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welche der Polizeidiener wieder mitnehmen sollte, was nun als Beschädigung einer Urkunde angesehen wurde. Er erhielt 3 Tage Gefängnis. — Wegen Diebstahls hatten sich der 23 Jahre alte Taglöhner Wilhelm Haubensack von Geningen, OA. Tübingen und der 32jähriae Eduard Hoch ebenfalls von Geningei', zu verantworten. Beide Angeklagte sind schon bestraft, Hoch sogar schon mit Zuchthaus. Sie sind angeklagt in den Monte» März, April, Juni- d. I. je in einem Hause der Hauptstätterstraße, Weberstroße, Gaisstraße Diebstähle begangen zu haben, teils allein, teils in gemeinschaftlicher Ausführung, und zwar, Haubensack zwei Koffer aus einem Hausöhrn einer Wirtschaft, wobei Hoch den Aufpaffer machen mußte, ferner erbrach Haubensack einen Kasten und entnahrr? demselben Gegenstände im Wert von 20 Der Gesamtwert des Gestohlenen beträgt 120 Haubensock erhielt eine Gefängnisstrafe von 1 Jahr 6 Monaten und Verlust der Ehrenrechte auf 5 Jahre. Hoch erhielt eine Strafe von 2 Jahren 6 Monaten Zuchthaus und Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte auf 8 Jahre.
Stuttgart, 27. Juli. Gestern abend verlor ein älterer Herr, Reallehrer a. D. aus Geislrngen, ein Couvert mit 5600 fl. österreichischer Wertpapiere auf der Straße. Zum Glück kamen bald darauf einige brave Männer den Weg, Hoden den Fund auf und übermittelten ihn alsbald dem Eigentümer, worüber dieser natürlich vor Vergnügen strahlte und den red- lichen Findern eine gute Belohnung gab.
Stuttgart, 27. Juli. Um >/s2 Uhr trafen gestern mittag 600 Turner aus dem 8. deutschen (niederrheinischen) Turnkreis, hauptsächlrch den Städten Köln und Krefeld, auf ihrer Tour zum Turnfest in München hier ein und wurden am Bahnhof von den Vorständen und Mitgliedern des Männerturnvereins, des Turnvereins und des Turnerbundes empfangen. Nachmittags 3 Uhr, nachdem die fremden Gäste ihre Quartiere ausfindig gemacht hatten, war Samlung zum Besuch der K. Schlösser Wilhelms und und Rosenstein. Die Kgl. Gartenbaudirektion hatte den Turnern den direkten Uebergang zu den beiden Schlössern gestaltet. Abends fanden sich die hiesigen mit den fremden Turnern an verschiedenen Orten zusammen, das Hauptquartier war in der Paul Weiß'schen Brauerei, wo Reallehrer Rauschnabel die Turnbrüter begrüßte. Heute früh 7 Uhr 25 Min. fuhr der Kölner Sonderzug weiter und 8 Uhr 10 Min. folgte ihm der von der Kgl. würlt. Generaldirektion ausgesührle. An demselben beteiligten sich etwa 300 Turner, wovon eine kleinere Anzahl sich am PceiSturnen in München beteiligen wird. Außerdem wird aus den hiesigen Turnern eine Musterriege gebildet.
Tübingen, 26. Juli. Der Oberbürgermeister erläßt folgende Einladung : „In Folge des Besuches Seiner Majestät des Königs in Bebenhausen wird im Laufe der nächsten Woche uns die Ehre zuteil werden, Alleihöchstdenselben in unserer Stadt begrüßen zu dürfen. Die Veranlassung zu diesem Besuche erfüllt nicht nur die Universität sondern auch die Stadt, deren Interessen mit denen der Universität aufs innigste verknüpft sind, mit freudigüer Dankbarkeit. Der Gemeinderat bittet daher die Einwohner der Stadl und namentlich die der Vereine, sich zum Empfange Seiner Majestät an noch näher bekannt zu gebendem Tag und Stunde von der Einmündung der Mühlstraße in die Neckargasse bis zur Kepplerstraße auf beiden Seiten der Straße in sonntäglicher Kleidung — die Vereine mit ihren Fahnen aufzustellen. Ferner werden die Emwohner gebeten, vor dem Tage des Eintreffens Seiner Majestät bis zum 3. August abends zu beflaggen und die Häuser der Bahnhofstraße, Karlsstraße, Mühlstraßs und Wilhelmstraße zu schmücken."
