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Wildbad, 19. Juni. Da« Allerhöchste Jubiläum«fest Seiner Ma­jestät de« König» wird hier am Dienstag, den 25. Juni d.J., und Sonntag, den 30. Juni, in folgender Weise gefeiert: l. am 25. Juni 1889: 1) Beflaggen der Stadt. 2) Vormittag« 8 bis 9 Uhr: Festkonzert der Kgl. Kurkapelle in der Trinkhalle. 3) Nachmittag«: Kinderfest in den Kgl. Anlagen, links der Enz und in der Gartenwirtschaft zurRosenau" (Hempel). 4) Nach Eintritt der Dunkelheit: allgemeine Illumination der Stadt. II. am 30. Juni d. I.: Enzpromenadenbeleuchlung mit Feuerwerk. Während der 25jährigen Regier­ungszeit Sr. Majestät unseres in Ehrfurcht geliebten König« und namentlich wiederholt in letzter Zeit hat Wildbad so viele Beweise der Allerhöchsten Gnade und Fürsorge erfahren dürfen, daß die Stadt die volle Ueberzeugung in sich trägt, jeder Einwohner derselben werde diesen Freudentag freudig und würdig begehen und in aufrichtiger Dankbarkeit an der Beflaggung und Illu­mination sich recht gerne beteiligen. Zu dem Kinderfeste werden die Tit. Kurgäste und Einwohner eingeladcn. Der Abmarsch der Kinder vom Schul- Haus geschieht präzis 1 Uhr.

Stuttgart. Zur Ankunft Sr. M. de« deutschen Kaisers erfährt man, daß der Kaiser mit Gefolge am Dienstag den 25. Juni, vormittags 9 Uhr, auf dem hiesigen Bahnhof eintrifft, wo ein feierlicher Empfang stattsinden soll. Die übrigen Fürstlichkeiten, welche, wie bereits bekannt, ihre Ankunft zu den Jubiläumsfeierlichkeiten angekündigt haben, treffen sämtlich vor Ankunft des Kaisers, teilweise schon am Samstag nacht hier ein, um sich an dem Empfang des Kaisers zu beteiligen. Unmittelbar vor dem kaiserlichen Zuge soll dem Vernehmen nach in der Frühe des Haupt­festtages der König von Sachsen eintnffen. Wie man behauptet, wird der Kaiser bis zum Mittwoch den 26. Jum abends in Stuttgart bleiben und in diesem Falle zweifelsohne auch dem Gartenfeste auf Wilhelm« und Rosenstein beiwohnen und sodann nach Schluß desselben die Reise nach Sigmaringen fortsetzen.

Stuttgart. (Zum Iubilä um.) Am 24., Montag, findet im Stadtgarten ein großes Festmahl statt. An demselben werden sich die beiden Kammern, sowie die Vertretungen, welche von den 63 Oberamtsbezirken nach der Hauptstadt abgeordnet werden, teil nehmen. Wohin man die Schritte lenkt, überall sieht man, wie die Vorbereitungen zur festlichen Ausschmückung der Häuser und Straßen in Angriff genommen werden. Eine großartig an­gelegte Verzierung ist dem Bahnhof, dem größten Empfangsraume, zugedacht; bereits erkennt man, wie sich ein aus Draperien dargestellter Triumphbogen von dem Hintergrund (Eingang in dem großen Raum III. Klaffe) abhebt. Das große Portal des Postgebäudes erhält reichen Schmuck in Gasbeleuchtung. Die Anwohner der inneren Hauptstätterstraße schicken sich an, auf die Jubiläumstage eine hübsche Feststraße zu erstellen. Dieselbe beginnt mit einem Triumphbogen in der Nähe des bekannten Volck'schen Weinhauses.

Stuttgart, 20. Juni. Gestern nacht i/zl Uhr ist in der Dreherei von Karl Pleffing, Blumenstraße Nr. 18 Hinterhaus, in den Arbeitsräumen des ersten Stocks, wo noch bis gegen 10 Uhr nachts gearbeitet worden war, ein Schadenfeuer ausgebrochen. Der erste Stock des Hauses ist in seinen Holzteilen völlig ausgebrannt und namentlich an Maschinen bedeutender Schaden erwachsen. Die Bewohner des zweiten Stocks mußten sich durch die Fenster auf Leitern flüchten. Im übrigen war der Brand von der Feuerwehr rasch bewältigt. Se. Ex;, der Herr Staatsminister des Innern v. Schmid und der Stadtdireklor Oberregierungsrat v. Hoser waren alsbald auf dem Brandplatz erschienen.

Bietigheim, 18. Juni. Nach dem Vorgang vieler anderer Städte bewilligten die hiesigen bürgerlichen Kollegien in außerordentlicher Weise den Betrag von 200 mit der Bestimmung, dieselben zu dem in nächster Woche stattfindenden KönigS-,)ubiläum für unsere Schulkinder zu verwenden. Dabei wurde beschlossen, mit dieser Feier ein Kinderfest zu verbinden und solches am Peter- und Pauls-Feiertag, den 29. Juni, abzuhalten, da an dem zuerst in Aussicht genommenen 25. Juni viele der hiesigen Bewohner beabsichtigen, sich zu den Jubiläumsfestlichkeiten nach Stuttgart zu begeben.

