Erscheint täglich mit Ausnahme der Cvnn- und Festtage.
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LÄS- Ni> AHkM-M ßl dm WklMs-SkM ÄW>i>.
Mevnfpvechev Nv. LS.
SS. Jahrgang.
Jernfprecher Wr. LS.
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Mit dem Plauderstübchen und
Schwäb. Landwirt.
^ 237
Ilrettag dm 9. HKtoöer
1908
Amtliches.
Die Ortsschulbehörde« «ud die Wemeiuderäte des Bezirk» .
werde« dringend gebeten, im Jutereffe der Förderung der Fortbildung «ud des WtffeuS ihrer Gemetndeaugehörigm» wsbesondere auf dem Gebiete der Landwirtschaft auch in diese« Wiuter wieder laudwirtfchastltche Abeud- verfam«l»ugk» Erwachseuer, sog. Leseabeude iu ihren Gemeinden zu veranstalten, in welchen an der Hand guter Bücher und Schriften, z. B. „des Landmanns Winter» abmde" u. s. f., geeignete Vorträge über wichtige Gegenstände auf den Gebieten der Viehzucht, des Ackerbaus, der Düugerlehre, des Obstbau», des Versicherungswesens u. s. f. v»u de» Herr«» Geistlichen, OrtSvorsteher» »»d Lehrer« gehalten werden.
Die Erfahrung in den letzten Jahren hat gezeigt, daß dieselben vielleicht zweckmäßiger iu geeigneten Wirtschaften abgehalten werden vud daß die Teilnehmer auch durch bildende unterhaltende Stoffe au die gewiß zweckdienlichen Veranstaltungen gefesselt werden muffen.
Bemerkt wird weiter, daß die K. Zentralstelle für die Landwirtschaft Beiträge z« de» Ube«dversa««l»«ge» bis zu 1 ^ für den Abend gibt und auf Ansuchen wertvolle Schriften, iuSbes. landwirtschaftlichen Inhalts unentgeltlich verwtlligt.
In der Sache wird auch die in Nro. 35 und 36 der Blätter für daS Armevwese» vo» Jahr 1905 erschienenen Ausführungen über „Anleitung zur Veranstaltung von Volks« abendeu iu kleinen Gemeinden" sowie auch auf die frühere Aufforderung über die Ergänzung der OrtSleseLMotheken durch Bestellung von Büchern — vergl. das jeder Gemeinde zngestellte Bücherverzeichnis — in Erinnerung gebracht.
Die Herre« Ortsvorsteher wolle« über die Veranstaltung von Leseabenden bi««e» 14 Tage« anher Bericht erstatten.
Nagold, den 7. Oktober 1908.
_ K. Obirawt: Ritter.
Die Gch«ltheitze«ämt--r
wollen, sofern dies nicht schon geschehen ist, die auf 1. ds. Mts. fälligen Protokolle über die Bifitatio« derjenige» Etters- «»d Rachbarschaft-stratzeu, die
nicht in Verwaltung der Amtskörperschaft sich befinden, mit Nachweis der Erledigung der erteilten Defekte alSbald anher vorlegen.
Nagold, den 7. Oktober 1908.
K. Oberamt: Ritter.
Sein« Königliche Majestät haben am 3. d. M allergnädigst geeicht, di« Finanzsrkretärstelle bet dem Kameralamt Urach dem Ftnanzpraktikanten Meßmer in Altenstetg zu übertragen
Abenteuer des Sherlock Holmes
von C»»a» Doyle.
1) Der Bund der Rothaarigen.
(Fortsetzung.) (Nachdr. oerb.)
Ich glaube nicht, daß ich mehr ans den Kopf gefallen bin als ein anderer, aber Sherlock Holmes gegenüber bedrückt mich stets das Bewußtsein meiner eigenen Dummheit. Auch diesmal hatte ich genau dasselbe gehört und gesehen, wie er, und seine Worte bewiesen klar, daß er nicht nur alles, was geschehen war. deutlich durchschaute, sondern auch was kommen würde, während mir die Sachlage immer noch verworren und abenteuerlich erschien. Auf der Heimfahrt nach Kenfington überlegte ich noch einmal alles, von der sonderbaren Geschichte des rothaarigen Kopisten an bis zu nufer» Besuch in Saxe-Cobnrg-Sqaarr, und bis auf die bedeutungsvollen Worte, mit denen Holmes von mir gegangen war. Wozu diese nächtliche Expedition? Weshalb sollte ich bewaffnet sein? Wohin würden wir gehen und was hatten wir vor? Holmes hatte mir einen Wink gegeben, dieser glattrasterte Gehilfe sei ein farchibarer Mensch — ein Mensch, der vielleicht einen verwegenen Stretch plante. Ich sann hin und her, verzweifelte aber daran and ließ die Sache
endlich rnheu, bis die Nacht mir endlich Wahrheit bringen würde.
