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Tieres zwei Lhaflepotkugeln; somit hat dieses Pferd 18 Jahre lang die Kugeln im Leibe gehabt,^ohne daß man von seinen früheren Verwundungen etwas beobachtet hätte.

Homburg v. d. H., 27. April. Die Kaiserin Friedrich lebt zurückgezogen und empfängt nur dann und wann den Besuch fürstlicher Personen. Bei dem überaus milden und angenehmen Wetter sieht man da­gegen die Kaiserin und die Prinzessinnen fast täglich in den Straßen der Stadt promenieren, um hier und da Einkäufe zu machen. OefterS unter­nimmt die kaiserliche Familie größere Spaziergänge nach den nahen Wäldern oder weitere Ausflüge zu Wagen, bei welchen die Prinzessinnen selbst die Zügel führen. Auch begegnete man ihnen häufig in den Kuranlagen und an den Quellen. Namentlich sieht man Prinzeß Victoria oft ein prächtiges Viergespann von Trakehner Rappen eigenhändig mit großer Gewandtheit leiten, während die jüngeren Prinzessinnen in einem leichten einspännigen Ponywagen Nachfolgen. Meist wird bei diesen Ausflügen die Richtung nach dem eine Stunde von Homburg entfernten, von der Kaiserin im vorigen Jahre angekauften Schloß Friedrichshof eingeschlagen, um dort die mit dem Umbau des Schlosses und der Anlage des ausgedehnten Parkes verbundenen Arbeiten zu beaufsichtigen.

Weimar, 26. April. Der Kaiser ist mittags 12>/z Uhr eingetroffen, und unter Kanonendonner, Glockengeläute und dem Jubel der Bevölkerung in die prachtvoll geschmückte Stadt eingezogen. Vereine, Innungen und Schulen bildeten Spalier bis zum Schlosse, wo die Großherzogin den Kaiser empfing. Der Großherzog war dem hohen Gaste bis Sulza entgegengefahren.

Der Kölner Männergesangverein in Mailand. Man schreibt derWiener Freien Presse" aus Mailand, 21. April: Gestern beherbergte Mailand den längst ersehnten Kölnischen Gesangverein, der Hier­selbst die Sängerfahrt, die durch Italien macht, eröffnete. Das ganze Eden- Theater, ein Sommertheater, das 1500 Personen faßt, war ausverkauft und die Kölner erzielten einen glänzenden materiellen Erfolg, von dem materiellen abgesehen, der den Armen der Stadt Mailand zu gute kommt. Für die Italiener ist die Institution der Gesangvereine, für die sie sich des Ausdrucks Societä coralv" bedienen, etwas Neues, und so fand sich, während in Scala feierte, die ganze elegante Welt Mailands im Eden ein. Als Maestro Verdi, dessen Büste gleich neben der Beethoven'« das Parterre schmückte, an der Seite seiner Gattin erschien, da durchtönte brausender Beifall das Haus. Trotz seiner 75 Jahre ist Verdi noch frisch und munter. Nur mit Mühe konnte er, der nur für wenige Tage als Gast in Mailand weilt und eben im Begriffe ist, nachdem er den Winter in Palazzo Doria zu Genua ver­bracht, nach seinem Landgute Sant' Agata bei Busseto zu übersiedeln, sich den Ovationen entziehen, denen der schlichte Meister auf alle Weise auszu­weichen sucht. Wiewohl er sonst sehr frühe zu Bette geht, so brachte er gestern den Kölnern das Opfer, bis zum Schluffe'der Produktion, das heißt bis Mitternacht, auf seinem Platze getreulich auszuharren. Und er applau­dierte auch tüchtig, wenn ihm irgend ein Lied besondere Freude machte. Die Leser dieser Blätter mag es interessieren, daß die von Eo. Kremser com- ponierten LiederKomm', o komm', holdes Kindchen" undKein Graben so breit" das ganze Haus und auch Verdi zu Hellem Beifall heraussorderten. Und dasselbe gilt von dem von der Erzherzogin Marie Valerie von Oester­reich verfaßtenDer junge Rhein" ein Lied, das der Dirigent des Kölner Männergesangvereins, Heinrich Zöllner, selber in Musik gesetzt hat. Das Programm der Vorträge des Gesangvereins war überaus reichhaltig und in manchen Nummern wirkte neben den Kölnern, die mehr als 100 Köpfe stark auf der Bühne erschienen, die Sängerin Constanza Donita mit, deren Sopran von starker Empfindung getragen war. Die Kölner sind heute nach Venedig abgereist und werden sich auch dort produzieren. Am 9. Mai je­doch sollen sie nach dem großen Erfolge, den sie gestern erzielten, von neuem hier im Dal-Verme-Theater auftreten, ehe sie über den Gotthard nach Köln zurückreisen.

