398
lich Nitte's feine Begleitung der Violinstücks hervorzuheben. Wir wünschen den beiden Künstlern von Herzen, daß sie immer solche Anerkennung finden möchten, wie sie ihnen bei dieser Gelegenheit zuteil wurde.
Calw, 12. Aug. Am gestrigen Sonntage fand das Gauturnfest des Nagoldgaues unter zahlreicher Beteiligung in Wildbad statt. Nach, dem das anfänglich regnerische Wetter gegen 10 Uhr sich aufgehellt hatte, wurde mit dem Preislurnen begonnen. Die Beteiligung an demselben war äußerst zahlreich und es war ein heißes Rmgen und Kämpfen um die für die durchweg sehr schönen Leistungen fast zu bescheidene Anzahl von Preisen. Unter 29 akt. Prerslurner kamen als Preise 10 künstliche Eichenlaubkränze zur Verteilung und hievon fielen dem hiesigen Turnverein 4 zu und zwar der I. Ed. Bayer, Friseur, der II. Fr. Pfrommer, Turnwart, der V. Karl Ruckgaber. 2. Turnwart, und der VIII. Carl Schmid. Weiter erhielt G. Lehrer, von Hirsau, der Mitglied des Hirsauer und Calwer Vereins ist, den IN. Preis. Eins Belobung erhielt Friedrich Herzog. Von den Zöglinaen erhielt Carl Müller von hier den I. und Emil Lauser von hier einen N. Preis. Dieser schöne Erfolg ist ein erfreulicher Beweis für den turnerischen Geist und Eifer der im hiesigen Turnverein herrscht und zugleich ein beredtes Zeugnis für die unermüdliche Thätigkeit der beiden Turnwarte.
Calw, 12. Aug. Das gestern im „Bad. Hof" stattgehabte Militär, konzert bot Musikfreunden, welche die vorzüglichen Leistungen einer Militärkapelle zu würdigen wissen, einen hohen Genuß. Trotz des etwa« ungünstigen Wetters konnte das reichhaltige Programm doch ganz zu Ende gespielt, der 2. Teil jedoch mußte eintretenden Regens halber im Saal zu G-Hör gebracht werden. In hohem Grad bedauerlich war der mangelhafte B-such, wodurch die Konzertgeber ihre Kosten weitaus nicht gedeckt erhielten. An der Ursache trägt wohl nicht das Entree schuld, das übrigens nur auf 40 H bemessen war, man kann vielmehr annehmen, daß das zweifelhafte und etwas kühle Wetter viele, namentlich auch Kurgäste von den benachbarten Orten, vom Besuche abgehalten habe. Eine solch geringe Anerkennung des Gebotenen erschwert und entleibet übrigens für die Folge eine derartige Acqulsmon.
(Amtliches) Am 6. August wurde von der evangelischen Oberschul« befinde die zweite Schulstelle in Obereßlingen dem Schullehrer Steiger in Snnmozherw, Bezirks Calw, übertragen.
U l m. Der „A. v. O." berichtet von einer Straskammervsrhandlung: Em in Cannstatt wohnhaftes 62 Jahre altes Fräulein besaß ein kleines Hündchen, an dem sie mit.großer Liebe hing. Dieses Hündchen sollte wegen seiner Bissigkeit im Mai d. I. auf Anordnung des Stadtschultheißenamts Cannstatt getötet werden, das Fräulein floh aber mit ihrem Liebling hieher, wo das Hündchen in Ausführung eines vom Stadtschultheißenamt Cannstatt hleher gerichteten Ersuchens von der Polizei ergriffen und vorläufig dem städtischen Kleemeister zur Verwahrung übergeben wurde. Nochmals versuchte dre Herrin des Hundes alle gesetzlichen Mittel, um die Tötung desselben zu verhindern, und als diese wiederholt fehlschlugen, suchte sie den Kleemeister, den sie täglich besuchte, um ihrem Liebling Leckerbissen zu bringen, zu bewegen, ihr oeuselben herauszugeben. Sie bot dem Kleemeister 30, 40, sogar 50 und schließlich was er nur wolle, wenn er ihr „Wallr'chen" zurückgebe; er riskiere nichts dabei, sie reise mit dem Hunde sofort nach England. Auch dies war vergeblich; der Hund wurde getötet, die Herrin aber wegen Bestechungsvsrsuchs zu der Geldstrafe von 50 -/L verurteilt.
Ueber den Verlauf der Ernte in Württemberg. Aus Mergentheim. Die Ernte ist bei uns in der Hauptsache vollendet. Sowohl nach Quantität als nach Qualität ist sie bei uns befriedigend ausgefallen. — Aus dem OA. Sulz. Der Roggen ist eingeheimst und liefert einen guten Ertrag. Dinkel und Gerste sind schnittreif, dagegen muß mit der Weizenernte noch gewartet werden. Der Stand der Kartoffeln ist im allgemeinen kein guter. — Aus dem Oberamt Biber« ch. Gerste
welcher auch schon im selben Moment mit der Meldung des Dieners die Terrasse betrat. Hohenthal war ein hübscher, schlank gewachsener Mann von ungefähr fünfunddreißig Jahren und mit dem Grafen Trcuhold trotz des zwischen ihnen bestehenden Altersunterschiedes auf das Intimste befreundet. Die Gräfin hatte sich lebhaft erhoben und mit aufrichtiger Freuds ging sie dem Gaste entgegen.
