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zum Abonnement angeboten und vielleicht ist es schon manchem unserer Leser schon ins Hau« gebracht worden. — So dankbar wir sein sollten, daß unsere Gegend durch ein Prachtwerk dieser Art verherrlicht und in weiten Kreisen bekannt gemacht wird, — wir möchten doch wünschen, vor der Bestellung einen Blick hinein zu thun. Die Bilder, ja, die sind bestechend schön, aber der texliche Inhalt: Das Werk ist auf 12 Lieferungen berechnet und mit 1, sage mit einer Lieferung macht der Verfasser den württembergischen Teil ab, die anderen 11 Hefte sollen ganz unseren badischen Nachbarn gehören. Und wie behandelt er das württembergische SchwarzwaldgebietI Im höchsten Grad oberflächlich, in manchen Stücken geradezu unrichtig, wir möchten fast sagen — geringschätzend und böswillig. Freudenstadt kommt darin ganz schlecht weg. Teinach geht es nicht besser. Fast auf jeder Seite dieser ersten Lieferung finden sich hämische Bemerkungen, falsche Angaben, grundlose Vermutungen über unfern württembergischen Teil am Schwarzwald und es scheint beim Autor, der ein Norddeutscher ist und unseres Wissens seit etwa 12 Jahren in Freiburg lebt, die Absicht zu bestehen, auf unsere Kosten das badische Gebiet, dessen besondere Reize wir ja gern anerkennen, zu verherrlichen.
Wir meinen deshalb, der Verfasser oder der Verleger sollten auch drüben bei unfern Nachbarn ihre Abonnenten suchen. Jedenfalls erachten wir es als eine Pflicht, unfern Lesern zunächst die Prüfung des Textes und JnhaltsregisterS zu empfehlen und nicht so „auf gut Glück" und nur auf Grund des empfehlenden Aeußeren und des Bilderschmuckes ihre Bestellung anzumelden.
Für den Schwarzwaldverein und die verschiedenen Verschönerungsvereine, für die Badeorte und für alle diejenigen, welche zur Hebung und Belebung des Fremdenverkehrs im Schwarzwald thätig sind und dazu Gelder geben, dürfte die» eine dringende Anregung sein zu Schaffung eine» äußerlich mindestens ebenso schönen, inhaltlich aber gründlichen, gediegenen, wahren und vor allem unparteiischen Werkes.
Eines der großen Stuttgarter Verlagsinstitute würde sich, bei Garantie einer Mindestzahl von Abnehmern gewiß dazu bereit finden."
Deutschlands schwimmende Ausstellung nennt sich ein Unternehmen, das berufen zu sein scheint, für Deutschlands Export das weiteste Aussichtsfeld zu eröffen. Nach dem uns vorliegenden Prospekt sollen der deutschen Industrie Absatzgebiete im Auslande erschlossen werden, um so in nachhaltiger Weise eine Ableitung der Ueberproduktion herbeizu- führen. Um dieses Ziel zu erreichen, ist es erforderlich, den ausländischen Händler und Consumenten in seinem eigenen Lande aufzusuchen, es muß denselben in einem Gesamtbilde das deutsche Fabrikat vorgeführt werden, damit sie ihre Einkäufe bezw. Bestellungen sofort an Ort und Stelle machen können. Es hat sich nun ein Könnt6, dem die namhaftesten Industriellen Deutschland» angehören, gebildet und sich die Aufgabe gestellt, die kostspieligen Weltausstellungen und sogen. Export-Musterlager durch die schwimmende Nationale Industrie-Ausstellung auf dem eigens hierzu zu erbauenden Riesendampfer „Kaiser Wilhelm" zu ersetzen. Dieser schwimmende Ausstellungs- Palast soll gleichsam das Deusche Reich in seiner industriellen Bedeutung repräsentieren, um der ganzen Welt zu zeigen, daß Deutschland den Wettstreit mit anderen Nationen in Achtung gebietender Weise aufnehmen kann. Für jede Reise des Ausstellungsdampfers ist eine Zeitdauer von circa zwei Jahren in Aussicht genommen. Dieselbe ermöglicht, daß der Dampfer an jedem Einzelnen der 80 zu besuchenden Häfen, je nach dessen kommerzieller Bedeutung, so lange Aufenthalt nimmt, als dies zur Erreichung des beab> sichtigten Zweckes notwendig ist. Der Ausgangspunkt der Reise ist Hamburg oder Bremen. Abgesehen von der rein geschäftlichen Seite des Unternehmens, bietet sich durch dasselbe auch eine außerordentlich günstige und billige Gelegenheit zu einer Reise um die Erde, sei es zum Studium oder zum Vergnügen. Der Dampfer wird eine Länge von circa 570, eine Breite von 70 und eine Höhe von 45 Fuß haben, somit das größte Schiss der Welt
werden; er wird aus bestem Stahl erbaut werden, und durch die denkbarsten Vorsichtsmaßregeln, die größtmöglichste, beinahe absolute Sicherheit gegen Unglücksfälle irgend welcher Art bieten. Sämtliche Räume werden mit elektrischer Beleuchtung, Dampfheizung, kurzum mit allem erdenklichen Komfort versehen sein. Für größere Restaurationsräume, Kafö Konditorei, Rauch- und Lese-Salon, sowie für musikalische und sonstige Unterhaltungen ist bestens gesorgt. Dabei werden die Kosten sowohl für die Aussteller, als auch für die Reisenden, äußerst mäßig bemessen sein, da die ganze Grundlage des Unternehmens unter selbstverständlicher Wahrung der Rentabilität als eine rein gemeinnützige aufzufossen ist. Wer sich für das Unternehmen interessiert, verlange Prospekt von Deutschlands schwimmende Ausstellung, Berlin C., Kaiser Wilhelmstraße 1.
