Richtungen auseinandergestoben ist. Mais und Hackfrüchte sind vollkommen vernichtet. In Mobacs stürzten die Thürme der griechischen und der kathol. Kirche ein und zerstörten die Gotteshäuser; von 24 auf der Donau befind­lichen Mühlen blieben nur 3 stehen, von den anderen ist keine Spur übrig geblieben. 5 Leichen wurden aus der Donau gezogen. In der Nähe der Stadt schleuderte der Orkan eine mit Fuhrwerken und Menschen vollbeladene Plätte gegen den Schlepper eines Dampfschiffes. Viele Menschen, zumeist Weiber und Kinder, fanden in den Wellen der Donau ihr Grab. In Bacs- Almas waren die Leute auf freiem Felde eben mit Drusch beschäftigt und flüchteten sich vor dem Orkan unter die Dreschmaschine. Der Orkan stürzte die Dreschmaschine- um, welche die 5 Arbeiter bis zur Unkenntlichkeit zer­quetschte. Die übrigen Arbeiter erlitten erhebliche Verletzungen. In vielen Orten schlug der Blitz in die Häuser ein und die Einwohner konnten nur mit Mühe verhindern, daß der Orkan die Flammen weiter verbreite. Die Minoritenkirche in Nyirbotar wurde vom Blitze angezündet und brannte bis zum Boden nieder. Aus vielen Gegenden kommen Berichte, daß der Verkehr unterbrochen ist, weil die Straßen zerstört, die Brücken abgebrochen sind.

Laut einer Meldung aus Sansibar ist ein von dort nach Mwapwa ausgesandter Eilbote unverrichteter Dinge zurückgekehrt. Buschiri steht bei Jumbi in der Nähe von Bagamoyo in einem verschanzten Lager und sperrt den Weg nach Mwapwa. Drei Boten der französischen Mission, die gewaltsam durchdringen wollten, wurden getötet. Buschiri'« Streitmacht wächst täglich, selbst Bagamoyo ist der Gefahr eine« Handstreich« ausgesetzt, sodaß Hauptmann Wißmann die Aufständischen wird angreifen müssen.

Gages-Hleuigkeiten.

(Amtliches.) Da» K. Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten, Abteilung für die Verkrhrsanstalten, hat durch Entschließung vom 30. Juli d. I. den Elsenbahnassistenten Speer bei der Güterexpedition Cannstatt zu der Güterspedition Calw, dem Ansuchen entsprechend versetzt.

Tübingen, 31. Juli. Zum morgigen Einzuge des Königs hat die Stadt sich in das schönste Festgewand gehüllt. Die Einzugsstraßen sind mit Tannenbäumen und Fahnenmasten geschmückt, die Häuser mit Tannenreisig und Kränzen, Fahnen, Guirlanden rc. Viele sind in den deutschen und württembergischen Farben ausgeschlagen. Die Mühlstraße trägt in die Strebemauer eingemeißelt folgende Inschrift:Unter der segensreichen Re­gierung des Königs erbaute die Stadtgemeinde Tübingen Straße und Strebe­mauer 18851887. Ein Denkmal reichen Segens sei es uns und unseren Kindern, ein Denkmal sei'« des Fürsten, der uns Vater ist. Rechts und links davon sind die Büsten des Königs und der Königin angebracht.

Reutlingen, 31. Juli. Gestern vormittag fand in einem in der unteren Kaiserstraße gelegenen Neubau infolge der mangelhaften Beschaffen­heit der Gasröhren eine Explosion statt. Der Hausbesitzer und dessen Frau, die unvorsichtiger Weise mit Zündhölzchen die schadhafte Stelle aufsuchen wollten, kamen mit leichten Verletzungen davon. Zwei Arbeiter, die ziemlich schwere Brandwunden erlitten hatten, mußten in das Krankenhaus verbracht werden.

Bietigheim, 29. Juli. Das Erntegeschäft ist bei uns seit 8 Tagen in vollem Gang, wurde jedoch durch die seit einigen Tagen ununter, krochen anhaltenden Gewitterregen empfindlich gestört. Die Ernte liefert im allgemeinen ein befriedigendes Ergebnis, besonders von den Parzellen, welche vom Hagel verschont blieben; die hiervon betroffenen Felder dagegen liefern bei Dinkel und Roggen eine sehr leichte und mehlarme Frucht, von welcher der Scheffel kaum 1 Zentner wiegt, während Sommerweizen, Gerste und Haber weniger gelitten haben, da sie in ihrer Entwickelung noch weit zurück waren. Tie Hackfrüchte und Handelrgewächse Mohn, Zuckerrüben, Cicho-

rien, Tabak stehen infolge der warmen Gewitterregen sehr schön, auch versprechen die Kartoffeln einen ergiebigen und qualitativ guten Ertrag. Ebenso berechtigen die Weinberge durch ihren schönen Stand und die voll­kommenen meist ausgewachsenen und nur noch der Ausreifung bedürftigen Früchte zu den besten Hoffnungen, auch haben wir seit 8 Tagen in den ver­schiedenen Lagen gefärbte Trauben; dagegen fehlt das Obst durch alle Rubriken.

