin so artig, sich nichts merken zu lassen, sondern leerte die Tasse bis auf den letzten Tropfen. In Tromsoe ging der Kaiser einst nur von einigen Herren begleitet vom Neumarkt hinaus in den Wald, wo er einem Lappländer, einen gewissen Heinrich Rasche, begegnete. Dieser sah die Reisegesellschaft kommen, ohne zu wissen, daß der deutsche Kaiser darunter wäre und bot ihr einige Reiseandenken zum Kauf an. Der Kaiser kaufte vier geschnitzte hölzerne Löffel, die eine Krone kosten sollten, und bezahlte sie mit einem Fünfmarkstück. Dann fragte er Rasche, ob er das Bild auf der Münze kenne und als der Lappe antwortete: „Ja, das ist Kaiser Wilhelm und ich glaube, er ist ganz in der Nähe", meinte der Kaiser: „Hier steht er"! Rasche streckte dem Monarchen treuherzig seine
Deutsches Reich.
Berlin, 18. Juli. Die deutsche Regierung hat das von den Räubern Richters geforderte Lösegeld in der außerordentlichen Höhe aus Reichsmitteln abgelehnt. Zur Befreiung Richters sind jedoch bei der Botschaft in Konstantinopel bereits angemessene Gelder bereitgestellt.
r Berlin, 17. Juli. Der Reichsanzeiger veröffentlicht den Handel- und Schiffahrtsvertrag zwischen dem Deutschen Reiche und Japan nebst zugehörigem Zollabkommen.
Neue Schaumwein-Steuerzeichen. Neue Steuerzeichen für Schaumwein sind vom Bundesrat beschlossen worden. Die Zeichen sollen nach dem Willen des Bundesrats auf der Schauseite eine umränderte Verzierung in einem dunkleren Tone der Grundfarbe tragen. Bei der Steuerklasse 1 stellt diese Verzierung künftig Zweige mit Früchten, bei den Steuerklassen 2a. bis 2o Reben mit Blättern und Trauben dar. Die beiden Steuerfelder zeigen bei der Steuerklasse 1 den Aufdruck: „Frucht-Schaumwein-Steuer": bei den Steuerklassen 2a bis 2c den Aufdruck „Schaumweinsteuer". Die neuen Zeichen werden sofort eingeführt. Wie die „Urzeitung" mitteilt, dürfen aber daneben die bisher im Gebrauch befindlichen neben den neuen bis zum 1. Januar 1912 verwendet werden. Was bis dahin an alten Steuerzeichen nicht aufgebraucht ist, kann innerhalb der darausfolgenden 14 Tage bei der Hebestelle gegen neue von gleichem Gesamtwert unentgeltlich umgetauscht werden.
r Karlsruhe, 18. Juli. Der Grenadier Brüttner vom Leibgrenadierregiment, der bei einem Diebstahl ertapp! wurde, rannte sich sein Seitengewehr mit solcher Wucht in die Brust, daß die Spitze hinten wieder herauskam. Ec war gleich tot.
r Köln, 17. Juli. Der frühere Präsident von Mexiko, Diaz, ist mit Gemahlin, Sühn und einem Gefolge von etwa 20 Personen hier eingetroffen und hat im Excelsior- Hotel Wohnung genommen.
r Wilhelmshaven, 18. Juli. Das erste Geschwader hat heute nachmittag die Reise nach Helgoland angetreten.
Das Müllheimer Eisenbahnunglück.
Nagold, 18. Juli. Zu der Notiz, nach welcher Frl. Rinderknecht mit dem verunglückten Zug gereist sein sollte, kann jetzt mitgeteilt werden, daß Frl. Rinderknecht erst heute von Basel abreist. So ist die Sache in erfreulicher Weise aufgeklärt.
Reutlingen, 18. Juli. Durch das schwere Eisenbahnunglück bei Müllheim wurden auch mehrere Familien von hier und im nahen Unterhausen in tiefe Trauer versetzt. Die Witwe des vor etwa 10 Jahren verstorbenen Lehrers Gaiser (früher in Pfrondorf OA. Nagold. D. R.), Tochter des mit ihrem Vater, dem im Ruhestand in Unterhausen wohnenden Pfarrers Hermann, wollte gestern nach einem längeren Besuch bei ihrer Schwester, einer Frau Pfleiderer in Basel in Begleitung mehrerer ihrer eigenen Kinder wie der Pfleiderer'schen Familie hierher zurückkehren und benützte dazu den verhängnisvollen Zug. Gestern noch langte die Nachricht hier an, daß Frau Gaiser und ihr ältestes 13 Jahre altes Töchterchen bei der Unglückskatastrophe den Tod gefunden haben. Ebenso der neunjährige Thedy Pfleiderer von Basel. Der 86jährige Vater der Frau Gaiser, der gestern hier einen religiösen Vortrag besuchte, erfuhr am Schluß desselben die schreckliche Nachricht vom Tod seiner Tochter und Enkelin. Frau Gaiser hinter- läßt zwei weitere Kinder als Doppelwaisen.
Müllheim, 18. Juli. Der Lokomotivführer und der Heizer des verunglückten Eilzuges sind gestern nachmittag verhaftet worden, unter der Beschuldigung, daß sie durch zu schnelles Fahren durch die Station das Unglück verschuldet haben. Die Stationsgebäude hat die Staatsanwaltschaft förmlich für sich eingerichtet; bis gestern abend wurden verschiedene Personen vernommen. Hauprsächlich
Hand entgegen, die dieser liebenswürdig annahm und kräftig schüttelte. Damit war das Eis gebrochen und bald die Unterhaltung mit dem Lappen, der sehr gut englisch verstand im vollen Gange. Rasthe mußte dem Kaiser viel aus der alten Stammesgeschichte der Lappen erzählen und der Kaiser erkundigte sich aufs genauste nach allen Einzelheiten, wie groß die Renntierherden wären, ob die Lappländer auch Schulen besuchten, ob sie in Norwegen der Militärpflicht genügen müßten und dergl. Als er sich verabschiedete gab der Kaiser dem alten Lappländer ein Zwanzigmarkstück und sagte: „Das gib Deiner Frau und laß sie es als Erinnerung an Kaiser Wilhelm tragen". . .
Wenn der Kaiser auch eine außerordentlich hohe Meinung von der Majestät seines Amtes hat, so verträgt er andererseits auch gern ein freies Wort an der richtigen Stelle. So passierte es ihm auf einer seiner Nordlandsreisen, daß er von dem Lotsen, der die „Hohenzollern" in einen norwegischen Hafen bringen sollte, recht grob angesahren wurde. Und das geschah so: „Der Kaiser stand, wie er das oft zu tun pflegt, selbst am Steuer, als der Lotse an Bord kam. Der brave Norweger wollte nun gleich die Führung des Schiffes übernehmen und war erstaunt, einen anderen am Ruder zu finden, der auch nicht die geringste Miene machte, von seinem Platze zu weichen. Der alte Seebär stemmte die Hände in die Seiten und sah den Mann am Steuer einige Zeit unverwandt an. Dann brach er in die Wor'e aus: „Sie da. sind Sie eigentlich der Lotse oder ich?" Der Kaiser mußte über die seltsame Anrede laut lachen, überließ aber ohne ein Wort zu sagen, dem Lotsen das Steuer und ging schnell in seine Kabine hinunter, wo er eine Kiste besonders feiner Zigarren aussuchte und dem Lotsen mit der Bemerkung einhändigte: „Sie haben recht, Sie sind derLolse!"
Georg Oswald.