Es haben sich früher einzelne angesehene Firmen gerade I mit der Heranbildung tüchtiger junger Kaufleute besaßt, die überall bevorzugt wurden, eine Lehrlingsausbildung, die fast gänzlich aufgehört habe. Die kaufmännische Zwangsfort- bildungsschule sei berufen, hier einen gewissen Ausgleich zu bieten. Die Hauptsache liege doch immer in der Tüchtigkeit des Lehrprinzipals selbst und in dieser Hinsicht erscheine es eher angezeigt, wenn ungeeigneten, selbst nicht hinreichend gebildeten Prinzipälen und Minderkaufleuten die Lehrlings­haltung ganz entzogen werden konnte. Da mit Ablauf der beiden Probejahre die gesetzliche Regelung des Post­scheckverkehrs erfolgen soll, wird die Kammer die ihr zu­gehenden Wünsche und Abänderungsvorschläge gemeinsam mit den anderen Kammern des Landes an zuständiger Stelle in Vorlage bringen. Insbesondere wird die Besei­tigung der Zuschlagsgebühr von 7 ^ bei über 600 Buchungen die Portofreiheit im Postscheckverkehr und die Forderung einer wenn auch mäßigen Verzinsung nach dem Vorgang in Oesterreich und der Schweiz geltend zu machen sein. Als Tag für die Neuwahl zur Handelskammer wurde Donnerstag, 26. Januar, in Aussicht genommen. Für die Abhaltung der im Bezirk eingerichteten Wanderunterrichts­kurse für kaufmännische Lehrlinge in kleineren Städten wie Balingen, Tailfingen und Horb, wo ein kaufmännischer Fortbildungsunterricht noch nicht besteht, hat die Kammer sich zur Uebernahme eines Teils an den Gesamtkosten be­reit erklärt.

Stuttgart, 20. Dezbr. (Rettungsmedaille für einen Einjährigen.) Der König hat dem Einjährig- Freiwilligen Gänßle im Grenadierregiment Königin Olga Nro. 119 wegen Rettung eines Menschen aus Todesgefahr unter Einsetzung des eigenen Lebens die Rettungsmedaille in Silber verliehen.

<- Herrenalb, 51. Dez. In Dobel ist an der Herren­alberstraße das Anwesen des Friedrich Wacker mit Haus, Scheune und Stall abgebrannt. Der Besitzer war abwesend und seine Angehörigen vermochten fast nichts zu retten.

r Hochmössingen OA. Oberndorf, 21. Dezbr. Der ledige Eduard Pfitz er hat sich im Alter von 30 Jahren erschossen. Was den ruhigen, braven, jungen Menschen in den Tod getrieben hat, ist unbekannt. Es ist anzunehmen, daß er die Tat in einem Zustand geistiger Unzurechnungs­fähigkeit begangen hat.

r Epsendorf OA. Oberndorf, 21. Dez. Der vorige Woche verunglückte und schwer verletzte 17 Jahre alte Sohn Anton der Witwe Bantle ist seinen Verletzungen in der Klinik in Tübingen erlegen.

Kornwestheim, 20. Dez. Gestern nachmittag verun­glückte ein Ankuppler auf der hiesigen Station dadurch, daß er sich beim Durchfahren eines Wagenprofils unvor­sichtiger Weise zu weit vorbeugte. Er wurde mit dem Kopf gegen das Profilgerüst gedrückt und erlitt erhebliche Quet­schungen. In bewußtlosem Zustand wurde er nach dem Ludwigsburger Krankenhaus übergeführt.

x Kleinbottwar, 20. Dez. Vor einiger Zeit hat die hiesige Gemeinde einen Dampfapparat angekauft, der zur Abtötung der Puppen des Heu- und Sauerwurms an den Weinbergpfählen dient. Mit dem Apparat können an einem Tage etwa 80009000 Pfähle puppenfrei gemacht werden, wenn man sie etwa 10 Minuten lang einer Temperatur von 100 Grad Celsius aussetzt.

r Unterrot OA. Gaildorf, 21. Dezbr. (Ein lieber Gatte.) Als der verheiratete Sigmund Strohmaier in etwas angetrunkenem Zustand vom Gaildorfer Markt heim­kehrte, geriet er mit seiner Frau in einen Wortwechsel, griff in dessen Verlauf zum Messer und versetzte seiner Frau einen Stich in den Unterleib, sodaß an ihrem Aufkommen gezweifelt wird. Sie wurde heute vormittag ins Gmünder Bezirkskrankenhaus übergesllhrt.

r Tuttlingen, 20. Dez. Vor einem Hause in der Bahnhofstraße fand auf seinem Patrouillengang heute nacht 1 Uhr ein Beamter der Wach- und Schließgesellschaft eine ver­heiratete Fabrikarbeiterin aus Möhringen in stark betrunkenem Zustand blutend am Boden liegend an. Der Beamte führte sie auf die Polizeiwache und ließ ihr dort einen Verband anlegen. Da die Betrunkene nicht imstande war, den Weg

das Boot nicht wiederkriegen, tun mir die armen Kerle leid, denn es soll da drüben nichts zum Leben geben, als was sie mitgenommen haben.

