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P»tztS, 7. Okt. Einige Unruhe vernrsacht hier die reservierte Haltung Italiens, die zu der Vermutung Aulaß gibt, daß Litton! noch einige Ueberraschungeu im Hinter­halte hat.

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St. Petersburg, 7. Ott. Die Stellungnahme Ruß­lands -u der Sachlage ist abwartend. Rußland weigert sich, Bulgarien aüzuerkeunen, daS fich aus dem «nkLnt gats zu« sukant tsrridls ausgewachsen habe. Falls der iuter- uatümale Kongreß zusammrukommt, wird Rußland nach­drücklich die KompensatiouSforderuugeu der Türkei unter­stützen. Heute überreichte der österreichische Botschafter dem stellvertretenden Minister des Auswärtigen, Tscharykow, eine Note. Morgen oder übermorgen soll der österreichische Botschafter eine Audienz beim Zaren erhallen. Befremden erregt, daß der österreichische Botschafter bisher noch nicht empfangen wurde.

Der Stet» rollt weiter.

Triest, 8. Ott. Wie hiesige Blätter melden, will fich Albanien für unabhängig erklären. (Mpst.)

Jpeck, 8. Okt. Die Albanesen nehmen eine re­gierungsfeindliche Haltung ein. Sie wollen die Be­amten verjagen, falls sie nicht freiwillig auf ihre Aemter verzichten. Bier Bataillone find dorthin entsandt worden.

(Mpst.)

Die Antwort der Pforte »uf die Annex!»».

Konstantinopel, 8. Oktbr. Der unter dem Vorfitz des GroßwefirS abgehaltene Ministerrat dauerte bis 1 Uhr früh und galt der Abfassung der Rote zur Beantwortung der vom österreichischen Botschafter überreichten Note betr. die Angliederung Bosniens und der Herzegowina. ES ist «och nicht bestimmt, ob die Antwort hier oder in Wien überreicht werden wird, wahrscheinlich aber in Wien.

Das nnabhängige Bulgarien.

Sofia, 8. Okt. Der Finanzmiuister stellte die Aus- der Sevtewber-Rate des ostrumelischen Tributs i« Betrag von 280000 FrS. ein. (Mpst.)

Die türkische Protestnote.

Berlin, 8. Okt, uachmitt. '/<2 Uhr. Der türkische Botschafter überreichte gestern dem Auswärtigen Amte die Protestnote seiner Regierung; daran schloß fich eine längere Unterredung. Der Botschafter protestierte noch­mals in scharfen Ausdrücken gegen den Schritt der bul­garischen Regirrcng und kündete au, daß die Türkei au die Signatarwächte appellieren würde; er gab aber zugleich der Hoffnung Ausdruck, daß es der Pforte, des Ernstes ihrer Si-ua'ion und der steigenden Erregung des Volkes bewußt, gelingen werde, auf friedliche« Wege eine Lösung zu finden. Bezüglich der von den anderen Mächten gestellten Kompen- sattonsforderuugen wird au hiesiger Stelle jetzt bekannt, daß Raß'and die freie Durchfahrt der Dardanellen ver­langt. Von Tripolis ist hier nichts bekannt, dagegen sollen an Montenegro eine Reihe von Zugeständnissen gemacht worden sein, die in der Hauptsache iu der Aufhebung der Beschrärikungsb-stimmungeu des § 29 des Berliner Ver­trags bestehen. (Mpst.)

Es klingt wie Krieg.

Belgrad, 8. Okt. Das erste und das zweite Aufgebot find cinberufen worden. Der Präsident der Skuptschiva richtete au die Volksmenge eine Ansprache, in der er erklärte: Können wir nicht mit den Waffen siegen, ss werden wir zu Bomben unsere Zuflucht nehme». Das makedonisch-bosnische Komitee beschloß denn auch, mit Bandenbildung vorzugchen und Bosnien zu in- *urgieren. (Most.)

