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Die Deckenpfronner Doppelfahnenweihe
am 10. Juni ds. Jahres
in launigen Versen geschildert auf der Festtribüne von einem, der auch dabei war.
Was isch doch für a grauße Freud Für unser Gäudorf heut;
Ma moant, es häb von alle Seit D' Leut zua uns einerg'schneit.
Von überall, von nah und fern,
Vom Schwarzwald und vom Gäu,
Vom Schönbuch und vom Neckarthal Goht's lustig zua uns rei.
Von Herrenberg sind Fraua do,
Doch Herra au grad gnuag,
Und d' Jesinger und d' Jettinger Hent g'macht sich au derzua.
Von Wildberg und von G ültling ruf, Und au von Liebenzell,
Von Gechinga, von Hengstett rum Sind heut Verein' zur Stell.
Von Stammheim rum kommt d' Feuerwehr Mit ihrer Blechmusik,
Dui wurd uns heut wohl no erfreu»
Mit manchem heitra Stück.
D' Gärtringer rucket doppelt auf.
Au d' Sulzer kommet a,
Von Simmozheim sind viele da,
Von Oeschelbronn fünf Ma.
Und aus dem Thal, wo Dachtel liegt — Vom halba Schwobaland —
Von Ostelsheim, von überall Druckt heut man sich die Hand.
Von Stuagert und von Ludwigsburg, Do kommts heut' flott daher Mit Hut und Stock und Festtagsfrack Und au no Militär!
Wo ist denn Calw mit seine Leut?
Die hütet 's * * **) ) Militär!
Und no a Deputation Kommt heut zua uns daher.
(Auf vielseitigen Wunsch veröffentlicht).
Und Käppla hent die Weibsleut uf,
Vielleicht au d' Hosa a,
I will euch saga, wer des ist:
Die sind vo Betzing' ra
Au i Hab meira Zwiebelstadt ch)
Sehr zeitig g'sagt adje.
Daß i dean Lebtag und dui Freud'
In meiner Heimat seh.
Was sieht ma doch für Fahna heut :
Neu, alt und groß und klei Vo Feuerwehra, Kriegerbünd'
Und au vo Gsangverei.
Und unser Dorf das kennt ma net,
So proper sieht es aus;
Sind Fahna da und Kränz und Vers Und Grüns vor jedem Haus.
s' ischt aber au a schöner Tag Für unfern Flecka heut.
Denn 2 Verei hent d' Fahnaweih'
Des ist a grauße Freud!
D' Vet'ranen und die Feuerwehr, Die ganget Hand in Hand,
Sind beide da zum Schutz für uns Und für 's lieb Vaterland.
Beid setza Bluet und Leaba ei Beim Feuer und im Krieg:
De eine lösch« 's Feuer aus,
's Feu'r bringt de andre Sieg.
Drum isch au schö daß jederma Teil nimmt heut an deam Fest Und daß au aus der Nachbarschaft,
Sich mancher seha läßt.
A Lob verdien« au ganz g'wiß Die wackre G'sangverei,
Den ohne die, des sag i keck,
Würd 's fast so schö net sei.
Und unsre Wirt, die freuts net schlecht,
Daß so viel Leut sind hier,
Die alle hänt en Durst mitbracht Noch ihrem Wei' und Bier.
Und gucket, wie se höflich sind Doch gegen d'Gäst heut äll Mit Borda weanb se ausstaffiert Als wären 's Generäl.
Und unsre Iungfra bei dem Fest Die kenn i heut fast net Im frischa G'sicht und weißa Kleid Mit Strauß und Band so nett!
Wenn Kriegersleut und Feuerwehr Ihr Fahna weiha ei,
Da müssa au — sonst ging es net — Jungfrau« immer sei.
D' Soldate, die mag Heutigtags Ja jeder deutsche Ma No isch net aus der Weis', wenn au D' Weibsleut 'ne Freud hent dra.
Ich weiß, wenn wiederkehren sollt Ein heißer herber Krieg,
Daß sie fürs tapfre deutsche Heer Mit bitten um den Sieg.
