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Fernsprecher Nr. 29.
84. Jahrgang.
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Beilagen. Plauderstübchen, Illustr. Sonntagsblatt und
Schwäb. Landwirt.
. N 299
Politische Ueb erficht.
Eine weitere liberale Einigung für die kommenden Reichstagswahlen steht zwischen den Nationalliberalen und der Fortschrittlichen Bolkspartei in Baden bevor. Eine grundsätzliche Verständigung ist bereits erzielt und dürfte bald durch ein endgültiges Wahlabkommen abgelöst werden. Auch im Rheinland haben beide Parteien jetzt grundsätzlich ihre Bereitwilligkeit ausgesprochen, bei den kommenden Reichstagswahlen gemeinsam vorzugehen. Die Einzelheiten bilden Gegenstand demnächst beginnender Verhandlungen. In Nürnberg tagte am Sonntag unter dem Vorsitz des Abgeordneten Dr. Müller-Meiningen der Landesausschuß der Fortschrittlichen Bolkspartei Bayerns. Die Verhandlungen ergaben die einstimmige Annahme einer Resolution, die das Abkommen mit den Nationalliberalen begrüßt, wonach bei den kommenden Reichstagswahlen in keinem bayrischen Wahlkreis liberale Kandidaten einander gegenüberstehen werden.
Frankreich führt in Ergänzung der Besteuerung
automatischer Feuerzeuge auch einen Zoll auf solche aus dem Ausland Angeführte Feuerzeuge ein. Das entsprechende Gesetz wird der Kammer demnächst vorgelegt. Danach soll auf Feuerzeuge aus weniger wertvollem Metall ein Zoll erhoben werden, der um 20 Centimes höher ist als die im Inland erhobene Steuer. Der Zoll auf die besseren Sorten soll noch höher sein.
Die mexikanische Regierung meldet zwei Siege
über die Insurgenten. In einem Gefecht kämpften nach amtlichen Nachrichten tausend Rebellen. Dies ist das erstemal, daß die Regierung zugab, daß überhaupt eine größere Zahl Insurgenten im Feld steht. Inzwischen melden Berichte von der mexikanischen Grenze, die Regierungstruppen würden zurückgetrieben.
r Zur Frage der Schiffahrtsabgabcn
läßt sich die Kölnische Volkszeitung aus Württemberg von gut unterrichteter Seite schreiben: Große Hoffnungen werden in weiten Kreisen Württembergs auf das Zustandekommen des Schiffahrtsabgabengesetzes gesetzt, da sich an diese Tatsache eine weitgehende Umgestaltung der Wasserstraßen Württembergs auschließeu wird, durch welche für manche bisher industriearme Gegenden des Landes die Möglichkeit zur Gewinnung von industriellen Anlagen eröffnet wird. In denjenigen Gegenden, welche durch die Erweiterung des Wasserstraßennetzes in nähere Verbindung mit den Industriezentren des Landes treten werden, macht sich jetzt schon das Bestreben aus Heranziehung von Industriebetrieben bemerkbar. Da und dort werden von Gemeinden in diesem .Konkurrenzkampf weitgehende Vorteile, wozu besonders Freiheit von lokalen Abgaben, kostenlose Ueberlassung von Baugelände gehören, angeboten. Wichtige Aufgaben sind von der württembcrgischen Regierung im Ansästuß au das Schiffahrtsabgabengesetz zu lösen, welchen solange nicht näher getreten werden kann, als die Frage der Kostendeckung nicht in einer Weise gelöst ist, daß eine wesentliche
Die Goldmsel.
99 von Clark Russell. (Fortsetzung.)
In wirrer Folge, wie im Fieber, stieß ich all diese Gedanken und Fragen hervor, und wenn auch stockend und abgebrochen, so doch ohne Widerstreben, verscheuchte sie all meine Zweifel und Bedenken. Besorgt, mich nicht zu verletzen, gestand sie mir in der zartesten Weise, wie allerdings die Ehepläne ihrer Mutter für sie weit hinaus über den Stand eines Bürgerlichen gingen.
