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Nagold, 18. Apnl 1911.

* Briefe. In einer amtlichen Bekanntmachung über die Behandlung der das Meistgemicht überschreitenden Briefe wird angeordnet, daß von jetzt ab Briefe im Gewicht von mehr als 250 Gramm dem Absender zur Auslieferung als Pakete zurückzugeben sind.

Obertalheim, 18. April. Am Osterfest wurde die Gemeinde durch Feuerlärm erschreckt. Es brach um 9V» Uhr vormittags in dem Scheueramveseu des Wagners Felix Straub aus bis jetzt unbekannten Gründen Feuer aus, wodurch dasselbe samt der Werkstatt eingeäschert wurde. Dem Besitzer ist ein Schaden von etwa 4000 an Gebäude und 5000 an Mobiliar entstanden, der größtenteils durch Versicherung gedeckt ist.

r Enztal, 18. April. Einem Einwohner sind durch Diebstahl 2900 die er gerade eingenommen hatte, ab­handen gekomnien. Der Fall ist noch völlig unaufgeklärt.

i- Calw, 15. April. (Lebhafter Grundstückshandel.) Das Wohnhaus von Frau Major Klett an der Stuttgarter Straße hat Oberamtsbaumeister Kiefner um 14900 ^ ge­kauft. Bei dem Verkauf des Oberamtsgefängnisses im Zwinger wurden von der Stadtverwaltung 1000Ö -H, von Pnvatier Gehring 10050 ^ angeboten. Die Finanzver- waltung hat sich die Entscheidung Vorbehalten. Die Stadt hat in letzter Zeit imSteckenäckerle" zwei Grundstücke erworben, eines von Privatier Schumacher um 8 200 und eines von Iungserwirt Luz zu 4000 Dagegen hat lautCalwer Wochenblatt" die Stadt das frühere Nonnen- macher'sche Grundstück imSteckenäckerle" abzüglich eines Bauplatzes für die Straßenbauinspektion und des Platzes für die Zufahrtsstraße für das Bezirkskrankenhaus an Eisenbahnsekretär Dannenmann wieder verkauft.

Freudenstadt, 15. April, lieber den Brand des Gasthauses zur Alexanderschanze wird noch berichtet: Der Schaden beträgt ungefähr 20000 --6. Das Gasthaus dürfte wohl bald wieder aufgebaut werden. Die Alexander­schanze ist die erste Schanze, zu der man von Freudenstadt aus gelangt, und wurde 1734 von Herzog Alexander an­gelegt. Sie ist ein Glied der großen Kette von Festungs­werken. welche dieser Herzog in den Jahren 1734 und 1735 auf dem Schwarzwald von Neuenbürg bis über Horn- berg hinaus anlegen ließ, um alle von der Murg, Rench, Kinzig nnd Elsach nach dem Neckar führenden Zugänge zu sperren. Sie bestand aus drei mit einander verbundenen Redouten, die den mitten durch die Schanze führenden Weg verteidigten.

p Stuttgart, 15. April. Auf die von dem Ausschuß der Evangelischen Landessynode dem Königspaar anläßlich des 25jährigen Ehejubiläums unterbreitete Adresse ist dem Synodalpräsidenten aus dem Kabinett des Königs, nach dem Staatsanzeiger, folgendes Schreiben zugegangen:Für die vom Ausschuß der evangelischen Landessynode überreichte Adresse und die darin zur silbernen Hochzeit ausgesprochenen Glück- und Segenswünsche lassen Ihre Majestäten ihren tiefgefühlten Dank aussprechen. Der evangelischen Landes­kirche auch künftighin ein treuer fürsorglicher Schutzherr zu sein, wird ein ernstes Anliegen seiner Majestät des Königs stets bleiben."

