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Mit dem Plauderstübchen,

Jllustr. Sonntagsblatt und

Schwäb. Landwirt.

M 157

A«Mches.

Bekaurttmachung,

betr. Nachimpfung gegen Schweiuerotlans.

Gemäß Erlaß des K. MsdizinalkollkgiumS, tierärztliche Abteilung, vom 22. Juni 1909 Nr. 6626, werden die Schweiuebefitz« darauf hiugewiesm, daß euch in diesem Jahre da, wo eir Bedürfnis fich zeigt, Nachimp ungeu gegen Schweiuerotlaus vsrgenommeu werden könne» und ausge- sordett, von dieser Maßnahme Gebrauch zu mache».

Dabei wird darauf hiugewiese«, daß für Verluste durch Schveknerotlaus innerhalb der auf die Impfung folgenden bezw. 12 Monate Entschädigung gewährt und somit durch Bezahlung der Jwpfgebühr eine Art Berfichersug gegen Verluste durch Schwrtueroüanf erzielt wird, sowie, daß die EutschädtguugSleistung für die öffentliche, nicht auch für private Jwvfuugeu vorgesehen ist, und daß die öffentliche Impfung in der Regel billiger zu stehen kommt als die private.

AuWklduugtA find durch die Vermittln»« des Schult» helßeuamtS bis längsten L. September ISO« eiuzarricheu.

Die Ortspslizeibehörde« wollen die Gemeindeange- böügen auf vorstehende Bekauutmachung »och besonders Hinweise», etwa eia?o«meude Aumelduugeu sammeln und dieselben alsbald uach Ablauf des oben erwähuteu Termins hieher vorlegeu.

Nagold, den 7. Juli 1909.

K. Oberamt.

Mayer, Reg.-Nff.

^oMilche MeSsrstcht.

Die frauzöfifche Deputierteukammer hat die

Beratung der Revision des Zolltarifs fortgesetzt und die Generaldebatte z« Ende geführt. Chaumet brachte dann den dringende« Antrag ein, die Beratung eiuznstellen vnd die Regierung cusznforderu, einen Entwurf vorzulegm, der die stauzöfischm Jutereffeu im Ausland schütze. Der Prä­sident der Zallkommisstov, Klotz, bekämpfte diesen Antrag und erklärte, Frankreich habe keine Repressalien zu befürch­te», denn eS zeige fich gemäßigter als andere Nationen. Besonders von feite» Deutschlands habe Frankreich keine Repressalien zn befürchten, da Frankreich bezüglich der Spe­zialisierungen «nr dem Beispiel Deutschlands folge. Der Reichstag habe soeben in zweiter Lesung neue Abgaben auf Kognak und Champagner genehmigt; er, Redner, hoffe aber, daß in der dritten Lesung diese Abgaben nicht aufrecht er» halten würden. Klotz erklärte schließlich. Frankreich be­schränke fich darauf, das zn tun, was alle Welt schon früher getan habe. Die Mehrbelastung belaufe fich nach den Be» schlüffm der Kommisstou nur aus 14, uach den Vorschlägen der Regierung nur auf 3 Millionen.

I« der belgische« Kammer interpellierte der So­zialist Fmuemont wegen der vo« König Leopold in Aut» werpeu gehaltenes Rede, in der die Schaffung einer Hau» delsmarine und die Etablierung von LredttiNstttutru tu China empfohlen wurde, wobei a!s Gegenleistung für die zur Verfügung gestellten Kapitalien Kovzrsfismu im Ksngo- staat vorgeschlagrn wurden. Fursemout fragte au, ob das die persönliche Ansicht des Monarchen fei, oder ob das Mi­nisterium Himer der Erklärung stehe. Ministerpräsident Schollaert erwiderte, er übernehme die Verantwortung für die Erklärung. Der König habe nichts gesagt, waL dem Kol-nialgesetz widerspreche, fonderu lediglich Ratschläge er- teM, die das Parlament ermehmen oder ablehneu könne. Die Ausführungen seien getragen gewesen von dem Ge­danke» au die Prosperität der Kolonie, die ergiebig gemacht werden müsse, ohne daß man die Eingeborenen schädige. Baud-rvelde (S.) bemerkte, daß die Rede auch i« Deutsch, laud eine« schlechten Eindruck gemacht habe. Schließlich wurde eine TagrSssdnnag HymauS, die verlangte, daß die Regierung nichts ohne die Kammer unternehm-, was das Koloutalgesetz verletze, gegen zehn sozialistische Stiwmeu au- geaommeu.

