allerdings der Bücherverächter noch weniger. Aber darum möchte ich auch sagen: es braucht sich niemand zu schämen, wenn er vorher sich von Sachverständigen raten läßt, ehe er so etwas verschenkt. Ohne sie darum befragt zu haben, darf ich ruhig von den Lehrern und Seelsorgern unserer Konfir­manden behaupten, daß sie gerne in dieser Sache Berater wären. Auf jeden Fall: laßt das gedankenlose Schenken bleiben; ihr verderbt dadurch mehr als ihr glaubt: schenkt mit evangelischem Besinnen; ihr verzehnfacht dadurch den Wert des Geschenks.

B. E. G.

r Versicherung. Die Frage, ob die Monatsfrauen, d. h. Frauen, die nur einige Stunden in der Woche oder ani Tage von einem oder auch mehreren Arbeitgebern regel­mäßig beschäftigt werden, krankenversicherungspflichtig sind, hat schon vielfach zu Zweifeln Anlaß gegeben und soll des­halb hier des Näheren erörtert werden. Monatsfrauen sind nur dann krankenversicherungspflichtig, wenn sie in einem Gewerbebetriebe beschäftigt sind, d. h. wenn sie die Arbeits­räume, das Bureau, den Laden rc. zu reinigen haben, oder aber, wenn sie in einer Haushaltung beschäftigt werden, die sich gewerbsmäßig mit der Verabfolgung von Mittag- und Abendessen befaßt und die Monatsfrau das betr. Zimmer bezw. das Geschirr zu reinigen hat. Monatsfrauen, die an Stelle eines Dienstboten in Privathaushaltungen beschäftigt werden, sind nach einer Entscheidung des Gr. Bad. Ver­waltungsgerichtshofs nicht krankenversicherungspflichtig, da bei ihnen die Voraussetzungen des Bad. Landesgesetzes des­halb nicht zutreffen, weil bei Monatsfrauen das charakteri­stische Merkmal des Dienstbotenverhältnisses, nämlich die Aufnahme in die häusliche Gemeinschaft fehlt. Hingegen sind Monatssrauen laut der Anleitung des Reichsversiche- ruilgsamtsinoalidenversicherungspflichtig insofern sie nicht solche Dienste bei unbestimmt vielen Arbeitgebern je nach Bedarf und Nachfrage verrichten und deshalb als gewerbliche Unter­nehmer in Betracht komimn.

r Rottenburg, 15. März. (Selbstmord.) Ein 15 Fahre alter, zur Schwermut neigender Bauernsohn aus einem Filialort hat sich in der Nähe seines elterlichen Hofs durch einen Rcvolverschuß ins Herz gelötet.

r Freudenstadt, 15. März. (Eine Verwechslung.) Beabsichtigt da eine Frau, die Sommerfrische im Schwarz­wald zuzubringen, mietet dort ein Zimmer nach ihrem Ge­schmack und reist befriedigt wieder heim. Zu Hause ange­kommen fällt ihr ein, daß sie sich nicht überzeugt habe, ob bei dem Zimmer auch ein Wasserkloset ist. Sie schreibt an den Schultheiß und bittet um Bescheid, deutet aber zarter Weise in dem Schreiben das WortWasserkloset" nur mit W. C. an. Der Schuttes zerbricht sich vergeblich den Kopf darüber, was mit den Buchstaben W. C. gemeint sei. Schließlich denkt er, daß mit W. C. die kürzlich eingeweihte Waldkapelle gemeint sein müsse, und antwortet der Dame in folgender Weise: Sehr geehrte Frau H.! W. C. ist vorhanden, liegt eine Viertelstunde vom Ort entfernt, inmitten eines prächtigen Tannenwaldes, schon wegen der herrlichen Lage ist der Besuch sehr zu empfehlen. Geöffnet ist W. C. Freitags und Sonntags, es empfiehlt sich aber schon eine Stunde vor Oeffnung dort zu sein, da der Andrang sehr groß ist. Es sind 60 Sitzplätze vorhanden. Sonntags ist der Besuch besonders zu empfehlen, da dann die Sache mit Orgelbegleitung vor sich geht, überdies ist für besonders eilige Besucher an den Sonntagen ein Omnibusverkehr ein­gerichtet. Ihr ganz ergebenes Schultheißenamt.