— Die Teuerung in Paris. Ueberall, wo drei Pariser zu' sammenkommen, wird heute über die Verteuerung der Lebensmittel — Fleisch und Gemüse sind in der That schon erheblich im Preise gestiegen — und über die Erschwerung des Verkehrs gejammert. Ein Platz im Omnibus oder im Tramway ist beinahe als eine Gabe des Himmels zu preisen und die Droschkenkutscher überbieten einander an Unverschämtheit, wie sonst nur am Tage des Grand-Prix. — Der Eiffel - Turm wird schon morgen, 5. d. M., dem Publikum zugänglich sein, aber nur den Mutigen aus seiner Mitte, welche das Treppensteigen nicht scheuen, denn die Aufzüge sind noch nicht fertig und werden es vor dem 20. Mai auch kaum sein. Die Treppe, die zur ersten Plattform hinanführt, ist verhältnismäßig bequem und gestattet zwei Personen nebeneinander zu gehen. Die Stufen find mit starken Eichenbrettern belegt und rechts und links ist ein Geländer angebracht. Die Restaurants, welche sich auf dem ersten Stockwerke des Riesenbaues eingerichtet haben, arbeiten gegenwärtig aus Leibeskräften, um nächste Woche die Gäste bewirten zu können. Ganz anders sieht die Stiege aus, die von der ersten zur zweiten Plattform führt. Es sind eiserne Stufen, die sich um eine Säule winden, gerade breit genug für eine Person, die sich einer bloßen Eisenstange als Geländer bedienen muß. Wenn Jemand von oben herabkommt, so ist es beinahe eine Kunst in dem engen Gehäuse sich aneinander vorüberzudrängen. Wie viel mehr aber noch bei der Erklimmung der dritten Abteilung, wo eine Art Leiter die Wendeltreppe ersetzt! Die Besteigung des ganzen Turmes wird 5 Franken kosten, wa» allgemein sehr teuer befunden, aber nicht hindern wird, daß Tausende täglich sich dazu entschließen. Auf der ersten Plattform des Eiffelturms werden Uhren angebracht, welche zu gleicher Zeit auf einem einzigen Zifferblatt die Stunde des Tages an den verschiedenen Hauptpunkten der Erde anzeigen. Die deutschen Besucher der Ausstellung mögen sich mit einer richtig gehenden Taschenuhr versehen, denn außer Wien befindet sich keine deutsche Stadt in der Liste der 23 Hauptpunkte.
Eingesendet.
Ganz anders denn wir seit Jahren es erleben mußten, hat Heuer König Mai seinen Einzug gehalten. Ueberall erblickt man nur die milden Gaben seines Kommens. Fluren und Wälder, Wiesen und Gärten schmücken sich mit einem erfrischenden Grün; überall die üppigste Vegetation. Liebliche Düfte umspielen den Wanderer, und vielstimmige Vogelgesänge erfreuen von Tag zu Tag mehr die Ohren der Naturfreunde. Immer lieblicher und prächtiger erstrahlt die Königin des Himmels. Hervorgerufen durch solches milde Frühlmgwehen hat auch ein schlimmer Gast sein Erscheinen durch verschiedene Boten anmelden lassen — der Maikäfer. Bereits machen flüchtige Kinder Jagd auf diese äußerst schädlichen Tiere und im Interesse des Landmanns liegt es, daß diese Jäger in ihrem frohen-Thun die größtmöglichste Unterstützung von allen Seiten erhalten, weil sie bewußt oder unbewußt sehr ersprießliche Dienste leisten. Auch das Geflügel erhält auf diese Weise für einige Zeit gute Kost. Da nun der Schaden, den diese gefräßigen Käfer an- richten auf Feld und Wald, Wiesen und Gärten, und hauptsächlich an unseren
„Ich kann es kaum glauben, daß ich das nicht Alles träume und daß dieses Gold nicht verschwinden wird, sobald unsere Hand es nur berührt."