Der schleswigsche Lehrer, dessen Schulkinder im März 1888 bei der Mitteilung von der Nachricht von dem Hinscheiben Kaiser Wilhelms ein Hurrah anstimmten, ist vom Cultusminister seines Amtes entsetzt worden.

Die KönigsbergerHartung'sche Zeitung" berichtet: Ein auf dem Tragheimer Ausbau wohnhafter Arbeiter meldet dieser Tage dem Revier­polizeibeamten den Tod seiner beiden Kinder im Alter von resp. einem Jahre und drei Jahren an. Ueber die Todesursache befragt, gab der Mann resig­niert an:Sie werden wohl verhungert sein!" Nach den sofort angestellten Untersuchungen bewahrheitete sich die Angabe, denn im Hause der unglücklichen Familie wurden weder Lebensmittel noch Feuerungs­material vorgefunden; ein Schilflager mit einem jämmerlichen Deckbette diente ihr als Nachtlager. Ein erschütterndes Bild des Elends in großen Städten.

Aus der Schweiz, 24. April. Auf dem Walensee wurde ein Boot mit sechs Jnsaßen (es waren dies der Maler Fritz Vogel und fünf junge Mädchen) durch einen Windstoß umgeworfen. Vogel rettete ein Mädchen und sich selbst, die anderen vier ertranken.

Wien, 26. April. Nachdem der Verwaltungsrat der Tramway- Gesellschaft die Wiederaufnahme der Streikenden gestattet hat und ferner geneigt ist, die Arbeitszeit der Kutscher herabzusetzen, zur Durchführ­ung dieser Maßregel aber die Zahl der verfügbaren Kutscher kennen muß. so beschloß derselbe, den streikenden Kutscher eine Rückkehrsfrist festzusetzen. Die bis dahin nicht Zurückkehrenden werden definitiv als ausgetreten betrachtet. Abends herrschte in Favoriten und Hernals vollständige Ruhe, trotzdem patrouillieren vorsichtshalber Sicherheitswachen.

London, 27. April. Eine Reutermeldung aus Sansibar vom 27. April besagt: Die von Buschiri als Geiseln zurückgehaltenen Missionare sind heute in Sansibar eingetroffen. _

WevrnifchLes.

DieAufzüge deSPariserEiffelturms sind so beschaffen, daß sie in der Stunde 2356 Personen auf den ersten Stock und 750 auf die Spitze des Turms befördern können. Der Preis des Aufsteigens beträgt für den ersten Stock 2 Fr., für den zweiten 3 Fr. und für den dritten, (d. h. die Spitze) 5 Fr. Um die Ueberwachung zu erleichtern, wird die Verwaltung 16 Billetkassen errichten, 10 zu ebener Erde, 4 im ersten und 2 im zweiten Stock. Bis zum ersten Stock kann man auch die Treppen be­nutzen, muß aber doch die 2 Fr. bezahlen. Für die beiden anderen Stock­werke ist der Aufzug aber vorgeschrieben. Zehntausend Personen können sich zu gleicher Zeit im Turm, sei es auf den drei Plattformen, den Auszügen oder den Treppen, befinden, ohne daß das Gedränge zu groß ist.

E i n R i e s e n f a ß. Ein in Epernay gebautes kolossales Faß von 2000 Hektoliter Inhalt, welches auf einem von zwölf Paar Ochsen gezogenen Wagen nach Paris zur Ausstellung geführt wird, ist in der Nähe von ChateaU'Thierry aufgehallen worden, weil die Räder auf einer frisch be­arbeiteten Straßenstrecke tief eingeschnitten sind. Man hofft indes dasselbe bald zu befreien und es noch zeitig genug zur Eröffnung der Ausstellung an den ihm bestimmten Platz zu bringen. _

In de« Zlniversrtäts-Klinlken der verschiedensten Universitäten wurden schon seit Jahren Versuche mit den Apother Rich. Brandt's Schweizerpillen gemacht und so schreibt Professor Dr. Lambl in Warschau am 28. November 1888: Belieben Sie aefl. 15 Schachteln der wohlbewährten Schweizerpillen an die therapeutische Fakultäts-Klinik in Warschau zu senden". So mehren sich von Tag zu Tag die Beweise, daß die Apo­theker Rich. Brandt'schen Schweizerpillen das beste Mittel für die verschiedenen Unter­leibsbeschwerden sind; nur muß man vorsichtig sein, die ächten und nicht eine der vielen Fälschungen zu bekommen. Apotheker Rich. Brandt's Schweizerpillen sind L Schachtel 1 in den Apotheken erhältlich.

Gottesdienste am Mittwoch, 1. Mat:

Feiertag Philipps «. Jakobi.