Vom Aalbuch. 31. Juli. Gestern sollte zu Bartholomä auf den Gütern des Herrn Baron Frhr. v. Wöllwarth-Hohsnroden das Getreide auf dem Halme wie sonst verkauft werden. Trotzdem es ausgezeichnet schön steht und in anderen Jahren pro Morgen 100 und darüber geboten wurde, haben die Lusttragenden nur geringe Angebote gemacht, nämlich 70, 75. auch 80 pro Morgen. Es giebt allerdings Heuer bei uns ausnahms­weise viel Haber und Gerste. Die Verwaltung hat zu den niederen An­geboten nicht zugesagt. Bemerkt sei, daß nun außer bei uns auch in Guffen- stadt, Steinenkirchen, Treffelhausen, namentlich aber auf den meist von Wald­ungen umgebenen Feldern bei Eybach dieHupfer" oder Jucker (Sprung­mäuse) Schaden machen. Daß der Schaden durch die zahlreichen Mäuse verursacht wird, beweist der Umstand, daß die auf dem Boden liegenden Aehren zum größten Teil ausgenagt sind.

München, 31. Juli. Heute Abend fand die Preisverteil­statt. Den 1. Preis mit 68,4 Pkt. erhielt G. UlShöfer (Stuttgarter) in München, früher Mitglied des Männerturnvereins, Stuttgart; den 2. Pr. mit 60,9 Pkt. Brauns-Hannover; den 3. Pr. mit 60,4 Pkt. A. Mayer (gegenwärtig Einjährig-Freiwilliger im Genadierreziment Königin Olga Nr. 119), Mitgl. de« Turnerbunds, Stuttgart; 4. Gräser. Frankfurt; 5. Reichel- Dresden; 6. Weingärtner- Berlin; 7. Kraft- Chemnitz; 8. Kranth-Thorn; 9. M a y e r - Mannheim; 10. Richter-Nürnberg; ferner erhielt Weber, Mitgl. oe» Männerturnoereins, Stuttgart, den 33. Preis. Belobungen erhielten u. a.: Emil Häcker mit 48,2 Pkt. und Schädle mit 47,3 Pkt., Mitgl. des Turnerb., Stuttgart; Eschenlohr mit 47 Pkt., Mitgl. des Männerturnver., Stuttg. (Im ganzen wurden 43 Turner durch Preise und 67 durch ehrenvolle Erwähnung ausgezeichnet.)

Frankfurt, 29. Juli. Heute abend 6 Uhr feuerte ein Soldat vom Reqiment Nr. 81 auf das Buffetfräulein im CafeReichskanzler", TöngeS- gasse 55, einen Schuß ab, dann feuerte er auf sich selbst. Beide wurden schwer verwundet in das Spital zum Heiligen Geist gefahren. Es soll sich um ein Liebeüdrama handeln. Ein Berichterstatter meldet: Der Sol­dat hatte seit fünf Jahren mit dem Buffetfräulein ein Verhältnis. Von Eifersucht geplagt, kam er heute in höchst feinem Zivilanzug nach Frankfurt und forderte seine Geliebte auf. mit ihm spazieren zu gehen, was diese ent­schieden verweigerte. Hierauf zog er einen Revolver und gab zwei Schüsse auf das Mädchen ab, der eine streifte die Schläfe, der andere das Genick. Als die Getroffene zusammensank, eilte er auf den Eingang des Cafes und schoß sich eine Kugel durch die Stirn, eine andere dicht hinter dem Ohr in den Kopf. Bei seiner Abführung in das Spital atmete er noch. Auch das Mädchen wurde in das Spital überführt.

Frankfurt a. M., 31. Juli. Der in der letzten Zeit vielgenannte Henker Krauts in Berlin hat jetzt in der Person des reisenden Photo­graphen Ferlingaus Ginnheim bei Frankfurt a. M. einen Nachfolger erhalten. So erzählen Meßleute, welche den für 13 Gerichts« bezirke bestellten Scharfrichter nicht mehr in ihrer Gilde dulden wollen. Ferling ist den Besuchern der Messen und Jahrmärkte zu Frankfurt. Mainz, Darmstadt, Hanau u. s. w. als langjähriger Besucher der Jux-Plätze wohl- bekannt. Sein Aussehen deutete keineswegs auf den grausigen Beruf hin» den er sich erwählt hat. Ec soll aber schon bei mehreren Hinrichtungen, so bei derjenigen des Mörders Herbst zu Mainz, assistiert haben und seine Ahnen sollen bereits Scharfrichter gewesen sein.

für die gute Meinung, die Du von mir entwickelst, sofort von der Dir vorhin zu­diktierten Strafe dispensieren."