Murrhardt, 18. Juni. Am Samstag stand der Mörder der Marie Wurst von Mettelberg, Karl Kugler von Schloßhof, vor dem Schöffen­gericht in Backnang, (die Vorladung hiezu erhielt derselbe drei Tage bevor, ehe er den Mord beging), um sich wegen Sachbeschädigung und Tierquälerei -u verantworten. Derselbe wurde aeseffelt und in Begleitung eines Land­jägers vorgeführt. Ankläger war der Bruder der von Kugler ermordeten Wurst, dessen Anklage dahin ging, daß Kugler ihm habe eine Katze in der Nähe vom Grenzort Mettelberg,. Welzheim, wo derselbe wohnt, von Hunden habe zerreißen lassen und das Tier zweimal von einer Erle am Bache, auf welche sich die Katze geflüchtet hatte, heruntergeschüttelt habe, damit die Hunde ihr Werk ausführen konnten. Kugler gestand letzteres nicht ein, wurde jedoch auf Grund von Zeugenaussagen zu der Geldstrafe von 20 und in die Kosten verurteilt. Als eingangs der Verhandlung der Vorsitzende den Grund seiner vorherigen Verhaftung vor dieser Aburteilung berührte, brach Kugler in Thräncn aus. Der Sitzung wohnten viele Zuhörer, welche von dieser Ver- Handlung Kenntnis erhielten und den Mörder sehen wollten, an.

Urach. 16. Juni. Für die Feier der 25jährigen Regierungr-Jubi- läum« Sr. Majestät des König« Karl hat das hiesige Bezirkskomite fol- gendes Programm aufgestellt: Sonntag den 23. Tagwache, gemeinschaftlicher Zug vom Rathau» zur Kirche, 9 Uhr Festgotterdienst, abend» 7 Uhr Fest­essen unter Beteiligung von Damen im Gasthof zur Post. Montag den 24. nachmittag« Kinderfest in der bisher üblichen Weise, abends 7 Uhr Festbankett in der Restauration von Heinzelmann. Außerdem wird da» evangelisch-teo- logische Seminar sein eigene Feier veranstalten.

Geislingen, 17. Juni. Am kommenden Sonntag den 23. d. M. wird hier zur Feier des 25jährigen Regierungs-Jubiläum» unsere« König« vormittag» ein Festgottesdienst abgehalten werden. Nachmittag» soll auf der Steingrube ein Volksfest mit Festrede. Musik und Spielen seiten» der Schul- jugend stattfinden. Am darausfolgenden Dienstag den 25. d. M. werden die Schulfeiern abgehalten werden; im Pädagogium z. B. wird der Vorstand

der Anstalt, Prof. Nägele, eine Ansprache halten; seitens der Schüler werden Gedichte und Gesänge vorgetragen werden.

Heubach, 19. Juni. Wie auf allen Höhenpunkten des Landes, so wird auch hier anläßlich des Königs-Jubiläums auf dem Rosenstein am nächsten Montag, abends 9 Uhr, ein Freudenfeuer angezündet und nach dem Abbrennen dieses Feuer« die Ruine bengalisch beleuchtet werden. Der Festgottesdienst findet am Sonntag, die Feier in den Schulen am Dienstag, das Festbankett am Mittwoch abend im Anschlüsse an da» an diesem Tage stattfindende Kinderfest, statt.

Aalen. Das nun endlich festgestellte Programm für die Jubiläums­feier lautet: Samstag, 22. Juni. Einläuten des kirchlichen Festes mit sämt­lichen Glocken beider Kirchen. Sonntag. 23. Juni. Abblasen eines Chorals vom Kirchturme der evangelischen Kirche, Festzug vom Rathaus, Festgottesdienst in beiden Kirchen. Abends 8 Uhr Festbankett im Spritzenhaussaal mit Musik, Festrede, Gesangsvorträge des Liederkranzes und allgemeine Gesänge. Dienstag, 25. Juni, morgens o Uhr, Böllersalven und Tagwache, 8 Uhr Kindergottes­dienst, 9 Uhr Schulfeier, nachmittags Kinderfest.