p Stuttgart, 15. März. Eine Abteilung Stuttgart des Frauenbundes der deutschen Kolonialgesellschaft, dessen Zweck es ist, Frauen und Mädchen aller Stände für koloniale

Fragen zu interessieren, ist gestern unter dem Vorsitz v. Frau Oberstleutnant Sprandel mit einer Mitgliederzahl von 136 hier gegründet worden.

p Stuttgart, 15. Mürz. Die Zahl der im ganzen Lande für den Blumentag sich zur Verfügung stellenden Verkäuferinnen der Blumen und Postkarten wird die Ziffer von 15000 überschreiten. Für die mit dem Blumentag ver­bundenen Veranstaltungen wird eine Reihe von Lichtbildern aus dem Leben des Königspaars mit Text von Schulrat Dr. Mosapp willkommen sein. Das Lichtbildermaterial (Verlag von Th. Benzinger-Stuttgart) ist durch Vermittlung des Kabinetts des Königs und der Königin zur Verfügung gestellt. Die Verfügung über das Erträgnis des Blumen­tags zu Gunsten von Wohität-gKeits- und Wohlfahrtszwecken ist ganz dem Ermessen des Königspaars anheimgegeben worden.

r Znr Reichstagswahl. Die Sozialdemokratie hat nun zu der kommenden Reichstagswahl in sämtlichen 17 Wahlkreisen Württembergs ihre Kandidaten aufgestellt und zwar in Stuttgart den Redakteur K. Hildenbrand- Stuttgart, in CannstattLudwigsburg den Redakteur Wilh. Keil-Stuttgart, in HeilbronnBesigheim den Redakteur Franz Feuerstein-Stuttgart, in BöblingenVaihingen den Fabri­kanten Karl Sperka-Stuttgart, in EßlingenNürtingen, den Gastwirt L. Schlegel-Eßlingen, in ReutlingenTübingen den Verbandsbeamten A. Schlicke-Stuttgart, CalwNeuen­bürg den Verbandsbeamten O. Steinmeyer-Stuttgart, in FreudenstadtHorb W. Kowald-Stuttgart, in Balingen Rottweil den Verbandsbeamten H. Mattutat-Stuttgart, in GöppingenGmünd den Schriftsteller Dr. Lindemann- Degerloch, in BacknangHall W. Erlenbusch-Backnang, in CrailsheimMergentheim den Buchhändler K. Frei- Stuttgart, in AalenEllwangen den Buchhändler Fr. Fischer- Stuttgart, in UlmHeideuheim den Gemeinderat Fr. Göh- ring-Ulm, EhingenLaupheim ist noch nicht besetzt, in Biberach Leutkkirch K. Hildenbrand-Stuttgart, in Ravensburg Tettnang den Verbandsbeamten K. Massatsch-Stuttgart.

p Eßlingen, 15. März. Der Rektor des hiesigen Schullehrerseminars, Oberschulrat Dr. Brügel, der früher in Nagold war und die Leitung des hiesigen Seminars seit 1903 inne hat, beging gestern unter Anteilnahme jetziger und früherer Schüler seinen 70. Geburtstag.

r Tuttlingen, 15. März. (Arbeiterbewegung.) Wegen Nichteinhaltung des bestehenden Tarifvertrags stehen die Arbeiter der Metallwarenfabrik A. Hettich hier in Kündigung.