Vorm. 9 Uhr Predigt: Herr Helfer Eytel. Nachm. '/r2 Uhr Bczirksmissionsfest. Redner Hr. Helfer Eytel, Missionar Hesse, Pfarrer Fischhauser aus Basel, Missionar Jrion aus Karlsruhe.

dankenvoll,und die Sache verspricht sehr interessant zu werden. Ich kann es Ihnen nicht verhehlen, daß die Lage der jungen Dame eine sehr ernste ist und daß, wenn nicht frische Beweise zu Tage gefördert werden, die sie rein waschen, sie unter der Anklage des Meuchelmordes in der nächsten Schwurgerichtssession vor Gericht ge­stellt und höchst wahrscheinlich auch verurteilt werden wird."

Hugh schauderte, aber antwortete Nichts.

Sie sehen, wie sehr die Thatsachen gegen sie zeugen und es fehlt fast kein Glied in der ganzen Beweiskette," fuhr Healp fort.Vor Allem kann nicht in Ab­rede gestellt werden, daß sie sich mit einem Manne, den sie keineswegs liebte, ver­lobt hat, um ihrem Vater die Besitzungen zu erhalten, was nur durch eine Heirat mit Mr. Farquhar möglich war. Am Vorabend des Hochzeitstages beschenkte er sie nun mit der Hypothek, die er auf die Besitzung hatte, so daß der eigentliche Beweg­grund für die Heirat zu existieren aufhörte; aber nichtsdestoweniger waren die Dinge bereits soweit gediehen, daß sie die Unmöglichkeit, im letzten Augenblick zurückzutreten, sehr wohl einsah, obgleich kein Grund vorhanden ist, annehmen zu können, daß sie der Idee, seine Gattin zu werden, bereits mehr ausgesöhnt war. Sie macht nun des Abends mit ihm einen Spaziergang ins Gehölz, kommt allein zurück, wenige Minuten nachdem ein Schuß abgefeuert wurde, begegnete ihrem Vater und Miß Farquhar und scheint sich in heftiger Auflegung zu befinden. Sie weigerte sich, die Rückkehr ihres Bräutigams abzuwarten, eilt ins Haus und scheint jede Vermutung, daß chm ein Unglück widerfahren könnte, zu verspotten, trotzdem er ihr versprochen hat, sie am Gitterthor des Gehölzes zu erwarten. Das Alles sieht sehr schlimm aus, und wenn wir auch noch die Entdeckung des Revolvers ins Auge fassen, der sowohl von Mr. Egerton, als Miß Farquhar als derselbe bezeichnet wird, welchen der Ermordete seiner Verlobten geschenkt hat, so erscheint der Fall nur noch dunkler."

Aber es gab ein Paar ganz gleicher solcher Revolver," unterbrach chn Hugh.Der Rechtsanwalt, den Mr. Egerton kommen ließ, hat bei der Protokoll­aufnahme Miß Farquhar ausgeforscht und di« Thatsach« festgestellt."

Ja, es ist aber auch festgestellt, daß Mr. Farquhar, als er nach Kings-Dene kam, nicht mehr im Besitz des zweiten Revolvers war.

Hugh muße die Richtigkeit dieses Einwurfes zugeben.

Aber," fuhr er fort,Miß Egerton erklärt auf das Feierlichste, daß sie ihren eigenen Revolver noch gesehen hat, nachdem sie aus dem Gehölz zurückgekehrt war."

Kann sie sich nicht getäuscht haben?"

Nein. Sie ist nicht die Person, sich solchen Täuschungen hinzugeben, oder derartige Jrrtümer zu begehen. Sie hat einen ungewöhnlich klaren, starken Geist und ich schenke ihrer Aussage unbedingten Glauben.

Wenn das der Fall wäre, dann müßte der Mörder sich der zweiten Pistole von dem Paar bedient haben. Aber wie erklären Sie sich dann das Verschwinden derjenigen Waffe, die in Miß Egerton's Besitz war?"

DaS kann ich mir eben so wenig erklären, als Mr. Egerton es selbst ver­mag; es ist ein unergründliches Geheimnis."

Ja, es ist ein Geheimnis," sprach Healp.Zugegeben, daß Miß Egerton von keiner Täuschung befangen ist, so muß die Pistole genommen worden sein in der Zeit, na<P>em sie sie selbst noch gesehen hatte und ihre Kammerflau hinaufging, um sie zu holen; das kann aber nur Jemand im Hause gethan haben. Hat diese Kammerflau etwa einen Groll gegen ihre Herrin?"

Dieselbe Frage Hab« ich auch an Natalie gerichtet. Sie verneinte jedoch und sagte, daß sie mit chrer Kammerflau aus einem ganz guten Fuße gestanden habe."

Ist dann vielleicht Jemand anders im Hause verdächtig, Miß Egerton ein Unheil zuzufügen?"

Rem," sagt« Hugh, doch in einem so zögerndem Tone, daß der Detektiv ihn mit fragendem Blick scharf anschaute.

Ich hoffe. Sie verheimlichen mir Nicht«, Mr. Cleveland," bemerkte er in ernstem Tone.Vergessen Sie nicht, daß ich so viel als möglich klar sehen muß, um erfolgreich arbeiten zu können."

(Fortsetzung folgt.)