ES war ein Viertel nach neun, als ich zu Hause aas- brach und «ich durch den Park und Oxford-Street nach
Me Mmwätzung auf dem Walkan.
England hält mit seiner Anerkevunvg zurück.
Gofia, 7. Okt. Der diplomatische Agent Großbritanniens überreichte dem bulgarischen Ministerin« des Auswärtigen eine Note, die die Erklärung enthält, daß die britische Regierung daS Königreich Bulgarien nicht anerkennen könne, bevor nicht die anderen Mächte und die Türkei ihre Haltung iu der Angelegenheit präzisiert haben.
Die Halt««- der Türket.
Ko«sta«ti»opel, 7. Okt. Die im gestrigen Miuister- rat beschlossene Protestnote gegen die bulgarische Unab-
Baker-Street begab. Zwei Droschken standen vor der Tür, und als ich in den Flur trat, hörte ich Stimmen oben. Ich fand Holmes iu lebhaftem Gespräch mit zwei Männern; iu dem einen erkannte ich Peter Jones, den Polizeibeamteu, der andere war ein langer, magerer, trübselig blickender Herr in schwarzem Rock sud Hut von tadelloser Beschaffenheit.
„Hal nun find wir vollzählig!" sagte Holmes, knöpfte seine bequeme Jacke zu und nahm seinen Hirschfänger vom Nagel. „Ich denke, Watsoo, Herr Jones vo» Sclftland- Jard (Londoner Hauptpolizetamt) ist dir bekannt. Erlaube mir, dich Herrn Merryweather vorzustelleu, der au unsere« nächtlichen Vorhaben tetluehmeu wird."
„Wir jagen wieder paarweise, Doktor," meinte JoueS iu seiner praktischen Weise. „Unser Freund hier, der ver- steht's, das Wild aufzuspüreu. Er vraucht Wetter nichts al» einen alten Hund, der ihm beim Hetzen hilft."
„Hoffentlich jagen wir etwa» anderes auf als eine ,Eate'" bemerkte Herr Merryweather mürrisch.
„Vertrauen Sie nur ruhig Herrn HolmeS," erwiderte der Polizetageot überlegen. „Er hat seine eigenen, kleine» Griffe und Kniffe, die, wenn er eS mir nicht übel uim«t, vielleicht etwas zu theoretisch und phantastisch find, aber iu chm steckt ein wahrer Detektiv. ES läßt sich nicht leugnen, daß er ein» oder zweimal der Wahrheit näher gekommen ist, als die Polizei, z. B. iu Sachen deS Sholto- mordeS Md des Agraschatzes."
„Nun, wem Sie «tr diese Versicherung geben, Herr JoueS, dann bin ich beruhigt," sagte Merryweather. „Ich
hängigkeitserklärmg wurde noch abgeäudert und soll erst heute abend an die türkischen Botschafter zur Mitteilung au die Stguatarmächte des Berliner Vertrages abgehen. Die Beamten der Pforte, die Jungtürke« und die Letter der Presse find andauernd vielmehr mit der bulgarischen Proklamation als mit der bosnischen Frage beschäftigt.
Koustautiuopel, 7. Oktbr. Alle türkischen Blätter beschäftigen sich mit der bulgarischen, einige auch mit der bosnische« Angelegenheit. „Jkdam" veröffentlicht ein In- terviev mit dem Minister des Aeußeru, der dabei gesagt haben soll, daß die Annexion Bosniens gegen den Berliner Vertrag verstoße. Die Pforte habe gegen die Annexion, sowie gegen die bulgarische Proklamation protestiert md für die Lösung der beiden Fragen einen Kongreß der Mächte vorgeschlagen. Die Pforte sei nicht kriegerisch gesinnt, würde sich aber natürlich verteidigen. Das italienisch-französische Blatt „Tnrquie" bringt einen äußerst gehässigen Artikel gegen Oesterreich-Ungarn.
