LedeLour (S.) erinnert die Freisinnigen nochmals an den Fall Schelleuberg-Wtesbaden, um die Angabe zu widerlegen, daß Postbeamte keine politischen Beamten seien. Hierauf wird zunächst abgestimmt über die Regierungsvorlage und zwar in namentlicher Abstimmung. Dieselbe wird abgelehnt mit 286 gegen 17 Stimmen bei 2 Enthaltungen. Daun wird namentlich abgestimmt über den Antrag Ablaß (Bewilligung der Ostmarkeu-Zulagen, aber unter Wegfall von 210 000 ^ für Unteroffiziere.) Die Annahme erfolgt mit 167 gegen 137 Stimmen. Diese beiden Abstimmungen bezogen sich auf die Förderungen zum Militär-Etat. In einer drttten Abstimmung werden die Zulagen auch str die Postbeamten bewilligt mit 156 gegen 148 bei eiuer Enthaltung.
Zweite Beratung des Gesetzentwurfes betr. Abänderung (Abschwächung) des Tierhalterhaftuugs-Paragraphen des B. G.-B. Die Kommission beantragt unveränderte Genehmigung.
Gabel (Rfp.) empfiehlt eine Bestimmung: Die Bienen gellen als Haustiere. Vareuhorst (Rp.) tritt für diesen Antrag ein, Staatssekretär Nieberding bittet um Ablehnung. Stetndl (Z.) erklärt als Bienenwirt, er batte diese Aenderuug für falsch und werden gegen den Vor- schlag stimmen. Auch Stadthagen bekämpft die Vorlage.
Der Antrag Gäbe! wird mit großer Mehrheit abgelehnt, der Gesetzentwurf sodann unverändert angenommen.
Entwurf betr. Aenderuug des § 63 des Handelsgesetzbuches, Gehallsansprüche der Handlungsgehilfen bet uv- entschuldigter Behinderung, namentlich bei Krankheit. Die Kommisstou hat beschlossen, daß der Gehilfe nicht verpflichtet sei, sich das Krankengeld abrechnen zu lassen.
Staatssekretär Nieberding erklärt. Die verbündeten Regierungen würden nicht in der Lage sein, dem Gesetz in der Kommisfiousfassuug zuzustimmen. Trotzdem wird nahezu einstimmig das Gesetz in der Kommissionssassung angenommen.
WSrtlevrbergifcher Landtag.
Stattsart, 6. Mai.
Am Regieruugstisch: Minister Dr. v. Pischek.
Präsident v. Payer eröffnet die Sitzung um 9'/« Uhr.
Als erster Gegenstand steht auf der Tagesordnung der Staatsvertrag mit Preußen wegen Greuzregulieruug zwischen den Gemeinden Engstlatt (OA. Balingen) und Steinhofen (OA. Hechiugen). Dem Vertrag wird ohne Debatte zugestimmt.
Man geht über zu verschiedenen Eingaben,
zunächst derjenigen der Straßen-, Fluß- u. Schleusenwärter des Lander um Verbesserung ihrer Verhältnisse.
Die Fiuanzkommtsfion, der die Eingabe zur Vorberatung überwiesen worden war, beantragt: 1) die Eingabe der Straßenwärter der Regierung zur Berücksichtigung, 2) diejenige der Fluß- uud Schleusenwärter zur Erwägung zu übergeben.
Berichterstatter Rembold-Aalm (Ztr.) verliest die Eingabe, aus welcher hervorgeht, daß die Petenten eine Erhöhung ihrer Bezüge und freie Dienstkleidung wünschen.
Minister Dr. v. Pischek: Durch die Beamtenauf- befferung seien auch die hier in Betracht kommenden Kategorien erheblich bester gestellt worden. Die Gesamterhöhung des Etats würde, wenn der Eingabe entsprochen würde, sich auf 46 800 ^ belaufen, die Ausgabe für die Gewährung freier Dienstkleidung allein zirka 28 000 Er werde den Wünschen der Straßeuwärter so well wie möglich eutgegenkomuun; ob eine Erfüllung derselben aber schon im nächsten Etat möglich sein werde, hänge von der Gestaltung der Finanzlage ab, die wie sich jetzt schon sagen lasse, eine so ungünstige sein werde, daß äußerste Sparsamkett angezeigt sei.
Lieschiug (Vp,) spricht sich gleichfalls für „Erwägung" aus.
Der Berichterstatter Rembold-Aaleu (Ztr.) tritt nochmals für den Kommtjfionsautrag ein.
Fluth aber, um seinen Sinnen nichts von ihrer scharfen Klarheit zu rauben, nippte nur einen kleinen Schluck.