Die türkische Krie,-verwalt»», fährt iu der Er»

greifuug größerer militärischer Maßnahme» fort. Diese begreifen dir iheffaltsche uud die Sptrnsgreuze eiu; so wur­den erst am Mittwoch vier Bataillone uud Artillerie vom Adriauspler Korps nach Prevesa expediert. Doch trage» diese Maßnahwm keinen überstürz«» uud provokanten Charakter und scheinen vorläufig nur eine« Gebot der Vor­sicht zu entspreche».

Alle Nachrichten a«S Perfiru besage», daß au «uhe dort so bald nicht zu denken ist. Nach einer Meldung

Freitag, den 9. Auki

derKöln. Ztg." aus Teheran haben die Raffe» eiu Regiment Infanterie uud 800 Kosaken iu Euseli gelandet. Die katholische Misstou und einzelne europäische Privat­er Md voll von geflüchtetes Armeniern und Chaldäern. Geschäfte, mit Ausnahme der großen europäischen Firmen, Md geschloffen. Alla ed Dauleh, der vor der Schließung des Parlaments verbannt worden war, traf wieder in der Hauptstadt eiu. Nach einer Mitteilung aus Urmia find infolge eines ZasammeustoßeS zwischen dem dortigen Gouverneur uud dem türkischen Kousularageuteu acht Türken uud drei Nationalisten getötet worden. Die Forderungen der Sudschumeu laufen darauf hinaus, daß sie die ganze Macht au sich reiße« wollen. Die Minister uud Gouverneure solle» von ihnen ernannt, alle Arsenale und Truppen übergeben, alle Bürger mit Ausnahme des Fidais tutwaffaet werden Md eine Bachtiarenabtrttung uud Fidais iu Teheran als Hüter der Konstitution verbleiben. Ferner fordern sie den Abzug der Raffen und Auflösung der Kosakenbrigade. Eine Abteilung der iu Karidfh stehenden Kosakeubrigade rückte am letzten SamStag ans taktischen Gründen uach Schahabad aus, wo ste von de« Fidais in ihrer Karawanserei angegriffen wurde. Wegen der hohen Mauern dieses Standquartiers konnten die Kosaken von ihrer Artillerie keine» Gebrauch mache». Als aber dir Fidais von einem uahegelrgcneu Tnr« das Feuer «öffneten, stellten die Kosaken Durchbrüche tu der Rauer her Md «öffneten ihrerseits eiu Aktilleriesener, durch dar ste den Gegner nach 7stündkgem Kampf iu die Flucht schlugen. Die Verluste der FkdatS betragen 12 Tote uud 19 Ver­wundete, auf seiten der Kosaken fielen eiu Offizier und drei Manu. Ein Geschütz und Fahnen der Revolutionäre fielen den Kosaken tu die Hände. Die Fidais konzentrieren fich iu Karidfh, wohin fich Sipahdac begeben hat.

Meld«»,e» «»- Peki», zufolge haben Groß- dritauieu, Oesterreich-Ungar» und die Vereinigten Staate» zur Kenntnis der chinesischen Regierung gebracht, daß ste das russisch-chinesische Abkommen Sb« die Verwaltung der russischen Siseubahuzooe in der Mandschurei nicht anerkennen, da Bestimmungen, die das AustedelnogSrecht international« Niederlassungen in China berühren, aas einem Vertrag der Rächte hervorgeheu müßten.

A«r Ora« wird geweidet, daß im Tafiletgebiet eine aus 600 Reitern bestehende Harka gebildet wird, die den an der algeiisch-marokkauischen Grenze gelegenen Md gegenwärtig nur vo» etwa 40 algerischkv Schützen verteid­igten Posten von Targit angretfeu soll. D« Posten habe die Garnison von Calomb Bechar um Verstärkung gebeten.