Wir«, 8. Oktbr. Die aus Belgrad eintrcffendeu Nachrichten werden in den politischen Kreisen mit großer Aufmerksamkeit verfolgt. Zwar hofft man, daß fich ein kriegeriiwer Zusammenstoß werde vermeiden lassen. Für alle Fälle find aber die notwendigen Vorbereitungen bereits getroffen worden Jedes Ucbertreteu serbischer Truppe» oder Banden nach Bosnien oder Savdschak, wo 500 Orsterreicher stehen, oder auch nur eine Annäherung solcher würde mit einer sofortigen Mobilmachung Ö sterreichs beantwortet werden. Sämtliche iu Betracht kommenden Trupp n sind schlagfertig und bereit abzumarschierev.

Berlin, 8. Ott. Wie derDeutschen Tageszeitung" über Poris gemeldet wird, haben alle in Genf lebenden vaffcnpflichtigeri Bulgaren telegraphisch ihre Berufung in die Heimat erhalte«. (Mpst.)

Der geplante Orirvtkongrrß.

Berli«, 8. Okt. Die deutsche Regierung steht, dem Lok.-Anz. zufolge, dem Plaue eines OricvtkougresseS nicht grundsätzlich entgegen, ist aber der Auficht, daß er nur mit Zustimmung Oesterreichs zur Durchführung gelaugeu könne; deuu ein neuer Kongreß ohne Oesterreich wäre et« Unding und würde von vornherein völlig ausfichtslos sein. (Mpst.)

Der Einfluß «nf dir Weltbörfr«.

Berli«, 7. Okt. Die Börse ist jetzt allgemein matt aus den Londoner Rückgang in Türken.

Paris, 7. Okt. Die heutige Börse war starr auf der ganzen Liute. Kupferwerte und die Werte der Spauier- gruppe, sowie Minenwerte weichend.

London, 7. Okt. An der heutigen Börse standen die Märkte, obwohl etwas beruhigter, unter dem Einfluß der Politik. Reuten waren behauptet. Bahnen lagen schwach. Fremde Fonds waren nicht bester.

Rewyork» 7. Ott. Die Börse »öffnete unregel­mäßig mit uachgebender Tendenz. Später schwächer auf strrke Londoner Verkäufe infolge der Balkanbrsorgnisse.

WoMffche Hleverficht.

DaS Gesetz über di« Einwirkung der Arwen- «nterftütznng auf öffentliche Rechte ist jetzt im Reichsamt des Innern im Entwurf fertiggestellt. Die Neureglung entspricht einem Beschluß des Reichstags vom vorigen Jahr uud beruht auf de» Gedanke», daß das Wese» der Armen- uuterstützuug durch unsere soziale Gesetzgebung eineu andern Charakter erhalten hat, da der Bezug einer Reute auf Grund der VerficherungSgesetze heute au die Stelle einer sonst nötigen Armenpflege getreten ist. diese Reute aber nicht von der Wahrnehmung öffentlicher Rechte ausschließt. Gl wird sich bei dem Entwurf darum haudelv, festzustelleu, ob eine Unterstützung durch Gewähruug steter LebeuSmtttel, freier ärztlicher Behandlung, durch Verabfolgung von Arz- ueien uud das Armeurecht iu Prozessen and durch Gewäh­rung von freiem Unterricht uud Lehrmitteln au Kinder auch

rat Dr. Marquardt. Auf Antrag des Borfitzenden, Dr. Hieb er wmdefbeschloffen, zwei Lesungen vorzunehmm. Der Vorfitzende referiert zunächst über den ganzen Inhalt von Art. 1 des Entwurfs, der die obligatorischen uud fakulta­tive» Lehrfächer der Volksschule, die Errichtung von Mittel­und Hilfsschulen, sowie die Kompetenz der örtlichen Organe dabei regelt und empfahl die Annahme der Regierungsvor­lage. Die Diskussion beschränkte fich iu der gestrigen Sitz­ung auf die WorteReligion?- u. SiLteulehre" (au der Spitze der obligatorischen Unterrichtsfächer) und die dazu gestellten An­träge. Nach längerer Debatte wurde der Antrag der sozialdemokr. KomwisstMsAitglieder die WorteReligion?- und" zu streichen mit allen gegen die sozialdemokratischen Stimmen abgelehnt. Ein Antrag der volksvarteilicheu Mitglieder, dem Artikel 2 Abs. 2 des Volksschulgefetzes vou 1836 folgende Fassung zu geben:Der Religionsunterricht ist von den Orts geistlichen zu erteilen", also die Worteunter angemessener Teilnahme der Lehrer" zu streichen, wurde ebenfalls mit sämtlichen Stimmen gegen die Stimmen der Antragsteller bei einer Stimmenthaltung abgelehnt. Die Beratung über den weiteren Inhalt des Art. I wird heute fortgesetzt.

