Bon anderer Seite wird uns hiezu geschrieben:
-t Rotfelden, 21. Juni. Unter zahlreicher Teilnahme wurde gestern Pf. Wilh. Köhler hier zu Grabe getragen. Zu Beginn der Trauerfeierlichkeit sammelte sich die Gemeinde im Gotteshaus, wo am Altar der reichbekränzte Sarg mit den sterblichen Ueberresten des Verblichenen ausgestellt war. Eindringliche Worte richtete Dekan Pfleidereran die Traueroersammlung. Zum Schluß warf Vikar Eber dach einen Rückblick auf den Lebensgang des Verstorbenen. Nach dem Gottesdienst in der Kirche bewegte sich der Trauerzug zum Friedhof, wo Pf. Erhardt von Wart die zu Herzen gehende Abschiedsrede hielt. Trauerchöre der Schüler, des Gesangvereins und der ganzen Gemeinde umrahmten die ernste Feier. Eine ganze Reihe von Kranzspenden mit herzlichen Worten dankbarer Erinnerung und treuen Gedenkens wurden dem Verstorbenen als letzte Beweise der Liebe gewidmet. Pf. Köhler erfreute sich großer Beliebtheit bei den hiesigen Bewohnern und in der Nachbargemeinde Weuden. Er war als eifriger pflichttreuer Seelsorger stets auf das Wohl der Gemeindeglieder von hier und Wenden bedacht und wird darum auch allgemein in gesegnetem Andenken bleiben.
* Simmersfeld, 22. Juni. Gestern siedelte Pfarrer Klumpp nach seinem neuen Wirkungsort Nufringen über. Der Scheidende hatte eine Abschiedsfeier abgelehnt, doch ließ es sich der Gesangverein nicht nehmen, ihm am Vorabend ein Ständchen zu bringen, worauf der Militäroerein sich um sein Ehrenmitglied im Gasth. z. Hirsch versammelte. Herzliche Worte des Abschiednehmens wurden ausgetauscht.
Stuttgart, 20. Juni. Wie der „Schwäb. Merkur" aus Friedrichshafen erfährt, soll das Luftschiff Ersatz Deutschland „L. Z. 9" bis Samstag slugbereit fertiggestellt sein, so daß Sonntag die erste Probefahrt erfolgen kann. Nachmittags fand in Friedrichshafen eine Sitzung des Kuratoriums der Drachenstation statt, in der Vertreter der Reichsregierung sowie der süddeutschen Regierungen teilnahmen. Für den Abend hat Graf Zeppelin die Teilnehmer zu einem Essen eingeladen.
* — Die jetzige Bahnhofvorhalle als neue Borortverkehrshalle ihrem bisherigen Zweck im neuen Empfangsgebäude des künftigen Bahnhofs nutzbarzu machen und damit einen der schönsten Zeugen der bedeutendsten Bauentwicklung Stuttgarts im vorigen Jahrhundert zu erhalten ist ein weiterer Vorschlag von Architekt Prof. Felix Schuster-Stuttgart, den dieser im „Neuen Tagblatt" veröffentlicht. Auch der Bund für Heimatschutz hat bereits Schritte zur Erhaltung dieses Baudenkmals unternommen.
— 3m Wettbewerb zur Erlangung von Entwurfskizzen für das Empfangsgebäude des neuen Hauptbahnhofs in Stuttgart hat das Preisgericht am 20. Juni 1911 folgende Entscheidung getroffen: Es erhielt den I. Preis 10000 ^ Prof. P. Bonatz und Architekt F. E. Scholer, Stuttgart. II. Preis 6500 Architekt Franz Röckle, Mitarbeiter Paul Ros, Frankfurt a. M. II. Preis 6500 ^ Professor Pfützer, Darmstadt. III. Preis 4000 ^ R. Lempp und H. Riethmüller, Architekten, Mitarbeiter E. Kimmerle, Stuttgart. III. Preis4000^° Architekt und Regierungsbaumeisler Alfred Fischer, Düsseldorf. Zum Ankaufum 1500 ^ werden empfohlen die Arbeiten von Professor Max Lä u g er, Karlsruhe; Regierungsbaumeister Richard Dollinger, Mitarbeiter F. Müller, Stuttgart. Die Arbeiten sind vom 23. Juni bis 6. Juli einschließlich, Werktags 10—1 und 3—6 Uhr, Sonntags 10—3 Uhr in dem früheren Gebäude des Katha- rinenstifts, Friedrichstraße 34, Ecke Schloßstraße, 1. Stock, öffentlich ausgestellt.