Doch ich habe dich ja nun so lieb, endete sie dieses Geständnis, daß meine Mutter, wenn sie hören wird — wie du dich für mich aufgeopsert, in allem selbstlos nur für mich gedacht und gesorgt, ja dein Leben für mich aufs Spiel gesetzt hast, und daß ich dir allein meine Rettung verdanke — ja, wenn meine Mutter das alles hören wird, dann bin ich überzeugt, daß sie ihre Einwilligung zu unserer Verheiratung geben wird. Meine Mutter liebt mich zu sehr, um einem Herzenswunsch von mir entgegen zu treten.
Das alles hatte sie leise, ohne mich dabei anzusehen, gesprochen, bei ihren letzten Worten jedoch richtete sie ihren Blick so liebevoll auf mich, daß ich, hingerissen von meinen Gefühlen, plötzlich ihren Kopf in beide Hände nahm und ihre Augen und Lippen mit Küssen bedeckte.
Sie ließ es geschehen, doch bat sie mich, es nicht wieder zu tun, bis wir zu Hause mären. Das mußte ich freilich versprechen, aber ich sah ja selbst ein, daß die eigenartigen
Normerstag, den 22. NezemSer
Entlastung der Staatskasse gesichert ist. Als Projekte für die Verbesserung des Wasserstraßennetzes sind in erster Linie die Regulierung des Wasserlaufes des Neckars und in Verbindung der Flußgebiete der Donau und des Neckars durch Herstellung eines Ueberlandkanals unter Schaffung entsprechender Gesällverhältnisse in Aussicht genommen. Der ferneren Zukunft bleibt dann die Regulierung der Wasserläufe der Nebenflüsse Vorbehalten. Sind die beiden Hauptprojekte ausgesührt, dann ist nicht nur für einen größeren Teil des Landes die Binnenschiffahrt ermöglicht, sondern es sind auch günstige Gelegenheiten für die Entwicklung der Industrie gegeben. Abgesehen davon, daß durch die in Aussicht stehende Flußregulierung für die Landwirtschaft und für das Gewerbe vielfach sehr wertvolle Areale gewonnen werden, werden sie auch für die Volksgesundheit nicht zu unterschätzende Vorteile ergeben. Ist das Schiff- sahrtsabgabengesetz einmal gegeben, so werden diese großartigen Pläne rasch ihrer Verwirklichung entgegensehen, da die in Betracht kommenden technischen Fragen die maßgebenden Kreise insbesondere die staatlichen Behörden des Landes seit langem beschäftigen. Es wird sich hierbei zeigen, daß sich die Landesregierung vorbereitend schon mit mancher Frage befaßt hat, die im Interesse der Landeswohlfahrt im Anschluß an das Schiffahrtsabgabengesetz zu lösen ist.
Tages-Neuigkeiten.
Aus Stadt und Land.
Wildberg, 19. Dez. (Korr.) Gestern abend hatte der hiesige Acbeiter-Unterstützungsoerein seine Weihnachtsfeier im „Iägerhos"; sie war sehr gut besucht. Gesangsoorträge wechselten mil komischen Borträgen und boten so angenehme Unterhaltung. Zum Schluß gab es noch eine Gaben- verlvsung.
Ausschaltung des Viehzwischenhandels in Württemberg.
Stuttgart, 20. Dezbr. Das Gesamtkollcgium der Zentralstelle für Landwirtschaft, das gestern in Gegenwart des Ministers des Innern verhandelte, hat, wie der „Schwäb. Merkur" berichtet einstimmig beschlossen, zur allmählichen Ausschaltung des Zwischenhandels eine Viehverwertungszentrale für das ganze Land zu schaffen, und weiterhin einstimmig eine Erklärung angenommen, die von dem Standpunkt aus, daß die Zulassung fremden Schlachtviehs für die einheimische Fleischproduktion nachteilig sei, die Regierung auffordert, die Zulassung von Rindvieh allmählich und von Schweinen möglichst bald zurückzuzieheu.
p Stuttgart, 20. Dez. Der Modernisteneid wird, der Rottenburger Zeitung zufolge, von der Stadtgeistlichkeit in Rottenburg am 27. Dezember in der Hauskapelle des Priesterseminars Rotteuburg abgelegt werden. Für den Klerus außerhalb der Bischofsstadt ist der schriftliche Weg der Eidesabnahme vorgesehen.
