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Eingrsendet.
Wahlgesprach.
Hannes: Du. Michel, Du liescht maih in de Zsitunge weder i.
- Was ischt denn für a Unterschied zwische konservativ und freisennig? In dem freisenniqe Wahlaufruf hoißt's, wer hättet 's letztmol aus Dummheit
- konservativ g'wählt, weil mer uns hättet anpopple lasse. I moin', dös sei jedefall a Ohnverschämtheit, denn mir send kotne Rend- viecher und wohr isch und seither klar beaviese morde, daß damals om e Härle en Krieg gebe hält, wenn mer net ei'mütig ans er Reichsregierung unterstützt hättet.
Michel: Ja, do kascht sehe, wie vie Demokrat« mit Lugene umgehet. Was dia betet, ischt verlogel Dia könnet nex, als über de Bismarck schimpfe, weil se merket, daß dear zehemol gscheiter ischt, als die demokratische Prophet« mit'nander. Jo, schöne Prophet«! Was hent dia net scho älles prophezeit und ällemo>l isch 's Gegetoil komme. Und jetzt will i dir gnau sage, was konservativ und was „freisennig" oder, wia's eigetlich hoiße thut, „demokratisch" ischt. Konservativ ischt, wenn ma a Freud Hot, daß mer a stark'« deutsch'« Reich mit ema prächtige Kaiser und a guet- g'schult's Heer mit brave Soldate hent, und wenn ma dös älles erhalte will, demokratisch ischt, wenn ma dora koi Freud Hot; konservativ ischt wenn ma lieber ei Mark Steuer maih zahlt, damit ma net siebe Turkos oder Kosake ins Quartier kriegt, freisennig ischt, wenn ma Lös eifach Rechenexempel net verstehe will, konservativ ischt, wenn ma Achteng vor der Religion und vor der Obrigkeit Hot und Ordneng im Staalsleba hau will, freisennig ischt, wenn ma mit de Sozialvemokrate g'meischaftliche Sach macht, dia koi Religion und koi Konfession hent und älles umstürza wöllet; konservativ ischt, wenn ma dera Ueberschwemmung vo' unserem Land mit ausländische Produkt durch Zöll cn Riegel vorschieba will, Freisennig isch. wenn ma dös net will, sondern wenn ma will daß d' Kipperer und Jude Profit hent; konservativ ischt. wenn ma de Wucherer 's Handwerk lege will, freisennig ischt, wenn ma 's Wucher/setz wieder aushebe will. Jetz woischt's!
Hannes: A sötte „Freiheit", dia paßt mer äller- dengs net. Aber dia Demokrat« saget, sia stehet au treu zu Kaiser und Reich und wenn sia regier« dürstet, no müeßt ma weniger Steura zahle.
Michel: Freile saget se's ällemol bei de Wahle, daß se au reichs- sreundlich seiet. Aber mit Allem, was se theant, beweiset se, daß e s ei'- fach verloge ischt. Und dös wirscht doch net glaube, wenn dia an d' Regiereng kämet, daß ma no weniger Steura zahle müeßt. I sag der no, maih müeßt mer zahle, no maih! Dmn dös ischt doch klar wia Wurschtbiüeh, daß dia Experiment von dene rauthe Quacksalber mx als Geld koschie tbätet, do deisckt no zu de Franzose 'nübergucke! Und was
thät's erscht koschte, wenn se da Karre en de Dreck nei g'führt hättet! Mir Baure müeßtet 'n wieder rausziehe!
Hannes: Hoscht Reacht, Michel! Se saget aber, s i a seiet „Volksmänner" und d' Konservative seiet d' „Herrepartei".
Michel: Merkscht denn net, daß dia bloß deSwege über d' Herra schimpfet, weil se selber gernd'Herra wäret! Do hoißt's: Gang weg, laß mi'nan! Setz di emol nei zu so ema demokratische Herre, der im Herrestüble vom Adler in Kalw fitzt, sag „du" zu em und laß dös Wörtle „Herr" weg, gib acht, der wird di wüescht abfahre lasse und wird sage, du seiest a Klob und g'hairescht in's Kafferestüble.
Hannes: 'sell riskir i net. I sitz net ins Herrestüble, und 's ischt mer au wurscht, wer drin hockt. Soviel weiß i g'wiß, daß a Advokat «Herr ischt und zwar oiner mit ema grauße Eckomma, denn die Ad« vokaterechnengesend gottsträflich hauch. Und was müeßet se schaffe derfür? 's Recht verdrehe und d' Lumpe und andere Sozialdemokrat« vertheidige.
Michel: Jo, mit dera Ohnabhängigkeit und dera grauße Liabe zum Volk isch net so weit her. Wenn er für's Runtersetza von de Advokategebühre wär, wärs vielleicht ebbes anders, aber do wird nex g'schnupft.
Do ischt doch derGültlingen en anderer Mann, der Hot selber Aecker und Wald und woiß eher, als so en Advokat, wo de Baure der Schueh druckt. Daß dear, wo's g'scheha ka', d' Lag vom Baure verbessere will, daß er au gege die Belästigenge durch'« Schnapssteuerg'setz und durch de Wildschade ischt (er ischt jo koi Jäger), sell wisset mer g'wiß. Er Hot noch koim Teufel ebbes z'frage und moint net, er müeß zu älle dene Sache, wo in Schtuegert g'macht werdet, jo sage. Zum Exempel Hot er de Wildbader Dokter die 400000 Märkte net bewilligt, die Demokrate aber hent jo g'sait, net aus Liabe zu Wildbad, dös wär jo reacht, sondern wegenem Nutze für ihr Partei. Sent dös Volksmänner, dia aus purer Parteisucht so mit 'm Geld umgehet? Mit deam Geld hält' mer mancher arme G'moind unter d' Aerm greife könne.
