unter gleichzeitiger Herabsetzung der Arbeitszeit würde min­destens 65000-H im Jahr erfordern. Gegenüber der vom Abg. Reichel gewünschten Zuziehung von Vertretern der Arbeiterorganisationen zu Verhandlungen in Lohnfragen be­merkte der Minister, daß bei der Regierung dagegen erheb­liche prinzipielle Bedenken bestehen. Auf einen, vom Abg. Gaiser (Dp.) vorgebrachten Wunsch der Hüttenwerksarbeiter in Friedrichstal, die Vorstandsmitglieder in der Sektion und der Knappschaft auch dem Arbeiterausschuß einzuverleiben bemerkte der Minister, die Knappschaftsältesten seien von Haus aus Mitglieder der Ausschüsse. Nachdem der Abg. Wieland (Natl.) die Zustimmung seiner Fraktion zum Ausschußantrag ausgesprochen hatte und nach weiteren Aus­führungen des Berichterstatters Rembold-Aalen (Z^) ent­spann sich eine kurze Polemik zwischen dem Abg. Andre (Z.) und dem Finanzminister. Der Minister sagte, Andre habe verschiedene Behauptungen aufgestellt, ohne einen Beweis dafürzu erbringen. Der Abg. Andre forderte den Minister zur Erbringung des Gegenbeweises auf. Der Abg. Reichel (Soz.) trat noch­mals für die Zuziehung von Organisationsvertretern bei Lohnbewegungen ein, da diese ausgleichend und nicht auf­hetzend wirkten. Der Abg. R e m b o l d - Aalen (Z.) bemerkte, daß zuverlässige Angaben über die Bevorzugung bei Akkord- loynvergebungen vorliegen. Die Forderung Andres gegen den Minister auf Antritt des Gegenbeweises sei natürlich unbegründet. Schließlich wurde der Antrag Reichel gegen die Stimmen der Sozialdemokratie und eines größeren Teils des Zentrums abgelehnt und die Anträge des Ausschusses mit großer Mehrheit angenommen. Hierauf wurde zur Beratung des Kapitels 111 (Kameralämter) übergegangen, wobei sich eine längere Debatte über verschiedene Einzelsragen entspann.

Tages-Neuigkeiten.

Aus Stadt und Land.

I Altensteig, 4. Juli. Ganz ohne Unfall ging unser Feuerwehrfest doch nicht vorbei. Beim Abnehmen der Guirlanden an den Masten auf dem Marktplatz rutschte eine Leiter, so daß Gärtner Lutz ab stürzte und ein Bein brach. Der Verletzte wurde auf einem Wagen in seine Wohnung gebracht.

Walddors, 5. Juli. Heute früh gegen 4 Uhr brannte hier das dem Waldschütz Ehr. Haizmann und Ehr. Braun gehörige Doppelwohnhaus nebst angebauter Scheuer bis aus den Grund nieder. Die Entstehungsuisache ist unbekannt. Das Bätzner'sche Nachbargebäude war sehr gefährdet, konnte aber noch gerettet werden.

Gündringen, 3. Juli. Gestern nachmittag vergnügten sich mehrere Fortbildungsschüler mit Terzerolschießen, einer heutzutage leider weit verbreiteten Unsitte. Dabei wurde Damian Klink von Foses Kienle in den Unter­leib geschossen. Der Verletzte wurde sogleich in das Nagolder Krankenhaus geführt. Trotz baldiger Operation konnte die Kugel nicht entfernt werden. Angesichts des traurigen Vor­kommnisses wäre ein allgemeines Schießverbot für die Jugend wohl am Platze. _