O, Dir kann geholfen werden, Eddy, in Ermangelung eines andern Lohnes nehme ich mir dafür das!" Uebermütig schlang er seinen Arm um ihre Taille und drückte blitzschnell einen kecken Kuß auf ihre tauftischen Lippen. Aber dies Mal wurde Edith bei der brüderlichen Liebkosung feuerrot. Schmollend strich sie mit der Hand die von ihm berührten Lippen und obgleich aus ihren Augen ein übermütiger Schalk funkelte, sagte sie mit komisch entsetzter Miene:

Pfui, Eberhard, Dein Kuß kratzt! Ich glaube, ja, ich glaube wahrhaftig, Du bekommst schon einen Bart!"

Der Gefoppte machte eine bittersüße Grimasse; er wußte augenscheinlich nicht, ob er lachen oder sich ärgern sollte, denn er war stolz auf seinen leider noch immer sehr unscheinbar hervorsprießenden Flaum.

Edith aber wandte sich und eilte, leicht wie eine Gazelle, mit ausgelassenem Lachen an den Bach, wo sie niederkniete und die Veilchen in ihrem Körbchen mit dem klaren Ouellwasser besprengte.

Also Sie haben auch eine Schwester, Herr Warren, oder vielleicht gar deren zwei, wie mein teurer Bruder?" fragte Edith, mit den feuchten Blumen zu den beiden Jünglingen zurückkehrend.

Ich besitze nur eine einzige Schwester, Komtesse," antwortete Richard artig.

O, bitte, erzählen Sie mir von ihr. Wie heißt Sie? Sehen Sie sie oft? Ist sie auch in Deutschland?"

Richard lächelte amüsiert über den Eifer der Fragestellerin.

Sie heißt Ellen und ist in Newyork, meiner Heimat. In Deutschland ist sie noch nicht gewesen und vor zwei Jahren beim Abschied habe ich sie zuletzt ge­sehen," antworte er ausführlich.

Seit zwei Jahren sind Sie nicht in Ihrer Heimat gewesen?" rief Edith er­staunt.Und haben Sie denn gar kein Heimweh nach den Ihren?"

Richard Warren lächelte abermals.

Heimweh, Komtesse, ist eines Mannes unwürdig. Ich bin sehr gern in

Deutschland; mein Vater wünschte, daß ich meine Studien hier ohne Unterbrechung vollenden solle; er zieht die deutschen Hochschulen den amerikanischen vor und hat meine und meiner Schwester Erziehung von unserer ersten Jugend an ausschließlich nach deutschem Muster leiten lassen. Sein Herz ist deutsch, wenngleich sein Name englisch ist und seine Besitzungen ihn an Amerika fesseln."

Nun, Eddy, da weißt Du wahrhaftig schon nach der ersten halben Stunde in der Familie meines Freundes besser Bescheid, als ich trotz unserer schon ziemlich langen Bekanntschaft," mischte Eberhard sich lachend in das Gespräch.Aber, Kleine, willst Du jetzt nicht gnädigst gestatten, daß wir den Heimweg antreten? Ich sehne mich nach den Fleischtöpfen Egypten's, in diesem Falle Mama's, denn wir zwei seit früher Morgendstunde per xeäss apostolornm gereiste Scholaren haben einen ganz prosaischen Hunger mitgebracht, und von Deinem Veilchenduft können wir doch absolut nicht satt werden."

Edith nahm lebhaft seinen Arm und zog ihn mit sich fort. Richard Warren ging an ihrer andem Seite, Hektar machte den Beschluß und so schritten sie scherzend den Waldpfad mtlang.

Eberhard sah seiner Schwester im Aeußern sehr ähnlich; sie hatten Beide natürlich gelocktes, dunkelblondes Haar, Beide die gleichen lachenden blaum Augen und denselben Ausdruck schalkhaften Humors in ihren hübschen Zügen.

Auch Richard Warren war blond, doch war die Nüancierung seines Haares von jenem eigenartig goldig schimmernden Farbenton, den man beim männlichen Geschlecht nur selten findet und der beim weiblichen als außerordentliche Schönheit gilt. Die Farbe seiner Augen wechselte im Ausdruck; bald schienen sie tief blau, bald schwarz zu sein, immer aber strahlte aus ihnen ein intensiver Glanz, der es nicht verriet, was in der Tiefe dieser unergründlich scheinenden Augen verborgen liegen mochte. Seine Züge waren regelmäßig schön und wirkten durch auSdruckvolles Mienenspiel äußerst anziehend. Man fühlte sich sympatisch hingezogen zu dem Jüngling, dessen Aeußeres eine edle Gesinnung verriet.

(Fortsetzung folgt.)