.I, Gott nee." sagte Balthasar tadelnd, „verhalten Se sich doch uich so ablehnend gegen dies köstliche Getränk. Ich meine immer, nachher lebt fich's noch mal so vergnügt."
„Mir macht cs Schwindel uud Verstimmung," log Fluth — „nichts für ungut, Herr Bäuerle, ich bin deshalb doch kein schlechter Kerl und werde schon mit ihnen handelseinig. Doch nun zu unserem Geschäft."
(Fortsetzung folgt.)
Metternichs Napoleon-Anekdoten.
In der letzten seiner interessanten Wochenplaudereien, die er unter dem Titel „La Vir L Paris" im „Temps" veröffentlicht, erzählt Julius Claretie eine Anzahl bekannter uud unbekannter Anekdoten über Napoleon I uud über die Familie des Kaisers. „Der Roman Napolens I", so schreibt der Leiter der Comödie-Francaise, „wird den Geschichtenerzählern ewig Stoff für ihre Histörchen bieten. Die Fürstin Metternich z. B. hat von dem Gegner des Kaisers, dem großen Metternich, hübsche Napoleon-Anekdoten, die sie ekuual Viktorien Sardon erzählte und die ich mit SardonS Erlaubnis weiter erzählen darf. Eines TageS ging Metternich in Compiegne mü der Kaiserin Marie Louise spazieren; Napoleon stand in einiger Entfernung und sah Len beiden nach. Der Grandseigneur Metternich plauderte und gestikulierte wie ein echter Hofmann, und die Kaiserin blickte träumerisch in die Weite. Als Metternich wieder
Dr. Lindemann (Soz.) hält den KommisfionSantrag für das richtige. Bei den vorliegenden Wünschen bandle es sich um solche, die bei der letzten Beamtenaufbefferung nicht erfüllt worden seien.
Lieschiug (Vp.) tritt den Ausführungen des Vorredners in verschiedenen Punkten entgegen und befürwortet nochmals seinen Antrag auf „Erwägung".
Minister Dr. v. Pischek: Die Minister begrüßen jede Verbesserung, die sie für ihre Beamten erreichen können; andererseis müssen fie aber auch die Finanzlage im Auge behalten.
Graf-Stuttgart (Ztr.) befürwortet den Kommissions- antrag.
Nach weiteren Ausführungen des Abg. Lieschiug (Vp,) wird der Antrag Lieschiug gegen die Stimmen der Bolkspartei, der Deutschen Partei (ohne Naumann) und des Abg. Schach (Ztr.) abgelehut uad der Kommisstons- antcag auf „Berücksichtigung" (bei den Straßenwärteru) angenommen.
Uebcr die Eingabe des Landesverbands württ. Hafnermeister betr. Errichtung eiuer ausgesprochenen Fachschule für das Hafnergewerbe in Württemberg berichtet wieder der Abgeordnete.
Rembold-Aaleu (Ztr.): Der Antrag der Finanzkommisston geht dahin, die Eingabe der K. Staatsregieruug zur Erwägung mitzuteilen.
Körner (BK.) ist mit dem Beschluß der Kommission nicht einverstanden. Man solle den Hafnern wärmer ent- gegenkommen. Er meine daher, man solle die Eingabe der Hafner der Regierung zur Berücksichtigung übergeben.
Die Abgg. Körner, Hiller und Rübling bringen diesen Antrag rin.
Fischer (Soz.) glaubt, den Antrag der Kommission empfehlen zu müssen.
v. Kiene (Ztr.) ist für den Antrag Körner und Gen.
Hieber (D. P.) tritt de» Antrag Körner bei, aber mit der Ergänzung, die die Ftnanzkommisfion ihrem Antrag beigefügt habe (betr. keramische Abteilung und Besuch fremder Fachschulen).
Lieschiug beantragt im gleichen Sinn einfach im Antrag der Finanzkommisfion Erwägung durch Berücksichtigung zu ersetzen.
Minister Dr. v. Pischek hält den Kommisfiousantrag für genügend, jedenfalls gehe Berücksichtigung samt den Zusätzen des Kommisstonsantrags weiter als die Petenten wollen.
Berichterstatter Rembold-Aaleu: Man könne nicht mehrere Wege als gangbar bezeichnen, sondern müsse sich für einen entschließen, und dieser eine sei nach Ansicht der Kommission in der Errichtung der Schule zu erblicken.
Nübliug (B.K.) hält den Antrag Körner aufrecht, ohne die Zusätze deS Kommissionsantrags.
Keil (Soz.): Der Antrag Lieschiug, der unter allen Umständen etwas tun wolle, aber noch verschiedene Wege offen lasse, sei auch seiner Partei annehmbar.