x Stuttgart, 4. Juli. Zum Schwäbischen Ueber- landslug sind die Ausschreibungen für die Flieger nun fertig gestellt: sie bedürfen der Genehmigung des Deutschen Luftschifferoerbands, der in diesem Jahr Vorschriften für den Flugsport herausgegeben hat. Die Versendung der Aus­schreibungen an die Flieger muß spätestens am 15. Juli stattgesunden haben, da die Meldefrist für die Flieger am 1. August abläuft. Die Ausschreibungen können natürlich nicht zum Versand gebracht werden, bevor die für den Ueberlandflug nötigen Summen gewährleistet sind. Die unbedingt nötige Gesamtsumme von mindestens 110000 ^ ist noch nicht aufgebracht, es fehlen immer noch etwa 300M Mark. Nachdem Graf Zeppelin in selbstlosester Weise die große Summe von 25 OM gestiftet hat, nachdem weit­blickende Stadtverwaltungen (Stuttgart, Ulm und Eßlingen) beträchtliche Preise gewährt haben, ist es Ehrenpflicht, das zeitgemäße Unternehmen durch Zeichnung von Geldmitteln

waltsam entführt worden, wie es damals Mode war, auch gewöhnlich in den Geschichtsbüchern steht: allein die Er­fahrung bewies auch diesmal, daß die jungen Damen von jeher größtenteils romantisch genug dachten, sich freiwillig entführen zu lassen. Ogna wollte ihren Entführer nicht ver­lassen, weil dieser wahrscheinlich einige Eigenschaften besaß, welche ihr besser gefielen. Hergrimer schrie daher aus seiner Höhle oder seinem Salon über dem Wasserfall herunter: Du tust mir leid, mein lieber Stackother, aber geh nach Haus, mein Junge, und schlaf aus, hier bekommst du nichts. Darauf schlug Stackother auf seinen Schild, daß der Halle- und der Hunneberg zitterten, und schrie hinauf: Komm herunter du Spitzbube, wir wollen bald sehen, wem Ogna gehören soll.

Nun war es Komment, bei den Riesen sowohl wie bei deutschen Rittern und Studenten, sich nicht ungestraft tuschieren zu lassen. Die Riesenehre erforderte einen Zweikamps: allein Hergrimer machte dennoch ein etwas bedenkliches Gesicht, denn wo Stackother hinschlug, das wußte er, wuchs kein Gras mehr. Er zitterte ein wenig, als er seinen Sarras umschnallte, doch Ogna schlang ihre liebenden Arme um ihn, welche 60 Ellen lang waren, somit über den Wassersturz fort bis ans entgegengesetzte Ufer reichten. Geh, mein Engel, sagte sie, Kämpfe und siege und sei überzeugt, daß ich dir desto he, denn wofür wäre ich denn eine Hexe und hätte Zauberkünste bei den Lappen studiert? Sei getrost, liebster Hergrimer, und haue dreist zu: mit diesem meinem Zauber­hute werde ich dich decken. Alle Hiebe, welche Stackother tut. fange ich damit aus und blende seine Augen so. daß er

aufs nachdrücklichste zu unterstützen. Da in allen anderen deutschen Nachbarstaaten Wettflüge nach reicher Dotierung mit großem Erfolg durchgesührt wurden, ist nicht daran zu zweifeln, daß der gesunde, fortschrittliche Sinn des württ. Volks dem Unternehmen zum Sieg oerhilft, das dem Ruhm heimatlicher Kultur und schwäbischer Luftfahrt dienen soll. Für den Ueberlandflug ist die Stiftung eines besonderen Preises von den Offizieren, Sanitätsoffizieren, Veterinär­offizieren und Beamten des 13. Armeekorps (aktiven, inak­tiven und des Beurlaubtenstands) in Aussicht genommen.

p Stuttgart, 4. Juli. Staatssekretär v. Kiderlen- Wächter weilte heute in Stuttgart: der Staatssekretär halte eine längere Unterredung mit dem Ministerpräsidenten Dr. v. Weizsäcker.

r Militärisches. Der Armeeinspekteur der III. Armeeinspektion, zu der bekanntlich auch das 13. Kgl. Württembergische Armeekorps zählt, General o. Bock und Polach, ist heute früh 7 Uhr vom Hotel Marquardt aus mit seinem Stab in Automobilen zur Besichtigung nach Ludwigsburg gefahren. Die Infanterieregimenter hatten zum Teil schon um 4 und um 5 Uhr die Kasernen ver­lassen, um sich aus den Ludwigsburger Exerzierplatz zu be­geben.