Fortsetzung folgt.

Der Einzug der Weihnachtsbäume datiert, wie wir im Türmer lesen, in Berlin erst seit 1780, in Hamburg seit 1796, in Dresden seit 1807, in Wien 1817, in Buda­pest seit 1819, in London und Paris seit 1840, in Alt- bayern nicht vor 1855, ja, in manchen Orten Tirols sogar erst seit wenigen Jahren: in Mals an der Stilfser Hoch­straße hielten z. B. die ersten Weihnachtsbäume erst 1889 ihren Einzug, in Rauns sogar erst 1898!

Es ist seltsam genug, daß gerade die weitaus am meisten charakteristische Sitte unsrer Weihnachtsfeiern dem Alter nach die weitaus jüngste ist, daß sie nicht ein Produkt der poesievollen, heidnisch-germanischen Vorzeit ist, sondern ein Kind der sonst so nüchternen und prosaischen Neuzeit. Zurzeit ist diese Sitte jedenfalls im siegreichen Vordringen über die ganze Erde begriffen und wird auch von anderen Nationen mehr und mehr angenommen. Als liebe, teure eimats- und Kindheitserinnerung begleitet sie jeden guten eutschen hinaus in die Fremde, in die üppigen Tropen­länder und in die unwirtliche Wüste, auf die Schiffe des Weltmeers und in die Gefahren und Strapazen überseeischer Feldzüge, ja, selbst in die arktische Nacht und ins Polareis hinein. Und ist keine Tanne oder Fichte zu haben, so tut's wohl auch ein anderes Gewächs und sei es das elendeste.

nach Möhringen zu Fuß zurllckzulegen, ließ man sie im Ortsarrest übernachten.

r Aus dem Oberamt Brackenheim, 21. Dez. Im heurigen Frühminter macht man eine besondere Be­merkung bezüglich des Alkoholkonsums. Während der Zabergäuer bisher gewöhnt war, sein Viertel Wein zu trinken, bringt er dem Italiener-, Tiroler-, Spanier- und Franzosen-Neuen keinen rechten Glauben entgegen. Die Frucht dieses Unglaubens heimsen die Bierbrauereien ein.

r Wäschenbeuren OA. Welzheim, 21. Dez. Der Bahn bau Göppingen-Gmünd schreitet sehr langsam vor­wärts. Die Rutschungen am vierten Los greifen immer mehr um sich, sodaß, wie in Fachkreisen verlautet, die Linie wohl etwas abseits gelegt werden muß. Am fünften Los wird schon längere Zeit mit dem Bagger in Tag- und Nachtschichten gearbeitet, doch soviel scheint, daß die Strecke vor Ende des nächsten Jahres nicht in Betrieb genommen werden kann.

Heilbrouu. Seit dem 3. ds. Mts. ist die Ehefrau eines hier wohnhaften Lokomotivheizers verschwunden; die angestellten Nachforschungen nach ihrem Verbleib waren ergebnislos. Gegen den Ehemann sind inzwischen dermaßen schwerwiegende Verdachtsgründe ermittelt worden, daß er wegen Verdachts des Mordes verhaftet worden ist.

r Bückingen OA. Heilbronn, 21. Dez. (Margarine­vergiftung.) Eine hiesige Familie ist nach dem Genuß von Backwaren, zu deren Herstellung Margarine verwendet worden ist, erkrankt. Ein Mitglied der Familie mußte ins städtische Krankenhaus nach Heilbronn verbracht werden.

r Jngelfingen, 21. Dez. Die ledige Haushälterin Karoline Heim von hier, die in einer Heilbronner Familie längere Zeit als Dienstmädchen beschäftigt war, und der nach dem Tode ihres Dienstherrn noch 2000 ^ vermacht wurden, ist samt ihrem Bruder verhaftet worden, unter dem Verdacht, eine bei ihr Vorgefundene Summe von 10000 ^ sowie ein ganzes Lager von Gegenständen ihrer früheren Herr­schaft gestohlen zu haben.

r Wangen i. A., 20. Dez. (Eine Rabenmutter.) Wegen fortgesetzter schwerer Mißhandlnng ihres Kindes wurde gestern abend die ca. 24 Jahre alte Frau des Ver­sicherungsagenten Bunte verhaftet, kurz bevor sie abreisen wollte. Auch der Mann soll in der Sache nicht unschuldig sein. Das Kind ein 3V-> Fahre altes Knäblein, und ein kleineres Kind des Ehepaares wurde ihnen einstweilen ab­genommen und in gute Pflege gegeben.