Der Antrag Niebling, Körner und Gen. (Berücksichtigung der Eingabe) wird gegen Zentrum uud Bauernbund außer Frhr. v. Perglas abgelehut und sodann der Antrag Lieschiug einstimmig angenommen. Der Kommtssionsan- trag ist damit hinfällig.
Es folgt eine Eingabe der Deutschen Friedensgesellschaft vom 19. April 1907 um verwilligung einer Subvention für das Internationale Friedensbureau in Bern und die Deutsche Friedrnsgesellschast in Stuttgart.
Berichterstatter Kraut (KB.) berichtet über die Ziele der beiden Gesellschaften. Erfolge haben die Gesellschaften bisher wenige aufzuweiseu. Es sei wohl auch nicht in erster Linie Sache Württembergs, hier einzugreifeu. Der Reichstag sei in letzter Zeit über ähnliche Eingaben zur Tagesordnung übergegangen. Daher habe er in der Kommisfion Kenntnisnahme beantragt, doch sei die Mehrheit für ein wärmeres Eintreten gewesen und habe den Antrag angenommeu, die Bitte der Regierung zur Erwägung zu übergeben.
Mayer-Ulm (Bp.) befürwortet die Eingabe. Württemberg könne durch Unterstützung dieser Eingabe auf leichte Weise zeigen, daß es unter die Kulturstaaten gehöre.
zum Kaiser kam, fragte ihn dieser: „Nun, was haben Sie mit der Kaiserin gesprochen?"' — „Nichts Wichtiges, Sire. Ich erzählte ihr kleine Hofgeschichten aus Wien, und die Kaiserin schien daran Gefallen zu finden." — „Ach! ja, kann ich mir denken," sagte der Kaiser mit einem Seufzer und mit einer nervösen Handbeweguug, „Sie, Sie wissen, wie man mit solchen Dame« spricht." Hier offenbarte sich der Emporkömmling, den es schmerzte, daß er die Sprache, die Sitten der Höfe nicht kannte.
„Ein andermal aber," so erzählt der alte Metternich der Fürstin Metternich, „erschien mir Napoleon größer uud mächtiger als je; es war eines Abends bei einem intimen Essen, einem Familienesseu, dem Murat, der König Louis, der König JsrSme beiwohnten und zu dem ich auch eingeladen war. Während des Mahles ließ ein auf der Speisekarte augezetgtes Gericht etwas lauge aus sich warten. So etwas kommt selbst bei Monarchen vor. Ich weiß nicht mehr, ob eS der Fisch war, der da fehlte, uud ob der Koch, wie einst Vatel, sich seinen Degen oder seinen Bratspieß durch den Leib jagen wollte. Ich weiß nur, daß die Stirn des Kaisers sich umwölkte und daß Napoleon sich plötzlich an Murat wandte und mit einer unnachahmlich souveränen Geste sagte: „König von Neapel, sehen Sie doch einmal nach, warum man uns nichts serviert!" Der König stand auf, grüßte und ging hinaus. Da er nicht wiederkam, sagte der Kaiser nach einer Weile noch eine Nüarce herrischer zu Jsröme: „König von Westfalen, gehen Sie doch einmal hinaus und sehen Sie, weshalb der König von Neapel uns warten läßt!" JörSme
Rembold-Aaleu (Ztr.): Im Hinblick auf den hoffeut ltch kommenden Völkerfrieden trete er ein für Bewilligung der Unterstützung.
Darauf wird der Kommissionsantrag gegen die Stimmen des Abg. Hieber (D. P.) und eines Teils des Bauernbundes angenommen.
Hrrgss-Hlsurgkeiten.
AZS MM «yd LWZ.
Nagold, din 7. Mai 1S0S,
Brstabschlag. Die hiesige Bäckergenoffenschaft gibt von heute an das 1 Psund-Laible zu 16 H, 1 Kilo Roggenbrot zu 27 -H, 2 Kilo Schwarzbrot zu 54 -rZ ab.
Tchietinger», 6. Mai Ein furchtbares Hagelwetter verwüstete gestern abend nach 7 Uhr Felder uud Gärten. Der Schaden ist nicht unbedeutend. Heute finden sich hinter den Häusern noch große Hagelhaufen.
Güudriugen, 5. Mai. Heute abend gegen 7 Uhr ging bei uns ein starker Wolkenbruch, begleitet von Hagel, nieder. Es fielen Hagelkörner von doppelter Erbsengröße. Ein Glück, daß die Vegetation noch zurück ist, sonst wäre dem Landmann großer Schaden erwachsen. Mögen wir von weiteren Gewittern verschont bleiben.