„Ah, Sie sind schon aus Berlin zurück, Graf? Hoffentlich bringen Sie uns gute Nachrichten mit!"
„Leider nein, verehrte Freundin," versetzte Hohenthal, der die Hand der Gräfin ehrerbietig an seine Lippen gezogen hatte und dann auch Edith und Manuel begrüßte.
Beunnihigt schaute die Gräfin auf seine ernste Miene und lud ihn mit stummer Handbewegung zum Sitzen ein. Hohenthal kam der Aufforderung jedoch nicht nach; er blieb vor der Gräfin stehen, deren Augen erwartungsvoll an seinen Zügen hingen.
„Mein Gott, Graf, sprechen Sie, Ihre Miene verheißt nichts Gutes. Sind die allgemeinen Besorgnisse begründet?"
„Erschrecken Sie nicht, gnädige Frau; Gott wird der gerechten Sache den Sieg verleihen," begann Hohenthal.
„So ist es wahr, — der Krieg ist unausbleiblich?" stieß die Gräfin bebend
hervor.
„Ohne Zweifel, gnädige Frau. Der König hat sich gestern von Ems nach Berlin zurück begeben und stündlich erwartet man in der Hauptstadt die französsische Kriegserklärung. Die Mobilisierung des Heeres wird aufs schnellste betrieben. Aus Süddeutschland ist schon die erfreuliche 'Nachricht eingetroffen, daß der König von Bayern an seine Truppen den Befehl erlaffen hat, sich kriegsbereit zu halten; die anderen Bundesstaaten werden seinem Beispiel zweifellos folgen."
Wie lähmend hatten sich diese Worte auf die Anwesenden gelegt. Schreck, Bestürzung und Angst malte sich in ihren Zügen.
„Ich selber habe mich bereits zur Aufnahme in mein altes Regiment gemeldet," fuhr Hohenthal nach einer Pause fort. Gestern abend habe ich die Hauptstadt verlaßen, um mich von meiner Familie zu verabschieden und dieselbe während meiner
ist unter Dach und Fach, der Dinkel ist schnittreif und teilweise eingehsimst. Flachs- und Kartoffelfelder stehen gleichfalls schön, auch hofft man auf eine gute Oehmdernte. — Heidenheim. Die Ernte hat begonnen, sie vsr« spricht reichlichen Ertrag. — Von der schwäbischen Alb. Die günstige Witterung des Mai und Juni hat die Entwicklung der Saaten ge- !
fördert, so daß mehrfach prächtiger Dinkel zu sehen ist. Auch Gerste und !
Haber versprechen einen schönen Ertrag. — Von den Fildern. Die Ernte wurde durch die letzten schönen Tage wesentlich gefördert, so daß der
Dinkel fast ganz und Gerste und Haber schon teilweise unter Dach sind.
Das Ergebnis entsvricht nicht den Erwartungen. Die Kartoffeln, das Kraut und der zweite Graswuchs versprechen dagegen einen reichlichen Ertrag.
Obst fehlt ganz. — VonderEyach. Die Ernte des Roggens ist völlig, die des Korns teilweise und von Weizen und Gerste noch sehr weniges eingeführt. Im Allgemeinen fällt die Ernte geringer aus. als man vermutete.
Eine kaum mittlere Ernte liefern Korn und Gerste, Weizen und Haber stehen besser und geben eine gute Mittelernte. Futterkräuter auf dem Felde, roter Klee und Luzerne, auch Wickenfutter, ebenso das Oehmdgras der Wiesen stellen einen guten Ertrag in Aussicht.
Hopfen. Biberach. Die Hopfenpflanzungen stehen gesund und versprechen einen ausgiebigen Ertrag. — Rohracker. Die an sonnigem Bergabhang liegenden hiesigen Hopfengärten stehen sehr schön. Bis zur Stangenspitze sind die Dolden zahlreich vorhanden. Frühhopfen zeigen recht große mehlreiche, nahezu reife Früchte. Späthopfen sind stark befruchtet, haben lange, weitgeglieverte Tragranken mit in schönster Blüte stehenden Doldcnansätzen. — Von der Eyach. Die Hopsen stehen allerorten recht gut. — Nottenburg. Die Pflücke des Frühhopfens wird, wenn die günstige Witterung anhält, im Laufe dieser Woche allgemein ihren Anfang nehmen. — Friedrichshofen. Die Frühhopfenernte ist in festem Gang.