„Ja, es ist wie ein Traum," sprach Lionel, sie mit leuchtenden Augen ansehend, „wie ein wunderbarer, glänzender Traum, und Sie sind die Feenkönigin darin, die mir armem Sterblichen das Zauberreich erschloß!"
Machten es seine Worte oder sein Blick, daß es ihr glutrot in die Wangen schoß? Sie fühlte es und hastig wandte sie, um ihm die verräterische Röte zu verbergen, das Gesicht von ihm ab und dem dunklen Teil des Raumes zu. Im gleichen Moment aber entfuhr ein gellender Schrei ihren Lippen vor dem Gesicht, das ihr da starr aus der Dunkelheit entgegengrinste, — ein grauenhaftes Knochengesicht.
Der Richtung, vie ihre Blicke genommen hatten, folgend, erweiterten sich auch Lionel's Augen plötzlich; es war ein Skelett, was ihr den Aufschrei entlockt hatte und worauf jetzt auch er wie gebannt sah.
Im Moment stand die Wahrheit vor ihm. Was sie da vor sich sahen, das waren die irdischen Ueberreste Cyrus Egerton's, der, sich an dem Anblick seiner verborgenen Schätze weidend, eines Tages hier von einem plötzlichen Tode ereilt sein mußte.
„Kommen Sie fort von hier, Lady Lynwood," raffte Lionel sich gewaltsam auf, „das ist kein Anblick für Sie!"
Und ihren Arm nehmend, führte er sie, die ihm willenlos folgte, aus der Zelle hinaus und durch den langen Gang bis zu der letzten Thür, durch welche sie hereingekommen waren.
Zu seiner Ueberraschung fand er dieselbe geschlossen. Er ließ Adrienne'S Arm los und suchte den Drücker zu finden, der die Thür öffnete; aber alle seine Mühe war vergeblich; der Drücker arbeitete zweifellos nur von außen.
„Was ist geschehen?" fragte Adrienne geängstigt. „Können Sie die Thür nicht öffnen?"
„Nein, aber es muß mir ja doch gelingen," erwiederte er in beruhigendem Tone und zog sein Stemmeisen heraus, um mit demselben zu arbeiten. „Könnten Sie vielleicht ein wenig die Laterne halten?"
Sie nahm sie, zitterte aber noch so heftig von dem kürzlich ausgestandenen Schreck über den Anblick des Skeletts, daß die Laterne ihren Fingern entfiel und verlöschte, sie in tiefster Finsternis zurücklassend.
„O, wie ungeschickt ich bin!" rief sie im Tone büteren Selbstvorwurfes aus. „Haben Sie Zündhölzchen bei sich?"
Lionel suchte in seiner Tasche und fand zu seiner größten Bestürzung, daß er kein Feuerzeug bei sich hatte. So blieb ihm Nichts übrig, als im Dunklen mit seinem Stemmeisen zu arbeiten; vergebliche Arbeit. Entmutigt ließ er endlich davon ab.
Es muß eine Thür am anderen Ende des Ganges sein, die in die Keller von Kings-Dene führt; wir müssen sie suchen," sagte er gepreßt.
Indem er ihren Arm erfaßte, fühlte er, daß sie am ganzen Körper heftig zitterte.
„Ich bin die Ursache, daß Sie diese Angst auszustehen haben," sagte er im Tone heftigen SelbstvorwurfeS. „Ich werde es mir nie verzeihen, daß ich Sie hierher führte."
„Es war nicht Ihre Schuld," wehrte sie ab. „Ich bestand selbst darauf, mit Ihnen zu gehen."
„Dann ängstigen Sie sich wmigstens nicht allzusehr," bat er in beschwichtigendem Tone. Wir werden bald ins Freie kommen und dann werden Sie über dieses Abenteuer lachen."
Sie erwiederte Nichts und sie tasteten sich durch dm Gang fort, bis sie an eine Thür gelangten, die ihnen den Weg versperrte; auch sie war verschlossen und gab allen Anstrengungen nicht nach.
Lionel ließ verzweifelt ab und ergriff Adrienne'S Hand; diese war eiskalt.
„Mr. Egerton," sagte sie, währmd ihre Finger krampfhaft die seinen umklammerten, s„wenn eS uns nicht gelingt, em» dieser Thürm zu öffnen, dann sind wir verloren, dmn Niemanden wird es einfallen, uns hier zu suchen!"
ES warm seine eigenen Gedanken, die sie da auLsprach. Ein Aechzen entrang sich seinen Lippen.
(Fortsetzung folgt.)