Tages-Wlsuigksiten.

«»« «M «» S«t.

r. Euztal, 8. Okt. Gestern abend verunglückte die iu Wtlbvad b.dienstete 14jährige Tochter des Bäreuwirts Bätzner. Mit dem glühenden Feuerhackm kam sie ihrem von Spiritus befeuchteten Kleid zu nahe, ss daß dieses Feuer fiag. Das Mädchen brannte sofort lichterloh, sprang auf die Straße, wo erst nach einiger Zeit die Flammen erstickt werden konnten. Sie hatte schwere Brandwunden erlitten und wurde in das Krankenhaus verbracht.

Stuttgart, 7. Okt. Der Evangelische Pfarrverein hat heute in ein-r außerordentlichen Mitgliederversammlung Stellung zur Schuluo veile genommen. Er erklärt, daß der Entwurf deu vom Pfarrverein wiederholt geäußerten Wünschen im wesentlichen entspricht. Insbesondere spricht er stiue Genugtuung darüber aus, daß bei voller Wahrung des staatlichen Charakiers der Volksschule an der Koufesfio- ualttät der Schulen ans allen Stufen durchweg sestgehalten uud hinsichtlich des Religionsunterrichts an den Volksschulen nnd den Lehrerbildungsanstalten die Befugnisse der Kirche grundsätzlich gewahrt worden find, ferner, daß die als­

baldige Einführung der Bezirksschulaufstcht im Hauptamt obligatorisch gemacht uud die notwendig gewordene LoS- löfuug der evangelischen Oberschulbehürde von der Ober- ttrcheubehörde vorgesehen ist. »etter wird auch.hinsichtlich der Regelung der örtliche» Schulaufsicht ein wesentlicher Fortschritt gegenüber dem Entwurf vou 1902 konstatiert. Segen die vorgesehene Zulassung des Geistlichen zum ge- schSftsführendeu Mitvorfitzeudeu der OrtSfchulbehörde be- ständen ernste Bedenken, da neue Konflikte zwischen Pfarrer uud Lehrer einerseits uud Pfarrer und Gemeinde anderer­seits zu besorgen feien und weil im Interesse des einträch- tigeu Zusammenwirkens vou Pfarrstaud und Lehrerschaft auch der Schein, als maße fich die Kirche als solche ein Aufsichtsrecht über die Schule au, vermieden werden sollte. Aber diese» Aufträge, der lediglich als eiu staatlicher zu betrachten sei, könne mau fich nicht entziehen, sofern unter deu gegebenen politischen Verhältnissen, eine ablehnende Haltung des PfarrstaudeS die Novelle gefährden könnte. ES fei aber bestimmt zu «warten, daß der GeschäftSkreiS des Geistlichen als leitenden Ritvorsttzeuden der OrtSschnl- behörde eine alle Konflikte ausschließeude Umgrenzung er­halte. In brsoudereu Fällen sollte der Geistliche wen Mit- Vorsitz ablehueu köuueu.