r Stuttgart, 15. April. (Aus Abzahlung.) Die Schwäbische Tagwacht" schreibt:Niedrige Teilzahlungen!" Kulante Zahlungsbedingungen!"Kleinste Anzahlungen!" So und ähnlich lautet es in den Inseraten der modernen Abzahlungsgeschäfte. Und Tausende von Arbeitern und sonstige kleine Leute, bei denen Geld immer dasWenigste" zu sein pflegt, lassen sich auf die lockenden Anpreisungen ein und werden Kunden der Abzahlungsgeschäfte. Gegen das reelle Abzahlungsgeschäft ist nichts einzuwenden. Leider aber macht sich auf dem Gebiete des Abzahlungswesens nur zu oft der Schwindel breit und dient der Kauf auf Abzahlung zur Ueberoorteilung und weitgehenden Schädigung des Käufers. Nicht nur, daß das unnützeste und miserabelste

Zeug ans dem Wege der Abzahlung vertrieben wird, sondern für alle diese Sachen werden auch den Abnehmern die un­verschämtesten Preise abgefordert. Ähnlich liegen oft die Verhältnisse bei den von den Abzahlungsgeschäften feilge- votenen Möbeln, Kleidungsstücken und Ausstattungsartikeln. Abgesehen von verhältnismäßig wenig Ausnahmen erhält der Käufer den miserabelsten Schund. Nur zu oft muß man beobachten, daß die beim Kauf zunächst ganz annehm­bar aussehende Abzahlungseinrichtung schon lange, ehe die Abzahlungsoerpflichtung beendet ist, nur noch wertloses Ge­rümpel darstellt. Dabei muß der Käufer dieses Zeug weit unter seinem Wert, mindestens ein Drittel, nicht selten aber sogar um die Hälfte teurer als in anderen Geschäften be­zahlen. Erst dieser Tage hat eine Arbeiterfamilie wieder erfahren müssen, wie töricht es ist, sich in zu weitgehender Weise mit Abzahlungsgeschäften einzulassen, indem man ihr die gesamte Wohnungseinrichtung, auf die bereits über 500 bezahlt waren, wegholte. Wer nicht das Geld hat, sofort eine ganze Einrichtung bar bezahlen zu können, handelt am zweckmäßigsten, wenn er sich einschränkt und zunächst nur das Allernotwendigste anschafft. Was er so erwirbt, ist dann sein Eigentum und niemand kann es ihm nehmen, er kommt auf diese Weise billiger und schneller zum Ziel.

p Stuttgart, 15. April. Der Beobachter veröffent­licht heute folgende Erklärung des Rechtsanwalts Hähnle: In der Zentrumspresse wird verbreitet, mein Vater habe nicht sein ganzes Vermögen versteuert und seine Erben haben daher dem württembergischen Steuerfiskus eine Million zweimalhunderttausend Mark nachbezahlt. Demgegenüber bitte ich Sie, öffentlich folgendes zu erklären: Es ist nicht wahr, daß mein Vater, Kommerzienrat Hans Hähnle, sein Vermögen nicht richtig oder nicht vollständig versteuert hat; seine Erben haben daher auch keinen Pfennig Steuer nach­bezahlt, wie auch die Steuerbehörde nie eine solche Nach­zahlung von ihm oder seinen Erben verlangt hat.

i Zur Maul- und Klauenseuche. Die Fraktion des Bundes der Landwirte und der Konservativen hat nach­stehenden Antrag im Landtag eingebracht: Die Kammer der Abgeordneten wolle beschließen, die Kgl. Staatsregierung zu ersuchen: 1. Denjenigen Viehbesitzern, die durch die Maul- und Klauenseuche und die damit verbundenen strengen Sperrmaßregeln außergewöhnliche Verluste erlitten haben und dadurch in eine Notlage geraten sind, besondere Ent­schädigungen oder Unterstützungen in Form unverzinslicher Darlehen zu gewähren. 2. Weniger bemittelten Biehbesitzern, die durch direkte Verluste in ihrem Biehstand geschädigt wurden, durch Ermittlung der K. Zentralstelle für Landwirt­schaft die Neubeschaffung geeigneter Zug- und Zuchttiere durch Zuwendung besonderer Beiträge zu erleichtern. 3. Eine Entschädigungspflicht für an der Maul- und Klauenseuche verendeten Schweine gesetzlich sestzulegen. 4. In allen Ge­meinden, in welchen infolge der Handel und Wandel unter­bindenden Sperrmaßregeln die Einnahmen äußerst gering sind, weitgehende Steuerstundungen zu gewähren und die Einkommensteuerschätzungskommisstonen anzuweisen, bei der diesjährigen Veranlagung zur Einkommenssteuer auf die durch die Viehseuchen verursachten großen Wertsoerluste die gebotene Rücksicht zu nehmen. 5. Bei Erlassung und Durch­führung von Sperrmaßregcln Sachverständige aus den Kreisen der Landwittschaft zur Beratung der Behörden zuzuziehen, eventuell einen Beirat für die verseuchten Bezirke aus den Kreisen der Landwirte und Tierärzte zu bilden. 6. Die Vorschriften über die Ortssperre und das Beobachtungsgebiet so zu gestalten, daß unter Wahrung der nötigen Sicherheits­maßregeln der Verkauf und Versand von schlachtreifem Vieh ermöglicht bleibt.

