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«4. Jahrgang.

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Hlages-WertigkeiLsn.

fAmtliches.fi Am 26. April wurde von der evangelischen Ober­schulbehörde die erste Schulstelle in Wolfschlugen, Bez. Nürtingen, dem Schullehrer Glatzle in Deckenpfronn, Bez. Calw, dis Schulstelle in Wald- hausen, Bez. Geislingen, dem Unterlehrer Waidmann in Ostelsheim, Bez. Calw, übertragen.

Wildbad, 19. April Einen neuen Beweis von der grenzenlosen Unverschämtheit der Stromer liefert wieder folgender Vorfall, der sich vor einigen Tagen unweit der eine Stunde von hier entfernten Kälbermühle er­eignete. Ein Fuhrmann ließ dort sein Pferd einige Minuten ohne Aussicht stehen. Diesen Moment benützte ein vorbeikommender Stromer, um das Pferd vom Wagen loszuschirren und mit ihm davon zu reiten. Als der Eigentümer, des Pferdes zurückkehrte, war vom Pferd und dem Reiter weit und breit nichts mehr zu sehen. Erst durch einen des Wegs daherkommenden Fuhrmann erfuhr derselbe, daß der Pferdedieb mit seinem Raubs dem eine Stunde entfernten Enzklösterle zureite. Der Beraubte setzte nun dem Diebe, ebenfalls zu Pferde, sofort nach und es gelang ihm, denselben einzuholen und ihn der Polizei zu überliefern. W. Ldztg.

Stuttgart, 27. April. Wie der St. Anz. hört, ist von Ihren Königlichen Majestäten der Gedanke angeregt worden, es möchte aus Anlaß des Allerhöchsten Regierungsjubiläums in den öffentlichen Gärten Stuttgarts ein Kinderfest, ähnlich dem alljährlich stattfindenden Maienfest, veranstaltet werden, damit die Kinder eine schöne Erinnerung an die festlichen Tage für ihr Leben bewahren. Ihre Majestäten beabsichtigen dann, den betreffenden Gärten zu Wagen einen Besuch abzustatten, um Sich an dem Treiben der Kmder zu erfreuen. Von Seiten des mit der Anordnung der Jubiläumsfeierlichkeiten betrauten K. Obrrhofrats sollen bereits Ver­handlungen mit den städtischen Behörden über die Organisierung und An­reihung eines solchen Festes an die sonstigen für jene Tage in Aussicht ge­nommenen Veranstaltungen stattgefunden haben.

Nizza, 27. April. (Telegramm des Schwäb. Merkurs.) Ihre Majestät die Königin ist heute einer großen Gefahr glücklich ent­gangen. Als Höchstdieselbe heute Nachmittag mit der Hofdame Baronin v. Wöllwarth gegen Eza spazieren fuhr, wurden die Pferde durch einen plötzlich aus einem Tunnel in der Nähe herausfahrenden Zug scheu ge­macht. Das Handpferd sprang über die Schuzmauer, welche die Fahrstraße von dem steil gegen das Meer abfallenden, etwa 20 m tiefen Abhang trennt, und riß auch das andere Pferd nach sich; zum Glück brach die Deichsel und blieb der Wagen auf der Straße stehen. Ihre Majestät begab sich hierauf zu Fuß nach der nächsten Villa in Beaulieu, von wo General Kladistschew HöchstSie in seinem Wagen nach Nizza brachte. Ihre Majestät befindet sich vollkommen wohl; von den übrigen im Wagen befindlichen Personen hat nur der Lakai eine übrigens nicht bedeutende Verletzung erlitten. Von den Pferden ist das eine tot, das andere schwer verletzt. (Bereits unfern ausw. Abonnenten in einem Extrablatt mitgeteilt. D. Red.)

O b e r n d o r f a. N. 26. April. Die Offiziere der k. ottomanischen Gswehrrevisionskomm. empfingen gestern abend den Besuch des türkischen Hauptmanns der Kav. Sallih Bey. Derselbe hält sich nebst einer An­zahl anderer türkischer Offiziere seit 2 Jahren in Berlin auf, um sich in der deutschen Kriegskunst gründlich auszubilden. Dieselben werden später als Armeeinstruktoren an der weiteren Umgestaltung des türkischen Militärs nach deutschem Muster mitzuwirken haben. Auch in anderen deutschen Garni­sonen befinden sich zu dem gleichen Zweck türkische Offiziere der verschiedensten Waffengattungen. Die Gesamtzahl derselben dürfte sich gegenwärtig auf etwa 911 belaufen. Die Zeit ihres Aufenthalts im deutschen Heere ist aus drei Jahre festgesetzt. Von den außerordentlichen Schneemassen, die uns der letzte Winter brachte, sind jetzt noch Reste vorhanden. Obwohl seit Wochen Sonne, Wind und Regen sich zu deren Wegräumung vereinigt haben, liegen da und dort noch Schneehaufen von teilweise mehr als ein Meter Tiefe. Den Wintersaaten haben dieselben an manchen Plätzen nicht unerheblich geschadet. Abgesehen von diesen lokalen Schäden stehen indessen die Saaten im Allgemeinen sehr schön, früh gesäter Roggen geradezu präch­tig. Die Fcühlingssaat ist im Allgemeinen beendigt. Die Obstbäume sind in der Entwicklung noch so weit zurück, daß zu hoffen steht, die Blütezeit werde erst nach der gefürchteten Woche der sog. Wetterheiligen beginnen.