Der «werikanische Senat beschloß uach ein« Reldmg d« »Franks. Zig.« die Kündigung sämtlicher Handelsabkommen spätestens zehn Tage «ach Annahme des neuen TartfgesetzeS. Dies entspricht der Payaebtll uud stellt einen Sieg der extremsten Prolektionkstm, die die Ab­kommen nicht schnell geusg loswerden können, dar. Da der Tarif wahrscheinlich Er de Juli angenommen wird, so würde das deutsche Provisorium Ende Januar ablaufm. Der Wortlaut ist jedoch so unklar, daß das StaatSdeparte» ment vielleicht aas 8 Monate kündigen kann, falls die deutsche Regierung damit einverstanden ist. Ferner hat der Senat eiu Amendement angenommen, da? die Abschätz­ung des Wertes koufignierter Ware nach dem amerikanischen Marktpreis Ms Ware ohne ausländischen Marktwert beschränkt.

Z«r »««zlerkrisis.

«erli«, 8. Juli. AuS Dresden wird dem.Berliner Tageblatt" gemeldet, daß man in sächsischen osstzielles Kreise« die Ernennung des Staatssekretärs v. Bethmaun- Hollveg zum Reichskanzler nunmehr als sicher betrachtet. Ra» «fährt, Herr v. Bethmann Hollwez habe sich gegen die Uebersahme des Amtes auch aus Gesundheitsrücksichten nud namentlich not« Hinweis auf seine Nerve« gesträubt, sei jedoch nunmehr bereit, dem Wunsche des Kaisers F^lge za leisten. In Straßbsrg wird, wie mau dem .Berlin« Tageblatt' meldet, jetzt halbamtlich erklärt, daß Graf Wedel bet de« bevorstehenden Kavz'erwechsei nicht beteiligt sein werde. Graf Wedel habe fich bereits vor der jetzt zu« Ansbruch gekommenen SauzlerkrifiS deutlich darüb« auSge» sprachen, daß er bei her gegenwärtige« parlamentarischen Konstellation iu kein« Weise der geeignete Manu sei, falls überhaupt die Aussorderuug au ihn «gehen sollte, an B3- lowS Stelle z« treten uud seine Erbschaft zu übernehmen. Jetzt, nachdem Fürst »Slow sei» Abschiedsgesuch etngereicht habe, komme eine Kandidatur Wedel nicht mehr in Frage. Wie offiziös versichert wird, bleibt H«r v. Schön auch uut« de« neuen Reichskanzler iu seine« Ami.

1909

Deutscher Reichstag.

BerU«, 7. Juli.

Das Abkommen mit Dänemark Sb« dm gegenseitige« Schutz der Mast« uud Modelle wird nach kurz« Befür­wortung durch dm Abg. Junck (ul.) iu «st» Md zweit« Lesuna angenommen.

D« Gesetzentwurf über die Ausgabe klein« Aktien iu dm Konsular-erichtSbrztrkm Md dem Schutzgebiete Ktan- tschou wird tu die Budgrtkommisfiou verwiesen.

ES folgt dieBeratmg des Handelsvertrags «it Vmeznela.

Stadthageu (Ssz.): Handelsverträge gelten an- scheinend nicht für Arbeiter, sonst würde der größte Bundes­staat Prmßeu nicht zu Ausweisungen auLIär-disch« Arbeit« schreiten. Er begeht damit Vertragsbruch.

StaatSsekr. v. »ethmauu-Hollweg: Ich habe «ich schon wiederholt über die Frage der LegitimatiouSkartm und üb« das AuSweisunKrecht t« Verhältnis zn unseren Handel»- Verträgen ausgesprochen. Ich will mich nicht wiederhole», jedenfalls weise ich die Angriffe ans Preuße« zurück. (Beif.)

Der Vertrag wird iu erster Md zweit« Lesung an­genommen.

Zweite Les««g der Fiva«zref»r«.

Die Mühle«««satzstener.

Speck (Ztr.) spricht die Hoffnung ans, daß die Re­gierung ihren ablehreadm Standpunkt fallen lassen »erde.