Die Preise sind im Steigen. Man bezahlte bis 165pr. Ztr. — Tett- nang. Heute wurden etwa 20 Ztr. abgewogen; der Preis bewegte sich von 125 bi« 140 — Nürnberg, 6. Aug. Von neuen Hallertauern
wurde seit Schluß der Vorwoche etwa ein Dutzend Säcke, zu 150, 165, 170 bi« 178 ^, je nach Güte und Grad der Trockenheit, besser getrocknete Württemberger zu 175 hierländische zu 150 und 152 gehandelt.
München, 6. Aug. Ter Genuß giftiger Schwämme hat, wie bereits gemeldet schon wiederholt seine Opfer gefordert und trotz aller Warnung hört das Verzehren selbstgesuchter Schwämme in einzelnen Familien nicht auf. Eine ganze Familie, bestehend aus sieben Köpfen, ist durch den Genuß giftiger Schwämme teils dem Tove verfallen, teils dem Rande des Grabes nahe gebracht. Herr König, Buchhalter im Kaufhaus Rosipal, wohnhaft in der Fabrikstraße, machte am Sonntag eine Landpartie und sammelte Eß- schwämme. Am Montag wurden dieselben als Leibgericht aller Familienglieder verzehrt. Die Fannlte, Herr und Frau, vier Mädchen, von denen die älteste die höhere Töchter schule besuchte, sowie das Dienstmädchen erkrankten infolge des Genusfis der Schwämme. Die Krankheitserscheinungen waren erschreckend und zwei Aerzte Meten jetzt ihre Kunst auf, um am Leben zu erhalten, was zu erhalten ist. Die beiden jüngsten Mädchen find bereits gestorben und liegen seit gestern aufgebahrt im Leichenhaus. Der Vater liegt hoffnungslos darnieder. Die Frau ist wohl außerhalb des Beltes, aber ihr Zustand ist besorgniserregend. Ihr Geist ist umnachtet, denn mit lächelnder Miene sah sie ihre toten Kinder aus dem Hause schaffen. Das älteste Mädchen ist auch außerhalb des Bettes, aber es leidet an einer außergewöhnlichen Nervenschwäche und knickt von Zeit zu Zeit erschreckt zusammen. Am leichtesten stellte sich die Elkrankung bei dem Zweitältesten Töchterlein und beim Dienstmädchen heraus.
Hennen, Kceis Iserlohn, 6. Aug. Ein scheußliches Verbrechen hält die Bewohner unseres friedlichen Dorfes in Aufregung. Die zehnjährige Tochter de« hiesigen Wirts Pütter wurde vermißt. Nach längerem
Abwesenheit der Obhut ihres Gemahls, meines nächsten Nachbars und Freundes, zu empfehlen. Noch heute kehre ich zu meinem Regiment zurück."
Edith und Manuel standen geisterbleich auf ihrem Platze und starrten in stummem Schreck auf den Ueberbringer der Unglücksbotschaft; die Gräfin aber war auf einen Sessel gesunken und brach in Thränen aus. Wehklagend rief sie:
„O, Graf, welch eine schrcckensvolle Zeit steht uns bevor! Wie viele Tapfere werden einem sicheren Tode entgegengehen! Bis zur Stunde habe ich noch die feste Hoffnung gehegt, daß Napoleon zu ehrenhaft sei, die Kriegsfackel ohne Grund in ein friedliebendes Land zu schleudern. Trcuhold teilte meine Zuversicht nicht; seine bange Sorge hat ihn auch heute fortgetrieben; er ist nach der Stadt geritten, um sich über die drohende Lage des Vaterlandes zu informieren. Ach, Gott sei Dank, da kommt er schon, ich höre seine Stimme!"
Sie richtete sich bei den letzten Worten rasch empor und blickte erregt nach der Salonthür, die soeben geöffnet wurde.
Graf Treuhold hatte sich keine Zeit genommen, Hut und Handschuhe abzulegen. Bestäubt, wie er vom Ritte zurückgekehrt war, trat er auf die Terrasse. Schon auf der Thürschwelle rief er heftig erregt:
„Der Krieg steht unzweifelhaft fest! Vor einer Stunde ist die Einberufungsordre aus Berlin eingetroffen. Es ist schändlich, es ist empörend! Der französische Uebermut verdient eine exemplarische Züchtigung!"
„Die soll den eroberungssüchtigen Sanskulottes mit Gottes gnädiger Hilfe gründlich zu Teil werden!" rief Hohenthal mit funkelnden Augen, dem Freunde kräftig die Hand drückend.
„Ah, Hohenthal. Du kommst direkt aus Berlin, wie ist die Stimmung dort?" rief Treuhold fieberhaft erregt.
„Ueberall herrscht frohe Zuversicht und festes Vertrauen auf Gott und den König; wir fürchten die Heere Napoleon's nicht!" antwortete Hohenthal mit einem stolzen Lächeln.
„Der Sieg muß der gerechten Sache bleiben!"
„Das walte Gott!" sprach Treuhold mit scheuem Blick. (Forts, folgt.)