Als Seltenheit wird aus Laupheim vom 24. April folgendes gemeldet: Einem Oekonom in Unterweiler krepierte ein Pferd, welches den 1870r Feldzug mitgemacht hatte. Bei der Sektion fand man im Körper de»

Feuilleton.

»achdr uck verbot«».

Verschlungene Käden.

Roman aus dem Englischen von Her m ine Franken st ein.

(Fortsetzung.)

38. Kapitel.

Dann fuhr er fort, wartend auf- und abzugehen; als indes bis zum Abgang des Zuges ihm übrige Zeit verann, ohne daß Mc. Hyam nach Hause zurückkehrte, sah er sich genötigt, seine Unterhandlung mit dem Wucherer zu verschieben und nach dem Bahnhof zu fahren, um den Zug rechtzeitig zu erreichen. Auf der Station in W*** angelangt, wurde er von Hugh Cleveland in Empfang genommen, und während sie nach Kings-Dene fuhren, teilte ihm Hugh Alles über die Ermordung Farquhar's mit, was er selbst davon wußte, und der Detektiv hörte ihn voll ge­spanntester Aufmerksamkeit an.

Die Leichenschau und das erste Verhör wurde um zwei Uhr abgehalten," fuhr Hugh fort,und der Ausspruch lautete auf Anklage wegen Meuchelmordes, be­gangen durch Natalie Egerton, die daraufhin von dem Polizeibeamten White nach W*** gebracht wurde und sich daselbst jetzt in Untersuchungshaft befinde t."

''Trotz aller Selbstbeherrschung, mit der er sprach, vermochte er doch nicht, die furchtbare Aufregung, in der er sich befand, ganz zu verbergen, und seine Stimme bebte bei den letzten Worten. In seiner Liebs und Teilnahme für das stolze Mäd­chen, das sich in solch einer entsetzlichen Lage befand, litt er fast noch grausamer als Natal ie, als sie an diesem Nachmittag aus dem Vaterhause fortgeführt wurde, sie hatte es fast zur selben Stunde als Braut verlassen sollen, um in das Ge­fängnis gebracht zu werden. Er hatte sie auf der schrecklichen Fahrt begleitet uno sich bemüht, ihr mit den zärtlichsten TcosteSworten Mut einzuflößen, aber um'onst, denn als der grausame Ausspruch ver Jury gefällt worden, hatte Natalie all ihre bisherige Fassung vergessen und war in ein: schrankenlose, stumme Verzweiflung

versunken. Sie war sich nur einer Thatsache bewußt, daß sie, die ihren Kopf stets so hoch getragen hatte und der die Makellosigkeit ihres Namens immer über Alles gegangen, es war, durch die dieser Name jetzt entehrt wurde, und daß sie sich in einer Lage befand, in der sich noch nie Eines aus ihrer Familie befunden hatte.

Das Entsetzen, die Schmach darüber war zu grausam, zu qualvoll und sie wäre tausendmal lieber gestorben, als daß sie diese Erniedrigung über sich ergehen lassen mußte.

Wohl war sie teilweise auf diesen Ausgang der Protokollaufnahme vorbereitet gewesen, aber wir wissen niemals, wie mächtig die Hoffnung in uns lebt, so lange uns ein Unglück nicht zur unumstößlichen Gewißheit geworden ist, und obgleich sie sich auf das Aergste gefaßt gemacht, hatte sie doch heimlich geglaubt, es würden Beweise auftauchen, die sie von jeder Schuld, von jedem Verdacht befreiten.

Das war nicht der Fall gewesen und Jsabella Farquhar's Aussage, deren leidenschaftliche Bitterkeit durch Hugh Cleveland's Anwesenheit nur noch erhöht wurde, war allein schon fast hinreichend, um sie in den Augen der Jury, die bestimmt war, die Wahrheit über Gilbert Farquhar's Tod zu ergründen, als schuldig zu be­zeichnen. Ein anderer Ausspruch konnte unter den obwaltenden Umständen kaum möglich sein.

Bevor Sie irgend Etwas beginnen," sagte Hugh, nachdem er seine Er­zählung beendet hatte,wünsche ich, daß Sie für Ihre Person von Miß Egerton'S Unschuld vollständig überzeugt wären."

Eine solche Ueberzeugung ist nicht notwendig, Herr," antwortete der Detek­tiv höhnisch,ich thue für jeden meiner Klienten das Möglichste, sei er nun schuldig oder nicht."

Gewiß aber es wäre mir lieber, Sie gingen von einem richtigen Standvunkt aus, als von einem falschen, und ich wieverhole Ihnen, Miß Egerton ist an diesem Verbrechen eben so unschuldig, als ich eS selber bin. Jetzt sagen Sie mir, was Sie über den Fall denken."

ES ist ein« sehr geheimnisvolle Geschichte," erwiederte Healp leise und ge-