Deutsches Reich.

Berlin, 20. Dez. Der Entwurf über die Privat- beamten-Dersicherung wird Anfang Januar dem Bundesrate zugehen und veröffentlicht werden, nachdem die Beratungen der preußischen Ressorts über diese Materie beendet sind und im allgemeinen der Entwurf ihre Zustimmung erhalten hat. Beabsichtigt ist, den Entwurf im Bundesrat noch im Laufe des Januar zu verabschieden, so daß er dem Reichstage voraussichtlich schon Ende Januar wird zugehen können.

Berlin, 21. Dez. Heute beginnt in Leipzig vor dem Reichsgericht die Verhandlung gegen die englischen Offiziere Trench und Brand on hinter verschlossenen Türen, weil bisher fast jeder Spionageprozeß unter Ausschluß der Öf­fentlichkeit geführt wurde.

Pforzheim, 20. Dez. In der Lohnbewegung der Edelmetallindustrie hat der Vorstand des Arbeitgeberver­bandes die Besprechung mit der badischen Regierung abgelehnt, da der Metallarbeiterverband seine ursprünglichen Forde­rungen nicht zurückgezogen habe.

Pforzheim, 21. Dez. Gestern fand in Karlsruhe im Ministerium des Innern eine Besprechung von Mitgliedern der Pforzheimer Handelskammer mit Minister v. Bodman statt, betr. den Schutz der Arbeitswilligen, der von Regie­rungsseite zugesagt wurde.

Eine Abordnung der hiesigen Handelskammer und des Arbeitgebervereins in Karlsruhe hatten beim Ministerium des Innern eine Audienz, bei der sie die Gründe darlegte, aus denen die hiesigen Fabriken aus die Einigungsoor­schläge nicht eingehen können. Als Grund bezeichneten sie die Unmöglichkeit der Annahme der vom Verband gestellten

Der Weihnachtsbaum ist gegenwärtig allenthalben einer der treuesten Hüter und Wecker des Heimats- und National­gefühls, ein Hort idealer Gesinnnung und deutscher Gemüts­tiefe und wird dies hoffentlich bleiben für alle Zeit!

Weihnachtswünsche.

War des a Freud, war des a Leba Heut vormittag in unsrer Schul!

Die Kinder ka(nn) mer kaum mehr heba, Sie purzlat beinah ra vom Stuhl,

So zapplat se beim Suppaschlürfa Mit Händ und Füß. Drum also hört: Heut hat sich jedes wünscha dllrfa,

Was ihm das Christkind wohl beschert, Doch freilich nur so in Gedanka:

En freia Aufsatz heut se g'macht,

Doch des setzt ihrer Freud koi Schrauka, Do ischt sogar der Dümmst' aufg'wacht. Der Karle hat sich net lang b'sonna, Hat glei a Seit vollg'schrieba g'het.

Sei's Vaters Freud wär bald zerronna, Wenn er des alles zahla wött:

A Eisebah mit viel Stationa,

A Bergwerk mit viel Männer drin,

A Burg mit richtige Kanona,

A Luftschiff, wie der Zeppelin."

Forderungen, diese würde die Konkurrenzfähigkeit der Pforz­heimer Industrie aus dem Weltmarkt erschüttern.

r Pforzheim, 21. Dez. (Schweres Bauunglück.) Vom Neubau des Goldarbeiters Jakob Birk an der Büchen- bronner Straße im Stadtteile Brötzingen stürzten gestern vormittag 11 Uhr zwei verheiratete Maurer von Ispringen vom 4. Stock ab. Sie hatten einen 7 Zentner schweren Stein auf dem Gerüst gerollt, als dies brach und sie in die Tiefe riß. Der eine, W. Augenstein, dessen Frau erst vor­gestern ins Wochenbett kam, ist leider tödlich verunglückt, der andere ist nicht lebensgefährlich verletzt.

München, 20. Dez. DenMünch.' N. Nachr." zu­folge stiftete Paul Heyse, der bekanntlich mit dem Nobel­preise für Literatur ausgezeichnet wurde, größere Summen für wohltätige Zwecke. So erhielt die Münchener Zweig­abteilung der Schillerstiftung 10000 die Pensionsanstalt deutscher Journalisten und Schriftsteller 5000 die Krankenkasse der Münchener Berufsjournalisten 2000 der schwedische Armenoerein für Kinderpflege 5000 Kronen und eine Reihe wertvoller Wohltätigkeitsinstitute weitere 14000 Mark.