r Heilbronn, 15. März. Der Fleischkonsum ist im Monat Februar in Heilbronn in erschrecklicher Weise zurückgegangen. Während im Februar 1909 noch 2001 Schlachttiere mit zusammen 165850 Kg. und im Februar 1910 2038 Schlachttiere mit zusammen 169 998 Kg. hier verbraucht wurden, fiel im Februar ds. Fs. die Zahl der geschlachteten Tiere auf 1889 mit 128460 Kg., was einer Abnahme von 41538 Kg. oder rund 23 o/ gleich­kommt. Rechnet man noch die Bevölkerungszunahme, so ist es klar, daß infolge der allgemeinen Teuerung sich sehr viele Familien den regelmäßigen Fleischgenuß zu versagen beginnen, weil ihr Geldbeutel die Ausgabe nicht mehr er­schwingen kann. Heilbronn dürfte in Bezug aus Lebens­mittelpreise zu den allerteuersten Städten des Landes gehören.

r Kirchheim u. T., 15. März. (Ein Stück aus Schwabens Urzeit.) In den nahegelegenen Holzmader Schieferbrüchen des bekannten Präparators Hauff ist neuer­dings wieder ein wertvoller Ichtiosaurus in monatewähren­der Arbeit aus dem brüchigen Material herausgearbeitet worden, der um seiner seltenen Schönheit willen als geo­logische Rarität durch die hiesige Ortsgruppe des Schwäb.

Albvereins an die Internationale Ausstellung für Reise- und Fremdenverkehr in Berlin überwiesen und dort zweifellos großes Aufsehen erregen wird.

Gerichtsfaal.

Halberstadt, 14. März. Der Invalide Becker aus Ilsenburg, der angeklagt war, seine Frau, seine Schwieger­tochter und seine beiden Enkelkinder mit einem Beil er­schlagen zu haben, ist heute, nachdem die Geschworenen alle acht Schuldfragen, darunter vier auf Mord, bejaht hatten, vom Schwurgericht viermal zum Tode verurteilt worden. Der Verurteilte nahm das Urteil in stumpfsinniger Ruhe entgegen.

Deutsches Reich.

Berlin, 15. März. Die Verfassungsvorlage für das Reichsland gilt erneut als bedroht, da das Zentrum unbedingt für das Plenum auf Annahme feines Antrages zu § 2 der Vorlage beharrt.

Berlin, 15. März. In der Marokkofrage hat Deutsch­land auf eine amtliche Anzeige der französischen Regierung hin beschlossen, in keinerlei Notenwechsel einzutreten, da die französischen Aufklärungen als genügend erachtet wurden. Die Entschließung der Reichsregierung bedeutet das Zuge­ständnis Deutschlands, daß sich die französischen militärischen Maßnahmen in Marokko im Rahmen der Algecirasakte bewegen.

Konstanz, 14. März. Bei dem letzten Sturm auf dem Obersee war der verheiratete Dampfbootheizer G. Iehle auf dem See um zu fischen. Er wurde vom Sturm über­rascht und später sichtete der DampferWittelsbach" ein kieloben treibendes Boot, während Iehle nicht mehr zurück­kehrte. Der DampferPrtnzregent" fuhr abends hinaus zur Suche nach dem Vermißten, ohne aber Spuren von ihm zu finden. Iehle hinterläßt eine Witwe und fünf unmündige Kinder.

Dömitz, 15. März. In dem Dorfe Bretz bei Dannen­berg überfielen gestern abend 2 polnische Eisenbahnarbeiter einen Hofbesitzer und versuchten, ihn auszurauben. Auf die Hilferufe des Hofbesitzers eilte ein benachbarter Hofbesitzer herbei; die Räuber griffen zu den Waffen und töteten beide. Die Mörder sind verhaftet.

Ausland.

Wien, 15. März. Vom Oberhofmarschallamt wird bekannt gegeben, daß am Palmsonntag den 9. April das deutsche Kronprinzenpaar in Wien eintreffen und den Tag bei Kaiser Franz Josef verbringen wird. Es sind bereits Anordnungen für einen besonders glanzvollen Empfang ergangen. Es soll der besondere Wunsch des Kaisers sein, daß ein ungewöhnlich reicher und schöner Blumenflor die Kronprinzessin, die zum erstenmal nach Wien kommt, erfreut. Es wird mitgeteilt, daß der Kaiser große Freude über den angekündigten Besuch äußert.

