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Suchen fand man das Kind tot in einem Wiesengraben. Der That verdächtig ist ein Handlanger Walch, welcher schon verschiedentlich wegen Sittlichkeits- Vergehen bestraft ist. Ec ist verhaftet.

Paris, 7. Aug. Gestern legte die Polizei in Toulous e Beschlag auf eine Fabrik falscher Tausendfrankscheane. Das Geschäft ist seit 6 Monaten im Gange und hat schon viele Noten umgesetzt. Die Bank von Frankreich wurde auf diese Falschmünzer aufmerksam. Das ganze Mate­rial an Platten, Zeichnungen und Pressen und ein Varrat falscher Scheine fiel in die Hände der Polizei. Hauptschuldiger ist ein ehemaliger E.ssnbahn- Unternehmer, jetzt Grundbesitzer in Rumänien. Ein anderer Mitschuldiger setzte die Scheine bei der Spielbank in M onaco um _

Wernrischtes.

Eisenbahngeschwindigkeit bei Verstärkung der Geleise. Die Paris-Mittelmeerbahn veranstaltete kürzlich einen Versuch, welcher darthun sollte, daß die üblichen Schnellzug-Lokomotiven ohne Gefahr wohl 120 Kilometer in der Stunde zmücklegen können, sobald man das Ge­leise entsprechend verstärkt. Zu dem Zweck war der Oberbau auf einer Strecke von etwa 10 Kilometer Länge mit der größten Sorgfalt durchge­sehen und befestigt worden. Nachdem dies geschehen, wurde die Strecke wiederholt mit einer Geschwindigkeit von 120, ja von 129 Kilometer (etwa 36 Meter in der Sekunde) befahren, und es stellte sich dabei heraus, daß Maschinen und Wagen nicht nur nicht stärker schwankten, sondern im Gegen­teil ruhiger dahinrollten, als sonst. Die Schwankungen begannen aber sofort wieder, sobald man über die befestigte Strecke hinausfuhr.

Ueber künstliche Kaffeebohnen, welche neuerdings in den Handel kommen, berichtete Dr. A. Stutzer und Professor I. König. Die­selben werden aus geröstetem Getreidemehl, dem irgend eine Bindestoff (Dex­trin oder dergleichen) zugesetzt ist, hergestellt. Zu Köln bestehen zwei Fabriken, welche die nötigen Ausprcßmaschinen mit gravierten Pcägeformen, Teigwalz­maschine, die erforderlichen Röstapparate. Polierapparate, Rezepte und Ge­brauchsanweisungen für den Preis von 3600 Mark liefern. Die Herstellung eines Zentners einschließlich sämtlicher Unkosten wird zu 20 Mark angegeben, und in Aussicht gestillt, daß der Artikel einegoldene Zukunft" verspricht, man möge indeß so heißt es in dem Briefe das Vermischen des Kunstkaffees mit echten gebrannten Kaffeebohnen vorzugsweise in solchen Ländern vornehmen, in denen die Nahrungsmittelgesetze nicht so streng seien, wie in Deutschland. Nach Stutzer werden die Kaffeebohnen sehr gut herge­stellt, und cs bedarf großer Aufmerksamkeit, um in einem Gemische von echten und künstlichen Kaffeebohnen die letzteren schnell herauszufinden. Sie unter­scheiden sich von den echten dadurch, daß die Vertiefung auf der inneren Seite der Kaffeebohnen zu gleichmäßig hergestellt ist, und dort die Ueberreste der Psrgamenthaut fehlen.Nach der mikroskopischen Untersuchung ist die Masse vorwiegend aus Weizenmehl hergestellt, dem als Bindemittel vielleicht Syrup" oder Dextrin rc. zugesetzt ist; der Kunstkaffee ist daher nichts anderes als unter Zusatz eines Bindemittels geformter und gerösteter Weizenmehl- Teig, welcher mit den echten Kaffeebohnen nichts oder nur das gemein hat, daß er einen braunen Extrakt liefert. Der Kunstkaffe wird ohne Zweifel zur Verfälschung von echtem Kaffee dienen, denn im gebrannten Zustande sind beide mit bloßem Auge kaum von einander zu unterscheiden." (Drrch Bieder- mann's Ratgeber.)