p Wassersnchen durch Horchinstrumente. Prof. Koch von der Technischen Hochschule in Stuttgart hat er­folgreiche Versuche angestellt, unterirdische Wasseradern durch Abhorchen an der Erdoberfläche festzustellen. Im letzten Sommer war an ihn die Frage herangetreten, ob in der Nähe eines Hauses auf der Paßhöhe zwischen Dornbirn und Schwarzenberg (im Bregenzer Wald) ein Grundwasser­strom sich Nachweisen ließe ohne daß es kostspieliger Boh­rungen bedürfte. Er erinnerte sich, daß er vor Jahren beim

Graben eines Brumiens im Dceisamtai Zbei Freiburg das Rauschen des Grundwasserstromes, bevor dieser erreicht war, mit bloßem Ohre gehört hatte: es erschien ihm deshalb nicht aussichtslos, zu versuchen, ob durch Zuhilfenahme eines empfindlichen Apparates ein vorhandener unterirdischer Strom etwa schon von der Erdoberfläche aus nachweisbar sein möchte. Als geeignet erschien ihm ein ursprünglich für medizinische Zwecke bestimmtesPhonendoskop". Dieses besteht im wesentlichen aus einem Metallklotz mit schalen- artiger Aushöhlung, die von einer dünen Membran (Hart­gummischeibe) überdeckt ist. Eine unter der Scheibe ange­brachte Spiralfeder übt auf jene einen beständigen Drück aus. Uebrigens ist die durch Aushöhlung und Membran gebildete Luftkammer nicht gänzlich abgeschlossen, sondern steht vermöge zweier durch den Metallklotz führender Oesi­nungen, an die sich Hörschläuche anschließen, mit der äußeren Lust in Verbindung. Man benutzt den Apparat, indem man die Enden der Hörschläuche in die Ohren einführte und den Metallklotz mit der Hartgummischeibe auf die zu unter­suchende Stelle legt. Prof. Koch legte nun das Instrument an der fraglichen Stelle auf den Erdboden nnd war über­rascht, ein starkes Geräusch zu vernehmen. Er probierte es an anderen Orten, ohne etwas zu hören und wieder an anderen, an denen Geräusche mehr oder weniger deutlich (immer in der Form eines Sausens) wahrnehmbar waren. Er begab sich darauf mit dem Instrument auf eine allein­stehende Bergkuppe, unter der ein Grundwasserstrom nicht vermutet werden konnte; tatsächlich war auch kein Geräusch zu hören. Dann legte er den Apparat rund 10 Meter oberhalb einer zutage tretenden Quelle auf die Erde: es war nur ein äußerst schwaches Geräusch vernehmbar, das aber stärker und stärker wurde, je mehr er sich mit dem Irnstument seitlich bewegte, und leicht ließ sich diejenige Stelle ermitteln, an der das Sausen am kräftigsten war, die Beobachtung also gerade über dem unterirdischen Verlaus der Quelle stattfand. Im Spätjahr ließ Koch an der ersterwähnten Stelle, wo er einen Grundwasserstrom mit dem Phonendos­kop gehört zu haben glaubte, einen Brunnen graben. In 5 Meter Tiefe stieß man auf eine mit Wasser durchtränkte Schicht, die bei weiterem Graben den Grundwasserstrom in einer Giesschicht bei 10 Meter Tiefe zutage brachte. Da die Wirkung des Instruments darauf beruht, daß das Ge­räusch, welches das fließende Grundwasser hervorruft, sich durch den Erdboden hindurch bis zur Erdoberfläche fort- pflanzt und die Schallwellen von dieser aus sich auf das Instrument übertragen, so wird sich dasselbe zum Nachweise stehenden oder langsam fließenden, also nur geringes Ge­räusch verursachenden, Grundwasser nicht verwenden lassen, wohl aber nach Kochs Ansicht in gebirgigem und hügligem Gelände zum Auffinden von Grundwasserströmen, sofern sie in mäßigen Tiefen fließen. Vielleicht ließe sich eine noch größere Empfindlichkeit durch ein elektrisches Mikrophon erzielen; Versuche in dieser Richtung sind von Prof. Koch noch nicht ausgeführt worden.