r Warnung vor Schwindel. Im Monat April und Mai sind in einer hiesigen Tageszeitung Inserate erschienen, wonach eine Frau Reinhardt, Stubenkammerstr. 3 in Berlin einen hübschen Knaben gegen ein jährliches Pflegegeld von 500 Mark in Dauerpflege zu vergeben habe. Anfragenden Personen wurde geantwortet, daß für Kosten usw. erst 6 Mark eingesandt werden müssen, obwohl das
sanier Beitrag zur Kennzeichnung des Mannes, dem die Tat alles, das schöne Wort nichts war!
Am 27. Juni 1892 gewährte Bismarck zu Kissingen dem Bettreter der „Münchener Neuesten Nachrichten" Fritz Trefz eine Unterredung, die ihrer Zeit veröffentlicht und viel beachtet worden ist. Ein Teil dieser Unterredung ist jedoch damals nicht bekannt gegeben worden, und erst jetzt ist Poschinger durch Herrn Trefz in die Lage versetzt worden, diesen politisch sehr interessanten Teil der Unterhaltung der Oeffentlichkeit mitzuteilen. Bismarck sagte: „Mein Nachfolger ist ein ausgezeichneter General, aber er sowohl wie der jetzige Chef des Auswärtigen, der früher ein badischer Anwalt gewesen, sind ohne die nötige Erfahmng und Sachkenntnis schnell in das Amt berufen worden. In der ersten Zeit ruhte da das Ganze lediglich auf den alten Räten, wie Rottenburg, die noch zurückgeblieben waren. Was ich besonders schmerzlich und als Fehler betrachte, das sind die abgeschlossenen Handelsverträge. Nach und nach wird sich aus ihnen eine immer größere Unzufriedenheit entwickeln. Nicht nur in der materiellen Ungunst der Betträge, von den Zollsätzen ganz abgesehen, liegt der große Nachteil für uns, sondern vor allem auch in der Dauer von 12 Jahren. Die Handelsverträge sind meistens von Persönlichkeiten gemacht worden, die man früher kalt gestellt hat, denen man ungefährliche Posten gegeben, die aber jetzt in den Vordergrund getreten sind. Ein Blick in den „Reichsanzeiger" von früher und jetzt zeigt, daß eben alles geändert und gewendet worden ist. Geheimrat Huber besitzt ja eine große Kenntnis der einschlägigen Zollfragen, er aber, wie der Generalkonsul Jordan in London, sind beide rein doktrinäre Freihändler, die alle Konzessionen gemacht haben würden. Herr von Boetticher mag umfassende Kenntnisse besitzen, er ist aber kein selbständiger Charakter. Ich war früher der einzige,
Kind schon am 18. April in Pflege gegeben worden war. Geschädigte bezw. betrogene Personen wollen sich bei der Kriminalpolizei melden.
*— Der Druckfehlerkobold brachte es in der gestrigen Nummer eines „Tagblatts" in Stuttgart fettig eine Anzahl Damen und Herren zum Antritt eines Ausflugs nach Untertürkheim auf dem Schlotzplatz als Sammelpunkt sich zusammenfinden zu lassen.
r Stuttgart, 21. Juni. (Zwei Selbstmorde.) In der Küche eines Hauses der Rotenbergstraße hat sich gestern nachmittag eine ältere Frau durch Einatmen von Kochgas vergiftet. — Bei der Doggenburg hat sich gestern nachmittag ein älterer Herr einen Schuß in die rechte Schläfe beigebracht. Er wurde nach dem Katharinenspital überge- fühtt, wo er nach kurzer Zeit den erlittenen Verletzungen erlag.