K»ufta«tmopel, 7. Ott. Heute abend ist ein Regiment Garde-Infanterie aus seiner Kaserne iu der Nähe des Aildiz ausgerückt. Sein Ziel ist unbekannt.
Per», 7. Ott. Im Augenblick (4 Uhr nachmittags) ziehen 3000 Soflas nach de« Wldiz, um dort den Krieg zu erzwingen. Die Demonstrationen finden momentan vor der englischen und französischen Botschaft statt, wo Ovationen dargebracht werden. Die Geistlichkeit erklärt, die Bestimmungen des Koran fordern iu der gegenwärtige« Lage den Krieg.
K»«sta«tiuopel, 7. Okt. Armenische Blätter melden, daß das armenische Ko»itee der Pforte für den Fall eine» Krieges 40 000 Freiwillige und große Geldsummen an- geboten habe.
Nom, 7. Ott. Der „Corriere della Sera" veröffentlicht eine Unterredung mit einem leitenden StaatSmanve. Dieser erklärte:
Der Augenblick ist gewiß ernst, aber ich sehe nicht schwarz. Die Juugtürke» wüsten von einem unglücklichen Kriege das Ende des liberalen Regimes befürchten. Ferner ist klar, daß Bulgarien alles im Einverständnis mit Oesterreich getan hat und die Unterstützung Oesterreich» besitzt. Die Mächte müssen in Wirklichkeit daher Oester- reich für die Ereignisse mehr verantwortlich machen als Bulgarien, das, auf sich allein angewiesen, dm Berliner Vertrag zu verletzen nicht gewagt hätte. Deutschland kann mit dem Vorgehen Oesterreichs sicher nicht zufrieden fei«, kann aber der Türkei zuliebe seine Freundschaft mit Oesterreich nicht kompromittieren.
Matta»d, 8. Oktober. Der „Corriere della Sera" veröffentlicht Mitteilungen Tittouis au feine politischen Freunde bezüglich der Vereinbarungen zwischen Rußland Md Italien.
Hiemach unterstützt Rußland Jtalim iu der For» deruug der Aufhebung des Artikels 29 des Berliner Vertrags und Italien unterstützt Rußland zu Gunsten der freie« Durchfahrt der Kriegsschiffe durch die Dardanellen.
gestehe indessen, daß mir meine Partie 66 schon lieber wäre. ES ist seit 27 Jahren der erste Sonnabend, wo ich mein Spielchen nicht mache."
„Mich dünkt," sprach Sherlock Holmes, „Sie werdm selbst bald erkenne», daß Sie hmte um höheren Einsatz spielen als je bisher, auch wird das Spiel aufregender sein. Für Sie, Herr Merryweather, handelt es sich um etliche 30000 Pfund, und für Sie, Jones, um den Manu, dm Sie gern beim Kragen kriegen möchten."
„Ja, ja, dieser John Clay," fiel ihm der Pslizeiagmt ins Wort," ei» Mörder, Dieb, Falschmünzer, Schriftfälscher und dabei noch ein junger Mann, versteht sein Geschäft gründlich. Keinem Spitzbuben Londons legte ich die Handschellen lieber an al» ihm. Ein merkwürdiger Mensch ist dieser junge John Clay. Sein Großvater war ein Herzog und er selbst studierte iu Etou und Oxford. Er hat etum klugen Kopf und geschickte Hände; alle Augenblicke begegnen wir seinen Spurm, de» Mann selbst aber niemals. Seit Jahren bin ich ihm Ms der Fährte, habe ihn aber noch nie zu sehm bekommen."
„Ich hoffe das Vergnügen zu habm, Ihnen dm Schurken heute nacht vorzustelleu" — versicherte jetzt Holmes. „Auch ich habe bereits mit John Clay ein Hühnchen gerupft nud stimme mit Ihnen überein: Der Mann versteht sein Geschäft. Doch, eS ist zehn vorüber und die höchste Zeit auf- zubrechm. Wollen Sie beide dm ersten Wagen benützen, f» folgen Watson Md ich im zweiten."
(Fortsetzung folgt.)