Dresden, 18. Juni. Kaiser Wilhelm traf heute früh auf dem Leipziger Bahnhof hier ein. Auf dem Bahnhof waren König Albert, Prinz Georg und die übrigen bereits hier eingetroffenen fremden Fürstlichkeiten, der preußische Gesandte Graf v. Dönhoff, sowie die Spitzen der Behörden zum Empfang anwesend. Die Militärvereine von Dresden und Umgegend bildeten Spalier. Das in dichten Scharen die Straßen füllende Volk begrüßte den Kaiser mit begeisterten Hochrufen. Kaiser Wilhelm begab sich mit König Albert in vierspännigem Wagen sofort zur Parade und stieg auf dem Parade­feld zu Pferde. Die Parade war vom schönsten Wetter begünstigt. König Albert nahm den Frontrapport unter den Klängen der Sachsenhymne entgegen, während die Truppen präsentierten, und empfing darauf Kaiser Wilhelm, welcher in Mitte der anwesenden Fürstlichkeiten ritt und mit der lebhaftesten Begeisterung begrüßt wurde. König Albert führte dem Kaiser Wilhelm die gesamte Parade, sowie später die Leibregimenter vor, während Kaiser Wilhelm sein Grenadier-Regiment (sächsisches Nr. 101) dem König Albert vorführte. Nachmittags 3 Uhr fand die feierliche Enthüllung des Denkmals weiland König Johannes statt.

Seine Hoheit Prinz Bernhard zu Sachsen-Wei­mar, der zweite Sohn des Prinzen Hermann zu Sachsen-Weimar, welcher als Premierlieutenant beim 13. hessischen Husaren-Regiment in Mainz steht, hatte am Freitag lt. unserm Telegramm in der Schillerstraße in Mainz das Unglück, vom Pferde zu stürzen und sich erheblich zu verletzen. Bekanntlich stürzte Prinz Bernhard vor einigen Jahren bei einem Wettrennen schon ein­mal, er zog sich damals Verletzungen zu, daß man anfangs kaum an sein Aufkommen glaubte.

WermifcHLes.

Talentvolle Bestie. Im Hippodrome zu Paris wird sich dem­nächst ein Löwe als Kunstreiter produzieren. Das Tier, ein ausgewachsener, afrikanischer Löwe, führt auf einem Pferde in den verschiedenen Gangarten die kühnsten Trics und Sprünge aus, setzt durch Papier und Feuerreifen, über Hürden und Hindernisse, springt von der Manege auf's Pferd, feuert auf demselben stehend eine Pistole ab u. s. w. Als Stallmeister fungiert eine große Dogge, welche mit der Peitsche im Maul das Pferd antreibt, durch Bellen da» Zeichen zum Halten gtebt und sich zum Schluß selbst am lieber« springen der Barriören beteiligt. Dresseur und Besitzer des Löwen ist Herr Wilhelm Hagenbeck in Hamburg, durch dessen Agenten, Herr Martin Stein, der Kontrakt mit dem Hippodrome abgeschloffen wurde und zwar vorläufig aus vier Monate für die Summe von 40F00 »iS

* (Theater.) Wie sehr es sich die Direktion angelegen sein läßt, den Wünschen des theaterliebenden Publikums zu entsprechen, dürfte wohl aus dem stets regen Theaterbesuch zu schließen sein. Die während der Saison gegebenen Stücke kamen fast sämtlich recht gut zur Darstellung; unstreitig nimmt aber die am vergangenen Sonntag aufgeführte PosseEin gemachter Mann" den Vorrang ein, es war das Beste, was wir bis jetzt gesehen haben; nicht nur, daß die Posse eine ganz vorzügliche zu nennen ist, sie hat auch durch die treffliche Darstellung erhöhtes Interesse. Besonders aber war es unser Direktor, welcher in der Titelrolle, alsgemachter Mann", durch seine humoristische Wiedergabe das Publikum köstlich unterhielt. Noch selten hatte ein Stück die Zuhörer zu einer solch außergewöhnlichen Heiterkeit Hinzureißen vermocht und zweifeln wir nicht, daß bei der heutigen Wiederholung ein gewiß gut besetztes Haus zu erwarten sein wird und dies umsomehr, als sicherem Vernehmen nach nächste Woche die Vorstellungen schon ihr Ende nehmen.

Standesamt Kalm.

Geborene:

14. Juni. Helene, Tochter des Eugen Dreiß, Kaufmanns.

14. Frida Elise, Tochter des Carl Friedr. Schnaufer, Pressers.

15. Rudolf, Sohn des Jakob Stäubli, Werkführers.

Getraute:

15. Juni. Friedrich Merath, Tuchmacher und Regine Elisabethe geb. Keck, Witwe des Ludwig Friedrich Blaich. Schreiners.

Gestorbene:

15. Juni. Johanna Elisabeth, Tochter des Eduard Vo gel, Webmeisters, 3 Wochen alt.

Gottesdienste am Sonntag, den 23. Juni 1889.

Feier ä«» Wjälirigea Kegi«ruag»jubikäam» 8r. Majestät äer König». Vom Turm: Nr. 29. Vormittagspredigt Herr Dekan Braun. 1 Uhr Christen­lehre mit den Söhnen. 2 Uhr Bibelstunde im Vereinshaus: Herr Helfer Eytel.

Montan, den 24. Juni.

Feiertag Jouaaai» äe» Täufer».

9 Uhr Predigt: Herr Helfer Eytel.__

Oolleräieast« in äer Metstoäisteastaxelle am Sonntag, den 23. Juni 1889, morgen« 9 Uhr, abends 8 Uhr.