r Stuttgart, 15. April. Nachdem die Ställe der alten Dragonerkaserne, der ehemaligen Reiterkaserne, in der Ludwigsburgerstraße schon vor einiger Zeit gefallen sind, muß jetzt auch der stolze Bau des Mannschaftsgebäudes dem Bahnbau weichen. Zur Zeit wird rüstig an dem Ab­bruch des Hauptgebäudes gearbeitet. Mancher unserer früheren Marssöhne wird, wenn er wieder nach Stuttgart kommt, verwundert auf die Stätte der Verwüstung hinüber­schauen und der Tage gedenken, die er in diesen Mauer­trümmern verlebt hat. Einer der beiden Pavillons soll noch längere Zeit stehen bleiben. Er wird für den Bahnbau zu Bureauzwecken in Benützung genommen.

r Stuttgart, 17. April. Der Bund der Land­wirte hält seine Landesversammlung am Sonntag, 14. Mai, nachmittags ^2 Uhr im großen Festsaal der Liederhalle in Stuttgart ab. Als Hauptredner ist der Chefredakteur der Deutschen Tageszeitung, Dr. Oertel, in Aussicht genommen. Er wird über das Thema:Unser Werk, unser Kamps und unser Ziel" sprechen.

Zur Vorbereitung der Notariatskanditaten aur

die Prüfung für den mittleren Iustizdienst wird im Iahr^

das Eierlesen umständlich beschrieben und gedeutet:Ein solches geistliches Ayr-Klauben wollen wir heute auch an­stellen zu einer geistlichen Recreation und Lustbarkeit der Seelen. Ich fahre indessen fort,- im Namen des Aller­höchsten. ^rtvnäits (merkt auf!) Ehe wir diese geistliche Recreation oder Kurzweil anfahen, ist nicht ein vergeblich Sach, daß wir zuvor wissen, worin obgesagtes Osterspiel bestehe" und nun wird erzählt, daß eine bestimmte Zahl Eier in bestimmter Entfernung in einer geraden Linie hin­gelegt werden; an dem einen Ende steht ein Korb, in wel­chen von demKlauber" die Eier einzeln hineinzulegen sind. Währenddessen läuft ein anderer, derLauser", nach einem bestimmten Orte und wieder zurück.Kehrt derweilen der Läufer ehender zurück, so ist das ausgesetzte Gewinnet fein; gleichwie es des Klaubers ist, wenn er vor der Zu­rückkunft des Lausers mit dem Aufklauben fettig wird."

Während die Ostereierspiele mehr zur Ergötzlichkeit er­wachsener Dorfbewohner vorgenommen werden, so gibt es anderwärts auch solche, mit denen sich ausschließlich die Jugend vergnügt. Sind die Kinder im Besitze der ausge­suchten Ostereier, deren Zahl sich noch beträchtlich durch die­jenigen vermehrt, welche sie von ihren Paten empfangen, so geht es an das vielgellbteEierpicken", indem sich immer zwei zusammentun und ihre Eier mit den spitzen oder stumpfen Enden gegeneinanderstoßen. Abwechselnd hält der eine oder der andere Spieler sein Ei hin, so daß der Gegner den Stoß chussühren kann. Wessen Ei dabei zerbricht, der verliert und muß dem Gewinner eins abgeben.