Stuttgart, 20. Dez. Zum Falle Vogt bringt heute die „Tagwacht" eine Erklärung, welch? dem Falle ein
Umstände, unter denen wir lebten, diese Entsagung erforderten.
Wir saßen nun noch eine Weile, unfern Empfindungen stumm hiugegeben. Dann brach ich das Schweigen: Nun, Herzenskind, erzähle, wie es mit Forrest kam.
Ich fühlte an ihrer Hand den Schauder, der sie durchbebte.
Es ist zu schrecklich, davon zu sprechen, murmelte sie.
c^o will ich dich damit nicht quälen, erwiderte ich, ihr sauft den Kopf streichelnd. Soll ich es mir von Wetherley erzählen lassen?
Ja, das ist mir lieber.
Ich trat Zu ihm und forderte ihn auf.
Das war nämlich so, begann er. Ich halt' mich mit Forrest in die Wachen geteilt. Er war von 8 bis 12 Uhr dran, und ich legt' mich auf dem Vorderdeck nieder. Ich dacht', die Dame ist ja unten ganz sicher. Da auf einmal wach' ich auf,- 's war mir, als ob 'u Schuß gefallen wär'. Na, denk ich, willst doch mal seh'n, ob bei der Dame alles richtig is, denn dem durchtriebenen Schlingel, dein Forrest, is nich zu trau'n. Wie ich also da nach hinten komm' und keinen Forrest nich seh', Krieg ich's mit der Angst und will runter. Da begegne ich das Fräulein, wies gerade rauf kommt. Se hatt' 'ne Pistole in der Hand und sagt' ganz kalt: „Eben drang ein Mann in meine Kabine. Ich fragte, wer er wäre, und was er wollte, und auf seine Antwort habe ich geschossen. Ich glaube, er ist tot. Bitte, sehen Sie einmal nach. — Ich dacht', sie wandte im Schlaf, so kalt und ruhig sprach sie, doch als ich in ihre Kabine kam,
ISIS
neues Gesicht gibt. Lindemann schreibt: „Weder hat Herr Vogt an mich, noch ich an ihn je einen Brief geschrieben, in dem er mir oder ich ihm Wahlhilfe zusagte. Warum veröffentlicht der Beobachter den Brief nicht, mag er nun von Vogt oder von mir geschrieben sein?" Demnach liegt ein Irrtum des Gewährsmannes des „Beobachters" vor.
Stuttgart, 20. Dez. Die Aktion der süddeutschen Brauereindustrie gegen die Preispolitik des Flaschensyndikats hat in einer in Frankfurt a. M. stattgehabten gemeinsamen Sitzung zwischen Vertretern des Flaschensyndikats und der neugegrllndeten Stuttgarter Brauereiverbands-Zentralstelle ihren vorläufigen Abschluß gefunden. Angesichts der Darlegungen der Brauereivertreter und angesichts der Geschlossenheit der süddeutschen Brauerei-Industrie erklärt sich das Syndikat bereit, die süddeutschen Preise für Flaschen jeder Art und Größe um 25 Pfennig pro 100 Stück herabzusetzen; für das süddeutsche Geschäft bedeutet dies eine Erleichterung um ca. 50000 Mark pro Jahr.