r Stuttgart, 4. Juli. (Ausstellung.) Die mit der Deutschen Ausstellung für Bäckerei, Konditorei und verwandte Gewerbe vom 5. bis 21. August 1911 verbundene Ausstellungslotterie, zu der die Wertgewinne von den Aus­stellern angekauft werden, ist nunmehr von der Regierung definitiv genehmigt. Zurzeit wird mit dem Bau der Maschinen- und Backofenhalle begonnen: die Umzäunung des Ausstellungsplatzes ist bereits fertiggestellt. Voraussicht­lich wird der König die Ausstellung persönlich eröffnen. In der Ausstellung werden ganz hervorragende Objekte zu sehen sein. Insbesondere sei auf dieHistorische Abteilung" und auf die verschiedenen Innungs-Kollektiv-Ausstellungen hingewiesen. Die Bäckerinnung Stuttgart plant mehrere festliche Veranstaltungen, darunter ein besonders einstudiertes großes Festspiel, ausgeführt von Mitgliedern und Ange­hörigen der Innung. Auch der Wohnungs- und Empfangs­ausschuß hat seine Tätigkeit ausgenommen. Es wird die Bitte ausgesprochen, die Wohnungsanmeldungen rechtzeitig, möglichst jetzt schon, erfolgen zu lassen, da die Nachfrage nach Zimmern in Hotels, Gasthöfen und bei Privaten sehr groß ist.

r Cannstatt, 4. Juli. (Vom katholischen Lehrer­verein). Die Maßregelung des langjährigen Vorstand- Redakteurs Hohnerlein durch den Gesamtausschuß des katholischen Lehrcroereins hat in der katholischen Lehrerschaft des Landes allem nach großes Mißfallen und allgemeine tiefe Verärgerung hervorgerusen. Wie demSchwarzw. Boten" geschrieben wird, nehmen die einzelnen Bezirksvereine Stellung zu diesen unliebsamen Vorkommnissen, nicht zu­gunsten des Hauptausschusses. So traf ein Telegramm der Bezirke Gnründ und Mögglingen bei Hohnerlern ein, das ihm das vollste Vertrauen und den wärmsten Dank der Bezirksmitglieder für seine ersprießliche Bereinsleitung unter dem Ausdruck aufrichtigen Bedauerns über die jüngsten Vorgänge aussprach.

x Tübingen, 4. Juli. Die Landsmannschaft Ghibel- linia hat die Errichtung eines neuen Landsmannschaftshauses auf dem südlichen Oesterberg beschlossen.

Tübingen, 4. Juli. Das Komitee der Festspiele m Tübinger Schloßhof hat aus Wunsch von vielen aus­wärtigen Besuchern sich entschlossen, am kommenden Don­nerstag den 6. Juli, abends 5 Uhr noch eine fünfte Aus- ührung derBraut von Messina" anzugliedern. Der Zudrang und die Begeisterung für diese großartigen und eigenartigen künstlerischen Darbietungen ist ein ganz enormer. Es ist daher ratsam, sich sofort bei der Osianderschen Buch­handlung Eintrittskarten zu bestellen.

r Herrenalb, 4. Juli. (Nochmals der Amerikaner- Mord.) Durch die Rede des Abg. Haußmann im Landtag rst der hier schon fast vergessene angebliche Amerikaner-Mord wieder ins Gerede gekommen. Der Fall hat seinerzeit unter der ganzen Bevölkerung große Beunruhigung hervor-