Baifisgeu, 6. Mai. Ja Baifingen, Seebronn und Umgegend ging am Dienstag abend nach 7 Uhr ein schweres Gewitter mit orkanartigem Sturm nieder, das großen Schaden an Obstbäumen verursachte.
r. Horb, 6. Mat. Gestern abend 7 Uhr entlud sich über unserer Markung ein furchtbares Gewitter mit starkem Hagel in der Größe von Haselnüssen und Taubemiern. Er dauerte ca. 15 Minuten. Die Eismaffen waren noch eine Stunde später zu sehen. Das Unwetter hat in den Gärten ziemlich viel Schaden angerichtet.
Horb, 5. Mai. Gestern tagte hier die 9. Jahresversammlung der Missionskonferenz der evangelischen Geistlichen und sonstiger Misfionsfreunde aus den Dekanatämtern Tübingen, Herrenberg, Neuenbürg, Calw, Nagold, Sulz, Tuttlingen und Balingen in der hiesigen evangel. Stadtkirche. Nach Begrüßung durch den Vorsitzenden, Dekan Römer von Nagold, hielt Dekan Meidele von Sulz einen längeren Vortrag über „die Pflege eiuer neugegröndeteu Missions-Gemeinde nach dem 1. Korintherbrief. Bei der anschließenden Besprechung konnten mehrere anwesende Missionare sehr interessante Illustrationen aus ihren Erfahrungen auf dem MtsfiouS-Gebiet geben. So wurde aus Indien z. B. berichtet, daß für den Inder daS Verhältnis von Religion und Philosophie kein Problem sei, beides ist ihm gleich. Der Inder löst gerne daS Christentum in Philosophie ans. Auch ist das Verhältnis der Religion zur Sittlichkett dort rin ganz anderes; sittliche Verfehlungen werden nicht als Sünde erkannt; der Inder hat gar kein Bewußtsein der Sittlichkeit nach unseren Begriffen. Darum ist auch die Arbeit der Mission in Indien eine recht schwere. Bet der Frage der Anpassung an heidnische Gebräuche war die Mitteilung eines anderen Missionars interessant, daß eine Synode eingeborener christlicher Pfarrer und Lehrer nach langer Beratung die Streitfrage, ob die verheirateten Frauen ihren Naseming auch nach ihrer Aufnahme in die christliche Gemeinde noch tragen dürsten, in verneinendem Sinne entschieden hat. — Bei den geschäftlichen Mitteilungen, die der Schriftführer der Konferenz, Stadtpfarrrr Haller von Tuttlingen, machte, wurde beschlossen, daß in der 2. Hälfte des Oktober 1908 wieder ein Jnstruktiovskurs für Mission für die Geistlichen im Palmwald in FreudenstadL stattfinden solle. Nach dem im Gasthof zum „Bären" eingenommenen Mittagsmahl versammelte sich die Konferenz wiederum in der Stadtkirche, um einen äußerst lebendigen uud lehrreichen Vortrag des Pfarrers Mühlhäusser, theologischer Lehrer am Basler Missionshaus, zu höre», über das Thema: „Der Animismus in der Völkerwelt und die Mission", an welchen sich eine sehr lebhafte Besprechung anschloß.
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folgte Murat und ging gleichfalls hinaus. Und wenn die beiden nicht bald mit de« Lakaien, der das langerwartete Gericht brachte, wiedergekehrt wären, hätte der Kaiser sicher noch gesagt: „König von Holland, sehen Sie doch mal nach was der König von Neapel und der König von Westfalen da draußen machen!" Diese befehlerische Geste und diese an Könige gerichteten Worte, die keinen Widerspruch ja nicht einmal eine Antwort zuließen, haben wir in lebendigster und cäsarischster Weise gezeigt, wie Napoleon wirklich das Haupt, der Imperator, der Herr uud Meister war!"
Ein Meister, der nicht ohne Zorn die Launen und die Einfälle seiner Schwestern über sich ergehen ließ. Unter meinen Autsgraphrn besitze ich einen Befehl Napoleons, in dem er wütend die Vernichtung von indischem Kaschmir uud indischem Musselin anordnet, von Steffen, die die Fürstin Pantine Borghese trotz dxr kontinentalen Sperre durchgeschmuggelt hatte. „Man verbrenne alles! Gerade weil cs für die Fürstin bestimmt ist!"
Da- Fleisch des Bürgermeisters. Aus Baden wird solgeuoes nette Geschichtchen verbürgt erzählt: Der Bürgermeister A. in W. hatte einen Ochsen verkauft, der sich bei der Schlachtung als tuberkulös erwies. Ein Teil des Fleisches wurde als minderwertig wie üblich auf der Freibank ausgehauen, der Rest mußte veilocht werden. Der Abdecker, der das letztere besorgt hatte, liquidierte für seine Bemühungen 3 indem er folgenden Schein ansstelltc:
„Für das Begraben ungenießbaren Fleisches von Bürgermeister A, Ochs in W 3