Stuttgart, 8. Okt. Das Komitee für Errichtung eines Denkmals für David Ludwig Strauß in LadwtgS- burg hielt heute hier eine Sitzung ab, iu der mitgeteilt wurde, daß bereits beträchtliche Summen eingegangen stud. Heb« die Platzfrage wurde noch nichts beschlossen. Es wurde eine Kommission gewählt, die sich zur Erlangung vou Entwürfen mit einer beschränkten Anzahl von württ. Künst­lern in Verbindung setzen soll.

r. Heilbronn, 8. Okt. Die am Sonntag nacht über­fallene uud schwerverletzte Wirtstochter vom Ssndhof, Helene Gerig, wird voraussichtlich mit dem Leben davou- kommeu, ab« zeitlebens gelähmt bleiben, da das Rücken­mark durch einen der 21 Messerstiche verletzt worden ist.

r. Ul«, 8. Ott. Die bürgerlichen Kollegien und städtischen Beamten vou Aalen statteten Ulm einen Besuch ab uud besichtigte» hi« neben deu ueueu Wasserwerks- und Elektrtzitätsavlageu, die neue» SchulhLuser und die hiesigen Wohlfahrtsetunch tun gen.

r. Biberach, 8. Okt. In der Strafsache gegen deu ledigen I. Bruder von hier wegen Mords, der am kom­menden Mittwoch vor dem Schwurgericht Ravensburg zur Verhandlung kommt, war gestern der Oberstaatsanwalt zum Zwecke der Augenscheinnahme hier. Für deu Fall find 3 Tage in Aussicht genommen.

Graf Zeppelin nnb fein Luftschiff.

Friedrichshafe«, 8. Oktbr. Am Montag wird der König von Württemberg, der heute nach Carlsruhe (Schle­sien) abgereist ist, Wied« hi« eintreffen, um den Prinzen Heinrich von Preußen zv empfangen. Am Admd st det eine Tafel statt, zu der auch Graf Zeppelin geladen ist. Am 14. ds. Mts. trifft der Regent von Braunschweig hier ei», um dem König seinen Antrittsbesuch zu machen. Es liegt nahe, daß diese hohen Besuche mit den bevorstehenden Aufstiegen des 2 1 in V-rbivdung gebracht werden. Doch wird von kompetenter Seite mitgeteilt, daß das Luftschiff kanm vor dem 18. Oktober flmzftttig sein wird. Zwar ist d« gmügmds Gasvorrat vorhanden; auch werden bereits die BallonttLS in ihre Zellen eirigesügt. Aber einen Aufstieg wird man noch nicht vornehmen lörmru, da die Arbeiten am 2 l durch die intensive Inanspruchnahme des Grafen Zeppelin und seines Stab S an den Ne««^

«ne ganz besouverr. rege, da ja der Sieger Aussicht har, daß sein System bei «u« großen Anzahl zu errichtender Hallen augewendet wirb. (Mpst.)

Wilhelmsdorf, 7. Okt. Zeppelin. Auf rührende Weise betätigte ein Mherer Zögling der hiesigen Taub­stummenanstalt, der taubstumme Schrein« I. B., sei» Interesse für dm Grafen Zeppelin und seine Arbeit. Der­selbe legte Leu Weg von Urach nach Friedrichshafe» bez. Manzell zu Faß zurück, um das Luftschiff zu sehen. Leider konnte er keinen Zutrut in dir Halle erlangen uud mußte so unverrichteter Dinge wieder heimkehrm, und zwar eben­falls aff Schusters Rappen. Er nahm aber seine Bewun­derung und Begeisterung für den Grafen unvermindert mit fich uud ist glücklich, wenigstens die Halle gesehen zu hasm. Der Vorfall ist ein neuer Brweis für dis große Volks­tümlichkeit unseres Graseu.

De»tjche« Reich

München» 8. Ott. Gegen den bekanntlich wegen Raubmordes au dem Kaufmann Heutschel zu lebenslänglichem Zuchthaus verurteilten ZirkuSdirrktor Metermayer wurden zwei neue Strafverfahren wegen Anstiftung zur Ermordung und Beraubung zweier vor 10 Jahre» verschwundenen ZirknS-ArtistinnQ gerichtlich eingeleitet.

Straßburg, 8. Ott. Bon einer Brandkatastrophe heimgesucht wurde de: Ort Hansen bet Kalmar. Etwa 30 Häuser sind eiugeäschert, alle Ernievorräte vernichtet.