dich nicht sehen kann. Wie Hergrimer dies hörte, war sein Mut wieder da. Mit einem Sprunge setzte er über den Wasserfall fort, ohne ein Wort zu verlieren, ließ er sein Schwert sausen, daß Stackother kaum mit dem Leben davon kam. Nun aber tat dieser einen Schlag: doch der Zauber­hut blendete ihn, und statt Hergrimer zu treffen, spaltete der Stahl den Felsen, wie er jetzt noch steht, daß die Wasser in die tiefe Kluft hinabstürzen. Vor Schrecken erstarrte Her­grimer. Der wütende Stackother stürzte wiederum auf ihn los; sein gefeiertes Schwert, mit Runensprüchen bedeckt, fuhr durch den Zauberhut, als sei er von patentiertem Post­papier. und dann mitten durch Hergrimers Kopf, Brust und Leib, daß er in zwei Stücke zerspalten ins brausende Wasser stürzte. Als dies Jungfrau Ogna sah, stieß sie ein kläg­liches Geschrei aus, rang ihre zarten Hände, ließ das Stück Zauberhut fallen, welches sie noch darin festhielt, und stürzte sich, dem Geliebten nach, von oben herunter auf die Klippen wo sie ein trauriges Ende nahm.

Dieses ist die lehrreiche und schreckliche Geschichte des Trollhättasalls.

Lebenskomödie. In russischen Kaufmannskreisen wird, wie dieNational-Zeitung" berichtet, gegenwärtig ein komisch-peinlicher Vorfall viel besprochen: Der hübschen und reichen siebzehnjährigen Kaufmannstochter Sina I. geriet kürzlich eine Nummer eines Heiratsjournals zufällig in die Hände. Aus Uebermnt beschloß die junge Dame eine Annonce zu veröffentlichen, in der ein reiches junges Mädchenzwecks Heirat" in Briefwechsel mit

I gerufen, die bei der Hartnäckigkeit und Bestimmtheit, mit der das Gerücht immer wieder auftrat, in stetem Wachsen begriffen war. Man hegte sogar für den ferneren Besuch unseres Kurortes ernste Befürchtungen, wenn nicht bald Klarheit geschaffen würde. Dies konnte aber, wie derEnz- täler" schreibt, nur durch eine Untersuchung durch Staats­anwaltschaft oder Gericht geschehen und eine solche Unter­suchung hielten hier nach Lage der Sache auch die ernst- Haftesten und einsichtsvollsten Leute nicht nur für erwünscht, sondern für dringend notwendig. Die wenn auch spät an- gestellten Erhebungen haben in dankenswerter Weise Klar­heit geschaffen und diese Klarstellung kam auch den von der Untersuchung Betroffenen zugute, da an der Haltlosig­keit der verschiedenen Gerüchte nach den Darlegungen des Abg. Haußmann kein Zweifel jetzt mehr bestehen kann. Hier erschien aber die Behandlung der Sache keineswegs so lächerlich, wie es nunmehr dargestellt wird. Der Stand­punkt, den der Iustizminister in seiner Erwiderung einge­nommen hat, wonach eine Untersuchung unumgänglich war, wird hier vollkommen gebilligt. Wir möchten nur das eine noch bemerken: Die Gerüchte haben sich hier deshalb so lange erhalten, weil viele Leute (darunter mögen allerdings auch gehässige Neider seiu) sich nicht erklären konnten, daß die nicht vermöglrche Witwe eines Straßenwarts mit ihren 2 Söhnen durch einen Pensionsbetrieb (nicht Gasthof) sich in nicht allzu langer Zeit ein Vermögen von ca. 150 MO erworben haben soll. Da über diesen Punkt hauptsächlich gesprochen wurde, hätte man hier es dankbar begrüßt, wenn auch hierüber eine Aufklärung seitens des Abg. Haußmann erfolgt wäre.

Gerichtssaal.