Dies Spiel ist in den mannigfachsten deutschen Gauen,

in Belgien, Böhmen und England üblich; ja es findet sich selbst bei den mesopotamischen Christen. Wenn in England mit den Eiern wie mit Kugeln geschoben wird, so pflegt auch der Schlesier die Ostereier zukullern", und auf dem Harz werden sie den Abhang hinabgerollt, indes die Kinder ihnen jauchzend nachjagen. Ganz allgemein ist dann wieder das Eiersuchen, das unter vielerlei Formen geübt wird, zuweilen im Zimmer, am liebsten jedoch im Freien; und wenn die junge Welt froh erregt und lärmend unter den sprossenden Bäumen und im frischen Grase nach den bunten Gaben sucht, wer könnte da verkennen, daß das Osterei noch heut etwas ähnliches, wie das einstige Frühlingsopfer ist und die erste Freude an der neuen Natur bedeutet! Weniger poetisch ist das Ei er bette ln der Kinder, wie es in England und bei den Vlamen oorkommt. In der Ge­gend von Contich pflegt die ganze Schule auf den Bettel vonPaascheijer" zu gehen, und drollig ist es, wenn zwei Schulen einander bei dieser Tätigkeit begegnen und mit einander in eine eifrige Konkurrenz treten. In Südfrank­reich richtet sich der Wunsch sehr realistisch nach dem Maß der Gabe; ein großer Korb mit Eiern verbürgt Konus k'g.sgnss-', ein kleiner nurkleine gute Ostern". Welcher Verbrauch an Eiern infolge dieser Gaben um die Osterzeit schon früh­zeitig stattfand, lehrt eine Mitteilung über König Edward l. von England, der einmal zu Ostern 450 Eier verbrauchte; übrigens kostete dies Quantum damals laut den königlichen Rechnungsbüchern nicht mehr als 18 Pence!

Selbstverständlich wohnen dem Ei als einem Gegen­stände alter Verehrung wundertätige Eigenschaften bei. Die

Böhmen vergraben die Eierschalen im Garten unter den Bäumen, damit sie reichlicher Früchte tragen oder werfen sie in den Brunnen, um ihn vor dem Versiegen zu be­wahren. Und die Mädchen schütteln dann die Bäume und fragen:

Birnenbaum, mir sage,

Wo mein Liebster heut am Tage.

Auch weiß man dort, daß, wenn zwei zusammen ein ge­färbtes Osterei gegessen haben und sich der eine von ihnen einmal später auf der Reise verirrt, er sich nur des Eies zu erinnern braucht, um sofort den richtigen Weg zu finden. Der Genuß des Ostereis, des geweihten vor allem, ist stets heilkräftig und schützend.

Ist nun auch das Osterei uralt, so hat es doch in seinem Aeußeren dem wechselnden Geschmack der Zeiten seinen Tribut zollen müssen. Das schlichte, bunt gefärbte oder bemalte Osterei der alten Zeiten ist längst durch Hun­derte von Arten ersetzt. Das Zucker- und Schokoladenei ist die Wonne der Kinder, Eier aus gröberem Stoffe, wie Holz, bergen oft Ucberraschungen in sich, Verliebte bescheren einander Eier von sinnvoller Ausstattung (zu Jean Pauls gefühlvoller Zeit z. B. waren mit Vergißmeinnicht verzierte Ostereier beliebt) und die Reichen und Großen der Erde machten das Ei zum Luxusgegenstande, wie schon Elisabeth Charlotte von der Pfalz, Ludwig XIV. Schwägerin, ein Li aus Schildplatt als Osterpräsent benutzte. Doch will uns das Osterei um so weniger gefallen, je weiter es sich von der Natur entfernt. _