Gegen die grausame Art, die Schlachttiere ohne

vorherige Betäubung zu töten, ist man in Sachsen behördlicher­seits mit einem Verbot vorgegangen. Die Amtshauptmannschaften Zwickau und Schwarzenberg haben sich diese« Verdienst um Humani­tät und Gesittung erworben. Ihre bezüglichen Verordnungen gelten sowohl für das gewerbmäßige wie für das private Schlachten und jede Zuwiderhandlung wird mit einer Geldstrafe bis zu 120 oder mit ent­sprechender Haft belegt. Zugleich haben diese Behörden die Anwendung der neuen Erfurter Betäubungsinstcumente angeordnet. Dieselbe Verfügung hat der Stadtrat zu Crimmitschau und der Stadtrat zu Mitt- iv e i d a getroffen. Wie uns mitgeteilt wird, find diese Verordnungennirgend­wo auf Widerstand gestoben und ist die Einführung der Erfurter Betäub­ungsinstrumente in den beteiligten Kreisen als ein notwendiger und wesent­licher Fortschritt mit Freuden begrüßt worden." Thierschutz-Corresp.

Sauen das Fressen ihrer Jungen abzugewöhnen. Ich habe von 1853 bis 1867 ziemlich erhebliche Ferkelzucht betrieben, kreuzte damals das sogenannte Altenburger Landschwein mit Englischem Hauer und wurden diese Bastarde früher sehr gern gekauft. Das Ferkelfreffen unter­blieb auch nicht. Ich wendete mich bei dieser Kalamität an einen älteren, praktischen Landwirt und größeren Ferkelzüchter (Herrn Lehnrichter Dehne sen. in Greifendorf) um dessen Rat. Derselbe riet mir, 45 Tage vor Eintritt des Ferkelns der Zuchtsau täglich 35 Heringe zum Fraß vorzuwerfen, auch nach dem Ferkeln damit noch 23 Tage fortzufahren; ich habe diesen Rat mehrfach befolgt und zwar mit dem besten und sichersten Erfolg sogar bei einer Zuchtsaue, die mir 2 Hecken vorher aufgefressen hatte. Ferkelfressen kam nie mehr vor, wenn ich zur richtigen Zeit Heringe fütterte. Friedens­richter Theodor Schippau-EberSdorf. (Sächs. landw. Zeitschr. v. 27. Juli.)

Wirksame« Mittel. A.:Wohnt denn die Pianistin nicht mehr hier im Hause? B.: Nein, die haben wir vertrieben!" A.: Wodurch denn?" B.:Wir haben täglich ein paar Mal anfragen lasten, ob hier ein Klavierstimmer wohne."

EanärvirtU<HaM<Aee Mezirksoerem.

Diejenigen Baumbefitzer, welche etwa in der Lage find, bei der am 22.- 30. Sept. in Stuttgart stattfindendenAllgemeinen Deutschen Obst­ausstellung" Früchte ausstellen zu können, mache ich unter Beziehung auf die Bekanntmachung in Nr. 91 d. Bl. darauf aufmerksam, daß die Anmel­dung am 15. Aug. und die Einsendung der Früchte spätestens am 19. Sept. erfolgen muß. Beides zu besorgen, bin ich gerne bereit.

Calw, 12. Aug. 1889. E. Horlacher,

Secr.

Landw. Confumvereiu Calw.

Unsere Mitglieder werden hiemit aufgefordert ihren Bedarf an Thomas­mehl und Kaiuit zur Herbstdüngung jetzt schon bei ihrem Rechner zu be­stellen damit auf rechtzeitige Ablieferung gerechnet werden kann. Die Bestell­zettel sind von den Herren Rechnern bis 25. Aug. einzureichen.

Trotz des bedeutenden Salzaufschlags erhalten unsere Mitglieder ab unserem Lager den Zentnersack Kochsalz zu 7. 50, Viehsalz ^ 1. 50, Steinsalz 95 H.

Der Vorstand: Hugo Rau.

Amtliche ^' ' .

Aeeordsvergebung.