r Wimsheim, OA. Leonberg, 21. Juni. (Die Wetterhenne.) Eine merkwürdige Henne hat Kronenwirt Ruof hier, eine sogenannte Wetterhenne. Bei gutem Wetter widmet sie sich ihrer friedlichen Tätigkeit des Scharrens und Eierlegens mit großer Hingebung wie andere Hennen auch, aber ca. 24 Stunden vor Eintritt schlechten Wetters kommt sie derart in Erregung, daß sie ihre weibliche Zurückhaltung ganz vergißt und ihrem Familienoberhaupt, einem strammen, schwarzen Gockel ernstlich Konkurrenz macht. Je stärker der Wettersturz wird, desto anhaltender zeigt sie ihn an. Tritt aber wieder Besserung ein, so verrät sie dies auch einen Tag zuvor, durch löbliches Schweigen. Der Kronenwitt versichert, einen besseren und zuverlässigeren Wetterpropheten könne er nicht mehr bekommen.
x Eßlingen, 21. Juni. Der Landesverband württ. Konditoren hielt unter dem Vorsitz von Krüger-Stuttgart seinen 13. Verbandstag hier ab. Nach dem Vortrag des Jahresberichts und eines Berichtes über den Verbandstag in Heidelberg wurde ein Referat über die gegenwärtigen Vorschriften über den Motorbetrieb im Konditoreigewerbe erstattet. Den geschäftlichen Verhandlungen schloß sich ein Festbankett an. An den König wurde ein Huldigungsielegramm gesandt, das freundliche Erwiderung fand.
Vaihingen a. d. E., 21. Juli. Die Frau eines hiesigen Privatiers war schon seit längerer Zeit dem Trünke ergeben, was vielfach zu Streitigkeiten führte. Bor einigen Wochen trennte sich die Frau von ihrem Manne und mietete in der Stuttgarter Straße eine Wohnung, gleichzeitig wurde die Ehescheidungsklage eingeleitet. Heute nachmittag suchte der Ehemann sie in der Wohnung aus und stach ihr ein Messer durch den Hal s, wodurch sie lebensgefährlich verletzt wurde. Dann ging er nach Hause und brachte sich schwere Schnittwunden am Halse, an den Händen und am Oberschenkel bei. Beide Verletzten wurden ins Bezirkskrankenhaus verbracht. Die Wunden der Frau sollen rötlich sein, während man den Mann trotz seiner schweren Verletzungen durchzubringen hofft.
r Gmünd, 21. Juni. Der Landesverband der Friseure Württembergs hält seinen 9. Berbandstag an den Tagen des 2., 3. und 4. Juli im Stadtgarten in Gmünd ab. Die geschäftlichen Verhandlungen finden am Montag den 3. Juli statt. Auf der Tagesordnung steht u. a. ein Vortrag von dem Landtagsabg. Hiller in Stuttgart über die Frage : „Was brachte uns die Handwerkerkonserenz des deutschen Reiches in Berlin?" Handwerkskammersekretär Dr. Gerhard von Stuttgart hält ein Referat über die Ausdehnung der Innungsorganisationen auf den Frauenberuf. Am Dienstag findet ein Ausflug auf den Rosenstein und nach Heubach statt.
Crailsheim, 21. Juni. Wie aus zuverlässigert Quelle mitgeteil wird, hat der unterlegen» Kandidat in der hiesigen Stadtschultheißenwahl, Herr Ratsschreiber Wahl von Aalen gegen den Entscheid des K. Ministeriums des Innern, Beschwerde an den Derwaltungsgerichtshof erhoben.