Aus Nasfa«, im Dezember. St. Bureaukratius treibt allenthalben sein Wesen. Im letzten Amtsblatt des Reichspostamts wird darauf aufmerksam gemacht, daß dein, Postamt Limburg ein Einpfennigstück gefunden worden sei.. Nachfragen sind an die Oberpost-Direktion Frankfurt a. M. zu richten.

Dresden, 20. Dez. Der Iuwelenräuber Referendar Paul in Dresden ist der Sohn des Generalmajors Paul. Man vermutet, daß er die Tat in einem epileptischen Däm­merzustände beging, worauf man durch sein Verhalten einige Tage vor der Tat schließt. Der Referendar hatte vor einiger Zeit eine Mensur, bei der ihm der Schädel verletzt wurde.

Leipzig, 20. Dez. Der König hatte am Sonntag eine Unterredung mit Bischof Schäfer über die Angelegen­heit des Prinzen Max. Das Ergebnis ist, daß der Dres­dener Hof in der Sache nichts unternimmt. Dagegen wird Bischof Schäfer in Rom daran erinnern, daß Monsignore Baron de Matthies die in seinem Buche-Wir Katholiken und die andern" gegen den König ausgesprochenen Kränkungen noch nicht zurückgenommen hat.

Trier, 20. Dez. Die luxemburgische Regierung hat die Einfuhr von Rindvieh, Schafen, Ziegen und Schweinen aus Preußen und Lothringen wegen Seuchengefahr verboten.

Bremen, 20. Dez. Laut hier eingegangener Meldung ist der deutsche Dampfer, der sich bei Las Palmas in See­not befand, nicht der DampferAngbert" der Hamburg- Bremer-Afrika-Linie, sondern der DampferIngraban" derselben Gesellschaft. DieIngraban", die sich auf der Fahrt von Hamburg nach Westafrika befand, verlor 12 Meilen nördlich der Insel Gran Canaria das Steuerruder und ist jetzt durch den von Buenos Ayres kommenden Dampfer Sigmaringen" des Norddeutschen Lloyds ohne Schraube in den Hasen von Las Palmas eingeschleppt worden.

Breslau, 21. Dez. Die Breslauer Kriminalpolizei nahm heute die zwei 19jährigen Arbeiter Arthur Leipe und Karl Weinert fest, welche Samstag nacht den räuberischen Uebersall auf Kaufmann Lippik und dessen Schwester in deren Wohnung in der Taschenstraße aussührten und ihnen die Geldkassette mit dem Tageserlös zu entreißen versuchten.

Gerichtssaal.

Berlin, 20. Dez. Der liberale Rittergutsbesitzer Becker aus Bartmannshagen ist heute von der Strafkammer des Greisswalder Landgerichts wegen Beleidigung des Landrats von Maltzahn zu einem Jahr Gefängnis verurteilt worden.

Berlin, 21. Dez. Im Mielzyner Prozeß beantragte der Staatsanwalt gegen Breithaupt eine Gesamtstrafe von einem Jahr Gefängnis und sofortige Verhaftung.

r Pforzheim, 20. Dez. Der Goldarbeiter Golderer in Eutingen stand mit 3 Kollegen Streikposten vor dem Hause des Goldarbeiters Lewende r. Als dieser ins Ge­schäft gehen wollte, hielt ihn G. an und sagte:Nun Adolf, willst du noch nicht vom Geschäft wegbleiben?"

's Luisle ist net viel b'scheidner g'wesa:

Ich möcht a lustigs Käsperle- Theater und en Stubabesa Und a lebendigs Schwesterle.

A Badtuch und a Essigsäßle,

A Puppaküche aus Porz'lla,

A Kauflad' und a Ellameßle,

Do könnt ich mi recht freue dra.

Am schwerste ist der Aufsatz ganga Em Fritzte, der hält' g'weint geh bald.

Er weiß net, wo er soll afanga,

Er sieht vor lauter Bäum koin Wald.

DerKurtz" und au derKinder-Mayer".

Die hättet manches was em g'fällt,

Und gar derTietz" net gar so teuer Hot viel, viel oim vor d'Nas' hing'steüt.

Doch wenn er beinah ist entschlossa,

No fällt ihm glei was anders ei.

Doch z'letzt kommt a Gedanka g'schossa:

Jetzt Han i was, o, des ist fei!"

Und jetzt geht's Schreib« schnell vorwäns Und freudig ischt er uffeg'standa,

Und hebt em Lehrer 's Schreibheft na:

Ich wünsche mir ein neues Herz Und einen großen Elefanten,

Auf dem ich immer reiten ka!"

(Dein Neuen Tagblait enlno.uuicn,)