Dis Gemeinde Ernstmühl vergibt nachstehende, beim Bau einer neuen Fahrbrücke über die Nagold vorkommenden Bauarbeiten,

1) Grabarbeit .... im Ueberschlagsbetrag von 255 viL L,

2) Betonier-, Maurer- und

Steinhauerarbeit 2298 90

3) Chaussierung der Zufahrten 418 81

Die Pläne, der Kostenvoranschlag und die Bedingungen liegen auf dem

Rathaus in Ecnstmühl zur Einsicht auf und werden tüchtige, kautionsfähige Liebhaber einaeladen, ihre Offerte bis

Samstag, den 17. August, mittags 12 Uhr, verschlossen und portofrei mit der BezeichnungAnaebot zu den Brückenbau- arbeiten" einzureichen, worauf nachmittags 2 Uhr'die Eröffnung derselben stattfindet. Dem Gemeinderat unbekannte Liebhaber haben ihren Offerten Fähigkeit«, und V.rmözenszeugnisse. letztere neuesten Datums, anzuschließen. Ernstmühl, den 8. August 1889.

Gemeinderat.

Revier Liebenzcll.

Stammholz-Herkauf

gm Sams­tag, den 17. August, vor­mittags lO'/e Uhr, auf dem Rathaus in Calw, aus Hummelberg, sowie Scheidholz aus Distrikt Bieselswald und Kohlberg:

1 Eichle mit 0,2 Fm., 40 Tannen, 89 Fichten und 1 Forche, mit 100 Fm. Langholz und 12 Fm. Sägholz.

Verkauf

von ausgewechselten Eisenbahn­schwellen etc.,

und zwar auf

Strecke Althengstett-Calw den 16. August, Beginn auf Station Althengstett morgens 7 Uhr, wird dann von dort weiter fortgesetzt bis Calw;

Strecke Althengstett-Schafhause«

den 17. August, auf Posten 33 Be­ginn 8 Uhr 30 Min., auf Station Schafhausen 10 Uhr vormittags; sämtliche Schwellen sind an Abfuhr-

MM

wegen gelagert; Liebhaber werden hiezu eingeladen.

Weil d. Stadt, den 9. Aug. 1889. K. Bahnmeisterei. Frey.

Die Unterzeichnete Stelle bedarf ca. 30 cbm

reiue« Flugsand.

Offerte, nebst eine Probe, sind frankiert, mit der Preisangabe pro obm, franko verladen nächste Eisenbahn­station, spätestens bis 17. August ein- zusendcn an

Kgl. Betriebsbauamt Böblingen.

Calw.

Verlmus.

Am Mittwoch, den 14. Aug., morgens 8 Uhr,

verkaufe ich beim hohen Felsen den Kartoffel, und Haberertrag von ca. 24 Ar, sowie den Oehmdertrag von ca. 30 Ar am obern grünen Weg und um 9>/z Uhr

auf dem Muckberg den Ertrag von 24 Ar Linsengerste, welche schon vom Boden getrennt ist.

Gerichtsvollzieher W o ch e l e.

Für die

Hagelbeschädigten

sind von Einwohnern der Stadt Calw bis jetzt eingegangen bei K. gemeinsch. Oberamt 329 57 H,

durch Kollekte 473 «

zusammen 802 57 H.

Allen, welche zur Linderung der großen Not der Hagelbeschädigten bei­getragen haben, sagen wir herzlichen Dank mit dem Anfügen, daß die Namen der bei der Kollekte beteiligten Geber, wegen des großen Umfange« den die Liste annehmen würde, nicht veröffent­licht werden. Weitere Gaben werden im Laufe der Woche noch von Christian Gakenheimer und dem Unterzeich­neten angenommen.

Stadtschultheiß

Haffner.

Fekäerverkaus.

Die dem Fuhrmann Schänblk von hier gehörigen Grundstücke,

62 a 75 gm in der großen Heu­made, angekauft zu 600 und 2 Aecker bei der Schasscheuer, je 16 », angekauft je für 175 kommen am

Donnerstag, deu 15. -s., vormittags 11 Nhr,

zum letztenmal zur Versteigerung.

Stadtschultheiß

Haffner.