Eßlingen, 24. Juli, lieber den Stand der Weinberge erfährt die L'ztg. von sachverständiger Seite folgendes: Die Trauben sind im Wachstum gegen früher- Jahre um 2 Wochen voraus, in vereinzelten guten Lagen mit junger Bestockung sind sie zum Teil annähernd schon ausgewachsen. Die Menge der Trauben richtet sich nach der Lage; gute Lagen sind reichlicher behängt, mittlere und geringere Lagen etwas weniger. Quantitativ ist annähernd ein Mittelherbst in Aussicht; die Qualität betreffeno, so wird
Legationsrat geworden. Mit vierundzwanzig Jahren Legationsrat! Wie mancher seiner früheren Kollegen, bedeutend älter als er, beneidete ihn darum. Aber Treuhold fühlte kaum eine Freude mehr an seiner so rasch aufwärts steigenden Laufbahn. Mußte er ja doch früher oder später, wenn Bruno nicht zurückkehrte, wie es immer mehr den Anschein gewann, nach den Traditionen seiner Familie die einst so ehrgeizig erstrebte Karriere aufgeben, und mußte doch, je höher er auf der Rangesleiter emporstieg, der Sprung davon herab nur um so schmerzlicher fühlbar werden.
Mit Irma war der letzte Sonnenstrahl aus Wcndhausen fortgezogen; eine einzige Abwechselung in das einförmige Leben dort brachten die zeitweiligen Besuche des jungen Paares aus Berlin.
Graf Eberhard, dessen Herz mit leidenschaftlicher Liebe an Bruno gehangen hatte, schien nach bessern Verlust für Alles abgestumpft zu sein. Als auch im Laufe des Sommers kein Lebenszeichen von dem Verschollenen einlief, verschwand der letzte noch immer leise gehegte Hoffnungsschimmer aus seinem Herzen. Er wurde finster und hartherzig und seinen Untergebenen ein strenger, gefürchteter Gebieter. Früher würde er eine grobe Nachlässigkeit seiner Untergebenen mit einer ernsten Rüge als bewendet angesehen haben; jetzt bestrafte er jedes geringste Vergehen mit schroffer Härte und entließ um geringfügiger Versehen willen seine Arbeiter.
Die Entlassenen warfen einen grimmigen Haß auf ihn und suchten sich auf alle mögliche Weise zu rächen. Sie hetzten ihre Kameraden gegen den strengen Herrn auf und schürten überall den heimlichen Groll gegen ihn. Die böse Saat keimte nur zu leicht in den ohnehin verbitterten Gemütern. Verwünschungen und Drohungen wurden heimlich und öffentlich gegen den früher so beliebten Gebieter ausgcstoßen und die Widerspenstigkeiten gegen seine Befehle häuften sich von Tag zu Tag. Die Rädelsführer triumphierten; die Stimmen der Vernünftigeren verhallten ungehört.
Zu eben dieser Zeit gährte es überall in Deutschland unter den Arbeiterschichten. Die Vorläufer des Jahres 1818 wurden bemerkbar. Man schwärmte von Freiheit und Gleichheit, von Aushebung aller Standesrechte und Errichtung einer Revubl'k, ,--d p—?-> '"'-.'n !- ^ —-m ' ' ^ ' n
bei fernerem gleichmäßigen Fortschreitcn in der Entwicklung der Trauben und wenn namentlich der August und September uns warme sonnige Tage (nicht gar zu heiß) bringen, der Wein auch gut/
Friedrichshafen, 26. Juli. Ueber den Brand der Weifte berichtet das Seebl.": „Eine gewaltige Röte breitete sich über die Stadt aus. Das Feuer hatte überreichliche Nahrung und an eine Rettung des Haupt- und Seitengebäudes war nicht zu denken. Vielmehr mußte die Feuerwehr die in nächster Nähe befindlichen Holz- und Kornschuppen vor dem rasend um sich greifenden Element schützen, und es gelang mit gewaltiger Anstrengung. Gerettet konnte außer einigen Plänen und Zeichnungen nicht» werden. Das Feuer verschlang neben einer Menge von gelagertem Buchenholz, Schwellen sämtliches Handwerkszeug der Arbeiter, neue Schiffsseile rc.
— Aus Lauterbrunnen schreibt das Oberland folgenden schrecklichen Unglücksfall: Christian von Allmen, ein junger, braver Arbeiter von Gimmelwald, hatte am Donnerstag letzter Woche abends in Mürren einer „Aufrichti" beigewohnt und da vielleicht ein Glas zu viel getrunken. Als er die folgenden Tage nicht bei den Eltern erschien, erkundigten sich dieselben am Sonntag bei seinem Arbeitgeber, welcher seit Donnerstag auch nichts mehr von ihm wußte und geglaubt hatte, er habe dringender Arbeit wegen sein Nachtlager in Gimmelwald genommen. Nun ahnte man ein Unglück und stellte Nachforschungen an, in Folge deren man Montag abends den furchtbar zerschmetterten Leichnam des Vermißten nahe der Stelle fand, wo vor Jahren Fräulein von Buddenbrock über die Mürrenfluh ins Lauterbrunnenthal hmuntergestürzt war. Anzunehmen ist, der Verunglückte habq in der Donnerstagnacht auf dem Heimwege von Mürren nach Gimmelwald die Richtung verloren und in Folge dessen den schauerlichen Sturz in die fürchterliche Trese gethan.