Rom, 14. März. Wie die Blätter aus Neapel melden, dauert der Einsturz an dem Kraterrand fort, be­gleitet von unterirdischem Lärm. Der obere Bahnhof der Drahtseilbahn ist stark beschädigt. Der Sturm, welcher hier wütet, verhindert die seismische Beobachtung.

Paris, 15. März. Petit Parisien berichtet, daß ein junger Deutscher namens Go eschen von zwei Schwindlern um 200000 Francs betrogen wurde.

Ostende, 14. März. Ein in fortgeschrittenem Zustand der Verwesung befindlicher Körper ist im hiesigen Hafen­bassin aufgefunden worden. Gewisse Merkmale lassen die Vermutung zu, daß es sich um den Körper des englischen Fliegers Cecil Grace handelt.

Druck und Vertag der G W. Zaiser'schm Buchdruckerei (Emi! Zaiser) Nagold.Für die Redaktion oecammortlich: K. Paur.

K. Amtsgericht Nagold.

2m Güterrechtsregister

wurde heute auf Seite 127 eingetragen:

Eberhardt, Johannes, Schreinergefelle in Altensteig, Eberhardt, Elisabethe Magdalene, geb. Broß daselbst.

Die Eheleute haben durch Ehevertrag vom 22. Februar 1911 die Verwaltung und Nutznießung des Ehemanns an dem Vermögen der Ehefrau ausgeschlossen.

Den 14. März 1911.

_ Landgerichtsrat: Sig el.

Liebelsberg.

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von Morgens 8/z Uhr an verkauft die hiesige Gemeinde:

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150

7-9 ..

100

9-11 ..

200

11-14 ..

sämtlich Rottannen.

Zusammenkunft beim Rathaus.

Den 15. März 1911.

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Oberamtsstadt Nagold.

Ansforderung

betreffend die Hundeabgabe.

Die Hundesteuerpflichtigen werden hiemit zur Versteuerung ihrer Hunde auf das kommende mit dem 1. April beginnende Steuer­jahr aufgesordert.

Maßgebend für die Stenerpflicht auf das ganze Jahr ist das Halten des steuerbaren Hundes am 1. April und, falls der Hund erst später das Alter von 3 Monaten überschreitet, für den Rest des Jahres das Halten jenes zu diesem Zeitpunkt.

Auf den 1. April haben nur diejenigen Steuerpflichtigen Anzeige zu machen, welche zu diesem Zeitpunkt einen Hund von steuerpflichtigem Alter halten, ohne schon in dem Vorjahr einen Hund angezeigt und ver­steuert zu haben, sowie diejenigen, welche am 1. April mehr steuerpflich­tige Hunde halten, als sie in dem Vorjahr angezeigt und versteuert haben.

Diese Anzeige hat spätestens bis IS. April zu geschehen. Wer an: 1. April einen im Vorjahr versteuerten Hund nicht mehr hält und auch keinen anderen Hund an Stelle desselben besitzt, hat hievon eben­falls bis IS. April Anzeige zu erstatten, wenn er von der Steuer für das neue Jahr befreit sein will.

Abmeldung außer dieser Zeit befreit nicht von der Steuer. Die An- und Abmeldungen haben schriftlich oder mündlich bei der Unter­zeichneten Gemeindebehörde (im alten Zellerhaus) zu erfolgen.

Die Hundeabgabe beträgt jährlich IS ^ einschließlich 4 ^ Zuschlag. Von letzteren befreit sind nur die zum Hüten von Schafen verwendeten Hunde.

Im übrigen wird auf das am Rathaus angeschlagene Plakat hingewiesen.

Den 15. März 1911.

Ser GemeiüdebeMe sSr die HrnideaMe:

Stadtpfleger Lenz.