Hannes: Jo währle I Jetzt wähl de Gültlingen, wenn er au von Adel ischt. Denn 's ischt e Biederma und net stolz, er Hot g'sait, er sei Hinte und vorne g'rad so wie unsereiner au. Er ka jo nex derfür, daß er von Adel ischt, aber der Schickler ka derfür, daß er a Rechtsverdreher ischt, worum ischt er koi Pfarrer worde? Bei de Demokrate geit's jo au Barone, 's.ll send aber derno „Volksmänner"! Möcht mer do net uf der S . . 'naus?
Michel: Und i ben zuedeam a alter Soldat und hau mit- g'fochte anno 70 und thät me schäme, wenn i so en halbfranzösische Republikaner wähle thät.
Hannes: So geht mer's au. Jetzt trinket mer no en Schoppe
uf de Sieg vom Gültlingen.
Amtliche Kekanntmachungen.
Gerichtstag
wird vom K. Amtsgericht Calw am Montag, den 21. d. M., von Vormittags 10—12 Uhr, auf dem Rathaus zu Neuweiler abgehalten werden.
Calw, den 14. Okwber 1889.
Amtsgerichtsschreiber Nagel. Knneralamt Hirsau.
Verkauf von Abbruch* mater iukien.
Am nächsten Donnerstag, d. 17. ds. Mts, nachmittags 3 Uhr,
kommen im Klosterhof in Hirsau zum Verkauf:
1 Oval-Cirkulierofen mit Kocheinrichtung, außen heizbar,
1 sogenannter Amerikanerofen, innen heizbar,
2 außen heizbar« Säulenölen,
1 Ersen-, 11 Draht- und 6 Holzgitter,
6 Paar glatte und 3 einflügelige Läden,
1 altes Kaminschoß von Sturzblech nebst Blechröhren und 6 Haufen Prügel- und Adfallholz worunter auch Bauholz, wozu Kaufsliebbab-r einaeladen werden.
Revier Hirsau.
Verkauf von Nadel- reifig «nd Bo-eustren
am Freitag, den 18. d. M,.
nachmittags 2'/z Uhr, im Lamm in Altburg, au« Altburgerberg,
Äbt. Mäder:
8 Flächenlose mit 1750 St. Nadel- reis, worunter viele Stängchen. Am gleichen Tag, nachm. 4'/s Uhr, «im Hirsch in Oberreichenbach aus Reh- . grund und Kuchenbrückle:
10 Flächenloose Forchenreis, au« Neue Badstrabe und Muckmiß: 12 Loose Bodenstreu zur Selbstauf- bereitung.
.Zusammenkunft zum Vorzeigen im
i»l/ Ä'-E
Wcckenhardt, nachm. 3 Uhr auf dem Kreuzungspunkt vom Eselsträßchen und Neuer Badstraße.
Calw.
Kausverkaus.
Aus dem Nachlaß des verstorbenen Fabrikarbeiters Christof Kühler von Hirsau kommt am
Montag, den 21. Oktober 1889, vormittags 11 Uhr,
dessen zweistöckiges Wohn- Haus an der Altburger Straße zur zweiten und letzten Versteigerung.
Anschlag 1600
Stadtschultheiß
Haffner.
Bergorte.
ZägmiMe-Verkaus.
Nachdem das K. Amtsgericht Calw am 10. September 1889 die Zwanasvollstreckung in die auf der diesseitigen Markung gelegene Liegenschaft des Wilhelm Rittmann, Holzhändlers von Calmbach und seiner Ehefrau Katharina Barbara geb. Reutschler angeordnet hat, wird das im Klein- enzthal bei der Rehmühle inmitten ausgedehnter Waldungen gelegene zweistockigte Sägmühlegebäude Nr. 16 mit 1 Säg, gang, Rundsägeeinrichtung und weiteren Zubehörden, tax. zu 5000 nebst P.-N. 191/3. 15 a 21 gm Nadelwald Mebei, tax. zu 50 am
-Ireitag, den 25. Okt. 1889, vormittags 11 Nhr,
in dem Rathau« zu Aichelberg erstmals im öffentlichen Aufstreich zum erkauf gebracht werden.
Verwalter dieser Liegenschaft ist Gemeinderat Martini in Aichelberg. Mitglieder der Verkaufskommission sind der Unterzeichnete und Schult* heiß Frey in Aichelberg.
Den 21. September 1889.
Vollstreckuugsbehörde.
Namens derselben: der Htlfsbeamte
Amtsnotar Schmid in Teinach.
Verkauf.
Im Vollstreckungswege werden am Freitag, den 18. d. M., nachmittag« 1 Uhr, vor dem Rathaus in Stammbeim ca.
50 Ztr. Heu u. Oehmd, 1 Sopha,
1 Pfeilerkomobe -gegen sogleich bare Bezahlung öffentlich versteigert.
Gerichtsvollzieher W o ch e l e.
ein eiserner Kochherd in gvtem Munde,
20 Ztr. Miesenhen.
Zusammenkunft beim Rathau«. Den 11. Oktober 1889.
Gerichtsvollzieher E h n i«.
Privat-Aryeige«.
Den Bezug sehr schöner
Oberkollwangen.
Im Wege der Zwangsvollstreckung wird am
Mittwoch, den 16. Okt. d. I., vormittag« 10 Uhr, gegen Barzahlung verkauft:
ein 4 Wochen altes Zanglralb,
au« der Baumschule de« Hrn. Brodersen in Bad Voll vermittelt zu äußerst billigen Preisen. Wilh. Weil, Dreher.