Berlin, 25. Juli. In der Wassergasse waren heute in den Vormittagsstunden zwei Arbeiter damit beschäftigt, Eisenvorräte zu sortieren und zu zerkleinern. Unter den Vorräten fanden sie eine alte Granate und begannen in der Meinung, daß das Geschoß entladen sei, dieselbe zu zerteilen. Plötzlich ertönte ein furchtbarer Knall, die noch gefüllte Granate entlud sich und beide Arbeiter erlitten schwere Verwundungen.
Berlin, 26. Juli. (Ein bekehrter Sozialdemokrat.) Jetzt weiß man doch endlich, um welchen Preis ein sozialdemokratischer Volksvertreter zu bewegen ist, sich von dem Schauplatze des Kampfes für die von ihm bislang vertretenen Ideen zurückzuziehen. Die in dieser Beziehung gewiß unverdächtige „Volkszeitung" bringt heute die Nachricht, daß der frühere sozialdemokratische Stadtverordnete Mitan durch Erbschaft in den Besitz eines Vermögens von 70,000 gelangt ist und infolge dessen beabsichtigt, nicht nur sein Geschäft aufzugeben, sondern auch seiner politischen Tbätigkeit zu entsagen und ein stilles beschauliches Rentnerleben zu führen. Da sieht man wieder einmal, welch' eigentümlichen Zauber das so verhaßte Kapital selbst auf ein sozialdemokratisches Gemüt auszuüben imstande ist! Neugierig wären wir nur, ob, wenn der sozialdemokratische Zukunftsstaat wirklich einmal zur Thatfache werden sollte, die in stiller Zurückgezogenheit lebenden sozialdemokratischen Rentner ihr verabscheutes Kapital auf dem Altar des sozialistischen Staates opfern würden. Nach dem Beispiel des Herrn Mitan zu schließen, wird es kaum der Fall sein. Die sozialdemokratischen Rentner werden dann sicherlich ganz überzeugte Anhänger der bisherigen Gesellschaftsordnung werden und dem Prinzips huldigen: „Grau, teurer Freund, ist alle Theorie, grün nur der Kapitales goldener Baum!"
— Die Wiener „Montagsrevue" erzählt in einem Berliner Brief: Der alte Kaiser Wilhelm hatte einst seinem Hofbankier Baron Cohn, als dieser Besorgnisse wegen Rußland äußerte, gesagt: „Cohn, drehen Sie sich einmal um. Sehen Sie dort das Sopha? Auf diesem habe ich mit Kaiser Alexander gesessen, er da, ich hier, und dann haben wir uns beide versprochen, einander keinen Krieg zu machen. Wenn beide es nun nicht wollen, wer soll es denn wollen?"
Thätigkeit aufregender Demagogen auf fruchtbaren Boden. Der Brand, der im Februar 1848 in Frankreich losbrach, zündete auch in Deutschland schnell. Man bestürmte die Negierungen mit Petitionen aller Art und namentlich in den Hauptstädten brachen häufige Unruhen und Empörungen aus, welche die öffentliche Sicherheit schwer gefährdeten.
In den ersten Tagen des März brachte Treuhold seine Gemahlin mit seinem erst wenige Wochen alten Töchterchen nach Wendhausen zu seinen Eltern, wo er sie in größerer Sicherheit wähnte, als in dem aufgeregten Berlin. Er selbst reiste jedoch noch an demselben Tage nach der Hauptstadt zurück.
Schon vierzehn Tage später drangen allenthalben dumpfe Gerüchte ins Land von einem blutigen, stundenlang anhaltenden Barrikadenkampf, der in den Straßen Berlin's stattgefunden haben sollte. Kaum drang die erste Nachricht davon nach Wendhausen, als auch dort offene Empörung ausbrach; überall rotteten sich große Haufen zusammen und stürmten nach dem Schlosse.
„Nieder mit dem Grafen, dem Leuteschinder! Wir wollen keinen Herrn mehr! Es lebe die Republik!"
Solche und ähnliche Reden schollen unablässig aus dem Pöbelhaufen, die den Schloßhof füllten und die verschlossenen Thüren zu erstürmen suchten.
Da, mitten im ärgsten Geschrei trat plötzlich die hohe, gebieterische Gestalt des Schloßherrn auf die Rampe und seine gewaltige Stimme schallte donnernd über die wilde Menge hin. Mit kühner Unerschrockenheit redete Graf Eberhard auf die unruhig wogende Masse ein und seine Erscheinung, seine Worte, sowie auch das gewohnte Unterthänigkeitsgefühl übten solche Macht auf die Empörer, daß bei seiner Rede eine tiefe Stille eintrat und schon ein allmählicher Rückzug bemerkbar wurde.
„Feiglinge, die Ihr seid!" schrie da plötzlich eine wilde Stimme aus der Mitte der Meuterer. „Wollt ihr ihn nicht lieber demütig um Verzeihung bitten? Fallt doch auf die Knie vor Eurem Tyrannen!"
Dieser Hohn stachelte die Wut aufs Neue an. „Nieder mit ihm! Steckt ihm das Schloß über dem Kopfe an!" scholl es wild durcheinander.
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