Tübingen, 4. Juli. (Schwurgericht.) Unter dem Vorsitz des Landgerichtsdirektors Dr. Kapff nahmen gestern die Sitzungen ihren Anfang. Aus der Tagesordnung stan­den zwei Fälle. Der erste betraf die Anklagesache gegen den verheir. Fuhrmann Peter Alber von Fünfbronn wegen Meineids. Diesen soll der Angeklagte am 14. Nov. 1910' vor dem Amtsgericht Nagold in der Rechtssache des Metzgers Bauer in Schönmünzach gegen den Fuhrmann Weidelich in Simmersfeld, Schadensersatz betreffend, geleistet haben. Ende März hatte Bauer au Weidelich den Transport von Schlachtvieh, darunter ein Kalb von Oberweiler nach Schön­münzach verakkordiert. Da Weidelich hiezu keine Zeit hatte, stellte er von sich aus den Angeklagten Alber zu diesem Geschäfte an und dieser überbrachte das Kalb verendet dem Bauer. Dieser nahm an, daß ihm von Seiten des Ver­käufers Roller ein krankes Kalb geliefert worden sei und verweigerte die Bezahlung des vollen Kaufpreises. Es kam zum Prozeß zwischen Roller und Bauer und erst jetzt brachte letzterer in Erfahrung, daß das Kalb gesund gewesen und daß es auf dem Transport krank geworden war. Bauer zahlte hieraus den vollen Kaufpreis mit 45 ^ und 21 ^ Prozeßkosten. Jetzt strengte Bauer einen Prozeß gegen Weidelich an auf Schadenersatz. Er verlor aber auch diesen. Der Angeklagte Alber beschwor nun, daß er das am 2. April dem Kläger Bauer zugeführte Kalb, welches tot ankam, unter­wegs nicht notgeschlachlet habe. Dieses Zeugnis soll ein wissent- tlich unwahres gewesen sein. Der Angeklagte Alber behauptete aber das Gegenteil und machte geltend, das Kalb sei ein kleines, schivaches Tier gewesen, es sei auf dem Transport in einer Kiste untergebracht gewesen, auf einmal zwischen Besenfeld und Schönegründ habe er es röcheln hören und wie er darnach gesehen habe sei es verreckt gewesen, er habe es nicht gestochen. Der Ehefrau des Bauer habe er gesagt, das Kalb sei verreckt. Diese habe entgegnet, wenn er es nur auch gestochen hätte, worauf er zu ihr gesagt habe, das könne sie jetzt noch tun. Nachdem er das Kalb in die Wurstküche verbracht habe, sei Frau Bauer mit einem Metzgermesser herbeigekommen und er sei weggegangen. Bis dahin habe das Kalb keinen Stich gehabt. Unter den vielen Zeugen waren mehrere, die entgegen dieser Behauptung aus­sagten, der Angekl. Alber habe geäußert, das Kalb wäre verreckt, er habe es bei Besenfeld stechen müssen. Frau Bauer, der Fleischbeschauer und andere bemerkten, daß dag Kalb am Halse einen 3 Zentimeter langen Stich haste

einem achtbaren Herrn zu treten Wünscht. An die ange­gebene Deckadresse liefen: zahlreiche Briefe ein. Fräulein Sina I. ließ alle Briese unbeantwortet und berücksichtigte nur einen, der von einem Kaufmann F. unterzeichnet war. Es entwickelte sich eine rege Korrespondenz, die nach und nach einen intimen und leidenschaftlichen Charakter annahm. Schließlich schrieb Herr L., er könne das Verlangen nach einer persönlichen Bekanntschaft nicht mehr bezwingen u. flehte die junge Dame an, ihm meinem Kabinett eines fashionablen Restaurants ein Stelldichein zu gewähren. Fräulein Sina willigte ein, zumal auch sie Feuer gefangen hatte. Als sie vor einigen Tagen weiß gekleidet und mit einer Rose als Erkennungszeichen an der Brust das Kabinett betrat, er­starrte sie vor Schreck: statt eines glühenden Liebhabers sah sie ihren leiblichen Vater vor sich. Wie von Furien gejagt stürmte sie davon, um nicht mehr in das Elternhaus zurückzukehren. Wie es heißt, hat nun Frau 3. eine Scheidungsklage gegen ihren abenteuerlustigen Gatten ein­geleitet. Fräulein Sina aber soll sich noch immer nicht ent­schließen können, ihren Vater wiederzusehen.

Eine doppelsinnige (Hrnbsteininschrift. In

Pößneck steht ein origineller Grabstein auf dem alten Fried­hof. Die Inschrift lautet:Unser teurer Vater Gotthls David Schmid, Doktor der Medizin, ging nach langjährigem Wirken zum Wohle der Menschheit ins bessere Jenseits hinüber, den 25. Januar 1848."