Und Wunden die des Feindes Blei Dem tapsten Krieger schlägt, —
Wirds nicht die deutsche Jungstau sein,
Die treu und gut ihn pflegt?
Doch auch dem Mann der Feuerwehr
— Zwar ohne Helm und Beil —
Steht stets die Jungstau wacker bei,
Trägt Wasser zu in Eil.
Und wenn er s onst was lösch» will,
So holt sie ebbes Nass's
— Wenns ihr grad gschickt ist — und net z'ost Im Keller ihm vom Faß.
Und was sind das für schmucke Leut In ihrer schönen Tracht,
Mit kurze Nöck und weiße Hemd,
So schö wie d' Docka gmacht?
Doch loba därf i heut net z'arg Die Jungsta, wa's der Herr, Sonst möchtets immer Fräula sei _ Und des ging nimmermehr! —
Die singa wie 'ne Nachtigall Im Baß und im Tenor Und wenn no Betzinga mit thuat,
No labt se Herz und Ohr.
Doch eins, des will i bitta äll,
I weiß, des thut ihr doch;
Erhebet d' Gläser und ruft laut:
,,D' Festjungfra leaba hoch!"
Drum isch am Platz, daß Jungsta heut Im Festzug wandra mit Sie können's erst; marschiert sind sie Wie's Militär im Schritt.
*) hatte Einquartierung.
**) 14 Bezinger waren in Nationaltracht da. ch) Eßlingen.
Amtliche Keklnmtmachungkn.
In unserer Anstalt wird die
Jeier des 25Mrigen IiegiemngsjMkäums
Seiner Majestät des Königs Karl
am Jahrestage des Regierungsantritts,
Dienstag, den 25. Juni, morgens S Uhr, mit einem Festakt im Zeichensaale des Georgenäums durch Gesang, Deklamation, Festrede des Herr« Professor Staudenmayer, Verteilung von Festschriften und Denkmünzen festlich begangen werden.
Die Herren Geistlichen, Staats« und Gemeindebeamten, sowie sämtliche Eltern der Schüler und Freunde der Jugend werden zu dieser Feier ergebenst eingeladen.
Calw, 20. Juni 1889.
K. Rektorat.
0r. Weizsäcker.
Revier Liebenzell.
Krennkolz-Verkauf
am Mittwoch, den 26. Juni, vormittag» 9 Ubr,
auf dem Rathaus in Lievenzell, aus
dem Staatswald Layle, Galgenberg, Beutelsteitt und Oberer Finkenberg:
Rm.: 10 tannene Scheiter, 11 desgl. Prügel, 98 desgl. Brennrinde, 29 desgl. Anbruch.
Ostelsheim.
Schafweide- Verleihung.
Die hiesige Schafweide, welche mit 300 Stück be- fahren werden kann, wird am
Freitag, den 28. Juui d. I., nachmittags 1 Uhr,
auf hiesigem Rathaus auf die nächsten 3 Jahre vom 1. Januar 1890 bi« 1893 verpachtet. Die Markung umfaßt 2200 Morgen ausschließlich der Waldungen, auf dem Schafhaus ist eine Wohnung für den Schäfer eingerichtet.
Hierorts unbekannte Liebhaber wollen sich mit Prädikats- und Vermögenszeugnissen versehen.
Den 18. Juni 1889.
Gemeinderat.
Vorstand:
Stahl.
Privat-Aryeigen.
Drrlobkk.
Heinrich Schwämmle Mathilde Günther Calw.Horb a. N. Cannstatt.
ckilitär-Verein.
Sonntag früh 3 Uhr
Sammlung beim Vorstand
»ur Beteiligung am Feste in Stuttgart.
Glasmühle b. Breitenberg.
Fuhrknecht
gesucht.
Einen tüchtigen Menschen, dem da« Fuhrwerk mit Ruhe anvertraut werden kann, im Langholzfuhrwerk nicht unerfahren, sucht pr. sofort bei gutem Verdienst
Müller Adrion.