p Die neue Kirchenverfassung der israelitischen Religionsgemeinschaft. Unter der Ueberschrift „Ein verschlepptes Gesetzgebungswerk" erschien in einem Stuttgarter Blatt ein Artikel, der sich mit dem Entwurf einer neuen Kirchenoerfassung der israelitischen Religionsgemeinschaft beschäftigte. Wie die W. P.-K. hört, liegt dieser Entwurf schon seit Mai d. Is. ausgearbeitet vor; der Entwurf ist damals den Ständen nur mit Rücksicht auf die kurze Dauer der Sommertagung, in der er voraussichtlich ja doch nicht mehr zur Verabschiedung gekommen märe, nicht vorgelegt worden; er wird aber aller Wahrscheinlichkeit nach dem Landtag bei seinem demnüchstigen Zusammentritt zugehen. Hienach kann von einer „Verschleppung" dieses Gesetzentwurfs keine Rede sein.
r Talheim OA. Rottenburg, 20. Dez. (Stecherei.) In verflossener Nacht hat der Knecht Georg Schweikert (von hier geboren) vom Ziegelbacher Hof seinem Mitknecht Karl Wagner (geboren aus Tübingen) auf dem Heimweg im Streite in Bauch, Rücken und Brust lebensgefährliche Verletzungen beigebracht. Der Zustand des Verletzten gibt zu den schlimmsten Befürchtungen Anlaß.
Handelskammer Rentlingen. Der vom Ausschuß des Kaufmannsgerichts Stuttgart beantragte Erlaß Vorschriften ü der dieHöchstzahl von Lehrlingen, die in Handelsgeschäften gehalten werden dürfen, fand in der Sitzungjvom 13. ds. nicht die Zustimmung der Kammer. Durch eine derartige schematische Feststellung würde eine bessere Ausbildung der Lehrlinge nicht erreicht, es würde vielmehr der jetzt schon, zumal nach Einführung des obligatorischen Fortbildungsunterrichts, sich empfindlich fühlbar machende Mangel an Lehrlingen und an brauchbaren jungen Kaufleuten noch verstärkt werden zu Gunsten der für einzelne Bürogeschäfte wohl verwendbaren, jedoch nicht kaufmännisch ausgebildeten weiblichen Hilfskräfte und der durch sogen. Schnellbleichen in kaufmännischen Lehranstalten nur mangelhaft vorgebildeten, minderwertigen kaufmännischen Kräfte. Bei der Verschiedenheit der Verhältnisse in den einzelnen kaufmännischen Geschäften und Betrieben wäre eine derartige Reglementierung ein Unding, eine Beschränkung der Bewegungsfreiheit, die man zurllckweisen müsse.
lag richtig der Forrest da, mit dem Gesicht aus dem Boden. Ich dreht' ihn um und befühlte ihn: er war meiner Seele mausetot. Nu, sagt' ich mer, hier kann er nich bleiben und schleppte ihn in Ihre Kabine. Als ich dann wieder rauf kam, macht' das Fräulein nich mehr runter, und so kam's, daß Sie uns beisammen trafen. —
Während der letzten Worte war sie zu uns getreten.
Mein tapferes Kind, sagte ich, bewegt ihre Hand ergreifend, was hast du durchgemacht!
Sie sah stumm zu Boden, aus ihrem Schweigen fühlte ich zu sehr die Scham, die Pein und das Entsetzen über den Vorfall heraus, ließ daher den Gegenstand ohne weiteres fallen und wandte mich an Wetherley:
Nun, denke ich, hat es wohl keine Not mehr mit dem Boot, was?
I wo! 's hat ja kein Segel. Jetzt könn'n wir lachen. Aber 'n verflucht gefährliches Ding war's schon, was Se da vollbrachten. Mißt' doch gern, wie Se's angestellt haben, denen aus'm Garne zu gehn. Jetzt könnten Se's doch erzähl'», nu haben wir doch Zeit.
Ja, das ist wahr. Ich bin auch schon lange neugierig darauf, stimmte mein Schätzchen eifrig ein, indem es sich wieder in meinen Arm hing.
So erzählte ich denn, und immer von neuem merkte ich an einem plötzlichen Druck meines Armes oder einem unwillkürlichen Zwischenruf, mit welch lebhaftem Empfinden sie meiner Schilderung folgte.
Als ich geendet hatte, meinte Wetherley: Na, wenn sie