Ein Antrag Sprck-RLfiSe läßt die Vermahlung bi» zu 500 Tonnen jährlich iu allen Betrieben steuerfrei und mildert die werteren Bestimmungen.

Dr. Rösicke (kous.) weist dm Eiswaud zurück, daß durch die Rühlmmusatzstm« Brot Md Reh! verteuert würde«.

Preaß. HaudelSministrr Delbrück: Die Regierungen halte« nicht aus Eigensinn au ihrem ablehnenden Stand­punkt fest, sondern ans wirtschaftlichen Srüudm. Die Stm« ist für sie nnarmehmbar. Hdrter diesem Beschluß steht der BnodeSrat einhellig.

Bayr. Bevoll«. Burckhardt bestätigt da» Unannehmbar auch für die bah«. Regierung. ES sei ein einmütiger Be­schluß der verbündete» Regierungen. ES sei keine finanzielle sondern eine wirtschaftliche Frage, und die sei so schwierig, daß man fich Zeit lassen müsse.»

Rolkeubahr (Saz.): Der SroßmSller soll also wegm seiner technischen Einrichtungen belastet verdm zngmstm d« kleinen, die fich diese Einrichtungen nicht leisten könne».

Bassermauu (nl.): Wir lehum die Mühleumusatz- stm« ab, weil ste nicht in die Fiuanzresorm gehört, sondern eine virtschaftSpslttlsche Maßnahme ist.

Dr. Hösfel (Rp.) gibt eine ähnliche Erklärung ab.

Günther-Planen (frs. Lp.): Hoffentlich halte« die verbündeten Regierungen diesmal an ihrem Unannehmbar fest. ES hat fich eiu gewisses Mißtrauen gegenüber der- artigen Erklärungen aufgrtau. D« Redn« verwirft di« Vorlage, die eine ErdrüsseluugSstmer sei.

Liebermanu v. Souumberg (»irisch. Bgg.): Das Geld muß beschafft wrrdm, darum nehmen wir eS auch i» Form der Mühlmmnsatzstm«. Sein Betrieb wird «drosselt »«dm. ES ist «ftamlich, »ach welchen Ausflüchten die Regierung für ihre ablehnende Stellung sucht.

Prmß. HaudelSmtnist« Delbrück: In stundenlangen Konferenzen habe ich mich Sb« die einschlägigen Verhält­nisse nach allen Richtungen hin nuterrtchtet. Ausflüchte findet eine Regierung übnhaupt nicht. Sie kau« größne oder geringere Einsicht zeigen, ab« meine Ehrlichkeit Md Objektivität lasse ich nicht anzweifeln. (Beifall.) Ich weise dm erhobenen »orwurs mit all« Entschiedenheit zurück. Ich habe lediglich zu untersuchen, ob eine Etmermaßnahme möglich ist vom Standpunkte dn stmerlichm Gerechtigkeit, Md ob ste die Zwecke erfüllt, die man mit ihr verbindet, and beides glaube ich hier widerlegt zn haken. (Lebhafter Beifall link».)

Sotheiu (frs. Bgg.): Warum verendet die Rechte so die Zeit. Ste will ja iu der dritten Lesung ohnehin gegen diese Steuer stimmen. Der vorliegcnde Bericht ist geradezu kostbar. Wmu He« Erzberger nächstens den Adel erhält, dm» soll er Schere und Kleister ins Wappen er­halten. (Heiterkeit.) Der KemmisstouSberlcht soll üb« die Buhandluugen d« Kommisstou Nachricht geben, der vor­liegende ab« berichtet nur Sb« das Plenum. Der Bericht ist eiu recht bezeichnendes Beispiel für die ganze Stmer- machttei d« uenm Mehrheit. (Beifall links, Lachen rechts.)

Liebermanu v. Souumberg (wirtsch. Lgg.): Ich habe dm AusdruckAusflüchte" iu einer »uswallMg ge- braucht uud bedaure ihn. Sr war nicht überlegt wie die Beleidigungen bei« Hausabuud, sondern ein la-sns livenaa.

Die Diskussion wird geschloffen.