der sich ernstlich mit handelspolitischen Dingen befaßte. Mein Sohn Herbert hat leider nicht das Interesse hierfür gezeigt, wie für die rein politischen Dinge. Ich habe meinen Standpunkt hinsichtlich der Handelsverträge auch in Wien betont und gesagt, daß man viel zu schnell gehandelt habe und daß die Rückwirkung nicht ausbleiben werde. Merkwürdig war die Gefügigkeit des Reichstags, mit der er die Verträge in Bausch und Bogen angenommen. Er ist. ich finde keinen andern passenden Ausdruck, durch das .kaudinische Joch' gegangen. Man hat ihm nicht einmal die Zeit gegönnt, sich in den umfangreichen Stoff hineinzuarbeiten und die schwerwiegendsten Dinge mit einer unglaublichen Raschheit erledigt. Die Erfolge, die die jetzige Regierung im Reichstag errungen, sind der Ausfluß einer allgemeinen Streberei und eines Herandrängens nach oben. Es ist ein Servilis- mus eingerissen, der dem Ansehen des Reichstags nur schaden kann. Ich wünsche von ganzem Herzen, daß derselbe seinen Einfluß behält und daß er in seinen verfassungsmäßigen Rechten, die ja genau präzisiert sind, gestärkt und befestigt bleibe. Das ist für die Weiterentwicklung unseres Staatslebens von der größten Bedeutung, es ist das Im- ponderabile unseres Vaterlandes. Man hat mir vielfach den Vorwurf gemacht, daß ich selbst der Autorität des Parlaments am meisten gegenüber getreten sei. Bei mir war es eben nicht möglich, .heranzukommen'. Das wußten alle Parteien, daß ich meine fest entschlossenen eigenen Wege ging. Die große Gnade des Heimgegangenen Kaisers hat es mir ermöglicht, ohne irgendwelche Rücksichtnahme auf Verhältnisse und Persönlichkeiten gerade fottzuschreiten. Jetzt ist eine Streberei. ein Jagen nach Auszeichnungen, Hofeinladungen, eine .Schusterei', wie man bei uns im Norden sagt, eingerissen, die es der Regierung möglich macht, gewisse Erfolge im Reichstag zu erzielen. Es sind dies aller-
Deutsches Reich.
Berlin, 29. Juni. Die Nordd. Allg. Ztg. schreibt: Ein hiesiges Blatt bringt Mitteilungen über eine Reform der Fahrkattensteuer und den Inhalt eines dem künftigen Reichstag vorzulegenden Gesetzentwurfs. Diese Mitteilungen, die auch in andere Blätter übergegangen sind, sind aus der Luft gegriffen. Bei den Verhandlungen des preußischen Abgeordnetenhauses und des Reichstages hat sich der Minister der öffentlichen Arbeiten wiederholt zu dieser Frage geäußert. Im Abgeordnetenhaus hat der Minister am 20. und 21. Febr. ds. Is. auf die Anfrage eines Abgeordneten erklärt: „Was die Fahrkartensteuer betrifft, so bestätige ich ausdrücklich, daß die Resormbestrebungen, die von unserer Seite ausgehen, und auch von den übrigen deutschen Staaten geteilt werden, dahin zielen, die 4. Klasse unbesteuert zu lassen, da die bisherigen Steuersätze der 1.-3. Klasse das Steueraufkommen aufbringen sollen, das bisher dem Reiche zufiel, weil vorausgesetzt wird, daß eine Sicherheit der Einnahmen des Reiches durch eine Aenderung der Steuer nicht herbeigeführt werden dürfte". Die Nordd. Allg. Ztg. sagt zum Schluß ihres Artikels: „An dieser Sachlage hat sich bis heute nichts geändert. Was verschiedene Zeitungen über den Inhalt des Reformplanes mitteilen, beruht also auf müßiger Kombination".
r Berlin, 21. Juni. Die „Nordd. Allg. Ztg." schreibt: Die Krönungsfeierlichkeiten in London erreichen morgen ihren Höhepunkt. Auch in Deutschland beobachten weite Kreise die Vorgänge, deren Schauplatz die britische Hauptstadt gegenwärtig bildet mit warmer Sympathie. Es ist uns noch der herzliche Empfang, der vor Monatsfrist unserem Kaiserpaar und der Prinzessin Viktoria Luise aus englischem Boden bereitet wurde, in lebendiger Erinnerung. In der Anwesenheit des Kronprinzen und der Kronprinzessin bei den Londoner Feierlichkeiten spricht sich die Teilnahme unseres Kaiser!, und König!. Hauses und des deutschen Volkes an den Londoner Festlichkeiten aus. Möge der glänzende Verlauf der Krönungsfeier von symbolischer Bedeutung werden für eine segensreiche Regierung König Georg V zum Wähle des englischen Volkes.
r Berlin, 21. Juni. Die Nordd. Allg. Ztg. schreibt aus Anlaß des Besuchs des amerikanischen Geschwaders in Kiel: Wir begrüßen in den amerikanischen Gästen die Vertreter einer nahbefreundeten großen Nation, mit der Deutschland durch mannigfache Bande der Vergangenheit und der Gegenwart verknüpft ist und heißen sie in den deutschen Gewässern und auf deutschem Boden willkommen.
r Berlin, 21. Juni. Im Anschluß an den Empfang beim Reichskanzler begab sich die türkische Studienkommission gestern nachmittag nach Potsdam. Auf dem Bahnhof waren zum Empfang der Oberbürgermeister und seine Anordnung der Stadtvettretung erschienen. Nach einer Rundfahrt durch die Straßen der Stadt und im Parke von Sanssouci wurde eine kurze Dampferfahrt unternommen. Schließlich vereinigte man sich zu einem Festmahl auf der nach der Havel zu gelegenen Terrasse eines Hotels.
Berlin, 20. Juni. Nach einer Kabinettsorder sollen, wie die „Neue Polltische Korrespondenz" hört, in Zukunft Leutnants, Oberleutnants und Hauptleute der Grenzgarnisonen, die sich in geordneter pekuniärer Lage befinden und die sich durch gediegene Charaktereigenschaften auszeichnen, soweit angängig, nach gewissen Zeitperioden in größere Standorte versetzt werden.
Wilbrarrdt und der Lotsenkommandeur. Unter den Leidtragenden, die ergriffen dem Sarge Adolf Wil- brandts folgten, befand sich auch der 84jährige Lotsenkom- mandeur Iantzen aus Warnemünde. Diesen prächtigen Mann, der unzählige Male sein Leben aufs Spiel gesetzt, um bei hoher See andere Menschenleben zu retten, und der noch als Siebziger bei einer solchen Rettungstat ein Bein brach, hat Wilbrandt in einer seiner schönsten Novellen, dem „Lotsenkommandeur", gefeiert.
dings meistens nur die Führer, weniger die übrigen Fraktionsmitglieder, von denen ich spreche; die letzteren haben weder Einfluß noch Macht, sie kommen nur herein, um womöglich mit der Tür in der Hand Ja oder Nein zu sagen."
(Schluß folgt.)
Was auf den leere« Stimmzetteln stand. Es
hat noch nie Wahlen gegeben, bei denen so massenhaft leere Stimmzettel in der Urne gefunden wurden, wie die in Oesterreich am letzten Dienstag. Ganz leer waren übrigens nicht alle „leeren" Stimmzettel. Gar viele enthielten ganz kurz ein Glaubensbekenntnis, eine Kritik der Kandidaten, einen Aufschrei eines wütenden Steuerzahlers, der in des Skrutiniums öde Langeweile eine Abwechslung brachte. Ein Wähler, um dessen Bezirk sich merkwürdig viel Kandidaten „rissen", schrieb — so lesen wir in der „Zeit" — auf seinen Stimmzettel: „Wenn man die Viecher von Kandidaten alle schlachten könnt, hält die Fleischnot bald ein End." Das hätte allerdings vor der Wahl geschehen müssen, denn „Gefallenes" hat bekanntlich keinen Wett mehr. Ein Steuerzahler, der zeichnerische Fähigkeiten besitzt, malte sein säuberlich einen goldenen Teller, in den eine große Hand recht tief hineingreift. Eine nicht schwer verständliche Anspielung auf „Gott Nimm". Götz von Ber- lichingens berühmtester Ausspruch hat ungeahnt häufige Verwendung auf Stimmzetteln gefunden. Ein Zettel, der die Worte trug: „Ich wähle den Dümmsten unter den Kandidaten", mußte für ungültig erklärt werden, da die Bezeichnung des Kandidaten denn doch zu ungenau war.
Schwabenpilger. — „Haben Eiein Lourds Heilung gefunden? — „Noi', i' Hab' mci' Dialekt behalte müsse!"
Streng. Proxenbauer: „Woaßt, Itavcrl. dös is ja ganz recht, daß du nii allwcil recht frcundli grüatzl, aber zuerst zahlst dein Zins!"